Destiny. Grace Goodwin

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Destiny - Grace Goodwin Interstellare Bräute Programm - Ascension Saga

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style="font-size:15px;">      “Warum erzählst du mir davon?” fragte ich. Coburt hatte ich nur als verschlossenen, ernsten Jungen aus meiner Jugend in Erinnerung, und in letzter Zeit als meinen Entführer. Einen Verräter. Er bedeutete mir weniger als nichts.

      “Lord Wyse war Inspektor Optimi und Vater von Radella, die bis zur Rückkehr deiner Töchter Thronerbin war. Er war mächtig und voller Hinterlist. Mit exzellenten Kontakten.”

      “Er ist tot. Also war er nichts weiter als eine Marionette.”

      Sein Lächeln versiegte, als ob ich etwas Wichtiges herausgefunden hatte. “Ja. Eine Marionette. Genau wie du,” erwiderte er. Als Lord Wyse noch am Leben war, mochte er sich ihm gegenüber unterwürfig gezeigt haben, aber jetzt war klar, dass er meinem Cousin gegenüber nicht wirklich treu war. Mehr als klar.

      So viel Drama. Warum machte er sich die Mühe mir zu sagen, dass Lord Wyse nicht der Strippenzieher hinter meiner Entführung war? Als der Angriff im Palast stattgefunden hatte, war er selber nur ein Junge gewesen. Wir beide waren fast noch Kinder gewesen. Was sollte das hier? “Was willst du? Du weißt, dass Lord Wyse mir herzlich egal ist. Ich habe keine Angst vor dir. Du allerdings solltest dich vor mir fürchten.”

      Er lachte, und zwar so kaltherzig, dass ich erschauderte. “Wir haben Pläne für dich, meine Königin.”

      “Du meinst, dein echter Boss hat Pläne für mich.” Soviel stand fest. Ich hatte lange genug in dieser Zelle gesessen, um das herauszubekommen, und er wusste es. “Dann bring mich zu ihm. Oder zu ihr. Lass es uns hinter uns bringen. Warum würdest du mich weiter hier festhalten?”

      “Dein Nutzen wird Ort und Zeit haben,” entgegnete er. “Wenn der K—”

      Ionenfeuer erfüllte den Raum. Narbengesicht riss schockiert die sonst so höhnischen Lippen auf, als er auf die Knie und dann zu Boden fiel.

      Er brachte den Satz nie zu Ende. Der Priester, der bis jetzt regungslos dagestanden hatte und den ich schon völlig vergessen hatte, hob seinen Arm. Der lange Ärmel fiel zurück und enthüllte eine Ionenpistole. Noch ehe ich blinzeln konnte, hatte er Narbengesicht in den Rücken geschossen.

      Mit Entsetzten sah ich zu, wie mein Folterknecht, mein Gefängniswärter seit meiner Entführung auf den Boden rollte. Mit offenen Augen starrte er an die Decke. Blind. Tot. Eine Blutlache bildete sich um ihn herum. Keine ReGen-Technologie würde ihn mehr retten können.

      Als der Schock mich schließlich einholte, stieß ich ein spätes Keuchen aus. Langsam stand ich auf und blickte den Priester an. Ich würde die Nächste sein.

      Aber anstatt abzudrücken, senkte er die Waffe und sie verschwand wieder unter seinem Ärmel. Als ob nichts gewesen wäre.

      “Sein Nutzen hatte ihren Ort und ihre Zeit. Und ist abgelaufen.”

      Die Stimme des Priesters war langsam und tief. Ruhig. Er war kein Priester, zumindest keiner der friedliebenden Ordensschüler, die ich noch kennengelernt hatte.

      Coburt Wyse war tot. Narbengesicht war tot. Lord und Lady Jax waren tot. Jemand war dabei, sich aller losen Enden zu entledigen. Jemand war dabei all die zu töten, die über mich Bescheid wussten, oder den eigentlichen Plan am Werke.

      Wer war der Drahtzieher?

      Als ich mitansah, wie der Priester den Leichnam aus meiner Zelle schleifte, hatte ich das Gefühl, dass ich es bald genug herausfinden würde.

      1

       Destiny, Festung des Priesterordens in den Bergen von Mytikas

      Auf der Erde nannte man Mitternacht auch die Geisterstunde. Hier aber, hinter den Mauern des Priesterordens war es eher die Gesangsstunde. In fast jedem Raum der endlos langen Gänge versammelten sich die Priester—im Training oder nicht—und sangen. Sie gaben einfach keine Ruhe mehr. Und als sie schließlich verstummten, ging das Meditieren los. Priester blieben lange auf, ihre Körper hatten sich irgendwie dem schimmernden Mondschein auf den Aleranischen Blumen angepasst, die außerhalb der Zitadelle wuchsen. Alles war sehr gemeinschaftlich und hippiemäßig. Verdammt nervig für all diejenigen unter uns, die in ihrem Leben nicht besonders viel Zeit in einer Kommune zugebracht hatten. Sie schienen mehr Geduld im kleinen Finger zu haben, als ich im gesamten Leibe aufbringen konnte.

      Aber seit Faith sich dem Planeten vorgestellt hatte, gab es hier sehr viel weniger Singsang und mehr Getuschel, und das war genau was ich mir erhofft hatte. Eine Bande Introvertierter, die endlich alles rausließ. Sie diskutierten über die wundersame Rückkehr der Prinzessinnen Trinity und Faith und sie spekulierten über den dritten leuchtenden Turm und den Verbleib ihrer Königin.

      Das wirklich Verrückte daran war allerdings, dass ich die dritte Prinzessin war, über die sie alle schwatzten. Wenn sie mich jetzt erwischen würden, dann würde ich ehe ich mich erklären könnte, im Kerker sitzen. Oder tot sein. Es war durchaus denkbar, dass sie mich auf der Stelle umbringen würden.

      Ins Büro der Oberpriesterin einzubrechen war strengstens verboten.

      Wie ich—auch von diesem aufgestauten Klatsch—gehört hatte, wurde dieses Vergehen vor ein paar hundert Jahren mit dem Tode bestraft. Da seitdem keiner mehr erwischt worden war, konnte ich nicht genau sagen, ob sie ihr Regelwerk geändert hatten oder ob es seitdem niemand mehr versucht hatte.

      “Dann werde ich wohl sehr, sehr vorsichtig sein müssen.” Ich redete mir gut zu, als ich mich an die Rebstöcke klammerte, die sich am höchsten Turm innerhalb der Festungsmauern rankten. Ich kam mir vor wie Romeo unterwegs zu Julia, wie damals in der Schulaufführung.

      Ich blickte mich um und stellte sicher, dass mich niemand sah … ehe ich etwas hinrichtungswürdiges tat, dann öffnete ich ein Fenster und hangelte mich nach oben. Ich schlang erst mein Bein und dann den Rest von mir durch die Öffnung. Das Büro befand sich mindestens im dritten Stock, aber die Reben waren dick und ich war zierlich. Es war fast schon zu einfach.

      Fast lautlos landete ich auf dem dünnen Teppichboden und bemerkte, dass der Raum immer noch schön warm war. Die alte Frau, die hier regierte, hatte gebrechliche Knochen und sie schien hier oben in den Bergen der Hauptstadt nicht gerne zu frieren. Die Festung war allerdings vor Urzeiten errichtet worden und sie hatte keine andere Wahl, als mit der Witterung klarzukommen. Der Priesterorden war zur selben Zeit wie die royale Blutlinie gegründet worden. Die allererste Königin, die von der Zitadelle auserkoren worden war, hatte den Schwur des ersten Priesters akzeptiert, und so hatte alles seinen Anfang genommen. Generation für Generation hatten die Priester Alera gedient, in Rechtsangelegenheiten und zum Schutze des Königreichs. Sie waren die Schreiber und Archivare und wurden mit Wissen betraut, das nur wenigen zugänglich war. Sowohl der Priesterorden als auch die royale Blutlinie standen irgendwie mit der Zitadelle in Verbindung, aber beide hatten ihre Geheimnisse. Und die Priester dienten der königlichen Familie—meiner Familie—seit Jahrtausenden.

      “Ein verfluchter Verräterhaufen.” Nicht alle von ihnen waren schlecht. Seit zwei Wochen hatte ich jetzt mit ihnen trainiert, gegessen und mich als eine von ihnen ausgegeben. Ich war eine Novizin. Ein Neuankömmling. Und sie hatten mich in ihre Mitte aufgenommen. Die meisten von ihnen waren nette, anständige Leute. Sie waren freundlich, hilfsbereit.

      Aber längst nicht alle von ihnen. Nein, jemand—oder mehrere jemande—war verdorben bis ins Mark. Oh ja, es gab einen wirklich

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