Die neue Praxis Dr. Norden 1 – Arztserie. Carmen Lindenau

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Die neue Praxis Dr. Norden 1 – Arztserie - Carmen Lindenau Die neue Praxis Dr. Norden

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umrahmt. Ein paar Felsen ragten aus dem See heraus und wurden an heißen Tagen als Sonneninseln genutzt. Franziska und Lorenz waren nicht die einzigen, die an diesem Spätsommertag zu einem Picknick an den See gekommen waren.

      Der Abenteuerspielplatz an der breitesten Stelle des Ufers hatte auch Familien mit Kindern angelockt. Sie teilten sich den Platz auf dem Rasen mit Liebespaaren, Spaziergängern und Wanderern.

      »Was hältst du davon, wenn wir uns dort hinsetzen? Verzeihung, ich meine, was halten Sie davon?«, verbesserte sich Lorenz, nachdem ihm das ›du‹ einfach herausgerutscht war.

      »Nein, das ist in Ordnung. Du hast mich nach diesem Zusammenprall mit dem Auto des Unbekannten gerettet, wir waren gemeinsam in einem Verhörzimmer, ich habe mir Nadeln von dir ins Knie stechen lassen, und ich bin neben dir durch den Wald gehumpelt. Ich denke, das sind ausreichende Gründe, sich zu duzen.«

      »Unbedingt«, entgegnete Lorenz mit einem charmanten Lächeln. Er führte sie zu dem Stamm einer gefällten Lerche, der um diese Zeit noch im Schatten lag und von den Sonnenhungrigen gemieden wurde. Er breitete die Decke, die er in seinen Rucksack gepackt hatte, auf dem Stamm aus und stellte die Kühltasche neben den Stumpf einer Eiche, der wie ein runder Tisch vor ihnen aus dem Boden ragte.

      »Gute Wahl«, lobte Franziska seine Entscheidung, nachdem sie sich gesetzt hatten und sie feststellte, dass sie zwar ein bisschen abseits von den anderen saßen, aber dafür den ganzen See im Blick hatten.

      »Das ist mein Lieblingsplatz. Ich komme oft frühmorgens oder spät am Abend hierher, wenn noch niemand hier ist oder alle schon wieder gegangen sind. Auch im Winter, wenn die Luft vor Kälte flirrt, dann ist es hier so leise, dass es sich anfühlt, als könnte ich die Stille einatmen. Es ist ein wunderbarer Ort, um den Kopf freizubekommen, um Platz für frische Gedanken zu schaffen.«

      »Ich wünschte, ich könnte auch für eine Weile loslassen, aber es gelingt mir im Moment nur schwer. Die missglückte Operation, die Angst, dass ich eine Behinderung zurückbehalte und nie wieder als Sportlehrerin arbeiten kann, die Anfeindungen von Gusti Meier, das macht mir große Sorgen«, gestand sie ihm ein, was sie quälte.

      »Schau an den Himmel«, forderte Lorenz sie mit sanfter Stimme auf.

      Franziska stützte sich mit den Händen auf dem Baumstamm ab, lehnte sich ein Stück zurück und sah den zarten Schäfchenwolken nach, die über den blauen Himmel zogen.

      »Lass deine Gedanken mit den Wolken fortziehen, die angenehmen und die unangenehmen, lass sie einfach los. Genieße nur das Jetzt, fühl dich als ein Teil der Natur, du gehörst zu ihr, sie beschützt dich.«

      Danke, dachte Franziska, weil er es mit diesen wenigen Worten fertiggebracht hatte, ihre innere Anspannung zu lösen. Sie tat genau das, was er gesagt hatte, ließ jeden Gedanken, der in ihr aufkam, gleich wieder ziehen. Sie genoss die Wärme der Sonne, die allmählich hinter einer Baumreihe hervorkam und sie mit ihrem Licht einhüllte. Manchmal war es ganz leicht, Glück zu empfinden.

      Lorenz dagegen schaute nicht an den Himmel, er betrachtete Franziska, fragte sich, wie er ihr helfen konnte. Sie hatte ihm gleich gefallen, als er ihr nach dem Unfall vor der Praxis Norden aufgeholfen hatte. Sie hatte ihn gefragt, ob gerade etwas zwischen ihnen passierte, und für ihn gab es darauf nur eine Antwort – ein klares Ja. »Hunger?«, fragte er sie, als sie sich ihm nach einer Weile mit einem zufriedenen Lächeln zuwandte.

      »Ja, schon«, sagte sie.

      Ein paar Minuten später lag ein weißes Tischtuch auf dem Baumstamm vor ihnen, darauf standen ein Teller mit in Dreiecke geschnittenen Sandwiches und eine Schale mit Tomatensalat. Auch an ein Dessert hatte Lorenz gedacht. Er hatte Himbeeren mit Vanillesoße in zwei Gläser gefüllt.

      »Dieser Ausflug war eine wunderbare Idee von dir«, sagte Franziska und nahm sich eine Sandwichecke, die mit Camembert und Salat belegt war.

      Sie blieben bis zum frühen Nachmittag am See, sprachen über das Leben und die Träume, die sie beide hatten. Überrascht stellten sie fest, dass ihre Vorstellungen von der Zukunft in vielem übereinstimmten. Beide empfanden ihren Beruf nicht nur als Arbeit, sondern als Berufung, und sie träumten beide davon, irgendwann eine Familie mit Kindern zu haben. Sie verstanden sich so gut und hatten sich so viel zu erzählen, dass sie es nicht fertigbrachten, sich voneinander zu trennen, als sie nach ihrem Picknick wieder zu Lorenz’ Haus zurückgingen.

      »Wir könnten ins Kino gehen. In die Nachmittagsvorstellung«, schlug Lorenz vor.

      »Aber ich müsste in der ersten Reihe sitzen«, erinnerte Franziska ihn an ihre momentane Behinderung.

      »Das bekommen wir hin«, sagte er und betrachtete sie mit einem liebevollen Blick. Er holte sein Auto, einen dunkelblauen Kombi, dessen Kofferraum genügend Platz für die klappbare Massageliege bot, aus der Garage und schob den Beifahrersitz ganz nach hinten, um es Franziska möglichst bequem zu machen.

      Ich muss aufpassen, dass ihm das mit mir nicht zu viel wird, dachte sie, als Lorenz sich neben sie setzte, nachdem er ihr beim Einsteigen geholfen hatte. Wenn er sich schon aus beruflichen Gründen um Menschen kümmern musste, die in ihrer Bewegung eingeschränkt waren, dann sollte er sich in seiner Freizeit nicht auch noch auf diese Weise belasten.

      *

      Lorenz überließ Franziska die Wahl des Filmes, als sie das Kinocenter in der Nähe des Stachus betraten. Sie entschied sich für den ersten Teil der Star-Wars-Reihe, der in einem der kleineren Kinos gezeigt wurde.

      »Ich mag die alten Filme auch lieber als die neuen, abgesehen von wenigen Ausnahmen«, sagte Lorenz, als sie den Kinosaal mit den blauen Sitzen und den blauen Wänden betraten.

      »Ich besitze eine große Sammlung DVDs mit alten Filmen«, verriet ihm Franziska. »Ich könnte dich irgendwann zu einem Filmabend einladen.«

      »Mit Pizza und Limonade?«

      »Auf jeden Fall«, sagte sie und nahm eine Handvoll von dem Popcorn aus dem großen Becher, den Lorenz für sie beide gekauft hatte.

      Nach dem Kino aßen sie in einem französischen Restaurant mit weiß eingedeckten Tischen und Kerzenlicht mit Blick auf den Stachus zu Abend und schauten auf den von Scheinwerfern beleuchteten Brunnen mit seinen mächtigen Fontänen.

      »Nur die wenigsten Touristen wissen, dass der Stachus eigentlich Karlsplatz heißt«, sagte sie, als sie eine Reisegruppe beobachtete, die vor dem Brunnen stehenblieb und mit ihren Fotoapparaten und Han­dys den Platz und die umliegenden Häuser fotografierte.

      »Interessant, und warum nennt der Münchner diesen Platz dann Stachus?«, wollte ein Mann im Businessanzug wissen, der am Tisch neben ihnen mit einer jungen Frau saß und Franziska offensichtlich zugehört hatte.

      »Er nennt ihn Stachus, weil die Münchner den Pfälzer Kurfürsten Karl Theodor, nach dem dieser Platz 1797 benannt wurde, nicht mochten. Sie zogen es vor, ihn umzutaufen auf den Namen einer Gastwirtschaft, die es hier im 18. Jahrhundert gab«, klärte Lorenz den Mann auf.

      »Das wusste ich nicht, danke«, sagte der Mann und wandte sich wieder seiner Begleitung zu.

      »Ich habe in der Schule gut aufgepasst«, raunte Lorenz Franziska zu, als sie ihn erstaunt ansah.

      »Daran zweifle ich nicht«, entgegnete sie und genoss den heißen Schauer, der ihr über den Rücken lief, als Lorenz ihr in die Augen schaute.

      »Wollen wir morgen wieder etwas unternehmen?«,

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