Die neue Praxis Dr. Norden 1 – Arztserie. Carmen Lindenau

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Die neue Praxis Dr. Norden 1 – Arztserie - Carmen Lindenau Die neue Praxis Dr. Norden

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hatte sich Anni nicht ernsthaft verletzt. Nachdem Ursel Doldinger sich herzlich bei Danny bedankt hatte, verließen sie und ihre Tochter die Praxis, und Gusti Meier war die nächste Patientin, die sein Sprechzimmer betrat.

      »Was kann ich für Sie tun, Frau Meier?«, fragte Danny, als sie auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatte.

      »Ich muss mich erst einmal von dieser Aufregung um die kleine Anni erholen«, seufzte sie und atmete tief durch. »Und dann die Begegnung mit dieser Lehrerin. Diese Frau tut meiner Gesundheit nicht gut. Es ist halt so, dass manche Leute recht schnell neidisch werden, Herr Doktor, auf alles und jeden, wenn sie selbst aus ärmlichen Verhältnissen stammen, so wie die gute Frau Kern. Einen kleinen Bauernhof im Allgäu haben die Eltern, der reicht gerade so zum Leben, wissen Sie. Wenn es so jemand dann mit Leuten wie uns, die es zu einem gewissen Wohlstand gebracht haben, zu tun bekommt, dann setzt es halt manchmal aus«, lenkte sie das Gespräch auf Franziska.

      »Warum sind Sie denn hier, Frau Meier?«, fragte Danny höflich nach und tat, als hätte er Gustis Vortrag über Franziska nicht gehört. Er hatte absolut keine Lust, sich während der Sprechstunde auf eine Auseinandersetzung mit dieser Frau einzulassen.

      »Es ist wieder der Magen, er drückt halt recht oft. Vielleicht ist es ja doch etwas Schlimmes«, seufzte Gusti.

      »Wir haben vor zwei Wochen eine Spiegelung gemacht, Frau Meier. Mit Ihrem Magen ist alles in Ordnung«, versicherte er ihr.

      »Und warum drückt es dann immer so?«, fragte Gusti und sah ihn herausfordernd an. So als würde sie nur darauf warten, dass er keine Antwort darauf wusste.

      »Vielleicht schlucken Sie beim Essen zu viel Luft.« So wie er sie einschätzte, war ihr aufgeregter Redefluss niemals zu bremsen, sicher auch nicht während des Essens.

      »Und das heißt?«

      »Holen Sie sich diesen Tee aus der Apotheke. Er wird Ihnen helfen«, sagte er und reichte ihr ein Rezept.

      »Das ist ein Privatrezept«, wunderte sich Gusti.

      »Diesen Tee kann ich leider nur Privatpatienten verschreiben.«

      »Kein Problem, ich kann es mir leisten«, antwortete Gusti mit einem zufriedenen Lächeln. »Danke, Herr Doktor.«

      »Gern, gute Besserung, Frau Meier«, sagte Danny und atmete erleichtert auf, als sie gegangen war. Dass dieser Tee von keiner Krankenkasse bezahlt wurde, musste sie nicht wissen.

      »Sie ist mit Vorsicht zu genießen. Sie nimmt sich jeden vor, der ihr nicht passt«, sagte Lydia, die kurz zu ihm hereinschaute, nachdem Gusti außer Hörweite war.

      »Wovon wir uns aber nicht provozieren lassen«, entgegnete Danny.

      »Auf keinen Fall, Herr Doktor«, stimmte sie ihm lächelnd zu. »Allerdings finde ich, dass das, was Sie mit Frau Kern macht, bereits an Verleumdung grenzt. Vielleicht bitte ich meine Mutter, der guten Frau Meier mal die Rechtslage klar zu machen.«

      »Das könnte eine gute Idee sein«, entgegnete Danny schmunzelnd.

      *

      Der Unfall vor der Praxis und die Rettung der kleinen Anni waren seit zwei Tagen beliebte Gesprächsthemen im Viertel. Valentina versicherte Danny, dass seine ohnehin schon große Beliebtheit durch dieses Ereignis noch enorm gestiegen war.

      »Die Leute reden wirklich nur in den höchsten Tönen von Ihnen«, hatte sie ihm schon mehrfach versichert.

      »Sie wissen aber schon, dass ich kein Wunder vollbracht habe. Jeder mit einer medizinischen Ausbildung hätte das tun können«, erinnerte er sie daran, was er ihr bereits erklärt hatte.

      »Aber Sie waren es, der das Mädchen gerettet hat, und davon reden die Leute halt im Moment gern, auch im Supermarkt und beim Bäcker. Mir gefällt’s, wenn die Leute Sie mögen«, hatte sie ihm mit einem zufriedenen Lächeln gestanden.

      Dass sie recht hatte, was seine Beliebtheit betraf, konnte er daran festmachen, dass schon am Tag nach dem Ereignis noch mehr Patienten als sonst seine Sprechstunde aufsuchten. Er hoffte allerdings, dass sich der Andrang wieder legte, und die Neugierigen, die ihn einfach nur einmal sehen wollten, zu ihren bisherigen Ärzten zurückkehrten. Er wollte es gern vermeiden, irgendwann verkünden zu müssen, dass er keine neuen Patienten mehr aufnehmen konnte, so wie es einige seiner Kollegen schon getan hatten.

      Auch Ophelia hatte natürlich von dem Ereignis gehört und Danny verkündet, dass auch sie ihn als ihren neuen Hausarzt ausgewählt hatte. Sie kam jeden Morgen vor der Schule auf einen Sprung vorbei, blieb ein paar Minuten und nahm dann Ortrud mit, die es sich auf der Fensterbank in Dannys Esszimmer gemütlich machte, sobald Valentina morgens die Terrassentür öffnete. Danny war Ophelia dankbar, dass sie inzwischen den Weg durch die Haustür nahm und nicht mehr über seinen Balkon einstieg.

      Ophelias Mutter und ihre Großmutter hatte er bisher noch nicht kennengelernt, was ihn aber nicht weiter störte.

      Er legte keinen Wert auf eine enge Nachbarschaft. Hin und wieder ein freundlicher Gruß, ein paar unverbindliche Worte über die Hecke hinweg gewechselt erschienen ihm ausreichend. Erst recht bei diesen Nachbarinnen, die vermutlich schon die Bewohner der halben Straße im Vorbeigehen analysiert hatten.

      *

      Franziska hatte zwei Tage gewartet, bis sie sich dazu durchringen konnte, die Fahrerflucht anzuzeigen. Die Prellung, die sie sich zugezogen hatte, bereitete ihr zwar immer noch Schmerzen, aber die Salbe, die Doktor Norden ihr verschrieben hatte, linderte sie recht gut.

      Sie hoffte, dass Lorenz Bergwald sie zum Polizeirevier begleiten würde, um sie als Augenzeuge des Unfalls zu unterstützen. Inzwischen hatte sie seine Visitenkarte schon einige Male in der Hand gehabt und wusste, dass ihm eine Praxis für Physiotherapie ganz in der Nähe gehörte. Als er ihr die Karte nach dem Unfall in die Hand drückte, hatte sie nur seinen Namen wahrgenommen, der fettgedruckt in der Mitte stand.

      Es kostete sie allerdings ein bisschen Mut, ihren mitfühlenden Helfer anzurufen. Vermutlich rechnete er gar nicht mehr damit, dass sie sich melden würde. Sie kochte sich erst einmal einen Kaffee und setzte sich auf den Schaukelstuhl, der unter ihrem überdachten Balkon stand.

      Um diese Uhrzeit lag der Spielplatz hinter dem Haus noch im Schatten einer mächtigen Kastanie, deren Laub an einigen Ästen bereits gelbe Verfärbungen zeigte, die Vorboten des Herbstes. Bis auf das Gezwitscher der Vögel war es noch ganz still. Erst am Nachmittag, wenn die Kinder aus dem Kindergarten oder der Schule kamen, ging es dort unten lebhaft zu.

      Franziska schaute auf die beiden Apfelbäumchen, die in Kübeln auf ihrem Balkon wuchsen. Behutsam pflückte sie einen der duftenden roten Äpfel, roch eine Weile an ihm und aß ihn dann mit Genuss auf. Da sie zur Zeit fast den ganzen Tag zu Hause war, war sie dankbar für dieses kleine Paradies, wie sie ihren Balkon nannte. Um kurz nach zehn war sie endlich mutig genug und rief Lorenz auf seinem Handy an.

      »Franziska Kern, guten Morgen, Herr Bergwald«, meldete sie sich, als er das Gespräch entgegennahm. »Sie hatten mir doch Ihre Hilfe angeboten.«

      »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er freundlich und hörte sich ihr Anliegen an. »Ich bin um die Mittagszeit bei einem Patienten in der Nähe des Polizeireviers. Wir könnten uns um halb eins vor dem Revier treffen«, schlug er schließlich vor.

      »Sehr gern, Herr Bergwald, bis nachher«,

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