Bomba am Ende einer Spur. Roy Rockwood

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Bomba am Ende einer Spur - Roy Rockwood Bomba der Dschungelboy

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fühlte durchaus nicht jenen Optimismus, den er dem Verwundeten gegenüber gezeigt hatte. Seine kleine Streitmacht war durch Nerams Ausfall um ein Drittel verkleinert worden, und das konnte sich in Zukunft als sehr gefährlich erweisen. Neram war ein treuer und erprobter Begleiter des Jungen auf vielen gefahrvollen Wanderungen durch den Dschungel gewesen. Vor langer Zeit hatte er den Indianer aus der Gewalt eines Urwaldtyrannen befreit, bei dem Neram als Sklave ein erbarmungswürdiges Dasein geführt hatte. Seither war Neram bereit gewesen, seinem Herrn durch dick und dünn zu folgen.

      Noch schlimmer war es jedoch, dass Sobrinini durch den Angriff des Jaguars einen solchen Schock empfangen hatte. Damit war der Erfolg der Expedition überhaupt in Frage gestellt. In einer lichten Stunde hatte Sobrinini dem Jungen von dem Vorhandensein einer Stahlkassette berichtet, die am Ufer des ‚Unterirdischen Flusses’ vergraben liegen sollte. Angeblich enthielt die Kassette Dokumente und Gegenstände, die für Bomba bei der Forschung nach seiner Herkunft von unschätzbarem Wert sein konnten. Sobrinini hatte schließlich selbst vorgeschlagen, Bomba zum Unterirdischen Fluss zu begleiten. Jetzt waren sie bereits vier Tage vom Dorf der freundlichen Araos unterwegs. Dort hatte Bomba seinen alten Freund und Beschützer Casson in der Obhut der alten Indianerin Pipina zurückgelassen. Für Cody Casson war also gesorgt; doch was würde jetzt aus der Suche nach der Kassette werden, wenn Sobrinini ohnmächtig und hilflos dalag?

      Während der Junge noch grübelnd am Lager Sobrininis stand, fuhr die Alte plötzlich empor.

      „Der Jaguar!“, kreischte sie und streckte die dürren Arme vor, als wollte sie die Bestie abwehren.

      „Der Jaguar ist tot“, sagte Bomba beruhigend. „Er wird dich nicht mehr bedrohen.“

      „Und die anderen?“, rief sie furchtsam und schaute sich scheu um. „Es waren drei!“

      „Alle sind sie tot“, murmelte Bomba und wies auf die Tierkadaver auf der Lichtung.

      Sobrinini ließ sich zurücksinken. Ein schwaches, etwas schmerzliches Lächeln der Befriedigung glitt über ihr Gesicht.

      „Sagte ich es nicht, Bomba?“, flüsterte sie fast unhörbar. „Sagte ich nicht, dass das Ende unserer Reise kommen würde — auf vier — acht und zwölf Füßen?“

      3 Ein aufregendes Schauspiel

      Bomba warf der Alten einen bestürzten Blick zu. Dann senkte er die Augen, denn er musste an ihre merkwürdige Prophezeiung denken.

      Zwölf Füße! Drei Jaguare!

      Hatte Sobrinini wirklich die Gabe des zweiten Gesichtes?

      Die Alte schien seine Gedanken zu ahnen, und sie lächelte.

      „Du wolltest mir nicht glauben, Bomba. Aber ich sage dir: das Ende der Reise ist da.“

      „Du irrst dich“, erwiderte Bomba mit einer Festigkeit, die durchaus nicht seinen wahren Empfindungen entsprach. „Es wird noch einige Tage dauern, ehe wir das Ziel der Reise erreicht haben.“

      „Das Ende der Reise ist gekommen“, wiederholte Sobrinini beharrlich. „Für mich ist es gekommen. Ich fühle es — hier.“ Sie legte die magere Hand ans Herz.

      „Du bist jetzt nur müde und erschöpft“, versuchte Bomba sie zu trösten. „Du wirst jetzt schlafen, und wenn du erwachst, wirst du wieder gesund sein.“

      „Ja, ich werde schlafen“, sagte die Alte düster. „Aber es wird der Schlaf ohne Erwachen sein.“

      Wieder glitt ein Schauer über den Rücken des Jungen. Es wurde ihm klar, dass die Voraussage der Alten in diesem Fall wahrscheinlich eintreffen würde. Zu oft hatte er den Tod im Dschungel in den verschiedenartigsten Gestalten gesehen, und die Anzeichen dafür waren in Sobrininis Gesicht deutlich zu erkennen. Ihre Haut war aschfahl, und in ihren Augen war ein unirdisches Leuchten. Das Licht des Wahnsinns schien erloschen zu sein, als wollte sich in der Todesstunde noch einmal das wahre geistige Wesen dieser Frau offenbaren. Sobrinini war nicht vollkommen vernünftig geworden, aber sie war in diesem Augenblick; der Geistesklarheit näher als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt, seitdem Bomba sie kannte.

      „Was denkst du, Bomba?“, murmelte sie. Ihr Blick war ruhig und ihre Stimme klang vernünftig. „Sprich. Die Zeit ist nur noch kurz.“

      „Erzähle mir von meinen Eltern“, bat Bomba, und seine Stimme war heiser vor Erregung. „Wo sind sie? Leben sie noch? Kann ich sie finden?“

      „Ja — ich habe deine Eltern gekannt“, begann die Alte mit verlöschender Stimme. „Bartow und Laura habe ich gekannt. Ich habe gehört, wie dir deine Mutter vorsang, als sie sich über deine Wiege beugte. Sie nannte dich Bonny. Du warst ihr einziges Kind — ihr Schatz und ihr Abgott. Und Bartow, ihr Mann, war ein großer Maler, und er war hübsch — so wie du hübsch bist. Seine Bilder wurden in ganz Europa und in Amerika gekauft. Er war ein berühmter Mann, aber auch deine Mutter war berühmt. Sie war eine gefeierte Sängerin — so wie ich einmal eine große Opernsängerin gewesen bin. Wir haben oft zusammen auf der gleichen Bühne gestanden, und der Beifall hat ihr und mir gegolten: der Applaus von Königen und Fürsten und hohen Herren!“

      Die Erinnerung schien Sobrinini zu übermannen. Sie lächelte träumerisch vor sich hin und summte leise ein Arienmotiv.

      „Aber du sagst, dass meine Eltern in Amerika und Europa waren“, unterbrach Bomba ihre Träumerei. „Wie kommt es dann, dass ich im Dschungel bin?“

      Mit Gewalt schien sich die Alte von ihren Träumereien loszureißen.

      „Ein Mann ist schuld daran — ein Mann mit bösem Herzen“, flüsterte die Alte. „ Japazy. Er hatte sich in deine Mutter verliebt. Mehrere Male kreuzte er ihren Weg — immer wieder wies sie ihn ab. Oh, Japazy hasste deinen Vater, und sie haben sich auch duelliert. Aber ich weiß das nicht mehr genau — mein Kopf ist so müde. Ich weiß nur noch, dass Japazy sich eine teuflische Rache ausgedacht hat, weil er deine Eltern auf keine andere Weise angreifen konnte. Er hat sich auf die Lauer gelegt und ihnen ihr Kind gestohlen.“

      „Mich gestohlen?“, rief Bomba erregt.

      „Ja, er hat dich aus den Armen deines Kindermädchens gerissen und ist mir dir weit, weit in den Dschungel geflohen. Alles Suchen war vergeblich. Deine Mutter wäre vor Kummer beinahe gestorben. Sie haben alles getan, was sie tun konnten, sie haben auch —“

      Die Stimme der Alten wurde immer leiser und erlosch schließlich. Verzweifelt beugte sich Bomba über sie und ergriff ihre Arme.

      „Weiter, Sobrinini“, flehte er. „Du musst mir alles sagen. Du darfst nicht gerade jetzt aufhören.“

      Die Alte schlug die Augen auf, doch nun war ihr Blick wieder von Wahnsinn verschleiert.

      „Azra“, hauchte sie, „wo ist mein Liebling Azra?“

      „Wir haben von Japazy gesprochen“, erinnerte Bomba sie sanft. „Aber ich bin doch bei Casson groß geworden und nicht bei Japazy.“

      „Casson? Casson?“ Das Wort schien wieder eine Erinnerung in dem verwirrten Verstand der Alten zu wecken. „Ja, Casson hat dich aus den Klauen Japazys befreit. Er hat den Schlupfwinkel des Bösewichtes entdeckt und ihn im Handgemenge niedergeschlagen. Dann ist er mit dir in einen anderen Teil des Dschungels geflohen. Aber er fand den Weg nicht mehr — den Weg zu deinen Eltern und in die Zivilisation. Er blieb im Dschungel. Er blieb im Dschungel

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