Kampf um Wien. Hugo Bettauer

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Kampf um Wien - Hugo Bettauer

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sich zufällig so gemacht, daß ich mehr aus mir herausging als eigentlich statthaft ist. Lassen Sie mich das nicht bereuen!“

      Verschämt stammelte Ralph eine Entschuldigung. Dachte innerlich aber: Wie dumm das ist, daß dieses schmutzige Geld, sein Besitz und Nichtbesitz, das Entscheidende, Peinlichste, Trennendste sein muß. Griff aber den Faden des Gesprächs wieder auf, ließ sich von der Fabrik der Brüder Krause erzählen, die vor einem Jahr noch ein junges zukunftsreiches Unternehmen gewesen und nun vor dem Zusammenbruch stand. Hilde gab in erster Linie dem Mangel an Betriebskapital ihrer Chefs Schuld, erzählte von den drückenden, wucherischen Bedingungen, die die Banken bei jedem Kreditansuchen stellten, und gab ihrer Überzeugung Ausdruck, daß das Unternehmen bei großzügiger Finanzierung nicht nur bestehen bleiben, sondern sich sehr erfolgreich entwickeln könnte.

      Ralph verabredete mit Hilde eine neuerliche Zusammenkunft nach Bureauschluß, ließ es sich nicht nehmen, sie mit der Straßenbahn bis zu ihrem Hause in der Kreuzgasse zu begleiten, und beide wußten nicht, daß neben ihnen im Kaffeehaus hinter dem „Martin“ versteckt und dann auch in der Straßenbahn ein Herr gesessen, der mit großer Aufmerksamkeit jedes Wort ihrer Unterhaltung angehört hatte.

      Dieser Mann war Lazlo Bartos.

      14. Kapitel

      Zwei Seelen und ein Gedanke.

      Im Bureau des Generaldirektors Klopfer-Hart spielte sich eine erregte Szene ab. Der kleine, feiste Direktor Pfeffer von der Depotbank hatte seinen Kollegen besucht und nach wenigen einleitenden Worten ihm heftige Vorwürfe darüber gemacht, daß er auf den Amerikaner Beschlag legen wolle.

      „Ich habe mich erkundigt“, schrie Pfeffer, „der Mann ist so reich, daß er, wenn er will, sämtliche Aktien auf dem Wiener Platz zusammenkaufen kann. Er hat gesagt, daß er Industrien gründen will, und nun haben Sie die Absicht, das Geschäft mit ihm allein zu machen. Ich weiß alles genau, man ist orientiert, man hat beobachtet, wie dieser Herr Lank hinter ihm her ist – das gibt es aber nicht, das darf nicht sein, ein solches Riesengeschäft darf der Bankgesellschaft nicht allein zufallen! Haben Sie eine Ahnung, was dabei herausschaut? Der Flanagan ist ein Narr, dem wird man doch die Dollars aus dem Hintern ziehen können – und das wollen Sie allein machen? Gibt’s nicht! Ich werde intrigieren, ich werde ihn aufklären, lieber soll er wieder zurück nach Amerika fahren, als daß die Depotbank dabei leer ausgeht.“

      „Erstens spucken Sie mich nicht so an, sonst muß ich einen Regenschirm aufspannen“, erwiderte gelassen Herr Klopfer-Hart, „zweitens schreien Sie nicht mit mir und drittens kann ich nichts dafür, wenn die Depotbank schläft und sich nicht rechtzeitig die überseeischen Verbindungen gesichert hat. Mister O’Flanagan ist an unsere Bank gewiesen worden, er ist unser Klient, und wenn das Geschäft zustande kommt, werde ich es machen.“

      Herr Pfeffer wollte erregt aufspringen, aber Klopfer-Hart drückte ihn sanft auf den Stuhl zurück.

      „Ich werde es machen, aber nicht allein. Ich werde ein Bankenkonsortium gründen, in dem Sie einen hervorragenden Platz haben werden. Die anderen werden wir mitnehmen müssen, damit kein Geschrei entsteht, aber in der Hauptsache werden wir uns teilen. Nicht daß ich vor Ihnen und Ihren Drohungen Angst hätte, aber aus Politik nehme ich Sie mit, damit es nicht so aussieht, als ob die Bankgesellschaft profitgierig wäre. Und dem Amerikaner wird es imponieren, wenn ich ihm sagen werde, daß eine solche große Industrieaktion unter Teilnahme aller österreichischen Finanzinstitute geschaffen werden muß. Übrigens ist der Mann gar nicht dumm, im Gegenteil, er ist sogar sehr gescheit. Aber ein Idealist ist er und das hebt den Verstand wieder auf.“

      Es wurde nun verabredet, sofort mit Ralph O’Flanagan in Verbindung zu treten. Klopfer-Hart ließ sich mit dem Hotel Imperial verbinden, aber Ralph befand sich eben in der Badewanne, und so mußte Sam vermitteln. Ralph ließ die Herren bitten, ihn um ein Uhr in seinem Appartement zu besuchen und mit ihm dort zu luncheon.

      15. Kapitel

      Der Spion unter dem Diwan.

      Während dieses telephonische Gespräch stattfand, bummelte Lazlo Bartos, sehr vornehm aussehend und in einen übermodernen hellbraunen Sportpelz gehüllt, in der Halle des Hotels auf und ab und tat, als würde er auf jemand warten. Blieb aber immer in der Nähe der Kammer stehen, von der aus die telephonische Verbindung mit den Gästen hergestellt wurde. Hörte, wie Ralph O’Flanagan verlangt wurde und der Beamte mit „Sofort Herr Generaldirektor“ erwiderte. Und dann: „Mister Flanagan ist bei der Toilette im Badezimmer und läßt bitten, seinem Diener zu sagen, um was es sich handelt.“

      Das genügte dem Detektiv für weitere Kombinationen und er wartete eine ganze Stunde, bis Sam erschien, folgte ihm unauffällig und hörte, wie der Neger im Hotelbureau ein Diner für drei Personen auf ein Uhr bestellte.

      Blitzschnell hatte Bartos seinen Plan gefaßt. Während der Neger noch unten war, schlüpfte er rasch in den Lift, der eben aufwärts fuhr, verließ ihn im zweiten Stockwerk, sagte dem ihm begegnenden Stubenmädchen seelenruhig: „Zu Mister Flanagan“ und blieb dann vor der Türe, die in das Appartement führte, stehen. Einen Augenblick zögerte er, dann klopfte er ganz leise, erhielt keine Antwort und öffnete die Türe, durchschritt den Vorraum, öffnete die nächste Türe, die nach dem Salon führte, und fand diesen leer. O’Flanagan hielt sich also noch im Bade- oder Schlafzimmer auf.

      Ein Blick, und Bartos hatte das Bild des Salons in sich aufgenommen. Im Erker stand eine breite Chaiselongue, von einem Teppich ganz bedeckt.

      Lautlos sprang er heran, hob den Teppich und kroch unter den Diwan. Nicht gerade bequem, dachte er, aber immerhin zum Aushalten. Der Diwan stand mit der anderen Längsseite gegen die Erkerfenster, so daß Bartos dort den Teppich emporschlagen konnte und Luft bekam.

      Lange mußte er nicht warten. Zuerst kam Ralph aus dem Schlafzimmer, setzte sich an den Schreibtisch und las aufmerksam sämtliche Wiener Morgenblätter durch, wobei er hie und da eine Stelle anstrich oder eine Bemerkung in sein Notizbuch machte.

      Pünktlich um ein Uhr wurde der große Tisch in der Mitte des Zimmers gedeckt und wenige Minuten später erschienen die beiden Generaldirektoren, von Ralph herzlich, aber doch reserviert begrüßt.

      Ralph eröffnete das Gespräch:

      „Es ist mir sehr lieb, daß die Herren gekommen sind, weil ich ohnedies vorhatte, Sie, Herr Generaldirektor Klopfer-Hart, zu besuchen. Aus Gründen, die mit der Sache nichts zu tun haben, interessiere ich mich für ein elektrotechnisches Unternehmen der Brüder Krause. Die Fabrik befindet sich im zehnten Wiener Bezirk, das Bureau in der Mariahilferstraße. Die Leute sollen sehr tüchtige, seriöse Menschen sein, ihr Unternehmen gut angelegt und entwicklungsfähig. Sie befinden sich infolge der allgemeinen schlechten Lage und vor allem wegen Mangels an Betriebskapital in mißlichen Umständen, haben den Großteil ihrer Arbeiter schon entlassen und werden, wenn man sie nicht unterstützt, ganz schließen und liquidieren müssen. Ich möchte das verhüten, ohne persönlich dabei hervorzutreten, im Gegenteil, mein Name muß unter allen Umständen geheim bleiben.“

      Herr Pfeffer warf ein:

      „Kenne die Firma. Hat vor einigen Wochen versucht, von uns Geld zu bekommen. Sehr tüchtige Leute.“

      „Darf ich fragen, warum ihnen kein Kredit eingeräumt wurde?“

      Klopfer-Hart versuchte vergeblich seinem Kollegen einen gelinden Fußtritt zu geben, er traf nur den Amerikaner, und Herr Pfeffer platzte heraus:

      „Ausgeschlossen! Ich werde doch nicht hundert Millionen zu zehn Prozent hergeben, wenn ich auf leichtere Weise das Zwanzigfache

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