Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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einem sportlichen Satz hinaus.

      Oben am Fenster im ersten Stock sah Stefan eine Bewegung hinter der Gardine. Er schmunzelte, als er sich das mißbilligende Kopfschütteln seines Vaters vorstellte, der am Fenster gestanden und die Ankunft des Sohnes beobachtet hatte.

      Noch ehe er die Haustür erreicht hatte, wurde sie geöffnet, und Tante Grete trat heraus. Eigentlich hieß sie Margarete Hösch und war auch nicht mit der Familie verwandt. Die inzwischen über Sechzigjährige arbeitete aber seit mehr als vierzig Jahren als Haushälterin bei den Kreuzers, und Stefan hatte sie schon immer Tante genannt. Schließlich war sie mehr als nur eine Angestellte und hatte ihm so manchen Klaps gegeben, wenn er als kleiner Bub zu viel Unsinn angestellt hatte.

      »Junge, du weißt doch, daß dein Vater auf Pünktlichkeit besteht«, tadelte sie seine Verspätung.

      Stefan lachte und gab ihr einen Kuß auf die Wange.

      »Ich kann nichts dafür«, erwiderte er. »Ehrlich, Tante Grete, auf der Autobahn war so viel los, ich konnte die meiste Zeit kaum mehr als Hundertsechzig fahren.«

      Die alte Dame schüttelte den Kopf.

      »Red’ doch nicht solchen Unsinn!« sagte sie. »Außerdem bist du wieder aus deinem Auto gesprungen wie ein Sportler über die Hürde. Das ärgert deinen Vater genauso wie unpünktliches Erscheinen.«

      »Der beruhigt sich wieder«, winkte Stefan ab. »Wo ist Mutter?«

      »Bei ihren Bridgedamen, wie jeden Montagnachmittag.«

      »Stimmt ja. Hatte ich vergessen. Gut, ich sehe sie heute abend. Jetzt gehe ich erstmal hinauf.«

      Er war schon an der Treppe, dort drehte er sich wieder um.

      »Ach nee, erstmal einen Kaffee«, meinte er.

      »Gibt’s noch welchen?«

      Im Hause Kreuzer wurde jeden Nachmittag, pünktlich sechzehn Uhr, Kaffee serviert. Inzwischen war es aber schon eine halbe Stunde darüber.

      »Ja, geh nur hinauf«, nickte die Haushälterin. »Das Mädchen bringt gleich frischen.«

      Stefan seufzte.

      »Du läßt mir aber auch überhaupt keine Chance, dem Strafgericht zu entgehen«, klagte er mit gespielter Büßermiene.

      »So schlimm wird es schon nicht werden«, entgegnete Tante Grete. »Es sei denn, du läßt deinen Vater noch länger warten.«

      »Bin schon oben«, rief er und sprang die Treppe hinauf.

      Das Arbeitszimmer seines Vaters lag am Ende des Flures, von dem rechts und links Gästezimmer, Bäder und andere Räume abzweigten. Stefan schritt über den kostbaren Orientteppich, der jeden Schall schluckte, und drückte die Klinke herunter.

      Kurt Kreuzer stand immer noch am Fenster und starrte hinaus. Dabei hatte er die Hände auf dem Rücken und wirkte im ersten Moment wie eine Statue.

      »Hallo, da bin ich«, sagte Stefan und schloß die Tür hinter sich.

      Sein Vater regte sich nicht. Erst nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren, drehte er sich langsam um und sah ihn schweigend an.

      »Ich hatte dich pünktlich um vier erwartet«, erwiderte er endlich.

      »Es tut mir leid.«

      Kurt Kreuzer schnitt seinem Sohn mit einer Handbewegung das Wort ab.

      »Setz dich bitte. Ich habe was mit dir zu besprechen.«

      Stefan zog die rechte Augenbraue in die Höhe. An sich war er einen anderen Ton gewöhnt, streng und unnachgiebig. Doch zu seinem Erstaunen hatte sein Vater tatsächlich einmal »bitte« gesagt.

      Ganz abgesehen davon, daß er sich jeden Kommentar zur Verspätung seines Sohnes verkniffen hatte!

      Kurt Kreuzer bewegte sich endlich vom Fenster fort. Er setzte sich in den Sessel hinter seinem Schreibtisch und sah Stefan merkwürdig an, als blicke er durch ihn hindurch. Der registrierte, daß sein Vater sich auf die Unterlippe biß und nach Worten zu suchen schien.

      »Also, mach’s nicht so spannend«, bemerkte er.

      »Tja, wie soll ich anfangen?«

      Der Vater sah den Sohn direkt an.

      »Stefan, es ist etwas eingetreten, das die Firma und dich betrifft«, sagte er endlich.

      »Sind wir etwa pleite?«

      »Laß diesen Unsinn.« Kurt Kreuzer schüttelte den Kopf. »Obwohl…, es könnte darauf hinauslaufen.«

      Stefan riß die Augen auf.

      »Wie bitte?«

      »Du hast ganz richtig gehört«, nickte Kurt. »Das Unternehmen steckt in einer Krise.«

      »Also, das mußt du mir genauer erklären.«

      Die Firma Kreuzer stellte bereits seit hundert Jahren hochwertige Schreibgeräte her. Stefans Großvater hatte den Grundstein dazu gelegt, und er, der Jüngste aus der Familie, stellte die dritte Generation dar. Natürlich hatte es in der langjährigen Firmengeschichte immer wieder Krisen gegeben, aber das Gesicht, das sein Vater jetzt machte, verhieß nichts Gutes.

      »Harald Schönauer hat mir ein Angebot gemacht«, erklärte Kurt Kreuzer. »Du weißt ja, daß vor einem halben Jahr das Geschäft mit den USA geplatzt ist. Wir haben viel Geld in das Projekt investiert, weil es für uns die Chance war, auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen. Dieses Geld fehlt uns jetzt natürlich.«

      »Aber unsere Hausbank würde die Kreditlinie jederzeit erhöhen«, warf Stefan ein. »Warum kommt jetzt ausgerechnet Schönauer ins Spiel?«

      »Die Bank habe ich außen vor gelassen«, entgegnete sein Vater. »Es spricht sich schnell herum, wenn ein Unternehmen in einem finanziellen Engpaß steckt. Auch wenn es ein Bankgeheimnis gibt, eines Tages plaudert jemand was aus und ein anderer trägt es weiter. Ich wollte nicht, daß die Firma ins Gerede kommt, aus diesem Grund habe ich Schönauer kontaktiert, und er hat mir aus der Klemme geholfen.«

      Der Sohn schluckte.

      »Mit wieviel?« wollte er wissen.

      »Eine halbe Million.«

      »Um Gottes willen«, entfuhr es Stefan. »Und jetzt will er das Geld zurück?«

      Sein Vater nickte.

      »Innerhalb von sechs Wochen«, antwortete Kurt Kreuzer. »Ansonsten will er Anteile an dem Unternehmen in dieser Höhe erwerben.«

      Es klopfte an der Tür, und das Hausmädchen brachte ein Tablett mit Kaffee und Tassen herein.

      »Warum weiß ich nichts davon?« fragte Stefan, als sie wieder allein waren.

      Sein sonst so gestrenger Vater machte ein bedrücktes Gesicht.

      »Ich dachte, ich bekomme das alleine wieder hin«, gab er zu. »Ich wollte

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