Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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      »Die Fahndung läuft auf Hochtouren«, erzählte Max während des Mittagessens. »Aber es gibt noch keine heiße Spur von diesem Dr. Gebhard. Und bei seiner Schläue muß man darauf gefaßt sein, daß man ihn nie bekommt. Es gibt genug Plätze auf der Erde, an denen man sich verstecken kann, und mit dreißig Millionen läßt es sich ganz gut leben.«

      »Die Frau, die in dem Artikel genannt wird«, sagte Sebastian. »Ich fürchte, wir kennen sie.«

      »Diese Maria B.?« fragte Max erstaunt. »Wer soll denn das sein?«

      »Maria Berger, die Tochter vom Tischler, der vor sieben oder acht Jahren verstorben ist«, antwortete der Bergpfarrer. »Maria war das einzige Kind, die Mutter ist schon einige Jahre zuvor gestorben, und die Tochter hat St. Johann verlassen, nachdem sie das Haus und die Werkstatt verkauft hatte.«

      Max nickte.

      »Ja, ich erinnere mich«, sagte er. »Und du glaubst, daß sie das ist?«

      »Schau dir das Foto in der Zeitung an. Freilich ist sie älter geworden, aber ich bin sicher, daß es sich um Maria handelt.«

      »Auweia, dann steckt sie jetzt aber ganz schön tief in der Tinte.«

      »In der Zeitung steht, sie beteuert ihre Unschuld.«

      »Und du glaubst ihr?«

      »Für mich ist jeder so lange unschuldig, bis ihm das Gegenteil bewiesen ist«, entgegnete Sebastian.

      Sein Bruder schaute ihn forschend an.

      »Du hast doch was vor«, stellte der Polizist fest. »Das sehe ich an deinem Gesicht. Sebastian, halt’ dich da raus. Das ist Sache der Kollegen von der Münchener Kripo.«

      Der gute Hirte von St. Johann schüttelte den Kopf.

      »Das kann ich net, Max«, sagte er. »Maria ist mein Pfarrkind, ich kann net einfach die Augen davor verschließen, daß sie sich in Not befindet.«

      »Und was willst du unternehmen?«

      Sebastian lächelte.

      »Kannst du für mich ihre Münchener Adresse herausfinden?« fragte er. »Für dich ist das doch ein Klacks.«

      Max erwiderte seinen Blick. Dann nickte er seufzend und nahm sich noch ein Fleischpflanzerl von der Platte.

      »Danke, Max«, sagte der Bergpfarrer.

      *

      Warum bloß mußte die Sonne scheinen? Wieso drehte sich die Welt immer noch? Warum ging das Leben einfach weiter?

      Maria Berger verstand es nicht. Seit dem vergangenen Montag war in ihrem Leben nichts mehr so wie vorher.

      Die junge Frau saß in ihrer Wohnung und brütete stundenlang vor sich hin. Daß man sie auf freien Fuß gesetzt hatte, hieß noch lange nicht, daß die Polizei auch an ihre Unschuld glaubte. Der Beweis dafür stand vor dem Haus. Ein dunkler PKW, in dem zwei Männer saßen, die alles beobachteten. Wer ins Haus hineinging, wer es wieder verließ, und wenn es Maria war, dann folgten sie ihr. Entweder mit dem Auto, wenn sie selbst auch fuhr, oder einer der Beamten in Zivil stieg aus, wenn sie zu Fuß unterwegs war, und ging ihr nach. Seit drei Tagen ging das jetzt so. Maria wußte sogar ganz genau, wann die Polizisten abgelöst wurden; alle sechs Stunden kamen zwei andere Männer, die die Observation übernahmen.

      In der Firma war sie beurlaubt worden. Die Herren vom Aufsichtsrat hatten es ihr nahegelegt, für eine Weile zu Hause zu bleiben, bis die Angelegenheit aufgeklärt wäre.

      Natürlich spürte Maria während des Gesprächs das Mißtrauen, das ihr entgegengebracht wurde, und selbst wenn man sie nicht suspendiert hätte, wäre sie von selber darauf gekommen, daß sie unmöglich bleiben konnte. Sie war überzeugt, daß man im Konzern über sie und ihr Verhältnis zu Thorsten Gebhard redete.

      Von dem Dieb gab es keine Spur. Die angebliche Firma, auf deren Konto er die Beträge über Monate hinweg überwiesen hatte, existierte nicht mehr, das Konto war aufgelöst worden. Es wurde vermutet, daß Thorsten selbst diese Firma zu dem Zweck gegründet hatte, das Geld dorthin zu überweisen. Jedenfalls konnte die Staatsanwaltschaft feststellen, daß die Beträge jeweils nach kurzer Zeit schon auf einem Konto bei einer Bank auf den Bahamas auftauchten. Von dort konnte der Geldfluß nach Südostasien verfolgt werden, wo sich dann leider jede Spur verlor.

      Doch das interessierte Maria Berger nur am Rande. Die menschliche Enttäuschung traf sie viel tiefer. Sie hatte Thorsten geliebt und von einer gemeinsamen Zukunft geträumt. Doch ihre Tränen darüber waren inzwischen getrocknet. Sie hatte keine Kraft mehr, zu weinen.

      Vielmehr hatte jetzt Vorrang, ihr Leben neu zu ordnen. Es mußte einfach weitergehen, wenn sie auch noch nicht wußte, wie.

      Zur »Hillmann AG« würde sie wohl nie wieder zurückkehren. Selbst wenn sich eines Tages endlich herausstellte, daß sie unschuldig war, ein Opfer ihrer Liebe, die mit der Unterschlagung durch Thorsten so schändlich verraten war.

      Aber was sollte sie statt dessen tun?

      Erst einmal waren ihr die Hände gebunden. Maria durfte München nicht verlassen, und sich dieser Auflage zu widersetzen, davor hatte sie Angst, würde es doch einem Schuldgeständnis gleichkommen, wenn sie jetzt verschwand. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als abzuwarten, wie sich die Dinge entwickelten, und zu hoffen, daß der schreckliche Verdacht von ihr genommen wurde.

      Die junge Frau schreckte auf, als das Telefon klingelte. Doch sie ließ es einfach weiterläuten. Schon lange nahm sie den Hörer nicht mehr ab. In den vergangenen Tagen hatten immer wieder dreiste Journalisten angerufen, die mit ihr ein Interview machen wollten. Hatte sie zunächst kategorisch abgelehnt, ignorierte sie nun jeden Anruf. Daß Thorsten sich bei ihr melden würde, glaubte Maria nicht. Sie war sicher, daß ihr Telefon abgehört wurde, und daß Thorsten es ebenfalls annahm. Selbst wenn er das Bedürfnis hatte, mit ihr zu reden, konnte er das Wagnis nicht eingehen.

      Als das Läuten aufhörte, und der Anrufbeantworter ansprang, vernahm sie wieder die Stimme des Reporters der großen Münchener Tageszeitung. Er hatte sich, im Gegensatz zu seinen Kollegen der anderen Blätter, als sehr hartnäckig erwiesen. Mindestens zweimal am Tag rief er an. Als es ihr zuviel wurde, zog Maria den Stecker aus der Buchse und warf ihn ärgerlich zu Boden.

      Plötzlich klingelte es an der Wohnungstür. Sie ging zum Fenster und schaute hinunter auf die Straße. Da stand der Wagen mit den beiden Polizisten. Sie sah, daß einer von ihnen in sein Handy sprach. Vor dem Fahrzeug stand noch ein anderes.

      Das Klingeln an der Wohnungstür wurde dringender. Maria hastete durch den Flur und blickte durch den »Spion«. Durch das geschliffene Glas, das wie eine Lupe wirkte, sah sie einen Mann stehen.

      Das ist doch…, ging es ihr durch den Kopf, und sie öffnete.

      »Sie?« fragte sie erstaunt.

      Sebastian Trenker nickte.

      »Grüß dich, Maria«, sagte der Geistliche. »Darf ich hereinkommen?«

      »Äh… ja, natürlich«, erwiderte sie und trat beiseite.

      Als sie die Wohnungstür wieder schloß, hörte sie unten im Haus Schritte, die schnell die Treppe heraufkamen.

      »Bitte,

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