Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman - Maria Czigler Bianca страница 3

Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman - Maria Czigler Bianca Fürstenkrone Box

Скачать книгу

      »Richard, ich bitte dich. Du nimmst die Sache ja schon fast ebenso gleichgültig hin wie Michael. Bei ihm kann ich das vielleicht noch verstehen, aber nicht bei dir, der du doch weißt, wie streng die Gesellschaft urteilt und wie wenig sie vergißt «

      »Bitte, wollt ihr mir nicht endlich erklären, was man Christina de Roussillon vorzuwerfen hat?«

      »Gar nichts«, sagte Richard von Seebach ernstlich wütend, »das ist es ja gerade. Mit Tatsachen kann man sich auseinandersetzen, aber was willst du gegen ein Gerücht tun, von dem du nicht weißt, wieviel Wahrheit es enthält und wieviel Lüge? Dagegen ist man machtlos, aber die Gesellschaft registriert es und ist vorsichtig. Sie stößt eher einen Unschuldigen aus ihren Kreisen aus, als daß sie einen möglicherweise Schuldigen in ihrer Mitte dulden würde. Das ist es, was deine Mutter beschäftigt. Und das ist es im Grunde wohl auch, was Christina in ihrer Jugend fortgetrieben hat.«

      *

      »Es ist sonderbar«, sann Angelika laut vor sich hin. Sie saß, in ein bezauberndes hellblaues Wollkostüm gekleidet, in einem Abteil Erster Klasse tief in die weißen Polster gelehnt und schaute versonnen aus dem Fenster auf die vorbeifliegende Landschaft. Ein schickes hellblaues Hütchen thronte auf dem schwarzen Haar. Am Revers trug sie eine brillantbesetzte Brosche in Form eines Käfers, am Finger den Ring, den der Marquis de Roussillon ihr als letztes vor seinem frühen Tod geschenkt hatte.

      Ihr gegenüber saß Helene de Ravoux, Puck, den kleinen Rauhhaardackel, auf dem Schoß, da er sonst immer wieder versuchte, aus dem Abteil zu entwischen. Neben Angelika saß Christina.

      In einem Wagen Zweiter Klasse fuhren noch einige Zofen mit, auf die weder Christina noch Angelika bei aller sonstigen Bescheidenheit hatten verzichten wollen, waren sie an deren freundliche Dienste doch allzusehr gewöhnt und wußten sie doch nicht, welcher Art Personal sie auf Rothenstein erwartete. Immerhin hielt Christina es nicht für gänzlich ausgeschlossen, daß man sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen würde.

      »Was ist sonderbar?« fragte Christina ein wenig abwesend.

      Sie hatte am Abend zuvor noch einmal das große Album durchgesehen und die vielen Fotos von Rothenstein und seinen Bewohnern sehr aufmerksam betrachtet, ja, sich gewissermaßen jedes einzelne Gesicht und jedes einzelne Zimmer eingeprägt. Dann hatte sie stundenlang über einem alten Bauplan des gewaltigen Schlosses von Rothenstein gebrütet und war schließlich völlig übermüdet schlafen gegangen.

      »Daß ich mir meinen Großvater, den Fürsten Leopold von Rothenstein, so gar nicht vorstellen kann.«

      »Du hast ihn stets nur auf Bildern gesehen. Da ist es sehr schwer, sich von einem Menschen eine lebendige Vorstellung zu machen.«

      »Das mag wahr sein. Was war er für ein Mensch? Erzähle mir von ihm, Mama, bitte.«

      »Nun, er war ein sehr aufrechter Mann von großer Willensstärke. Seine hervorstechendsten Wesenszüge waren wohl sein unbändiger Stolz und sein übersteigertes Ehrgefühl. Eine Beleidigung vergaß er niemals. Seine Ehre war ihm heilig und bedeutete ihm mehr als alles andere auf der Welt. Im übrigen aber galt er als warmherziger und edler Charakter.«

      »Wie eigenartig du das sagst, Mama. Er galt… Es klingt, als hättest du deinen eigenen Vater gar nicht persönlich gekannt. «

      Christina schoß eine tiefe Röte in die Wangen, ihr erschrockener Blick traf sich mit dem mahnenden von Helene de Ravoux, die unbehaglich hin und her zu rutschen begann.

      »O nein«, sagte Christina da rasch. »Aber es ist für eine Tochter wohl immer schwer, den Vater objektiv zu beschreiben. Man greift unwillkürlich auf die Urteile der Umwelt zurück. Es geschieht ganz unbewußt und hat nichts zu bedeuten.«

      *

      Die Rothensteiner Wagen standen bereits zehn Minuten vor Eintreffen des Zuges am Bahnhof. Da man wußte, daß Christina mit einigem Gefolge kam, hatte man entsprechend vorgesorgt.

      Cäcilie war auf Rothenstein geblieben. Man hatte sich mit allem einigermaßen abgefunden. Am Bahnhof waren Graf Richard und der junge Graf Michael und warteten.

      Fauchend und prustend lief der Zug ein. Abteiltüren öffneten sich. Reisende stiegen aus, von Angehörigen mehr oder weniger stürmisch begrüßt.

      Richard und Michael standen auf dem Bahnsteig und schauten sich die Augen aus nach einer Dame, die dem Bild einer Französin entsprechen mochte, und einem halbwüchsigen Kind.

      Aber kein Kind entstieg dem Wagen Erster Klasse. Die Menschen verliefen sich bereits. Nur an einer Stelle des Bahnsteigs sammelte sich eine Menge Leute. Dort waren ein paar junge Damen aus einem anderen Abteil auf den Wagen der Ersten Klasse zugeeilt, begleitet von einem distinguiert aussehenden Herrn mit sonderbarem Haarschnitt. Koteletten, dachte Michael ein wenig amüsiert, wie altmodisch, und die Zwirnhandschuhe in ihrem schneeigen Weiß erinnern sehr an die Handschuhe des Butlers auf Rothenstein.

      Er sah zu, wie die vier ein paar Damen aus dem Wagen Erster Klasse halfen. Eine grauhaarige Dame erschien zuerst. Ihr folgte eine bezaubernd schöne Frau, deren Alter schwer zu schätzen war. Graziös kam sie die Stufen herunter, gekleidet in ein elegantes marineblaues Kostüm. Ihr Haar schimmerte selbst im Dämmerlicht des überdachten Bahnsteigs golden auf. Michaels Augen hingen wie gebannt an ihr.

      Dann aber schweifte sein Blick ab, gefesselt von einer Erscheinung, wie sie ihm noch nie begegnet war.

      Eine junge Dame war in der Wagentür aufgetaucht, zierlich und anmutig, gekleidet in helles Blau, das zu ihrem fast schwarzen Haar in wunderbarem Kontrast stand. Ihr pikantes Gesichtchen war von unbeschreiblicher Süße und Reinheit. Sie hielt einen Rauhhaardackel im Arm, der alle Anstrengungen machte, ihr zu entwischen.

      Michael wandte keinen Blick von der Erscheinung; er hatte seine Umwelt vollständig vergessen und wußte nicht mehr, weshalb er überhaupt hierhergekommen war.

      Statt dessen zermarterte er sich das Gehirn, wie er die Bekanntschaft dieses zauberhaften Wesens dort drüben machen konnte, ohne aufdringlich zu erscheinen; denn daß sie der ersten Gesellschaft angehörte, stand außer Zweifel.

      Durch seinen Vater wurde Michael unsanft aus seinen Träumen gerissen.

      »Christina scheint nicht gekommen zu sein«, bemerkte er. »Das ist mehr als unangenehm. Wir können hier nicht gut die nächsten Züge abwarten.«

      »Es wird uns kaum etwas anderes übrigbleiben, Vater«, meinte Michael ein wenig abwesend.

      Von der Menschengruppe drangen fremde Laute zu ihnen herüber.

      Ein wilder Verdacht durchzuckte Michael. Ein wenig atemlos fragte er: »Wie alt ist Prinzessin Angelika eigentlich, Vater?«

      Dieser hob die Schultern. »Was weiß ich? Wir erfuhren ja erst ziemlich spät von ihrer Existenz, woher soll ich da wissen, wann sie geboren ist.«

      Michael sah wieder zu den Menschen hinüber, die nun ein wenig unschlüssig dastanden und die Blicke suchend umherschweifen ließen. Gerade wollte er seinen Verdacht dem Vater gegenüber aussprechen, als Puck ihm zuvorkam. Es war ihm endlich gelungen, sich aus Angelikas Armen zu befreien, und nun schoß er mit Freudengekläff davon. Angelika eilte aufgeregt hinter ihm her.

      Amüsiert beobachtete Graf Michael die Szene. Es war, als spiele der kleine Hund mit dem jungen Mädchen. Stets flitzte er einige Meter weiter, wenn seine bezaubernde Verfolgerin glaubte, ihn endlich

Скачать книгу