Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca

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Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman - Maria Czigler Bianca Fürstenkrone Box

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zu Christina und deren Tochter zunächst einmal möglichst eng gestalten, für den Fall, daß es anders kommen sollte als sie glaubte, und man Christina in der Gesellschaft mit offenen Armen aufnehmen würde. Daher auch ihre viele Mühe bei deren Empfang und ihre jetzige Liebenswürdigkeit. Denn nahm Christina die ihr zukommende Stellung in der Gesellschaft ein, so würde es über diese vielleicht doch möglich sein, eine Einladung zu einem Hofball zu bekommen und damit Zugang zu den höchsten Kreisen zu finden.

      Aber sie bemühte sich vergeblich um Christina, und schließlich verstummte auch sie, zumal von ihrem Gatten offenbar keine Unterstützung zu erwarten war. Dieser brütete dumpf über seinem Teller und schien gar nicht zu merken, welche Speisen er in sich hineinstopfte.

      Allein zwischen Graf Michael und Angelika flogen ein paar freundliche Blicke hin und her, aber zu einem richtigen Gespräch kam es auch hier nicht.

      Helene de Ravoux hingegen hätte es ohnehin niemals gewagt, bei Tisch etwas zu äußern, ohne direkt angesprochen worden zu sein. Cäcilie fand es sowieso verwunderlich, daß eine Kammerfrau mit bei ihnen zu Tisch sitzen konnte.

      So ging das recht unerquickliche Essen denn auch bald vorüber, und die Grafen von Seebach verabschiedeten sich danach rasch. Sie waren froh, der merkwürdig steifen Atmosphäre entfliehen zu können.

      *

      Christina lag zu dieser Zeit in einem der vielen Schlafzimmer des Schlosses auf einer breiten Couch. Sie war in entsetzlicher Verfassung. Einer sonderbaren Starre war eine wilde Verzweiflung gefolgt, die sie förmlich geschüttelt hatte.

      Und dann zürnte sie sich selbst dieser Verzweiflung wegen. Das hatte sie doch voraussehen müssen. Sie war doch nicht unvorbereitet auf diese Reise gegangen.

      Aber die gute Helene hatte wohl doch recht. Es war nicht leicht zu lügen, nicht für sie, für Christina de Roussillon. Sie hatte ihre Kräfte überschätzt.

      Wie gern hätte sie jetzt Helene bei sich gehabt, hätte sich wie in früheren Zeiten von ihr trösten lassen und neuen Mut gefaßt.

      Aber Helene de Ravoux war bei Angelika, um die junge Prinzessin zu beruhigen und nach Möglichkeit von dem unerquicklichen Vorfall abzulenken. Sie selbst, Christina, hatte Helene zu Angelika geschickt, da sie sich in ihrer jetzigen Erregung einer solchen Aufgabe nicht gewachsen fühlte.

      Als Christina überdachte, was noch vor ihr lag und daß sich solche Begebenheiten jederzeit und völlig unerwartet wiederholen könnten, da floß ein Strom von Tränen über das feine Gesicht, und sie schluchzte laut auf.

      Ein leises Klopfen ließ sie zusammenschrecken. Hastig trocknete sie mit einem zarten Tüchlein die Tränen. Es war nicht nötig, daß man sie so sah.

      Ohne daß ihre Aufforderung einzutreten abgewartet worden wäre, öffnete sich leise die Tür.

      Auf der Schwelle stand die alte Anna.

      Ganz ruhig kam die Greisin näher und ohne Christinas stummes Entsetzen zu beachten. Keine Feindseligkeit lag im Blick der Alten.

      Sie trat ganz dicht an Christina heran und tastete deren Antlitz förmlich mit ihren Blicken ab. Dann holte sie unter einem Tuch ganz überraschend etwas hervor.

      Auf einem hölzernen Teller lagen vor Christinas erstaunten Augen ein Stück dunkles Brot und ein Häufchen Salz.

      Auffordernd hielt die Alte es ihr entgegen. Und während Christina das Brot brach und aß, sagte die Greisin zu ihr:

      »Auf daß das Glück dir auf allen deinen Wegen zur Seite stehe, dir den Pfad glätte und der Segen des Himmels auf deinem Haupte ruhe.«

      Und da geschah etwas, was denen von Seebach noch verwunderlicher erschienen wäre, hätten sie es sehen können.

      Die schöne, die stolze, die reiche Marquise Christina de Roussillon brach vor der alten einfachen Dienerin in die Knie und beugte ihr Haupt mit den goldenen Locken vor ihr. Und während sie das tat, bat sie schluchzend: »Vergib mir, Anna! Du allein hast das Recht, mich zu richten.«

      Anna legte ihr die alte runzlige Hand auf den Kopf und entgegnete still: »Niemand hat das Recht, zu urteilen und zu richten über dich, als unser Herr dort droben. Und der sieht tiefer und ist gerechter als alle Menschen auf der Erde. Ihm solltest du vertrauen. Er wird dich sicher geleiten, denn gut ist deine Absicht. «

      Ein tiefer Friede zog in Christinas Herz. Die weisen Worte der Alten bedeuteten ihr Trost und gaben ihr ihre Zuversicht und ihren Mut wieder.

      Ja, sie mußte auf ein gnädig gelenktes Geschick vertrauen, der Menschen Macht vermochte in dieser Sache nichts zu tun, und nicht der Menschen Urteil hatte sie zu fürchten.

      Sie erhob sich und strich das Kleid glatt. Leichter war ihr jetzt ums Herz.

      »Ich danke dir, Anna«, sagte sie leise, »und ich werde dir deine Worte niemals vergessen. Du weißt nicht, was sie für mich bedeuten.«

      Anna schlurfte langsam und vor sich hin nickend hinaus.

      Christina aber lag in dieser Nacht noch lange mit offenen Augen im Bett, aber keine Ängste und Sorgen plagten sie mehr.

      Auf Rothenstein zog mit Macht der Frühling ein. Überall grünte und blühte es, und die Luft war lind und lau.

      Prinzessin Angelika hatte die vergangenen Wochen genutzt, um das Schloß gewissermaßen zu erobern, wie sie ihre Erkundungsgänge selber lachend nannte.

      Stundenlang lief sie durch die langen Korridore und entdeckte jede Kleinigkeit. Jedes Zimmer wurde von ihr besichtigt, und sie war glücklich, wenn irgend jemand ihr eine Geschichte aus der Vergangenheit von Rothenstein erzählen konnte.

      Alle ihre Vorfahren, die, in Öl gemalt und in Goldrahmen gefaßt, in Lebensgröße in der riesigen Ahnengalerie hingen, hatte sie aufmerksam betrachtet, und sie hatte sich aus ihrem Leben berichten lassen. Sie kannte sie mittlerweile alle: Roderich den Schrecklichen, der so entsetzlich grausam gewesen sein sollte, und Edina die Liebliche, die die Güte in Person gewesen war. Nur von Christina hatte sie kein Bild gefunden, und das fand sie ein wenig verwunderlich. Aber immerhin weilte Christina ja noch unter den Lebenden, und man konnte das nachholen.

      Vor dem Bild ihres Großvaters, des verstorbenen Fürsten Leopold von Rothenstein, hatte sie besonders lange verweilt. Von ihm hingen auch Porträts in vielen anderen Zimmern, ebenso wie von der Fürstin Luitgard, die ihre Großmutter gewesen war, aber sie fand zu beiden keine rechte Beziehung.

      Christina beobachtete mit ein wenig Besorgnis das Verhalten Angelikas.

      »Sie lebt sich sehr rasch ein«, sagte sie traurig zu Helene de Ravoux, »zu schnell für mein Gefühl.«

      »Alles Neue lockt junge Menschen, du solltest dir nichts einreden, Christina. Und dann…« Aber die alte Dame sprach nicht weiter.

      Besonders liebte Angelika es, in frühen Morgenstunden auf einem der herrlichen Pferde, die Rothenstein in so großer Anzahl besaß, über das Land zu reiten, gewöhnlich von einem Reitknecht häufig auch von Christina begleitet.

      Puck pflegte oft bellend nebenher zu laufen, doch er machte die Pferde leicht nervös, und so mußte Angelika schließlich auf seine Begleitung verzichten, was sie nur sehr ungern tat.

      An einem Frühjahrsmorgen ertönte Hufgetrappel im Schloßhof,

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