Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband). Arndt Ellmer

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Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband) - Arndt Ellmer Perry Rhodan-Silberband

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sind schon zwei Fragen.« Der Fremde seufzte. »Ehrlich, ich habe nur dieses eine Schiff vorgefunden. Bis in einer Stunde ...«

      Das Holo erlosch, die Verbindung war unterbrochen.

      Damit begann für Adams die längste Stunde seit Jahrhunderten. Seine erste Befürchtung war, dass der Dekalog der Elemente TSUNAMI-114 gekapert hatte. Bei dem Fremden konnte es sich durchaus um ein Maskenelement handeln.

      Adams diskutierte das mit den drei Hanse-Sprechern und befragte zudem NATHAN. Die erste Hochrechnung wies eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür aus, dass das Element der Lenkung, Kazzenkatt, damit zu tun hatte. Allerdings sprach auch einiges dagegen. Eine größere Anzahl von Maskenelementen hätte die Besatzung von TSUNAMI-114 ersetzen können; weshalb sollte sich also Kazzenkatt die Umstände machen, sich als Angehöriger eines unbekannten Volkes auszugeben? Und zudem eingestehen, dass vermutlich ein Überfall auf den TSUNAMI stattgefunden hatte?

      Je mehr Fakten Adams sammelte, desto geringer wurde die Wahrscheinlichkeit, die für eine Aktion des Dekalogs sprach. Und falls Sotho Tal Ker tatsächlich einem bislang unbekannten raumfahrenden Volk angehörte, dann bot sich für die Kosmische Hanse genau die Chance, die Adams herbeisehnte.

      Genau eine Stunde später meldete sich der Fremde wieder, diesmal sofort mit Bildübertragung. Sein breites, derbes Gesicht zeigte ein einnehmendes Lächeln.

      »Beantworte mir bitte eine Frage offen und ehrlich, Gershwin Adams!«, sagte er ohne Umschweife. »Hast du mich verraten?«

      »Zweifellos nicht«, entgegnete Adams unangenehm berührt. »Außerdem weiß ich herzlich wenig von dir – ich kann mir nicht einmal sicher sein, dass du der bist, für den du dich ausgibst. Wer oder was bist du eigentlich?«

      »Ich versichere dir bei meiner Ehre, dass ich weder mit Kazzenkatt und seinem Dekalog der Elemente zu tun habe, noch dass ich überhaupt aufseiten der Chaosmächte stehe«, sagte der Fremde betont.

      »Immerhin weißt du sehr gut Bescheid«, bemerkte Adams.

      »Ich habe mich informiert.« Der Fremde lachte spitzbübisch. Das ließ ihn jungenhaft erscheinen, obwohl sein Gesicht von gesetztem Alter zeugte. »Ich habe eure Technik studiert und gelernt, den TSUNAMI zu steuern«, fuhr er fort. »Ich kenne mich mit dem Antitemporalen Gezeitenfeld aus und verstehe mich ausgezeichnet mit dem Kontra-Computer. Ich habe mir alles Wissenswerte über die Milchstraße und die Terraner aus der Bordpositronik geholt. Vorher erlernte ich über den Hypnoschuler eure Sprache und informierte mich aus den Personalverzeichnissen über jedes einzelne Mannschaftsmitglied. Ich habe einiges über die angespannte Lage in der Milchstraße erfahren und über die prekäre Situation der Kosmischen Hanse. Vor allem weiß ich über das Kräftemessen zwischen Kosmokraten und Chaotarchen im Bereich eurer Galaxis Bescheid. Was ich über die Entwicklungen während der letzten Monate nicht wissen konnte, habe ich mir sofort nach meiner Ankunft erarbeitet. Ich bin überrascht – und zugleich enttäuscht –, dass sich die galaktische Situation derart zugespitzt hat, weil die Probleme bislang nicht gelöst wurden. Das bringt mich in eine eher unangenehme Position. Denn als Fremder stehe ich zwischen den Fronten und werde von allen Beteiligten als Gegner gesehen. Mir ist hinreichend deutlich, dass ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen bin, nur habe ich ihn mir nicht ausgesucht. Ich könnte mich zurückziehen und irgendwann wiederkommen, in der Hoffnung, dass ihr bis dahin alle Probleme gelöst habt. Aber dadurch würde viel wertvolle Zeit verloren gehen – und womöglich wäre es dann für eine Kontaktaufnahme schon zu spät.«

      Adams hatte dem Fremden interessiert zugehört und ihn dabei fasziniert beobachtet. Sotho Tal Ker hatte ein ausdrucksstarkes Mienenspiel. Wenn er log und diese Persönlichkeit nur vortäuschte, dann war er ein guter Schauspieler.

      Da Adams schwieg, redete der Fremde weiter: »Der momentane Stand ist für mich untragbar. Im Asteroidengürtel fühle ich mich trotz des Antitemporalen Gezeitenfelds nicht sicher, zumal andere TSUNAMIS im Solsystem sind. Außerdem habe ich das Versteckspiel satt. Ich suche eine Unterkunft. Du kannst mich unterstützen, Gershwin Adams.«

      »Wie stellst du dir das vor? Ich habe nicht die Macht, einem Fremden, der keineswegs schon über jeden Verdacht erhaben wäre, Asyl zu gewähren. Ich kann keine derartige Entscheidung treffen, weder allein ...«

      »Du bist die Kosmische Hanse!«

      Sotho Tal Ker sagte das so eindringlich und überzeugend, dass Adams es beinahe selbst geglaubt hätte. Der Fremde lachte dazu, und vielleicht gerade deshalb entfaltete dieser eine Satz seine Wirkung. Du bist die Kosmische Hanse! Das war Unsinn, aber irgendwie stimmte es dennoch. Die Aussage war unrichtig, weil Adams nie nach Macht strebte. Andererseits war er der Einzige, der mit Leib und Seele hinter der Hanse stand.

      »Ich kann keine solche Entscheidung treffen«, wiederholte Adams. »Ich habe nicht die Befugnisse dafür. Trotzdem versichere ich dir ...«

      »Du hättest die Möglichkeiten, Gershwin Adams«, unterbrach ihn Sotho Tal Ker mit strenger Miene. »Du hast NATHAN und den Stalhof. Ich weiß darüber ein wenig Bescheid. Dort kannst du mich verbergen, oder sagen wir besser: unter Quarantäne stellen. Ich bin bereit, mich dir auszuliefern. Nur dir persönlich. Dir vertraue ich als Person, nicht hingegen der Verwaltungsmaschinerie deines Volkes. Verstehst du? Ich lege mein Schicksal in deine Hand. Du kannst mich für die Dauer der Quarantäne auf Herz und Nieren prüfen. Nur musst du dich schnell entscheiden.«

      »Herz und Nieren, hast du solche Organe überhaupt?«

      Der Fremde lachte hell. »Dein Humor gefällt mir, Gershwin Adams«, bemerkte er augenzwinkernd.

      »Warum tust du das alles?« Adams gab sich äußerlich unberührt, dabei hatte der Fremde seine Sympathie schon gewonnen. Adams suchte nur nach einer plausiblen Rechtfertigung, einer Ausrede gewissermaßen, die es ihm erleichterte, über seinen Schatten zu springen. »Und vor allem: Warum gehst du ein solches Risiko ein?«

      »Ich will deine Freundschaft, Gershwin Adams«, antwortete Sotho Tal Ker. »Und ich suche die Freundschaft deines Volkes. Ich bin vierzig Millionen Lichtjahre weit dafür gereist.«

      Adams gab sich geschlagen. Er stellte nur eine Bedingung: »Nenn mich nicht mehr Gershwin Adams, Sotho Tal Ker.«

      »Einverstanden, mein Freund – Gershwin.«

      Es war – mit NATHANS Hilfe, wohlgemerkt – eigentlich recht einfach, den Fremden unbemerkt nach Luna und in den Stalhof zu holen.

      Sotho Tal Ker bestand aus Sicherheitsgründen darauf, den TSUNAMI im Asteroidengürtel zurückzulassen. Er schlug vor, den Weg nach Luna über Transmitter zurückzulegen, lehnte eine Direktverbindung indes ab. Darum erarbeitete Adams eine Route in drei Etappen.

      Sotho Tal Ker sollte zuerst einen Hanse-Stützpunkt auf dem Mars aufsuchen, wo die drei eingeweihten Hanse-Sprecher ihn erwarten würden. Sie begleiteten ihn dann zu einer Station im interplanetaren Raum, und erst danach ging es zum Mond. Dieser letzte Empfängertransmitter war ausschließlich Hanse-Sprechern, Hanse-Spezialisten und deren Gästen vorbehalten.

      Die letzte Hürde war das Sicherheitssystem des Stalhofs. Ohne NATHANS Unterstützung wäre diese Hürde nie zu nehmen gewesen. Jedenfalls erhielt Sotho Tal Ker von der Hyperinpotronik ein eigenes Erkennungssymbol. Sotho Tal Ker wählte als Symbol ein Dreieck, von dessen Mittelpunkt drei Pfeile zu den Spitzen wiesen. Auf die Frage, warum er gerade dieses Bild wollte, antwortete er: »Es ist mein Hoheitszeichen, das Symbol der drei Wege.«

      Es war eine fast unwirklich anmutende Begegnung, als sich Adams und der Fremde endlich im Stalhof gegenüberstanden.

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