Kaiserkrieger 13: Flammen über Persien. Dirk van den Boom

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Kaiserkrieger 13: Flammen über Persien - Dirk van den Boom Kaiserkrieger

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dürfte schon Bescheid wissen und Rom spätestens in einer Stunde.« Die größte technologische Anstrengung der letzten drei Jahre – neben der Bahnstrecke, die aus dem Imperium direkt nach Persepolis führte – war das Aufstellen der Telegrafenmasten gewesen. Die Grenzstationen damit zu verbinden, hatte einen immensen Aufwand bedeutet, aber wenn die Kommandeure der Großen Allianz, wie das Bündnis aus Rom, Aksum, Teotihuacán und Persien nunmehr genannt wurde, eines gelernt hatten, dann dies: In einem den Globus umspannenden Krieg waren Informationen alles und ohne Informationen war alles nichts. Die richtige Nachricht zur richtigen Zeit war wertvoller als zehn Legionen und die größten Kanonen und konnte über das Schicksal ganzer Nationen entscheiden. Also waren dies die Projekte gewesen, die man als Erstes angegangen war: Infrastruktur und Kommunikation.

      Metellus befürwortete das. Er war ein vernünftiger, ein gebildeter Mann. Er war aber auch der Ansicht, dass es nach all den wunderbaren Informationen langsam Zeit für die Legionen und die Kanonen wurde. Er war mit dieser Ansicht gewiss nicht alleine, doch die vom Zorn genährte Ungeduld loderte in diesem Zenturio mit besonderer Intensität. Es war gut, dass er kein General war. Er hoffte, niemand kam je auf die Idee, ihn noch weiter zu befördern.

      »Sag mir Bescheid, wenn es eine Antwort gibt.«

      »Was für eine Antwort erwartet Ihr, großer Zenturio?«

      Es gab einen guten Grund dafür, warum Hans Lucretius trotz seiner unbestreitbaren Talente niemals über den aktuellen Dienstgrad hinaus befördert worden war. Seine Vorgesetzten schwankten stets darin, ihn zu loben und seine Leistungen anzuerkennen und ihn für Wochen in eine Zelle zu sperren oder ordentlich verprügeln zu lassen. Letzteres war nach Abschaffung der Prügelstrafe nur noch möglich, wenn niemand zu genau hinsah, aber der Legionär hatte es sich mit seinem losen Mundwerk und seiner ironischen Art schon bei vielen verscherzt. Bei Metellus hatte er gute Karten, da dieser seine Händel selbst ausfocht und seine Beliebtheit höheren Ortes nicht zuletzt aufgrund seiner beständigen Eingaben, endlich diesen Krieg zum Feind zu tragen, begrenzt war.

      »Ich erwarte gar nichts«, knurrte der Zenturio also nur. »Das übliche Gewinsel. Und ein Versprechen auf baldige Ablösung. Ich will keine verdammte Ablösung. Ich will die Dampfwagen bemannen, die Kanonen laden und die feigen Arschlöcher da drüben ausräuchern, bis sie ihre eigenen Kugeln fressen.«

      Das war nur halb metaphorisch gemeint. Weiterhin war es schwierig, Kriegsgefangene zu nehmen, denn die Soldaten aus Baekye hatten die unangenehme Angewohnheit, sich lieber selbst zu töten, als dies geschehen zu lassen. Jene, die man festsetzte, erwiesen sich als schweigsam, störrisch und jederzeit bereit, ihre Häscher anzugreifen. Man musste ihren Mut und ihre Entschlossenheit bewundern und irgendwo in Metellus gab es eine solche Regung auch. Er war gar nicht darauf erpicht, sie alle festzunehmen. Er wollte vor allem eines: sie für das bestrafen, was sie taten. Nein, wenn er ehrlich war, lag der Grund für seine Absichten etwas tiefer. Er wollte seine Wut ausleben, er wollte dem Feind Gewalt antun, und das bis zur Selbstaufgabe.

      Metellus wusste, dass dieser Drang ihm einst zum Verhängnis werden würde.

      Er stand oft genug nahe am Abgrund und erkannte, wie dieser ihn anstarrte, mit der Verlockung, die sein Ende sein konnte. Er trat oft genug einen Schritt zurück, ließ die Selbstdisziplin obsiegen. Aber er wusste, dass die Verlockung niemals nachließ und er ihr mit Freuden nachgeben würde, wenn seine Befehle dies rechtfertigten.

      Deswegen wollte er diese Befehle unbedingt. Deswegen war er so frustriert, weil sie nicht kamen.

      »Herr, da tut sich was!«

      Metellus fuhr aus seinen Gedanken hoch. Gewaltfantasien oder nicht, wenn die Pflicht rief, war er ganz da, schob die Emotionen beiseite, die ihn eben noch gebeutelt hatten. Jawed war außer Gefecht gesetzt, und obgleich er einen Stellvertreter hatte, war Metellus der Offizier mit der höchsten Seniorität, und die Kooperation zwischen Rom und Persien war in den letzten drei Jahren so eng geworden, dass die Kompetenzen sich mehr und mehr verschränkten. Das sofort begonnene Offiziersaustauschprogramm hatte schneller Früchte getragen als von seinen Kritikern erwartet.

      Und so machte der persische Soldat erneut ihm Meldung. Er trug die eiserne Brustplatte eines Unsterblichen, der Elitetruppe des persischen Königs, die hier wie anderswo mit der Grenzsicherung beauftragt worden war. Eine bewusste Entscheidung, den Besten die schwere Aufgabe zu überantworten, im Falle des erwarteten Angriffes die Last der unmittelbaren Verteidigung aufzubürden.

      »Was gibt es?«

      »Bewegung aus Richtung des Feindes.«

      Metellus war so schnell an der Balustrade, dass er gar nicht bewusst wahrnahm, wie er die hölzerne Leiter emporglitt und Deckung nahm. Jemand reichte ihm ein Fernrohr – mittlerweile auch aus persischer Produktion, da die hiesigen Glasbläser sich als äußerst talentiert erwiesen hatten – und er schaute in die angegebene Richtung.

      »Da rennt einer«, murmelte er. »Ein Mann.«

      »Er trägt die Uniform des Feindes«, hörte er den Soldaten neben sich sagen, ebenfalls mit einem Fernrohr bewaffnet.

      »Das stimmt. Es gibt keine Überläufer unter den Männern aus Baekye.«

      »Zumindest keinen, der lange genug gelebt hätte«, ergänzte der Soldat. Er senkte das Fernrohr. »Die Chinesen sagen, dass es durchaus Deserteure gäbe. Nur waren die schon tot, als man sie fand.«

      »Wie weit hat er noch?«

      »Einen Kilometer. Falls er vorher nicht erschossen wird.«

      »Er hat einen guten Zeitpunkt gewählt, das muss man ihm lassen.«

      Metellus runzelte die Stirn. Die mobilen Scharfschützen des Feindes hatten die Angewohnheit, sofort nach einem erfolgreichen Angriff die Position zu wechseln, um keinerlei Angriffsfläche für eventuelle Gegenreaktionen zu bekommen – wohl in der Unkenntnis über die Befehlslage, die den Grenztruppen so die Hände band. Das hieß, dass der Überläufer … wenn er denn einer war … exakt den richtigen Moment abgewartet hatte.

      Er kannte sich aus.

      Er baute darauf, dass der Tod einiger Perser ausreichend war, um sein eigenes Überleben zu sichern.

      Das war wieder so eine Vorgehensweise, die Metellus wütend machte. Er kämpfte den Zorn nieder, er führte in dieser Situation zu nichts. Wenn es sich tatsächlich um die einmalige Chance handelte, einen Deserteur aufzunehmen, dann musste er sie nutzen, und machte er einen Fehler, würden seine Vorgesetzten dafür herzlich wenig Verständnis aufbringen.

      »Schickt ihm eine Patrouille entgegen. Mit dem gepanzerten Dampfwagen.«

      »Aber.«

      »Los jetzt! Nehme ich auf meine Kappe. Sag einfach, der verrückte Römer habe es befohlen. Außerdem ist es ein römischer Dampfwagen. Ich habe quasi unmittelbare Befehlsgewalt.«

      Das war natürlich ausgesprochener Blödsinn. Aber es half dem Perser, dem Befehl Folge zu leisten. Der große Dampfwagen stand ständig unter Dampf und es brauchte nicht lange, um das schnaufende Monstrum zu bemannen und auf den Weg zu schicken.

      Das Tor des kleinen Kastells öffnete sich.

      Wenn Jawed erwachte und wieder bei Sinnen war, würde er, mit etwas Glück, persönlich begutachten dürfen, wofür er geblutet hatte und beinahe gestorben war.

      Metellus ballte die Hände zu Fäusten.

      Hoffentlich war es die

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