Bomba in einem fremden Land. Roy Rockwood

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Bomba in einem fremden Land - Roy Rockwood Bomba der Dschungelboy

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Ahnung, was ein Rüssel war, und betrachtete verblüfft das Tier, das jetzt tatsächlich seine Angriffsabsichten aufgegeben zu haben schien.

      „Und selbst wenn das Biest zwei Schwänze hätte, das wäre noch immer kein Grund für dich, es umzubringen. Der Elefant ist so zahm, dass die Kinder auf ihm reiten können. Schau nur her.“

      Er trat an den Graben heran, nahm ein Stück Zucker aus der Tasche und hielt es dem Tier hin. Mit dem langen Rüssel langte der Elefant mühelos über den Graben und ergriff vorsichtig und geschickt mit dem weichen, mundstückartigen Rüsselende den Zucker. Dann rollte er den Rüssel ein und schob den Zucker in das Maul. Gleich darauf streckte er den Rüssel wieder aus, scharrte wie ein bittendes Pony mit dem rechten Vorderbein und schwenkte den Kopf hin und her.

      Bomba und Gibo waren sprachlos vor Erstaunen. Am Amazonas hätte man sich solche Bestien bestimmt nicht als Haustiere gehalten. Sie schauten einander verblüfft und etwas dumm an. Der Parkwächter legte jetzt sein gebieterisches Wesen ab und sprach väterlich auf die beiden ein.

      „Ich weiß wirklich nicht, wo ihr herkommt. Aber ich merke schon, dass ihr zwei unschuldsvolle Knaben seid, die man eigentlich ohne Wärter nicht frei herumlaufen lassen sollte. Diese Tiere hier sind nicht dazu da, um getötet zu werden wie im Urwalde. Sie haben viel Geld gekostet und sind mit großen Kosten hierher transportiert worden, damit die Menschen sie anschauen können. Die meisten sind sogar hinter Gittern, damit sie keinen Schaden anrichten können. Ein Glück für euch beide, dass ich zur rechten Zeit gekommen bin, denn wenn ihr eines der Tiere umgebracht hättet, dann wäret ihr vor den Richter gekommen, und eure Eltern hätten außerdem noch ein hübsches Sümmchen zahlen dürfen.“

      Bomba und Gibo waren sich über die Zusammenhänge zwischen Bestrafung und Geldbuße noch nicht ganz im Klaren, aber an der Art, wie der Parkwärter davon sprach, erkannten sie, dass es sich um ziemlich unangenehme Dinge handeln musste.

      „Und jetzt schaut zu, dass ihr verschwindet“, fuhr der Mann fort. „Und wenn ihr das nächste Mal auf die Straße geht, dann sorgt dafür, dass ihr anständige Christenkleidung tragt! Es ist einfach skandalös so herumzulaufen!“

      „Wir haben andere Kleidung im Gebüsch liegen“, erklärte Bomba kleinlaut.

      „So, dann macht ihr den Park also auch noch zu einem Umkleideraum, nicht nur zu einer Schießbude“, brummte der Parkwächter. „Eigentlich sollte ich euch wirklich mitnehmen und einsperren!“

      Er begleitete die beiden zu jener abgelegenen Stelle, an der sie ihre Kleidung versteckt hatten. Mit großen Augen schaute er zu, während sich die ehemaligen Dschungeljäger wieder in wohlgekleidete New Yorker verwandelten, die sich in nichts von den Hunderttausenden unterschieden, die täglich durch die Straßen hasteten. Mit einer letzten Warnung verabschiedete er die beiden und verschwand.

      Nachdenklich schritten die Jungen an den Gehegen der Raubtiere entlang. Die Stimmen des Dschungels erwachten rund um Bomba her. Aus der Ferne drang der heisere Ruf eines Schakals herüber, und irgendwo in der Nähe klagte eine Hyäne.

      Eine seltsame Stimmung befiel den Jungen. Er musste unvermittelt an seinen Vater denken, der nach Afrika gefahren war, um dort im Tanganjika-Gebiet Bilder zu malen. Die nächtlichen Stimmen der Raubtiere schienen sich plötzlich zu einem Chor der Klage und düsteren Prophezeiung zu vereinen. Und mit einem Male wusste Bomba — ahnte er es tief in seinem Herzen, dass seinem Vater in der fernen Dschungelwelt des afrikanischen Urwaldes etwas Schlimmes widerfahren war.

      „Gibo“, flüsterte er und blieb plötzlich stehen. „Ich höre, wie mich mein Vater ruft.“

      3 Der geheimnisvolle Ruf aus der Ferne

      Gibo starrte seinen jungen Herrn entgeistert an, als er diese seltsame Ankündigung hörte.

      „Ich verstehe das nicht, Herr“, sagte er verwirrt. „Meine Ohren sind gut, aber ich höre nichts.“

      „Mein Vater ruft mich“, wiederholte Bomba mit merkwürdig klangloser Stimme. „Ich kann selbst nicht sagen, was es ist. Vielleicht ist es der Schrei der Hyäne, der mir die Nachricht gibt — vielleicht ist es der heisere Ruf des Schakals. Aber ich weiß, dass mein Vater sich in Not befindet.“

      Gibo schwieg. Er hatte im südamerikanischen Dschungel schon zu oft erlebt, dass Bomba sich mit den Tieren verständigen konnte, und er glaubte fest an die Zauberkräfte seines jungen Herrn. Dennoch wusste er, dass Afrika noch viel weiter entfernt war als ihre eigene Dschungelheimat.

      „Wie kann die Hyäne dir Nachricht von deinem Vater aus Afrika bringen, Herr?“, fragte er. „Vielleicht bist du nur erregt und bildest dir das ein. Auch ich habe so ein merkwürdiges Gefühl. Es ist mir zumute, als wäre ich wieder in unserer Heimat und all die Tiere sprächen mit ihren vertrauten Stimmen zu mir. Nur kann ich nicht verstehen, was sie sagen.“

      Bomba lächelte traurig.

      „Auch ich kann die Stimmen nicht verstehen, Gibo. Aber es geht mir so wie dir: mein Herz ist unruhig, und ich höre Stimmen, die mir etwas mitteilen wollen. Ich weiß, dass wir bald aufbrechen müssen, um meinen Vater aus einer Gefahr zu befreien. Gehen wir jetzt schnell ins Hotel zurück. Ich will meiner Mutter sofort sagen, dass mein Vater mich braucht, und dass ich nach Afrika reisen muss.“

      Die beiden verfielen wieder in jenen schnellen, geschmeidigen Hundstrab, der sie in erstaunlich kurzer Zeit vom Bronx-Park in ihr Hotel zurückbrachte.

      „Herr, gibt es an jenem Ort, von dem du sprichst, auch einen Dschungel?“, fragte Gibo, als sie nebeneinander herliefen.

      „Ich weiß nur sehr wenig von Afrika“, erklärte Bomba. „Nur das, was mir mein Vater davon erzählt hat. Ja, es gibt dort auch Urwälder und große Flüsse — aber es gibt dort auch weite Steppen und hohe Gebirge. Das alles hat mein Vater mir erzählt.“

      „Und gibt es in den Dschungelwäldern auch Jaguare, Schlangen und Alligatoren?“, erkundigte sich Gibo weiter.

      „Es soll dort Schlangen und Alligatoren geben“, berichtete Bomba. „Aber statt der Jaguare gibt es dort andere große Raubkatzen, die man Leoparden nennt. Dann gibt es auch Tiere mit großen Hörnern dort und eine Bestie, die stärker ist als alle anderen und ein Gebrüll ausstößt wie das Rollen des Donners: das ist der Löwe. Vielleicht gibt es auch jenes Tier dort, das wir vorhin gesehen haben und das der Mann mit der Uniform Elefant genannt hat.“

      Gibos Augen funkelten.

      „Dann wird es in Afrika gute Jagd geben“, jubelte er. „Unsere Pfeile werden zischen, und Bombas Machete wird durch die Luft sausen.“

      „Ja“, bestätigte Bomba nachdenklich. „Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir zu keinem fröhlichen Jagdausflug aufbrechen wollen. Wir müssen meinen Vater suchen und ihn aus den Klauen von Feinden erretten, die wir noch nicht kennen.“

      Inzwischen hatten sie das Hotel erreicht, und durch die marmorgetäfelte Empfangshalle eilten sie zum Aufzug und ließen sich nach oben tragen. Noch immer betrachtete Gibo diesen ‚Käfig aus Gold‘ mit einigem Misstrauen. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, dass diese geheimnisvolle Glaskabine mit ihren Messinggittern und den Blumenarabesken aus Goldblech sich bewegte, wenn man an einer Kurbel drehte und auf bestimmte Knöpfe drückte, die sich auf einer schimmernden schwarzen Tafel an der Wand der Kabine befanden. So vertraut ihm auch der kleine Liftboy wegen seiner dunklen Hautfarbe vorkam: in seiner grünen Uniform mit den schimmernden Messingknöpfen erschien er ihm dennoch als eine Art von höherem Wesen.

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