Der Bergpfarrer Box 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Box 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Box

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Anderer kam als eine der letzten heraus. Sie gab Sebastian Trenker die Hand.

      »Dank’ schön, Herr Pfarrer, für alles, was Sie für meinen Buben getan haben«, sagte sie mit Tränen in den Augen.

      »Ist schon recht, Burgl«, nickte Sebastian ihr aufmunternd zu.

      »Er ist kein schlechter Junge«, sprach Burgl weiter. »Es lief nur net alles so, wie er es sich gedacht hatte.«

      »Ich weiß, und ich werd’ alles tun, was in meiner Macht steht, um ihm zu helfen.«

      »Danke, Hochwürden, vielen, vielen Dank.«

      Die verhärmte, vor Kummer und Plagen gebeugte Frau, die ihr ganzes Leben lang gearbeitet hatte und doch nie auf einen grünen Zweig gekommen war, kämpfte sichtbar mit den Tränen.

      »Ich wünsch dir noch einen schönen Sonntag«, verabschiedete der Geistliche sie und ging dann in die Kirche zurück.

      Die Meßdiener hatten schon ihre Utensilien abgelegt und warteten darauf, entlassen zu werden. Sebastian steckte jedem von ihnen ein Geldstück zu.

      »Für ein Eis. Aber erst nach dem Mittagessen.«

      »Dank’ schön, Hochwürden«, riefen die beiden und rannten los.

      Sebastian hängte die Soutane in den Schrank in der Sakristei und machte sich dann auf den Weg in das Pfarrhaus, wo Sophie Tappert schon mit dem Sonntagsbraten wartete. Natürlich war auch Max da, und eben kam Dr. Wiesinger um die Ecke. Er war heute im Pfarrhaus zum Essen eingeladen, hatte aber nach dem Kirchgang noch nach einem Patienten sehen müssen, der bettlägerig war. Sebastian fiel die kummervolle Miene des Arztes auf.

      »Wie geht’s dem Teubner-Franz?« fragte er.

      »Oh, recht gut«, antwortete der Arzt. »Ich denke, in ein paar Tagen ist er wieder ganz gesund.«

      Franz Teubner hatte sich bei der Apfelernte einen Hexenschuß zugezogen und war dabei von der Leiter gefallen. Zum Glück hatte er sich nichts gebrochen, aber schmerzhaft war es ohnegleichen.

      »Ich dachte schon… Sie schauen ein wenig bedrückt. Ist sonst etwas nicht in Ordnung?«

      »Das kann man wohl sagen«, schnaubte der junge Arzt. »Ich mache mir große Sorgen um den Lärchner.«

      »Wieso, was ist mit ihm? Er war doch schon wieder auf dem Wege der Besserung.«

      Sebastian ließ seinen Gast in das Eßzimmer eintreten, wo Max schon wartete. Dieser Raum wurde meistens nur dann benutzt, wenn weiterer Besuch da war, oder an Feiertagen. Sebastian saß und aß auch gerne in der gemütlichen Wohnküche des Pfarrhauses. Doch heute hatte Sophie Tappert den Tisch im Eßzimmer festlich gedeckt und eine Flasche Wein kalt gestellt. Das Essen dauerte noch ein paar Minuten, und so hatten die Männer Zeit, sich noch etwas über den Lärchner-Bauern zu unterhalten.

      »Man müßte diesem Scharlatan das Handwerk legen«, schimpfte Toni Wiesinger.

      Der junge Arzt hatte ohnehin keinen leichten Stand bei den Dörflern, und nun noch dies!

      Dem Pfarrer schwante, wen der Arzt mit Scharlatan meinte.

      »Doch net etwa der Brandhuber-Loisl?« fragte er.

      »Doch, genau der«, nickte der Arzt und nahm dankend das Glas Sherry entgegen, das Max ihm reichte.

      Und dann erzählte er, welchen Kummer er mit Alois Brandhuber hatte.

      Ähnlich wie die Familie Anderer, hauste der Brandhuber in einer Holzhütte, etwas außerhalb des Dorfes. Niemand wußte, wovon der Alte lebte. Er sah immer unrasiert und schmuddelig aus, und stand in dem Ruf ein ›Wunderheiler‹ zu sein. Angeblich zog er bei Vollmond los, um bestimmte Kräuter und Blumen zu sammeln, die er zu den verschiedensten Tees und Salben verarbeitete, die er an die Leute verhökerte.

      Nicht nur Touristen gaben ihr Geld dafür her, auch Einheimische ließen sich immer wieder darauf ein, Loisls Wunderkuren zu probieren.

      Und nun war der Doktor dahintergekommen, daß der Brandhuber ebenfalls den Lärchner-Bauern »behandelte«!

      »Eine Lungenentzündung in dieser Jahreszeit ist schon schlimm genug. Aber ich hätte sie beinahe im Griff gehabt«, ärgerte Toni Wiesinger sich. »Und dann muß ich erfahren, daß man sich mehr auf die Erfahrung des ›Heilers‹ verläßt. Ich kann’s noch immer net glauben.«

      Sophie Tappert hatte inzwischen das Essen aufgetragen.

      »Werden die Leute nimmer gescheit?« seufzte Sebastian und deutete auf den Tisch. »Kommen S’, Herr Doktor, lassen S’ uns essen. Ich glaub, ich werd’ sowohl mit dem Lärchner, als auch mit dem Brandhuber ein ernstes Wörtchen reden müssen.«

      *

      Dazu hatte der Geistliche schon am Nachmittag Gelegenheit. Eigentlich hatte er den in den Bergen verbringen wollen, doch die Angelegenheit um den Lärchner-Bauern war natürlich wichtiger. Schweren Herzens verschob er die ersehnte Bergtour. Statt dessen setzte er sich in seinen Wagen und fuhr zu dem Bauernhof hinauf.

      Der Lärchnerhof war ein mehr als zweihundert Jahre alter Berghof, der schon immer im Besitz der Familie war. Der Altbauer, Ignazius Lärchner, war schon weit über die sechzig, dachte aber nicht daran, den Hof seinem Sohn zu übergeben.

      »Wenn du so weitermachst, brauchst auch net mehr aufs Altenteil zu ziehen«, tadelte Sebastian Trenker den Kranken, an dessen Bett er saß.

      Auf dem Nachtkästchen, daneben, standen ein paar Schachteln mit Tabletten und eine große Flasche mit einer dunkelblauen Flüssigkeit darin. Wahrscheinlich das Gebräu vom Brandhuber-Loisl.

      »Wie meinen’s denn das, Hochwürden?« fragte der Alte mit schwacher Stimme.

      Aschgrau sah er aus, im Gesicht, und seine Hände zitterten.

      Beim letzten Besuch hatte er deutlich besser ausgesehen, dachte Sebastian. Er deutete auf die Flasche.

      »Wenn du weiterhin das Zeug da säufst, Lärchner-Bauer, dann braucht dein Sohn das Altenteil net mehr herrichten. Dann kannst gleich sagen, an welcher Stelle auf dem Kirchhof du liegen willst. Die Flasche ist doch vom Brandhuber, nicht wahr?«

      Ignaz machte ein verzweifeltes Gesicht.

      »Ich will’s ja gar net«, jammerte er. »Aber meine Alte, die hat sich die Flasche aufschwatzen lassen, weil sie meint, daß der junge Doktor keine Ahnung hat. Es schmeckt überhaupt ganz scheußlich!«

      Der Pfarrer hätte lachen können, wenn die Sache nicht so ernst gewesen wäre.

      »Der junge Doktor hat immerhin ein paar Jahre studieren müssen, bevor er auf die Menschheit losgelassen wurde. Ich bezweifel, daß der Brandhuber-Loisl jemals eine Universität auch nur aus der Ferne gesehen hat.«

      Der Geistliche schüttelte den Kopf über soviel Unverstand.

      »Ich nehme die Flasche mit und schütte den Inhalt weg«, fuhr er bestimmt fort. »Und du nimmst wieder die Tabletten, so, wie Doktor Wiesinger es dir gesagt hat. Eine Lungenentzündung ist kein einfacher Schnupfen. Und mit deiner Frau rede ich noch ein ernstes Wörtchen. Ich verstehe

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