Der Bergpfarrer Box 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Box 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Box

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fuhr immer mit dem befriedigenden Gefühl nach Sankt Johann zurück, den alten Leuten mit seinem Besuch eine Freude gemacht zu haben.

      Gleich nach der Abendmesse vertiefte der Geistliche sich in der Sakristei in den Kirchenbüchern. Seit mehr als dreihundert Jahren wurden in den großen ledergebundenen Folianten Aufzeichnungen gemacht. Ganze Generationen waren hier bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen.

      Sebastian suchte den neuen Band heraus.

      Er war um die Jahrhundertwende begonnen worden und würde wohl noch einige Jahrzehnte reichen. Sorgfältig suchte er Spalte für Spalte die betreffende Jahreszahl ab.

      Etwa vierzig Jahre mußte es jetzt her sein, daß Veronikas Mutter geboren wurde. Wenn dies hier geschehen war, dann stand es auch in diesem Buch.

      Endlich fand er einen Eintrag, der sich auf Urban Brandner bezog.

      Seine kirchliche Trauung mit der Jungfrau Theresa Brandner, geborene Hofstetter.

      Und dann – ein Jahr später – war die Geburt ihrer Tochter Maria in das Kirchenbuch eingetragen worden.

      Sebastian Trenker lehnte sich aufatmend zurück. Dies war der eindeutige Beweis, daß der alte Senner ihn und Christian Wiltinger belogen hatte.

      Aber warum? Und vor allem, was war mit Veronika Seebacher geschehen?

      Er blätterte weiter und fand den Eintrag über den Tod der Theresa Brandner, da war das Kind kaum vier Jahre alt gewesen. Hatte der Alte seine Tochter ganz alleine aufgezogen?

      Sebastian klappte das Kirchenbuch zu und stellte es in das Regal zu den anderen. Dann ging er ins Pfarrhaus hinüber.

      Nachdenklich saß er am Abendbrottisch und überlegte, welche Gründe Urban Brandner wohl haben mochte, zu leugnen, daß er Veronika kannte.

      Es konnte doch kein Zufall sein – eine Namensgleichheit, gut, die hätte Sebastian durchaus einsehen können, doch daß der Senner und seine Frau eine Tochter hatte, die den selben Namen trug, wie Veronikas verstorbene Mutter – nein, das konnte kein Zufall sein.

      Sophie Tappert spürte, daß den Pfarrer etwas beschäftigte. Ob es mit dem Besuch des jungen Mannes zusammenhing, der heute morgen ins Pfarrhaus gekommen war?

      Sebastian bemerkte den forschenden Blick, mit dem seine Haushälterin ihn ansah. Plötzlich hatte er eine Idee. Frau Tappert – wußte sie vielleicht etwas über Urban Brandner und seine Frau Theresa?

      »Aber natürlich hab ich die Theresa gekannt«, sagte sie auf Sebastians Frage. »Wir sind ja zusammen in die Schule gegangen. Sie ist früh’ verstorben. Ich wüßt’ gern, was aus dem Madel geworden ist.«

      »Aus der Maria, der Tochter der beiden?«

      Sophie Tappert sah ihn erstaunt an.

      »Ja. Woher wissen Sie etwas von Maria Brandner? Sie ist doch damals verschwunden. Der Alte hat sie fortgejagt, bei Nacht und Nebel.«

      »Das hab’ ich net gewußt. Aber, es ist interessant.«

      Er glaubte kein Geheimnis zu verraten, wenn er Frau Tappert den Grund für Christians Besuch erzählte. Die Haushälterin hob warnend die Hand.

      »Mit dem Alten stimmt etwas net«, sagte sie. »Der Mensch muß ja wunderlich werden, wenn er jahrein, jahraus da oben herumhockt und net richtig unter Menschen kommt. Hoffentlich hat er dem Madel nix angetan. Zutrau’n würd’ ich’s ihm.«

      »Noch ist nicht erwiesen, daß Veronika Seebacher überhaupt bei ihm war oder noch ist«, beruhigte der Pfarrer sie.

      Merkwürdig war die Angelegenheit trotzdem.

      Das dachte er immer noch, als er zum »Löwen« hinüberging, wo er zum wöchentlichen Stammtisch erwartet wurde. Die Runde bestand aus Sebastian Trenker, aus dem Apotheker, Hubert Mayr, Josef Terzing, dem Bäckermeister und Maximilian Trenker. Manchmal kam der eine oder andere Bauer hinzu, oder der Bürgermeister Markus Bruckner. Seit kur­zem zählte auch Toni Wiesinger dazu.

      »Na, Doktor, wie steht’s mit dem alten Lärchner inzwischen?« erkundigte der Pfarrer sich.

      »Dank Ihrer Hilfe, Hochwürden, steht’s wieder besser«, antwortete der Arzt. »Der Mann kann froh sein, daß Sie mit seiner Frau ein ernstes Wort gesprochen haben. Wer weiß, was der Brandner denen sonst noch alles angedreht hätte.«

      Das Gespräch drehte sich noch eine ganze Weile um den alten Loisl und seine Mixturen. Dann betrat Christian Wiltinger den Gast­raum. Er tat Sebastian leid, wie er da so elend ausschauend in seinem Essen herumstocherte. Nachdem der junge Mann seinen Teller beiseite geschoben hatte, holte Sebastian ihn an den Stammtisch.

      »Das ist Christian Wiltinger«, stellte er ihn den anderen vor. »Herr Wiltinger hat ein ganz besonderes Problem.«

      Er sah Veronikas Verlobten an.

      »Möchten Sie darüber sprechen?« fragte er. »Vielleicht weiß der eine oder andere Rat.«

      Christian würde alles getan haben, um weiterzukommen. Hastig erzählte er vom Verschwinden seiner Braut und der vergeblichen Suche auf der Alm.

      Allerlei Vermutungen wurden laut, und der allgemeine Tenor war, daß der Brandner sowieso ein merkwürdiger Kauz sei, dem man nicht über den Weg trauen konnte.

      Aber er machte einen verdammt guten Kas’!

      Sebastian berichtete, was er in dem Kirchenarchiv herausgefunden hatte.

      »Trotzdem bleibt das Madel verschwunden«, sagte einer.

      »Von welchem Madel redet ihr?« fragte Markus Bruckner, der eben hinzugetreten war und nur den Rest des Gespräches mitbekommen hatte.

      »Aber natürlich hab ich das Madel gesehen«, rief er aus.

      Christian sprang auf und hätte beinahe einen Stuhl umgerissen.

      »Wann? Wo haben Sie Veronika gesehen?« rief er erregt.

      Der Bürgermeister von Sankt Johann setzte sich und winkte nach Sepp Reisinger.

      »Vor einer guten Woche. Bei mir drüben, im Rathaus«, erwiderte er auf Christians Fragen. »Sie hat sich nach dem alten Brandner erkundigt.«

      Der Wirt nahm die Bestellung auf und Markus Bruckner erzählte, wie er Veronika Seebacher kennengelernt hatte.

      *

      »Sie kam ins Rathaus und erkundigte sich nach Urban Brandner. Sie sagte, er wäre ihr Großvater, sie sei die Tochter von Maria Seebacher, geborene Brandner«, sagte der Bürgermeister und trank einen kräftigen Zug aus seinem Bierkrug.

      Er wischte sich den Schaum von den Lippen.

      »Ich hab’ ihr den Weg zur Alm beschrieben, und dann hat sie der Lenz, der Knecht vom Sterzinger, ein Stück auf dem Wagen mitgenommen«, fuhr er fort. »Und nun ist das Madel verschwunden?«

      »Der Alte behauptet, daß sie nicht dort gewesen wäre«, fuhr Christian auf. »Ja, er kenne sie nicht einmal.«

      »Unsinn«,

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