Der Bergpfarrer Box 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Box 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Box

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hielt es nicht mehr länger aus.

      »Den Burschen kauf ich mir«, rief er. »Jetzt gleich!«

      Pfarrer Trenker ergriff ihn beim Arm und zog ihn sanft auf den Stuhl zurück.

      »Beruhigen Sie sich, Christian«, sagte er. »Heut abend werden S’ net mehr viel ausrichten können. Es ist viel zu dunkel, um noch nach oben zu gehen. Morgen früh steigen wir noch einmal hinauf und stellen Urban zur Rede. Dann kann er sich nicht mehr in Ausflüchte retten.«

      Natürlich wußte Christian, daß Pfarrer Trenker recht hatte, aber die Sorge um seine Braut raubte ihm jedes logische Denken.

      »Aber, Veronika – wenn der Alte sie dort oben gewaltsam festhält, oder Schlimmeres – wenn sie gar nicht mehr lebt…«, protestierte er.

      »Nein, nein«, widersprach Sebastian.

      Während des Gespräches war ihm ein Gedanke gekommen, den er immer weiter gesponnen hatte.

      »Vielleicht liege ich völlig falsch, mit meinen Gedanken«, sagte er. »Aber ich könnte mir vorstellen, daß der Alte Veronika nicht gehen lassen will, weil er nicht noch einmal ein Kind verlieren will.«

      Die anderen sahen ihn verständnislos an.

      »Urban hat vor Jahren seine einzige Tochter Maria davongejagt«, fuhr Sebastian fort. »Maria ist Veronikas Mutter und bestimmt sahen die beiden sich ähnlich. Ich bin überzeugt, daß der alte Brandner in den Jahren, die er nun schon da oben verbringt, mehr als einmal bereut hat, so hart gegen sein eigen Fleisch und Blut gewesen zu sein. Er muß vom Auftauchen seiner Enkeltochter völlig überrascht gewesen sein. Vielleicht hat er im ersten Moment sogar geglaubt, Maria sei wieder zu ihm zurückgekehrt. Und nun, so könnte ich mir vorstellen, will er an seiner Enkelin wiedergutmachen, was er bei Maria versäumt hat.«

      »Das scheint mir eine interessante Überlegung«, gab Christian Wiltinger zu. »Veronika und ihre Mutter hatten wirklich eine große Ähnlichkeit. Man hätte sie für Schwestern halten können.«

      »Sehen Sie«, nickte Sebastian Trenker. »Daher glaube ich, daß Ihre Verlobte wohlauf ist. Der alte Fuchs da oben wird sie vor uns versteckt haben, aber ein Leid wird er ihr ganz bestimmt nicht zufügen.«

      »Also gut«, stimmte Christian schweren Herzens zu. »Dann versuchen wir es morgen noch einmal.«

      »Gleich nach der Frühmesse geht’s los«, sagte Sebastian.

      »Ich würd’ euch ja begleiten«, warf Max ein. »Aber ich muß morgen in Sachen Madonnenraub in die Kreisstadt. Wenn wir Glück haben, bekommen wir das gute Stück schon bald zurück.«

      »Vielleicht sollte Doktor Wiesinger mitkommen – vorsichtishalber«, schlug Christian vor.

      »Keine schlechte Idee«, stimmte Sebastian zu.

      »Ich bin gerne bereit«, erklärte der Arzt. »Auch in Hinsicht auf den Gesundheitszustand des alten Mannes. Ihre Theorie, Hochwürden, hat durchaus etwas für sich. Ich bin zwar kein Psychiater, aber ein paar Semester habe ich dieses Fach studiert. Es ist durchaus möglich, daß Urban Brandner in dem Wahn lebt, seine Enkeltochter vor dem zu bewahren, was seiner Tochter widerfahren ist. Das kann unter Umständen gefährliche Züge annehmen. Daher komme ich selbstverständlich mit, für den Fall, daß medizinische Betreuung erforderlich ist.«

      »Gut, dann wäre das ja geklärt«, freute Sebastian sich.

      Er schaute auf die Uhr.

      »Ich verabschiede mich«, sagte er und stand auf. »Morgen früh klingelt der Wecker erbarmungslos.

      Die anderen beschlossen, den Stammtisch aufzuheben und ebenfalls zu gehen.

      *

      Veronika hatte zum wiederholten Male ihren Rucksack ein- und wieder ausgepackt. Immer noch sann sie über eine Möglichkeit nach, Reißaus zu nehmen. Besonders seit der Großvater sich seit dem gestrigen Besuch noch merkwürdiger benahm. Wer mochte es nur gewesen sein, der den Alten aufgesucht hatte, und was wollte er vom Großvater?

      Das Madel trat hinaus. Urban Brandner saß vor der Hütte an seinen Schnitzarbeiten. Veronika setzte sich zu ihm.

      »Es sind wunderschöne Figuren, die du da machst«, sagte sie, ihn ehrlich bewundernd.

      Urban lächelte und reichte ihr das handtellergroße Werkstück, an dem er gerade arbeitete. Es war ein Mädchenkopf. Als sie ihn näher betrachtete, sah Veronika verblüfft in ihr eigenes Antlitz.

      »Das ist ja, als würd’ ich in den Spiegel schau’n«, flüsterte sie.

      Es war alles da, der Haarschopf, die kleine Stupsnase, sogar das Grübchen auf der rechten Wange fehlte nicht.

      »Ich schenk’s dir, Maria«, sagte Urban.

      Das war zuviel. Wutentbrannt sprang das Madel auf und warf das Schnitzwerk mit einer heftigen Bewegung auf den Boden.

      »Ich heiß’ Veronika«, schrie sie außer sich. »Geht das net in deinen sturen Schädel ’nein?«

      Urban erhob sich. Er schaute sie böse an.

      »Schäm’ dich, Kind«, schimpfte er. »Wenn du net gehorchst, sperr’ ich dich ein.«

      »Dann tu’s doch«, antwortete Veronika trotzig.

      »Du willst es ja net anders«, raunzte Urban und zog sie mit sich.

      Wieder der Verschlag. Urban sperrte sie ab.

      »Ich laß dich erst wieder raus, wennst artig bist«, drohte er. »Und der Mutter sag’ ich auch, daß du net artig warst, Maria.«

      »Veronika! Ich heiße Veronika!« schrie sie verzweifelt und brach in Tränen aus.

      Der Alte schlurfte hinaus und kümmerte sich nicht um ihr Geschrei.

      Veronika beruhigte sich nur langsam. Sie wischte sich die Tränen ab.

      »Christian«, flüsterte sie im Selbstgespräch. »Wo bist du nur?«

      Er mußte sie doch vermissen! Suchte er denn nicht nach ihr?

      In den letzten Tagen war die Vorstellung, ihr Verlobter könne sich auf die Suche nach ihr gemacht haben, ihre letzte Hoffnung gewesen. Dann mußte ihn sein Weg doch unweigerlich hierher führen.

      Ja, bestimmt würde er kommen und sie aus den Fängen dieses Wahnsinnigen befreien. An diese Hoffnung klammerte sie sich. Sie mußte nur Geduld haben. Vor wieviel Tagen hätte sie wieder zur Arbeit kommen müssen? Veronika wußte es nicht mehr. Sie hatte jedes Gefühl für die Zeit verloren. Aber Christian, er würde sich fragen, warum sie nicht kam und wo sie steckte.

      Langsam beruhigte sie sich wieder. Sie lauschte auf die Geräusche, die von draußen hereindrangen. Sie hob den Kopf. Waren da nicht noch andere Stimmen, außer dem Großvater?

      Ich will hier endlich raus! schrie es in ihr und sie warf sich mit aller Kraft gegen die Tür des Gefängnisses.

      *

      Als Urban Brandner vor die Tür

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