Der Bergpfarrer Box 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Box 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Box

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      Frau Tappert stieg aus dem Bett und warf den Morgenmantel über. Dann schlüpfte sie in die blauen Hausschuhe und lief zur Treppe.

      »Was gibt’s denn, Herr Pfarrer?« fragte sie aufgeregt. »Ist etwas geschehen?«

      »In der Tat«, antwortete der Geistliche. »Wir sind bestohlen worden. Man ist in die Kirche eingebrochen und hat die Madonnenstatue geraubt.«

      »Was…?«

      Die erschrockene Frau bekreuzigte sich.

      »Das ist ja… Gotteslästerung ist das ja!«

      »Zunächst einmal ist es Einbruch und Diebstahl«, stellte der Pfarrer nüchtern fest. »Und das fällt erst mal in die Zuständigkeit vom Max. Er muß jeden Moment hier sein. Gell, Frau Tappert, sein S’ so gut und kochen S’ einen Kaffee für ihn. Wie ich meinen Bruder kenne, kann er mit leerem Magen nicht arbeiten.«

      Im selben Augenblick klingelte es an der Tür des Pfarrhauses. Sebastian Trenker öffnete, während die Haushälterin in die Küche eilte.

      »Grüß dich, Bruderherz«, sagte Max Trenker kopfschüttelnd. »Das sind ja schöne Neuigkeiten, mit denen du mich weckst.«

      »Ich hätt’ dich auch lieber ausschlafen lassen«, antwortete Sebastian und schüttelte die dargebotene Hand.

      Dann gingen sie zur Kirche hinüber und besahen die Bescherung genauer.

      »Da werd’ ich die Kollegen von der Kripo verständigen müssen«, meinte Max. »Bestimmt gibt es Spuren, die wir zwei nicht finden.«

      »Hoffentlich ist der Madonna nichts weiter geschehen«, meinte sein Bruder voller Besorgnis. »Die Diebe sind nicht gerade zimperlich vorgegangen.«

      Max betrachtete das verbliebene Holzstück in der Wand genauer.

      »Da ist nur der Sockel beschädigt«, meinte er. »Ich glaub’ net, daß sie der Figur selbst schaden. Schließlich wollen sie sie ja irgendwo wieder zu Geld machen. Komm, ich muß telefonieren.«

      Vom Pfarrhaus aus benachrichtigte Max Trenker die Kriminalpolizei, dann setzte er sich zu seinem Bruder und der Haushälterin in die Küche.

      Der Kaffee duftete herrlich, und auf dem Tisch stand knuspriges Brot, verlockende Marmeladen sowie Butter und Käse. Max, der acht Jahre jünger war als Sebastian, besaß einen ungeheuren Appetit, und ganz besonders die Kochkünste von Sophie Tappert hatten es ihm angetan. Niemals hätte der gutaussehende Bursche eine Mahlzeit abgelehnt. Doch der Madonnenraub war ihm auf den Magen geschlagen. Er trank nur einen Schluck Kaffee. Auch Pfarrer Trenker und seine Haushälterin rührten das Frühstück nicht an.

      So rechten Hunger hatte niemand mehr von ihnen.

      *

      Urban Brandner trieb mit eiligen Rufen die Kühe aus dem Pferch hinter der Hütte. Vierzig Stück waren es, die der alte Senner in seiner Obhut hatte. Die Tiere gehörten drei Bauern unten aus dem Tal, die sie den Sommer über hier oben auf der Alm ließen. Urban versorgte die Herde, morgens und abends wurden die Kühe gemolken, danach verarbeitete er die Milch gleich zu Butter und Käse, die einmal im Monat von den Bauern abgeholt wurden.

      Nachdem die Tiere an die Melkmaschine angeschlossen waren, ging der Alte hinüber und öffnete die Sperre an der Tränke. Dazu legte er ein einfaches Rohr, das vom nahen Gebirgsbach herübergeführt wurde, um und drehte den Sperrhahn auf.

      Seit mehr als sechzig Jahren verrichtete Urban Brandner nun schon diese Arbeit. Tag für Tag die gleichen Handgriffe. Ganz selten einmal fand er den Weg ins Tal hinunter, und die Leute von Sankt Johann begegneten dem Alten mit einer Mischung aus Ablehnung und Respekt.

      Die Bauern schätzten seine Arbeit, insbesondere den Käse, den der Senn droben auf der Alm herstellte, und der bei Gastwirten und in Delikateßläden reißenden Absatz fand. Auf der anderen Seite fürchteten sie Urbans Launen. Jähzornig konnte er werden, wenn etwas nicht nach seinem Kopf ging, und ließ es die Leute deutlich spüren, wenn er jemanden nicht mochte. Wenn ein Wanderer in Urbans Sennenwirtschaft erschien, dessen Nase dem Alten nicht paßte, konnte es vorkommen, daß der ihn umgehend – unter deftigen Worten – nach drau­ßen beförderte.

      Später saß Urban draußen vor der Hütte und nahm seine erste Mahlzeit ein. Die Kühe grasten bereits wieder unten, bewacht von zwei Schäferhunden, die der Senner selbst ausgebildet hatte.

      Nach dem Essen kümmerte sich der alte Mann um die Milch, setzte neuen Käse an und ließ einen Teil der frischgemolkenen Milch in den Buttertrog. Es war eine mühselige Arbeit, die Urban mit der Hand verrichtete, und es dauerte eine ganze Weile, bis die Butterklumpen sich endlich absetzten.

      Zwischendurch schaute er zum Himmel hinauf. Strahlender Sonnenschein lag über den Bergen, und würzige Luft stieg ihm in die Nase. Tief unter sich sah er das Tal liegen, mit all den Menschen, die in Hektik und Arbeit versanken. Stinkende Automotoren, lärmende Radios und Fernsehgeräte. – Urban atmete tief durch – all das brauchte er nicht. Hier oben war seine Welt, hier war er zu Hause, und es reichte ihm, wenn ab und an Bergwanderer bei ihm vorbeischauten, oder allmonatlich die Bauern kamen, um ihren Käse abzuholen, und ihm Neuigkeiten von unten berichteten.

      Es war schon später Vormittag, als Urban Brandner vor der Hütte saß. Vor sich auf dem Tisch hatte er verschiedene Messer liegen, und in der Hand lag die geschnitzte Figur eines Hundes. In seiner Freizeit stellte der alte Senner viele solcher Figuren her, und manch ein Wanderer kaufte ihm die eine oder andere ab. Das Geld dafür steckte Urban dann in einen alten Strumpf, den er unter seinem Strohbett versteckte. In den Jahren hatte sich so ein ganz hübsches Sümmchen angespart.

      Der Mann betrachtete seine Arbeit und wollte sich eben zufrieden zurücklehnen, als er Schritte vernahm. Urban erhob sich und schaute den Weg hinunter. Es war eine junge Frau, die da ganz alleine heraufkam. Der Senner stand auf und wischte die Holzspäne vom Tisch. Dann trug er die Figur und die Messer in die Hütte hinein. Als er wieder heraustrat, war das Madel schon angekommen.

      »Grüß Gott«, sagte die junge Frau mit einem freundlichen Lächeln. »Sind Sie der Herr Brandner? Urban Brander?«

      Der Alte nickte.

      »Freilich. Was kann ich für Sie tun?«

      Urban trat vollends aus der Tür, und erst jetzt konnte er das Gesicht der Besucherin sehen. Mit offenem Mund und aufgerissenen Augen starrte er sie an. Er fühlte, wie sein Puls raste, und ein heißer Blutstrom zu seinem Herzen schoß.

      »Maria…, bist du’s wirklich…?« stammelte er fassungslos.

      Das Madel lachte erleichtert auf und setzte den schweren Rucksack ab, den es auf dem Rücken trug. Sie schnaufte.

      »Nein, Maria bin ich nicht, aber Sie… du kennst sie, nicht wahr?«

      Urban hatte sich inzwischen gefaßt. Natürlich konnte das junge Madel net seine Tochter Maria sein, dafür war es ja viel zu jung. Aber diese Ähnlichkeit!

      »Wer sind Sie?«

      »Kannst du dir das net denken?« fragte die Frau zurück. »Man sagt, ich habe viel Ähnlichkeit mit meiner Mutter. Ich bin Veronika, Großvater, deine Enkeltochter.«

      Der alte Senner spürte, wie ihm die Tränen in die Augen schossen. Mein Gott, natürlich! Darum hatte

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