Mine | Erotischer SM-Roman. Myriam Brixton
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Mein Wirtschaftsstudium schloss ich mit Auszeichnung ab und wurde im Anschluss mit offenen Armen in der Arbeitswelt empfangen.
Meine Karriere war von da an eine steile und rasante. Ich hatte bald den Ruf des harten Verhandlers und schnellen Denkers. Rhetorisch war ich bereits während der Studienzeit meinen Kommilitonen und selbst den Professoren überlegen. Oft begriffen meine Geschäftspartner die Tragweite ihrer Unterschrift erst dann, wenn sie bereits auf Papier klebte.
Mit fünfunddreißig wurde ich in den Vorstand des Unternehmens gehoben und drei Jahre später übernahm ich den Vorsitz. Das Unternehmen florierte und parallel dazu mein persönliches Vermögen.
Beziehungen hatten in meinem Leben keinen Platz. Sex hingegen einen hohen Stellenwert. Sex setzte ich auf eine Ebene mit Sport. Beides verhalf mir, Ventile zu öffnen und Druck loszuwerden. Ich verausgabte mich in der Kraftkammer ebenso bis zur Erschöpfung, wie ich es in einer wilden Liebesnacht tat. Ich mochte meinen durchtrainierten Körper und ich mochte das Gefühl der Befreiung nach einem bombastischen Orgasmus. Gefühlsduselei kam weder in der Kraftkammer noch im Bett auf, zumindest nicht von meiner Seite.
Einige wenige Beziehungen hatte ich versucht und allesamt waren sie innerhalb kürzester Zeit wieder zu Ende gewesen. Nach einem kurzen Strohfeuer an Euphorie kam die Ernüchterung, gefolgt von gähnender Langeweile und schließlich dem Gefühl massiver Aversion. Es war immer die gleiche Entwicklung. Ich entdeckte eine schöne Frau, groß und blond, mit einem makellosen Körper. Der Wolf in mir leckte Blut. Ich kam, sah und siegte. Die Schönheit landete in meinem Bett und ich hatte ihr, nachdem ich sie gevögelt hatte, nichts mehr zu sagen. Die Mädchen hingegen glaubten mit ihrer Hingabe, den Anfang einer Beziehung gesetzt zu haben und klammerten.
Manche von ihnen führte ich noch ein weiteres Mal zum Essen aus, weil ich es für möglich hielt, dass die Faszination zurückkehren würde. Doch bereits bei der Vorspeise langweilten mich die substanzlosen Inhalte ihrer Gespräche. Während des Hauptganges steigerte sich meine Stimmung in Richtung Antipathie und als der Kellner an den Tisch trat, um die leeren Teller abzuräumen, wünschte ich mir nur noch, er würde die Tussi gleich mitnehmen.
Ich warf nicht alle Frauen in den gleichen Topf. Aber ich kannte bisher nur zwei Typen von Frauen: die klugen, die jedoch völlig asexuell durch die Welt spazierten und als Objekte der Begierde genauso unbrauchbar waren wie Biomülltonnen. Und dann jene Frauen, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen, deren Traumfrauenstatus jedoch jäh zunichtegemacht wurde, weil die Durchtrennung ihrer Stimmbänder nicht stattgefunden hatte.
Als Resultat dieser Erfahrungen hatte ich aufgehört, Frauen in mein Apartment zu nehmen. Meist mietete ich Hotelsuiten an, manchmal landeten wir auch bei ihr. So konnte ich jederzeit meine Sachen packen und spurlos verschwinden. Nachdem mich einige von ihnen dennoch irgendwie aufgestöbert hatten und die Dramen begannen, entschied ich mich für das »Elisa Galéen«. Dabei war es seither, mit wenigen Ausnahmen, geblieben.
Kapitel 16
Aus einem mir selbst schleierhaften Grund ging mir jedoch das kleine Mädchen unter der Laterne nicht aus dem Kopf. Isabell war weder blond noch groß und sie benahm sich mit ihrem Geheule wie eine Dreijährige. Sie entsprach absolut nicht meinem Frauentyp. Sie behauptete, eine Prostituierte zu sein. Und Jungfrau. Was für ein Unsinn war das eigentlich? Hatte mich diese Göre an der Nase herumgeführt? Hatte ich mich reinlegen und mir dreihundert Dollar aus der Tasche locken lassen? War ich an eine Schauspielerin geraten, die gar nicht vorhatte, sexuelle Dienste zu verrichten? Ihre Mutter sei tot, hatte sie behauptet.
Reizte mich etwa die Vorstellung, dass ich mich hatte betrügen lassen?
Oder gefiel mir die Geschichte, die sie mir aufgetischt hatte? Die Vorstellung ihrer Jungfräulichkeit hatte durchaus einen erotischen Reiz.
Ich saß in meinem Büro im fünfundvierzigsten Stockwerk und dachte an die kleine, dunkelhaarige Frau mit der affigen Schambehaarung, anstatt mich um das ans Landziehen gewinnbringender Geschäfte zu kümmern.
Für mich stand fest, dass ich am selben Abend meinen Platz unter der Laterne aufsuchen wollte, um einen neuerlichen Anlauf zu nehmen. Heute würde ich mich zusammenreißen und meine Arbeit verrichten, so wie ich es selbst von mir erwartete. Ich schlüpfte in mein schwarzes Kleid und kroch aus dem Hohlraum. Zuvor hatte ich im Fluss gebadet und mich von Kopf bis Fuß eingeseift. In den Sommermonaten war dies selten ein Problem. Ich roch nach frischer Seife und wollte meinen Kunden zufriedenstellen. Ich war nun eine erwachsene Frau und nicht mehr das kleine Schulmädchen von damals, das dem Betreuer hilflos ausgeliefert gewesen war.
Ich träumte davon, Philosophie zu studieren. Ich wollte eine angesehene Philosophin und Publizistin werden. Ich wollte den Menschen Tatsachen berichten, von denen sie nichts wussten. Mein Wunsch war es, Missstände aufzudecken und die Menschen zu mobilisieren, etwas dagegen zu tun. Mein großes Vorbild war David Precht. Ich hatte seine Bücher aus der Schulbibliothek geliehen und konnte stundenlang über seine Ansichten nachdenken. Ich war eine Idealistin, die die Welt ein bisschen besser machen wollte.
Kapitel 17
Wo waren eigentlich meine Schuhe? Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich ohne sie auf den Weg zu machen.
Heute hielt ich den Blick nicht gesenkt. Heute stand ich aufrecht. Ich blickte offensiv auf die vorbeifahrenden Autos. Je schneller ich das erste Mal hinter mich bringen würde, umso besser. Je schneller ich Erfahrungen sammeln würde, umso routinierter konnte ich arbeiten. Außerdem hatte ich beschlossen, mehr Geld zu verlangen. Nachdem der Typ, ohne mit der Wimper zu zucken, bereit gewesen war, dreihundert Dollar zu bezahlen, konnte ich ohne Weiteres mit dem Preis nach oben gehen.
Würde ich jeden zweiten Tag einen Kunden bedienen, dann wären das in der Woche über tausend Dollar und im Monat mindestens viertausend Dollar. Wow, damit würde ich ein wahres Luxusleben führen können. Damit gingen sich alle Wünsche aus: ein Zimmer, das Geld für das Studium und darüber hinaus könnte ich mir ausreichend Nahrung und Kleidung kaufen. Augen zu und durch!
Ein Auto hielt an. Die Fensterscheibe fuhr herunter. Ich näherte mich dem Fahrer. Ein unscheinbarer Kerl mit gierigem Blick stierte mich an. »Was verlangst du?«, fragte er gerade heraus. »Vierhundert Dollar für zwei Stunden.« Innerlich bebte ich. Der Typ lachte abschätzend und schnappte durch das Fenster nach meinem Handgelenk. Ich wich zurück. »Schätzchen, für einen kurzen Fick im Auto gebe ich dir vierzig Dollar. Steig ein.«
Adrenalin schoss durch meinen Körper. Ich rannte los, ohne mich auch nur einmal umzublicken. Bis zur Fabrik blieb ich kein einziges Mal stehen. Völlig außer Atem erreichte ich das Flussufer und drehte mich nach allen Seiten um. Niemand war mir gefolgt. Gott sei Dank. Ich kroch in den Hohlraum und kauerte mich unter meine Decke.
Die Enttäuschung war riesengroß. Meine Träume platzten. Den kleinen Stoffhund fest an mich gedrückt, heulte ich mich in den Schlaf.
Als ich mir am Donnerstag eingestehen musste, dass ich das kleine Biest immer noch nicht aus meinem Kopf verdrängt hatte, fasste ich den Entschluss, sie zu suchen. Rein zufällig war ich die vergangenen Tage mehrmals an jener Stelle vorbeigekommen, an der sie gestanden hatte. Nie war sie da gewesen. Eine innerliche Unruhe überkam mich. Ich war bereits stark oversexed und underfucked. Das »Elisa Galéen« hätte sofortige Abhilfe geschaffen, aber ich verspürte keine Lust, mir eines der Mädchen zu kaufen. Wo war die kleine Isabell, die