Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist
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Читать онлайн книгу Die bekanntesten Theaterstücke - Heinrich von Kleist страница 15
GERTRUDE: Du sankest stehend
In Ohnmacht.
SYLVESTER: Ohnmacht? Und warum denn das?
So sprich doch. – Wie, was ist dir denn? Was ist
Euch denn? (Er sieht sich um; lebhaft..
Fehlt Agnes? Ist sie tot?
GERTRUDE: O nein,
O nein, sie ist in ihrem Garten.
SYLVESTER: Nun,
Wovon seid ihr denn alle so besessen?
Gertrude sprich. – Sprich du, Theistiner. – Seid
Ihr stumm, Theistin, Jero – – Jeronimus!
Ja so – ganz recht – nun weiß ich. –
GERTRUDE: Komm ins Bette,
Sylvester, dort will ichs dir schon erzählen.
SYLVESTER:
Ins Bett? O pfui! Bin ich denn – sage mir,
Bin ich in Ohnmacht wirklich denn gefallen?
GERTRUDE:
Du weißt ja, wie du sagst, sogar warum?
SYLVESTER:
Wüßt ichs? O pfui! O pfui! Ein Geist ist doch
Ein elend Ding.
GERTRUDE: Komm nur ins Bett, Sylvester,
Dein Leib bedarf der Ruhe.
SYLVESTER Ja, 's ist wahr,
Mein Leib ist doch an allem schuld.
GERTRUDE: So komm.
SYLVESTER:
Meinst du, es wäre nötig?
GERTRUDE: Ja, durchaus
Mußt du ins Bette.
SYLVESTER: Dein Bemühen
Beschämt mich. Gönne mir zwei Augenblicke,
So mach ich alles wieder gut, und stelle
Von selbst mich her.
GERTRUDE: Zum mindsten nimm die Tropfen
Aus dem Tirolerfläschchen, das du selbst
Stets als ein heilsam Mittel mir gepriesen.
SYLVESTER:
An eigne Kraft glaubt doch kein Weib, und traut
Stets einer Salbe mehr zu als der Seele.
GERTRUDE:
Es wird dich stärken, glaube mir. –
SYLVESTER: Dazu
Brauchts nichts als mein Bewußtsein. (Er steht auf) Was mich freut,
Ist, daß der Geist doch mehr ist, als ich glaubte,
Denn flieht er gleich auf einen Augenblick,
An seinen Urquell geht er nur, zu Gott,
Und mit Heroenkraft kehrt er zurück.
Theistiner! 's ist wohl viele Zeit nicht zu
Verlieren. – Gertrud! Weiß ers?
GERTRUDE: Ja.
SYLVESTER: Du weißts? Nun, sprich,
Was meinst du, 's ist doch wohl ein Bubenstück?
's ist wohl kein Zweifel mehr, nicht wahr?
THEISTINER: In Warwand
Ist keiner, ders bezweifelt, ist fast keiner,
Ders, außer dir, nicht hätt vorhergesehen,
Wies enden müsse, sei es früh, seis spät.
SYLVESTER:
Vorhergesehen? Nein, das hab ich nicht.
Bezweifelt? Nein, das tu ich auch nicht mehr.
– Und also ists den Leuten schon bekannt?
THEISTINER:
So wohl, daß sie das Haupt sogar besitzen,
Das dir die Nachricht her aus Rossitz brachte.
SYLVESTER:
Wie meinst du das? Der Herold wär noch hier?
THEISTINER:
Gesteinigt, ja.
SYLVESTER: Gesteiniget?
THEISTINER: Das Volk
War nicht zu bändigen. Sein Haupt ist zwischen
Den Eulen an den Torweg festgenagelt.
SYLVESTER:
Unrecht ists,
Theistin, mit deinem Haupt hättst du das seine,
Das heilige, des Herolds, schützen sollen.
THEISTINER:
Mit Unrecht tadelst du mich, Herr, ich war
Ein Zeuge nicht der Tat, wie du wohl glaubst.
Zu seinem Leichnam kam ich – diesen hier
Jeronimus, wars just noch Zeit zu retten.
SYLVESTER:
– Ei nun, sie mögens niederschlucken. Das
Geschehne muß stets gut sein, wie es kann.
Ganz rein, seh ich wohl ein, kanns fast nicht abgehn,
Denn wer das Schmutzge anfaßt, den besudelts.
Auch, find ich, ist der Geist von dieser Untat
Doch etwas wert, und kann zu mehr noch dienen.
Wir wollens nützen. Reite schnell ins Land,
Die sämtlichen Vasallen biete auf,
Sogleich sich in Person bei mir zu stellen,
Indessen will ich selbst von Männern, was
Hier in der Burg ist, sammeln, Reden brauchts