Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die bekanntesten Theaterstücke - Heinrich von Kleist страница 2

Автор:
Серия:
Издательство:
Die bekanntesten Theaterstücke - Heinrich von Kleist

Скачать книгу

und ein Chor von Jünglingen und Mädchen. Die Messe ist soeben beendigt.

      CHOR DER MÄDCHEN (mit Musik):

       Niedersteigen,

       Glanzumstrahlet,

       Himmelshöhen zur Erd herab,

       Sah ein Frühling

       Einen Engel.

       Nieder trat ihn ein frecher Fuß.

      CHOR DER JÜNGLINGE:

       Dessen Thron die weiten Räume decken,

       Dessen Reich die Sterne Grenzen stecken,

       Dessen Willen wollen wir vollstrecken,

       Rache! Rache! Rache! schwören wir.

      CHOR DER MÄDCHEN:

       Aus dem Staube

       Aufwärts blickt' er

       Milde zürnend den Frechen an;

       Bat, ein Kindlein,

       Bat um Liebe.

       Mörders Stahl gab die Antwort ihm.

      CHOR DER JÜNGLINGE (wie oben):

      CHOR DER MÄDCHEN:

       Nun im Sarge,

       Ausgelitten,

       Faltet blutige Händlein er,

       Gnade betend

       Seinem Feinde.

       Trotzig stehet der Feind und schweigt.

      CHOR DER JÜNGLINGE (wie oben):

      (Während die Musik zu Ende geht, nähert sich die Familie und ihr Gefolge dem Altar.)

      RUPERT:

       Ich schwöre Rache! Rache! auf die Hostie,

       Dem Haus Sylvesters, Grafen Schroffenstein.

       (Er empfängt das Abendmahl.)

       Die Reihe ist an dir, mein Sohn.

      OTTOKAR: Mein Herz

       Trägt wie mit Schwingen deinen Fluch zu Gott.

       Ich schwöre Rache, so wie du.

      RUPERT: Den Namen,

       Mein Sohn, den Namen nenne.

      OTTOKAR: Rache schwör ich,

       Sylvestern Schroffenstein!

      RUPERT: Nein irre nicht:

       Ein Fluch, wie unsrer, kömmt vor Gottes Ohr

       Und jedes Wort bewaffnet er mit Blitzen.

       Drum wäge sie gewissenhaft. - Sprich nicht

       Sylvester, sprich sein ganzes Haus, so hast

       Dus sichrer.

      OTTOKAR: Rache! schwör ich, Rache!

       Dem Mörderhaus Sylvesters.

       (Er empfängt das Abendmahl.)

      RUPERT: Eustache,

       Die Reihe ist an dir.

      EUSTACHE: Verschone mich,

       Ich bin ein Weib –

      RUPERT: Und Mutter auch des Toten.

      EUSTACHE:

       O Gott! Wie soll ein Weib sich rächen?

      RUPERT: In

       Gedanken. Würge

       Sie betend. (Sie empfängt das Abendmahl.)

      (Rupert führt Eustache in den Vordergrund. Alle folgen.)

      RUPERT:

       Ich weiß, Eustache, Männer sind die Rächer –

       Ihr seid die Klageweiber der Natur.

       Doch nichts mehr von Natur.

       Ein hold ergötzend Märchen ists der Kindheit,

       Der Menschheit von den Dichtern, ihren Ammen,

       Erzählt. Vertrauen, Unschuld, Treue, Liebe,

       Religion, der Götter Furcht sind wie

       Die Tiere, welche reden. – Selbst das Band,

       Das heilige, der Blutsverwandtschaft riß,

       Und Vettern, Kinder eines Vaters, zielen,

       Mit Dolchen zielen sie auf ihre Brüste.

       Ja sieh, die letzte Menschenregung für

       Das Wesen in der Wiege ist erloschen.

       Man spricht von Wölfen, welche Kinder säugten,

       Von Löwen, die das Einzige der Mutter

       Verschonten. – Ich erwarte, daß ein Bär

       An Oheims Stelle tritt für Ottokar.

       Und weil doch alles sich gewandelt, Menschen

       Mit Tieren die Natur gewechselt, wechsle

       Denn auch das Weib die ihrige – verdränge

       Das Kleinod Liebe, das nicht üblich ist,

       Aus ihrem Herzen, um die Folie,

       Den Haß, hineinzusetzen.

       Wir

       Indessen tuns in unsrer Art. Ich biete

       Euch, meine Lehensmänner, auf, mir schnell

       Von Mann und Weib und Kind, und was nur irgend

       Sein Leben lieb hat, eine Schar zu bilden.

       Denn nicht ein ehrlich offner Krieg, ich denke,

       Nur eine Jagd wirds werden, wie nach Schlangen.

       Wir wollen bloß das Felsenloch verkeilen,

       Mit Dampfe sie in ihrem Nest ersticken,

       – Die Leichen liegen lassen, daß von fernher

       Gestank die Gattung schreckt, und keine wieder

       In einem Erdenalter dort ein Ei legt.

      EUSTACHE:

Скачать книгу