Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist

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Die bekanntesten Theaterstücke - Heinrich von Kleist

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       – Du hast mich herbestellt, was willst du?

      OTTOKAR: Wenn

       Ichs dir nun sage, kannst du mir vertraun,

       Maria?

      AGNES: Warum nennst du mich Maria?

      OTTOKAR:

       Erinnern will ich dich mit diesem Namen

       An jenen schönen Tag, wo ich dich taufte.

       Ich fand dich schlafend hier in diesem Tale,

       Das einer Wiege gleich dich bettete.

       Ein schützend Flordach webten dir die Zweige,

       Es sang der Wasserfall ein Lied, wie Federn

       Umwehten dich die Lüfte, eine Göttin

       Schien dein zu pflegen. – Da erwachtest du,

       Und blicktest wie mein neugebornes Glück

       Mich an. – Ich fragte dich nach deinem Namen;

       Du seist noch nicht getauft, sprachst du. – Da schöpfte

       Ich eine Hand voll Wasser aus dem Quell,

       Benetzte dir die Stirn, die Brust, und sprach:

       Weil du ein Ebenbild der Mutter Gottes,

       Maria tauf ich dich.

       (Agnes wendet sich bewegt.)

       Wie war es damals

       Ganz anders, so ganz anders. Deine Seele

       Lag offen vor mir, wie ein schönes Buch,

       Das sanft zuerst den Geist ergreift, dann tief

       Ihn rührt, dann unzertrennlich fest ihn hält.

       Es zieht des Lebens Forderung den Leser

       Zuweilen ab, denn das Gemeine will

       Ein Opfer auch; doch immer kehrt er wieder

       Zu dem vertrauten Geist zurück, der in

       Der Göttersprache ihm die Welt erklärt,

       Und kein Geheimnis ihm verbirgt, als das

       Geheimnis nur von seiner eignen Schönheit,

       Das selbst ergründet werden muß.

       Nun bist

       Du ein verschloßner Brief. –

      AGNES (wendet sich zu ihm): Du sagtest gestern,

       Du wolltest mir etwas vertraun.

      OTTOKAR: Warum

       Entflohest du so schleunig?

      AGNES: Das fragst du?

      OTTOKAR:

       Ich kann es fast erraten – vor dem Jüngling,

       Der uns hier überraschte; denn ich weiß,

       Du hassest alles, was aus Rossitz ist.

      AGNES:

       Sie hassen mich.

      OTTOKAR: Ich kann es fast beschwören,

       Daß du dich irrst. – Nicht alle wenigstens;

       Zum Beispiel für den Jüngling steh ich.

      AGNES: Stehst du. –

      OTTOKAR:

       Ich weiß, daß er dich heftig liebt. –

      AGNES: Mich liebt. –

      OTTOKAR:

       Denn er ist mein vertrauter Freund. –

      AGNES: Dein Freund –?

      OTTOKAR:

       – Was fehlt dir, Agnes?

      AGNES: Mir wird übel:

       (Sie setzt sich.)

      OTTOKAR: Welch

       Ein Zufall – wie kann ich dir helfen?

      AGNES: Laß

       Mich einen Augenblick. –

      OTTOKAR: Ich will dir Wasser

       Aus jener Quelle schöpfen. (Ab.)

      AGNES (steht auf): Nun ists gut:

       Jetzt bin ich stark. Die Krone sank ins Meer,

       Gleich einem nackten Fürsten werf ich ihr

       Das Leben nach. Er bringe Wasser, bringe

       Mir Gift, gleichviel, ich trink es aus, er soll

       Das Ungeheuerste an mir vollenden.

       (Sie setzt sich.)

      OTTOKAR (kommt mit Wasser in dem Hute):

       Hier ist der Trunk – fühlst du dich besser?

      AGNES: Stärker

       Doch wenigstens.

      OTTOKAR: Nun, trinke doch. Es wird

       Dir wohltun.

      AGNES: Wenns nur nicht zu kühl.

      OTTOKAR: Es scheint

       Mir nicht.

      AGNES: Versuchs einmal.

      OTTOKAR: Wozu? Es ist

       Nicht viel.

      AGNES: – Nun, wie du willst, so gib.

      OTTOKAR: Nimm dich

       In acht, verschütte nichts.

      AGNES: Ein Tropfen ist

       Genug. (Sie trinkt, wobei sie ihn unverwandt ansieht.)

      OTTOKAR: Wie schmeckt es dir?

      AGNES: 's ist kühl:

       (Sie schauert.)

      OTTOKAR: So trinke

       Es aus.

      AGNES: Soll ichs ganz leeren?

      OTTOKAR: Wie du willst,

      

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