Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven. Stefan Burban

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Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven - Stefan Burban Blutläufer

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seinen Geist klären. Tatsächlich musste er unwillkürlich husten. Er würgte leicht und spie aus.

      Fabian warf ihm einen verwirrten Blick zu. »Alles in Ordnung?«

      Michael rümpfte die Nase und legte die Stirn in tiefe Falten. »Nicht wirklich. Irgendeine Art von seltsamen Partikeln liegt in der Luft. Das kenne ich von früher nicht. Und es ist viel zu warm für diese Jahreszeit.«

      Fabian nickte. »Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich schätze, die Temperatur liegt gute fünf Grad über normal. Seltsam. Ich frage mich, was dafür verantwortlich ist.«

      Michael zuckte die Achseln. »Wir sind lange weg gewesen. Da kann eine Menge vorgefallen sein.«

      »So lange nun auch wieder nicht.« Abermals schüttelte Fabian den Kopf. »Wir sollten das im Auge behalten.«

      Michael warf ihm einen leicht spöttischen Blick zu. »Denkst du nicht, wir haben Wichtigeres zu tun?«

      Der andere Blutläuferoffizier begegnete seinem Kameraden mit Gleichmut. »Wir wollen hier ein Ausbildungszentrum für die Rebellion einrichten. Da ist alles wichtig.«

      »Touché!«, erwiderte Michael ungewohnt eloquent.

      Fabian sah sich in der für ihn fremden Umgebung um. Die Fähre hatte inmitten eines ausgebombten Gebäudes aufgesetzt. Dort war sie sowohl vor neugierigen Augen am Himmel wie auch am Boden geschützt. Ansonsten glich die Stadt einer einzigen Ruinenlandschaft, ganz egal, in welche Richtung man sein Augenmerk auch schweifen ließ. »Also, wo geht’s lang?«

      Michael deutete nach Süden. »Buckingham Palace. In der Nähe werden wir mit Sicherheit ein paar Flesh and Bones treffen.«

      Fabian bedeutete der Crew der Fähre wortlos zurückzubleiben. Ein Trupp aus fünf Soldaten begleitete sie aber. Im Gegensatz zu Michael und Fabian hatten diese ihre Rüstungen ausgefahren. Auf diese Weise bewehrt und schwer bewaffnet, schwärmten sie aus, um die Umgebung zu sichern. Schon bald verschmolzen die Spezialisten mit der Stadt und wurden nahezu unsichtbar. Beinahe überkam Michael das Gefühl, er wäre mit Fabian allein. Doch ihm war klar, dass die fünf Blutläufer jeden ihrer Schritte beobachteten und zu jedem Zeitpunkt über sie wachten.

      Von ihrer Unterstützung allein gelassen, setzten sie ihren Weg gen Süden schweigend fort. Sie nahmen die Hauptstraße. Aus einem Sicherheitsaspekt betrachtet, war das nicht wirklich ratsam. Dort waren sie leichte Beute für jedermann, der dachte, sich an ihnen bereichern zu können. Allerdings kamen sie wesentlich schneller voran. Sich durch die Ruinenlandschaft zu bewegen, hätte sie nur unnötig aufgehalten.

      Michaels Herz verkrampfte sich praktisch bei jedem Schritt. Damals, als Anführer der Flesh and Bones, hatte er diese Umgebung als seine Heimat und Zuflucht betrachtet. Nun, mit dem durch seine Entführung gewonnenen Abstand, sah er vieles mit anderen Augen.

      Die Stadt London, einst voller Leben und Kultur, war nun ein Ort des Schreckens und der Verzweiflung. Die Menschen wurden hier lediglich in zwei Kategorien eingeteilt: Täter und Opfer. Und er hatte früher zu den Tätern gehört.

      Hin und wieder schreckte die zwei Wanderer ein Geräusch auf. Immer wenn sie sich in die entsprechende Richtung wandten, war nichts zu sehen – oder lediglich im Halbdunkel schimmernde Augen, die sie aufmerksam und oftmals voller Furcht beobachteten. Die Menschen von London hatten aus bitterer Erfahrung gelernt, sich vor dem Fremden zu fürchten.

      Michael blähte unbewusst seine Brust auf. Falls er hier etwas mitzureden hatte, dann würde sich das vielleicht irgendwann wieder ändern. Nicht nur hier, sondern überall auf der Erde. In ständiger Furcht zu leben, war kein Leben.

      Mit einem Mal bemerkte er, wie Fabian ihn von der Seite her angestrengt musterte. Michael machte eine verkniffene Miene. »Du hast was zu sagen?«, forderte er seinen Begleiter auf.

      Dieser zögerte. »Ich frage mich nur gerade, wie das alles für dich sein muss.«

      »Beschissen«, erwiderte Michael kurz angebunden.

      »Beschissen? Das ist alles?« Fabian verkniff sich ein schmales Schmunzeln.

      »Das reicht doch vollkommen«, erwiderte Michael. »Ein Wort, das alles aussagt.«

      »Das stimmt allerdings«, meinte Fabian immer noch leicht amüsiert. »Ich dachte nur, du willst dich vielleicht ein wenig über deine Eindrücke nach so vielen Jahren der Abwesenheit austauschen.«

      Michael warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Bist du jetzt mein Beichtvater?«

      »Brauchst du denn einen?«

      Michael zögerte einen unendlich scheinenden Moment lang. »Manche Dinge sind unverzeihlich.«

      Daraufhin warf Fabian ihm einen unergründlichen Blick zu. Der Blutläuferoffizier zuckte schließlich die Achseln und entschied offenbar, es dabei bewenden zu lassen.

      Michael hielt das für eine kluge Entscheidung. Manche Dinge sollten besser nicht angesprochen werden. Sie schlenderten eine Weile dahin. Die Hauptstraße wurde gesäumt von unzähligen Fahrzeugen, allesamt verrostet. Der Zahn der Zeit nagte aber nicht nur am Material, sondern auch am Fleisch. An mehr als nur einem Lenkrad saß eine Leiche, die nurmehr die Überreste verrotteter Kleidung am Leib trug. Alles Fleisch war verwest und selbst die Maden, die es verspeist hatten, waren längst zu Staub zerfallen.

      »Warst du schon mal hier?«, wollte Michael plötzlich wissen. »Ich meine, vor der Invasion.«

      Fabian sinnierte ausgiebig über die Frage nach. Michael dachte schon, sein Kamerad würde gar nicht mehr antworten. Als er es doch tat, klang seine Stimme seltsam abwesend. Als wäre es zu schmerzhaft, auch nur die geringste durch die Erinnerung hervorgerufene Emotion zuzulassen.

      »Zweimal. Als ich noch Schüler war. Im Rahmen eines Austausches. London war wunderschön und ich empfand es als sehr exotisch. Voller Leben, Geschichte und vielfältiger, wunderbarer Menschen.«

      Michael nickte. »Der Tower von London, die Tower Bridge, Madame Tussaud’s … alles ist nun weg. Für immer verloren.«

      Voraus kam eine alte Barrikade in Sicht. Ein klobiger Challenger-2-Panzer thronte über zwei schweren MG-Nestern. Der verrostete Geschützturm deutete nach Norden und drohte einem Feind, der diese Verteidigungslinie bereits vor Jahrzehnten überrannt hatte. Die beiden Blutläufer sprangen ohne große Mühe über die Sandsäcke hinweg. Fabian landete in einem Gewirr ausgebleichter Knochen. Bei einigen von ihnen waren noch britische Uniformen erkennbar. Aber nicht ausschließlich. Andere Soldaten gehörten den USA, Irland, Frankreich und Deutschland an.

      Michael erinnerte sich noch an die letzten Kriegswochen und -monate. Damals waren gemischte NATO-Verbände an allen Brennpunkten eingesetzt worden. Freunde und Nachbarn hatten einander beigestanden im Augenblick größter Not. Alte Feindschaften und Rivalitäten waren beigelegt worden im Angesicht eines gemeinsamen Feindes. Einheiten der deutschen Bundeswehr hatten bei der Verteidigung von Paris, London, Dover und Straßburg geholfen, Franzosen und Polen beim Kampf um Berlin und Hamburg. Ägypten, Jordanien und Israel hatten gemeinsam Jerusalem verteidigt.

      Michael hielt inne. Es war traurig, dass dieser Anflug internationaler Solidarität nur Monate gedauert hatte, bevor die ganze Welt zurück in einen Zustand permanenter Barbarei zurückfiel. Und er selbst war Teil davon gewesen. Nach all diesen Jahren erneut auf den Straßen von London zu wandeln, hatte etwas Surreales an sich. Was aber noch schwerer wog, es hatte etwas brutal Ernüchterndes.

      Hinter

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