Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski. Henryk Sienkiewicz

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Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski - Henryk Sienkiewicz

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Zbyszko, für Danuska!«

      Um Danusias willen kämpfte ja Zbyszko diesen Kampf. Keinen Augenblick zweifelte er daran, daß der Kreuzritter bei ihrer Entführung die Hand mit im Spiele gehabt hatte, und als er sich gegen ihn stellte, da geschah es der schweren Kränkungen halber, die ihr angethan worden waren. Doch er war jung und kampfeslustig. Kaum stand er daher seinem Gegner gegenüber, so dachte er nur noch an den Kampf selbst. Da plötzlich tönten jene Rufe an sein Ohr und erinnerten ihn an den Raub seines jungen Weibes, an dessen qualvolles Leid; Liebe, Schmerz und Rachedurst jagten ihm das Blut wie Feuer durch die Adern. Vor Ingrimm krampfte sich sein Herz zusammen und eine geradezu rasende Wut ergriff ihn. Den furchtbaren Schlägen seiner Streitaxt, die wie Donnerkeile niederfielen, vermochte der Kreuzritter nicht länger Widerstand zu leisten, und Zbyszko stieß schließlich seinen Schild mit solch übermenschlicher Gewalt gegen den Schild des Deutschen, daß dessen rechter Arm plötzlich, wie erlahmt, kraftlos darniedersank. Voll Schrecken und Angst wich nun dieser abermals zurück, indem er sich nach hinten beugte, um den Streichen zu entgehen, da sauste ihm die blinkende Axt vor den Augen und fiel wie der Blitz auf seine rechte Schulter nieder.

      Den Lippen der Zuschauer entrang sich der herzzerreißende Aufschrei: »Jesus!« dann wich Rotgier noch einen Schritt zurück und stürzte rücklings zu Boden.

      Nun wogte und schwirrte es in der Säulenhalle wie in einem Bienenstocke, aus welchem die Bienen, von der Sonne erwärmt, summend ausschwärmen. Geradezu scharenweise eilten die Ritter die Stufen hinab, während die Knechte von den Schneewällen herabsprangen, um die zu Tode Getroffenen in der Nähe zu betrachten. Allenthalben ertönte der Ruf: »Das ist Gottes Gericht! … Er ist der würdige Erbe Jurands! Lob ihm und Preis!« Andere wieder riefen: »Schauet her und staunt! Selbst Jurand hätte es nicht besser machen können!« Ein Kreis von Neugierigen sammelte sich allgemach um den erschlagenen Rotgier. Mit fahlem Antlitz, mit weit geöffnetem Munde lag er auf dem Rücken. Der blutüberströmte rechte Arm hing nur noch mit wenigen Fasern an der Schulter, von der er durch den wuchtigen Axthieb fast völlig getrennt worden war. Bei diesem Anblick meinten wieder etliche: »Schaut her. Voll Leben war er, voll Hochmut schritt er dahin, und jetzt rührt er keinen Finger mehr!« Und während einer mir dem andern in solcher Weise seine Gedanken austauschte, bewunderten alle erstens die Größe des Kreuzritters, der fast die ganze Länge des Kampfplatzes einnahm und im Tode einen womöglich noch gewaltigeren Eindruck als im Leben machte, zweitens staunten sie die auf dem Schnee in allen Farben schillernden Pfauenfedern an und drittens die Rüstung und die Waffen, welche an Wert einem großen Dorfe gleichgeachtet werden konnten. Da sich aber nun Hlawa, der Böhme, zusammen mit zwei Mannen Zbyszkos, dem Erschlagenen näherte, um ihm Rüstung und Waffen abzunehmen, umringten die Neugierigen Zbyszko selbst, indem sie ihn laut priesen und bis zum Himmel erhoben, dünkte es sie doch, daß sein Ruhm auch zum Ruhme des ganzen masovischen und polnischen Ritterstandes gereiche. Um es ihm leichter zu machen, wurde ihm Schild und Streitaxt abgenommen, ja, Mrokota aus Mocarzewa löste ihm den Helm, bedeckte aber seine schweißtriefenden Haare mit einer Mütze aus roter Seide. Gleichsam versteinert stand der junge Kämpe anfänglich da. Nur die noch in wildem Feuer glänzenden Augen in dem vor Erschöpfung und Erregung totenbleichen Antlitz zeugten dafür, daß er noch lebte. Plötzlich aber lief ein Zittern durch seine Glieder und er atmete tief aus. Unverweilt ergriff man ihn nun bei den Händen und führte ihn vor das Fürstenpaar, welches in einem erwärmten Gemache am Kamine seiner harrte. Zbyszko kniete nieder, und nachdem Pater Wyszoniek den Segen über ihn gesprochen und für die ewige Ruhe des Erschlagenen gebetet hatte, umarmte der Fürst den jungen Sieger und sprach also: »Gott der Allmächtige hat zwischen Euch gerichtet und Dir seinen Schutz verliehen, wofür sein Name gepriesen sei. Amen!«

      Nach diesen Worten wandte er sich zu Herrn de Lorche und zu den andern Rittern, indem er hinzufügte: »Dich, fremder Ritter, und Euch alle, die Ihr hier nicht einheimisch seid, rufe ich zu Zeugen dafür auf, wie ich es auch selbst bezeuge, daß der Kampf nach Recht und Sitte ausgefochten ward, und daß auch hier, wie bei allen Kämpfen das Gottesgericht entschieden hat.«

      Die anwesenden Wojwoden gaben im Chore ihre Zustimmung kund, während Herr de Lorche, dem die Worte des Fürsten verdolmetscht wurden, sich erhob und erklärte, er werde nicht nur bezeugen, daß sich alles nach ritterlichem und göttlichem Gesetze vollzogen habe, sondern auch einen jeden, der daran zweifle, sei es nun in Marienburg, sei es an irgend einem andern fürstlichen Hofe, vor die Schranken zum Kampfe zu Roß oder zu Fuß fordern. Diese Herausforderung aber werde er, de Lorche, nicht nur an gewöhnliche Ritter ergehen lassen, sondern auch an Riesen und Schwarzkünstler, ja, sogar an den allmächtigen Zauberer Merlin.

      Die Fürstin Anna Danuta aber beugte sich in dem Augenblicke, in dem Zbyszko ihre Knie umfaßte, zu diesem nieder und sagte: »Weshalb bist Du nicht frohgestimmt? Freue Dich und danke Gott, denn wenn Gott Dich in seiner Barmherzigkeit aus dieser Gefahr errettete, dann wird er Dich auch nicht länger vereinsamt lassen, nein, er wird Dir Glück gewähren.«

      Da antwortete Zbyszko: »Wie kann ich mich freuen, wohledle Frau? Gott verlieh mir zwar den Sieg, ich durfte Rache an jenem Kreuzritter nehmen, aber Danusia ist mir noch immer fern – nicht mehr weiß ich von ihr als wie zuvor.«

      »Die grimmigsten Widersacher, Danveld, Godfryd und Rotgier sind aus dem Leben geschieden,« warf die Fürstin ein, »von Zygfryd aber sagen alle, daß er wohl grausam, doch gerecht sei. Lob und Preis sei dem allgütigen Gott auch dafür. Außerdem hat sich Herr de Lorche auch längst dahin ausgesprochen, daß, wenn der Kreuzritter falle, er selbst dessen Leiche fortführen werde. Dadurch komme er nach Marienburg und sei im stande, in eigener Person Danusia dem Großmeister in die Erinnerung zurückzurufen. Der Großmeister jedoch wird sich Gehör zu verschaffen wissen.«

      »Gott verleihe dem Herrn de Lorche ein langes Leben!« entgegnete Zbyszko. »Ich ziehe mit ihm nach Marienburg.«

      Diese Worte versetzten die Fürstin in tiefen Schrecken, hätte doch Zbyszko nichts Gefährlicheres unternehmen können, wenn er erklärt haben würde, er folge wehrlos den Spuren der Wölfe, die sich des Winters rudelweise in den dichten Wäldern Masoviens umhertrieben.

      »Wozu?« rief sie daher. »Um einem sichern Verderben entgegenzugehen? Jetzt gleich nach dem Kampfe schützt Dich weder die Aussage des Herrn de Lorche, noch der Brief, den Rotgier vor dem Zusammentreffen geschrieben hat. Du erlangst damit nichts, Du bringst Dich nur selbst in Gefahr.«

      Der junge Kämpe aber erhob sich und sagte, die Hände kreuzweis zusammenfaltend: »So wahr mir Gott helfe, ich ziehe nach Marienburg, und wenn es auch mein Tod wäre. So wahr mir Christus gnädig sein möge, werde ich Danusia bis zu meinem letzten Atemzuge suchen und nicht davon abstehen, bis sich meine Augen im Tode schließen. Leichter ist es doch, sich mit den Deutschen zu schlagen, sich mit ihnen zu messen, als einsam, wie mein junges Weib, in einem unterirdischen Kerker zu schmachten. O, weit leichter, weit leichter ist dies!«

      Und wie immer, wenn er Danusias gedachte, erfaßte ihn auch jetzt wieder eine solche Erregung, ein solch grenzenloser Schmerz, daß er die Worte nur stoßweise hervorbrachte, gerade als ob ihm die Kehle zugeschnürt sei. Die Fürstin gab es auf, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Wer ihn zurückhalten wollte, das sah sie nur zu gut ein, der mußte ihn in einem unterirdischen Kerker festschmieden lassen.

      Zbyszko konnte indessen nicht sofort aufbrechen. Wohl stand es den damaligen Rittern frei, sich alles aus dem Wege zu räumen, was ihren Plänen hindernd im Wege stand, aber es war ihnen nicht gestattet, die ritterliche Sitte außer acht zu lassen, kraft derer der Sieger im Zweikampfe einen ganzen Tag, ja, bis gen Mitternacht auf der Wahlstatt ausharren mußte. Dies galt als Beweis, daß er das Feld behauptet hatte, sowie als Zeichen, daß er zu jedem neuen Kampfe bereit war, zu dem ihn irgend ein Verwandter oder ein Freund des Besiegten fordern würde. Diese Sitte beobachteten sogar ganze Kriegsheere und gingen dadurch der Beute oftmals verlustig, die sie sich durch Verfolgung des Feindes hätten erringen können. Zbyszko versuchte es auch gar nicht, gegen diese feststehende Sitte anzukämpfen. Nachdem er eine kleine Stärkung zu sich genommen

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