Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski. Henryk Sienkiewicz

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski - Henryk Sienkiewicz страница 43

Автор:
Серия:
Издательство:
Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski - Henryk Sienkiewicz

Скачать книгу

herbei! Ohm! Zych aus Zgorzelic ist hier!« rief Zbyszko.

      Dann begrüßte er freundlich den Ankömmling, denn Zych war in der That ihr Nachbar und dazu ein guter, wegen seines Frohsinns allgemein beliebter Mensch.

      »Nun, wie befindet Ihr Euch?« fragte Zych, indem er Macko die Hand schüttelte. »Geht’s noch immer so fröhlich bei Euch zu, oder ist es aus damit?«

      »Ach, bei mir ist es mit dem Frohsinn vorbei! Doch sehe ich frohe Menschen gern. Lieber Gott, wenn ich nur erst wieder in Bogdaniec wäre.«

      »Was ist’s mit Euch? Ich hörte ja, daß die Deutschen auf Euch geschossen haben?«

      »Sie schossen auf mich. Das Eisen steckt mir noch zwischen den Rippen.«

      »Gerechter Gott! Was läßt sich da thun? Habt Ihr noch nicht versucht, Bärenfett zu trinken?«

      »Ihr seht, daß jeder zu Bärenfett rät,« rief Zbyszko. »Laßt uns nur erst in Bogdaniec sein. Dann werde ich des Nachts an die Bienenstöcke gehen.«

      »Vielleicht wird Jagienka Bärenfett haben, und ist dies nicht der Fall, so werde ich anderswo darnach fragen lassen.«

      »Wer ist Jagienka, die Eurige hieß doch Malgochna?« fragte Macko.

      »Ach, Malgochna! Am heiligen Michael wird es drei Herbste, daß Malgochna in der Erde ruht. Sie war ein kraftstrotzendes Weib. Der Herr sei ihrer Seele gnädig. Jagienka ist an ihre Stelle getreten, trotzdem sie noch sehr jung ist.

      Ueber dem Grabe erhebt sich ein Hügel,

       So wie die Mutter, so ist auch die Tochter.

       Juchhe, Juchhe, Juchhe.

      Zu Malgochna sprach ich: ›Klettere nicht auf die Tanne, da Du fünfzig Jahre alt bist‹. Sie hörte nicht und kletterte hinauf. Mit einem Male brach der Ast und dann gab es einen Krach. Ich sage Euch, sie grub sich ganz in die Erde ein, und nach drei Tagen that sie den letzten Atemzug.«

      »Der Herr sei ihr gnädig,« sagte Macko. »Wenn ich denke, wenn ich denke, wie sich die Burschen verkriechen mußten, wenn sie die Hände in die Seite stemmte. Und was für eine gute Wirtschafterin sie war! Also von einer Tanne stürzte sie herab? Nein, seht mir nur!«

      »Wie ein Tannenzapfen fiel sie zur Erde. Ach, das war ein Kummer. Denkt nur, nach dem Begräbnis habe ich mich vor Kummer so betrunken, daß man drei Tage hindurch mich nicht wecken konnte. Man glaubte, ich werde auch alle viere von mir strecken, und später habe ich so geweint, daß meine Thränen einen Eimer gefüllt hätten. Zur Wirtschaft ist indessen Jagienka auch befähigt. Sie muß mit allem allein fertig werden.«

      »Ich erinnere mich ihrer kaum. Sie war nicht größer, als ich fortzog, als eine Streitaxt und konnte unter einem Pferde hindurchgehen, ohne an dessen Bauch zu stoßen. Bah, das ist schon lange her, jetzt muß sie ausgewachsen sein.«

      »Am Tag der heiligen Agnes wurde sie fünfzehn Jahre. Fast ein Jahr habe ich sie nicht mehr gesehen.«

      »Und was habt Ihr getrieben? Woher kommt Ihr?«

      »Aus dem Kriege. Glaubt Ihr, daß ich gern fortgezogen bin, da Jagienka doch allein zurückgeblieben ist?«

      Trotzdem sich Macko recht krank fühlte, horchte er doch neugierig auf, als vom Kriege die Rede war und fragte: »Wart Ihr vielleicht mit dem Fürsten Witold bei Worskla?«

      »Ja, ich bin mit ihm gewesen,« erwiderte fröhlich Zych aus Zgorzelic. »Nun, unser Herrgott zeigte sich ihm nicht gnädig, wir erlitten durch Edyga eine entsetzliche Niederlage. Die Tataren kämpfen nicht im Handgemenge, wie dies jeder christliche Ritter thut, sondern sie schießen Dich aus der Ferne in den Hals. Da könnt Ihr machen, was Ihr wollt! Doch hört nur! In unserm Heere prahlten die Ritter maßlos und sprachen also: ›Wir werden weder die Lanzen werfen, noch die Schwerter aus der Scheide ziehen, denn nur Gewürm wird vor uns herkriechen‹, so prahlten sie, aber dann, als es galt, das Eisen schwirren zu lassen, da rächte sich dies schwer – denn wie stand es nach dem Scharmützel? Kaum einer von zehn blieb am Leben. Wollt Ihr dies glauben? Mehr als die Hälfte der Krieger, siebzig litauische und russische Fürsten blieben auf dem Felde, ganz abgesehen von den Bojaren und den verschiedenen Edelleuten; kurz, zwei Wochen reichten kaum hin, um die gefallenen Mannen zu zählen.«

      »Das hörte ich,« fiel hier Macko ein. »Und unseren Hilfstruppen lähmten die Ritter auch die Kraft?«

      »Bah, sogar auch den neun Kreuzrittern, denn auch die mußten dem mächtigen Witold dienen. Und die Unsrigen tragen die Schuld, denn die, das wißt Ihr ja, sind da nicht vorsichtig, wo alle andern vorsichtig sind. Der Großfürst vertraute zu sehr unseren Rittern und wollte keine andere Wache um sich wie allein die Polen. Ha! ha! Die Schutzwehr um ihn ist gefallen, ihm selbst geschah nichts. Es fielen der Herr Spytko aus Mielsztyn, der Schwertträger Bernat, der Mundschenk Mikolaj, und Prokop, Przelaw, Dobrogost, Jasko aus Lazewice, Pilik Mazur, Warsz aus Michowo, der Wojwode Socha, Jasko aus Dabrewa, Pietrko aus Milaslaw, Syzzepiecki, Oderski und Famko Lagoda. Wer könnte die alle zählen! Und manche von ihnen waren mit solch zahllosen Eisenspitzen gespickt, daß sie nach dem Tode Igel glichen und man lachen mußte, wenn man sie anschaute.«

      Und hier brach er in der That nicht nur in ein Lachen aus, als ob er die heiterste Geschichte erzählte – sondern er hub auch plötzlich wieder zu singen an:

      »Ah, dann weißt du, was ein Tatar ist,

       Wenn er die Haut dir tüchtig zerfetzt hat …«

      »Und weiter, was geschah dann?« fragte Zbyszko.

      »Dann wich der Großfürst zurück, aber seine Willenskraft erstarkte, wie das bei ihm gewöhnlich der Fall ist. Je größer die Bedrängnis wird, desto rascher schnellt er, wie die Haselnußstaude, wieder empor. In einem Satz befanden wir uns an der Furt beim Tawan, um sie zu schützen. Zu uns stieß hierauf noch eine Handvoll neuer Ritter aus Polen. Nun, das schadete nichts, das war ganz gut. Des andern Tages aber kam Edyga mit einem Haufen angerückt. Hei, jetzt ging’s lustig zu! Er will über den Fluß, wir aber geben ihm eins auf das Maul. Da konnte er viel ausrichten! Wir versetzten ihm tüchtige Hiebe und fingen nicht wenig Tataren. Ich selbst nahm fünf Gefangene, die ich jetzt mit nach Zgorzelic führe. Am Tage könnt Ihr wahrnehmen, welche Hundsschnauzen sie haben.«

      »In Krakau war die Meinung verbreitet, der Krieg werde sich in das Königreich ziehen.«

      »Da müßte Edyga thöricht sein. Er wußte es genau, was er von unsern Rittern zu halten habe, er wußte aber ebensowohl, daß die tapfersten Ritter zu Hause geblieben sind, weil der König es nicht gerne gesehen hat, daß Witold den Krieg auf eigene Faust unternahm. Ei, er ist klug – der alte Edyga! Beim Tawan merkte er sofort, daß die Streitmacht des Fürsten sich vergrößert hatte, und er schlug sich durch und zog sich bis ans Ende der Welt zurück.«

      »Und Ihr kehrtet heim?«

      »Ich kehrte heim, denn dort giebt es nichts mehr zu thun. In Krakau aber ließ ich mir sagen, daß Ihr nur einen kurzen Vorsprung vor mir gewonnen hättet.«

      »Woher wußtet Ihr aber, daß wir es seien?«

      »Das wußte ich bestimmt, hielt ich doch an allen Fütterungsplätzen Nachfrage. Hei,« fuhr er fort, sich zu Zbyszko wendend, »hei, mein Gott, wie warst Du noch klein, als ich das letzte Mal Dich sah, und jetzt bist Du, so viel ich wenigstens in der Dunkelheit bemerke, ein wahrer Auerochs. Du verstehst es gewiß

Скачать книгу