Sturm über der Eifel. Katja Kleiber

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sturm über der Eifel - Katja Kleiber страница 3

Sturm über der Eifel - Katja Kleiber Eifel Krimi

Скачать книгу

gefunden?«

      »Auf der anderen Seite des Golorings steht ein Volvo auf einem Feldweg, dessen Daten zu dem Fahrzeugschein passen. Älteres Modell.«

      Sie nickte dem Polizisten zu. Das Auto würde ein wichtiger Anhaltspunkt für weitere Ermittlungen sein. Er hatte von einem Fahrzeugschein gesprochen. Sie griff in ein Seitenfach der Geldbörse, in dem Papiere steckten, und stellte fest, dass der Tote ganz ähnliche Dokumente wie sie selbst besaß: eine Sparkassenkarte, einen Führerschein, einen Kfz-Schein und einen Personalausweis, den sie herauszog.

      Der Name klang zeitgenössisch: »Leonhart Schmidt«, las sie vor, »geboren am 24. Juni 1974 in Kobern-Gondorf. Wohnhaft in Eichenbach. – Wo ist das?«, fragte sie den Kollegen. Sie konnte schließlich nicht jedes Kaff hier an der Mosel kennen.

      »Weiß ich leider nicht«, sagte der Polizist knapp und schien sich gerade noch beherrschen zu können, nicht die Hacken zusammenzuschlagen. Die Präsenz der Zentralen Kriminalinspektion aus Koblenz in Form von Tanja schien ihn einzuschüchtern. Wie würde es ihm nur gehen, wenn die anderen Kollegen von der Mordkommission eintrafen?

      Tanja zückte ihr Handy und googelte »Eichenbach«.

      »Ortsgemeinde Antweiler, Landkreis Ahrweiler«, spuckte das Gerät in Sekundenschnelle aus.

      Antweiler! Ausgerechnet. Antweiler war ihr allerdings bekannt. Im vergangenen Jahr hatte sie ein Fall in dieses Dorf in der Vulkaneifel geführt. Ein mysteriöser Giftmord. Die Hauptverdächtige war eine Art Hexe gewesen.

      Sie riss sich zusammen. Dies war ein neuer Fall. Nicht alle Morde in der Eifel waren so kompliziert wie der vom letzten Jahr. Selbst wenn es jetzt wieder einen Bezug zu Antweiler gab. Verdammt, das hier war ihre Arbeit, und sie machte sie gerne. Sie würde systematisch vorgehen, so wie sie es gelernt hatte. Sie besaß alle Fähigkeiten und Kenntnisse, die nötig waren, um die Tat aufzuklären, rief sie sich ins Gedächtnis. Außerdem war sie nicht allein. Kripochef Anton Brettschneider, hinter vorgehaltener Hand »Tünnes« genannt, hatte bereits ein Dutzend Kollegen zusammengetrommelt, die alle an einem Strang ziehen würden.

      Sie würde ihren Teil dazu beitragen, den Fall aufzuklären. Mochte er sie auch in die tiefste Eifel führen, wo sie noch nicht mal den Dialekt verstand und wo Tote aussahen wie dieser hier. Auch Ötzis hatten ein Recht darauf, dass ihre Mörder gefunden wurden.

      Tanja zückte erneut ihr Handy, um Peter Claes anzurufen. Der Erste Kriminalhauptkommissar in Adenau war für den Landkreis Ahrweiler zuständig und somit auch für Antweiler. Er würde die Laufarbeit erledigen, sie die Kopfarbeit. Außerdem verstand er Eifler Platt. Wenn er auch nicht besonders helle war, hatte er beim letzten Fall, den sie gemeinsam gelöst hatten, doch gute Arbeit geleistet. Mit Claes an ihrer Seite hätte sie vielleicht eine Chance, sich in der Mordkommission hervorzutun.

      Je schneller sie die Sache abschlössen, desto besser. Sie brauchte Zeit für die Vorbereitung ihres Workshops, einer Fortbildung an der Polizeihochschule in Büchenbeuren. Kripochef Brettschneider hatte ihr den Kurs vorgeschlagen und etwas gemurmelt, wovon sie nur das Wort »Gender« mitbekam. Wahrscheinlich brachte ihre Fortbildung dem Kriminaldirektor auf höherer Ebene Punkte ein für die besondere Förderung weiblicher Mitarbeiter. Aber das konnte ihr egal sein, solange die Fortbildung auch ihre eigene Karriere vorantrieb.

      Sie drückte auf das grüne Symbol für die Anruftaste und lauschte dem Rufton. Doch Claes meldete sich nicht. Tanja runzelte die Stirn.

      Wieder drifteten ihre Gedanken zu der Fortbildung. Als sie sich genauer mit den Unterlagen für den Kurs beschäftigt hatte, war ihr klar geworden, wie sie sich profilieren konnte, wenn sie dort eine Fallanalyse präsentierte. Fast könnte man denken, dass sich hinter der bräsigen Art des Kripochefs ein messerscharfer Verstand verbarg. Sicher hatte er in Zukunft einiges mit ihr vor. Sie durfte ihn nicht enttäuschen.

      In dem Moment rollte ein dunkler Mercedes durch das Tor in der Umzäunung des Golorings, gefolgt von weiteren Streifenwagen. Der Staatsanwalt und weitere Einsatzkräfte, die die kriminaltechnische Arbeit übernehmen würden.

      Noch einmal schaute Tanja sich um. Wo genau befand sie sich eigentlich? Am Eingang hatte sie ein Schild bemerkt mit irgendwelchen Erklärungen für Touristen. Offenbar war sie an einem historisch bedeutsamen Ort. Ihr Blick fiel auf den flachen Erdwall zwischen den Bäumen. War dies eine Stellung aus dem letzten Weltkrieg? Ein Teil des Westwalls? Aber der hatte doch Panzersperren aus Beton, erinnerte sie sich, und solche waren hier weit und breit nicht zu sehen. Außerdem müsste sich der Westwall auch weiter westlich in der Eifel befinden. Dies hier schien ein älterer Wall zu sein, vielleicht von den Römern? Oder sogar noch älter? Aber war das überhaupt wichtig? Sie fröstelte.

      Die Jurte

      Hatte sich Tanja in der Adresse geirrt? Peter starrte auf das Haus. Sein Schädel schmerzte. Nachwirkungen vom Wochenende in Köln. Hatte Tanja vielleicht auch einen Kater? Er schielte zur Seite. Sie wirkte energiegeladen wie immer, der blonde Pferdeschwanz wippte eifrig.

      Gerade blickte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen auf ihr Handy, wo sie die Adresse gespeichert hatte. Guckte wieder hoch. Wies auf das Metallschild mit der Hausnummer. Die Farbe war teilweise abgeplatzt, aber die Zahl noch deutlich erkennbar. »Hier muss es sein.«

      Das Dach des Hauses hatte sich bereits bedenklich gesenkt. Die Dachrinne hing an einigen Stellen herunter, sodass sie in einer Art Zickzack verlief. Neben der Tür, die dringend einen neuen Anstrich benötigte, befand sich ein Fenster. Die Scheibe war gesplittert, vielleicht hatte ein Nachbarskind einen Ball hineingeschossen.

      Tanja steckte den Schlüssel ins Schloss, den sie in der Hosentasche von ihrem Ötzi gefunden hatten. Er glitt problemlos hinein. Sie drehte ihn um. Das Schloss klickte.

      Peter öffnete die Tür. Der Gang war dunkel. Er tastete nach rechts, bis seine Fingerspitzen einen Lichtschalter berührten. Er drückte, doch es tat sich nichts. Stromausfall? Rechnung nicht bezahlt?

      »Taschenlampe ist im Kofferraum«, hörte er Tanja hinter sich sagen. Schickte sie ihn jetzt als Laufburschen los? Er wandte sich um.

      Ihr Kopf ruckte in Richtung Streifenwagen.

      War er hier der Praktikant, oder was? Er unterdrückte ein Murren, trottete zurück zum Auto und fand die Taschenlampe zwischen allerhand Krempel im Handschuhfach.

      Ihr Strahl leuchtete einen Flur aus, dessen Zustand keinen Deut besser war, als das Haus von außen vermuten ließ. Renoviert zuletzt anno 1950, wenn nicht noch früher. Geputzt auch so um den Dreh, wenn man die Dreckschicht auf dem Boden betrachtete.

      Peter seufzte. Lieber würde er jetzt auf seinem Sofa liegen und in die Glotze starren. Wenn Tanja ihn nicht angerufen hätte, hätte er sich heute krankgemeldet. Das Wochenende in Köln war zu anstrengend gewesen. Und vor allem zu frustrierend. Statt zu Hause rumzugammeln, bis der Kopfschmerz nachließ, schob er sich jetzt in dieser Bruchbude durch den schimmeligen Flur. Mit Tanja auf den Fersen.

      Er öffnete die erste Tür rechts und leuchtete in einen Raum. Vollkommen leer. Keine Möbel, nichts. Nur eine beige Tapete hing in Fetzen herab. Es roch muffig.

      »Selbst für ’nen Ötzi ziemlich unwohnlich«, meinte Tanja. »Aber so, wie der Typ aussah, hätte ich sowieso eher auf eine Höhle getippt.«

      »Und die Adresse stimmt?« Peter ließ die Frage in der Luft hängen.

      Tanja zuckte mit den Schultern.

      Links vom Flur stießen sie auf eine Küche. Ebenso

Скачать книгу