Autobiografie von Alice B.Toklas. Gertrude Stein
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Als wir beim Kaffee saßen hörten wir auf dem Hof Schritte lauter Schritte und Miss Stein stand auf und sagte, lasst euch nicht stören, ich muss sie nur hereinlassen. Und sie verschwand.
Als wir ins Atelier hinübergingen waren da schon viele Leute im Raum, hier und da Gruppen, Einzelne und Paare und alle schauten und schauten. Gertrude Stein saß neben dem Ofen und sprach und hörte zu und erhob sich um die Tür zu öffnen und auf verschiedene Leute zuzugehen und redete und hörte zu. Üblicherweise öffnete sie auf das Klopfen hin die Tür und die übliche Begrüßungsformel war, de la part de qui venez-vous, wer hat Sie empfohlen. Im Prinzip konnte jeder kommen doch um der Form willen und weil es in Paris formell zugeht, wurde von jedem erwartet dass er den Namen dessen angeben konnte der ihm davon erzählt hatte. Es war eine reine Formsache, eigentlich konnte jeder kommen und weil die Bilder zu jener Zeit keinerlei Wert hatten und es auch in gesellschaftlicher Hinsicht keinen Vorteil brachte irgendjemanden dort kennenzulernen, kamen nur die die wirklich interessiert waren. Wie gesagt konnte jeder kommen, trotzdem war da die Begrüßungsformel. Einmal sagte Miss Stein beim Öffnen der Tür wie üblich auf wessen Einladung hin kommen Sie und da hörten wir wie eine gekränkte Stimme antwortete, aber auf die Ihre, Madame. Es war ein junger Mann den Gertrude Stein irgendwo kennengelernt hatte und mit dem sie sich lange unterhalten hatte und den sie prompt herzlich eingeladen hatte und dann prompt vergessen hatte.
Der Raum war bald sehr sehr voll und wer war da nicht alles. Gruppen von ungarischen Malern und Schriftstellern, zufällig war nämlich einmal ein Ungar mitgebracht worden und die Kunde hatte sich in ganz Ungarn verbreitet, jedes Dorf in dem es einen jungen Mann mit Ambitionen gab hatte von der Rue de Fleurus 27 gehört und nun lebte er einzig im Gedanken daran dorthin zu gelangen und viele gelangten dorthin. Immer waren sie da, in jeder Größe und Gestalt, in allen Abstufungen von Reichtum und Armut, manche ganz reizend, andere einfach ungeschliffen und ab und zu ein bildschöner junger Bauer. Dann waren auch viele Deutsche da, nicht allzu beliebt denn sie neigten immer dazu alles sehen zu wollen was beiseite gestellt war und sie neigten dazu Dinge zu zerbrechen und Gertrude Stein hat eine Schwäche für zerbrechliche Gegenstände, sie hat einen Horror vor Menschen die nur Unzerbrechliches sammeln. Auch waren ziemlich viele Amerikaner da, manchmal brachte Mildred Aldrich eine Gruppe oder Sayen, der Elektriker, oder irgendein Maler und gelegentlich verirrte sich ein Architekturstudent dorthin und dann waren da die Habitués, darunter Miss Mars und Miss Squires die Gertrude Stein später in ihrer Geschichte von Miss Furr and Miss Skeene verewigte. An jenem ersten Abend sprachen Miss Mars und ich über ein damals brandneues Thema, wie man sein Gesicht zurechtmacht. Sie interessierte sich für Typen, sie wusste es gibt die femme décorative, die femme d’intérieur und die femme intrigante; zweifellos sei Fernande Picasso eine femme décorative, aber was sei Madame Matisse, femme d’intérieur, sagte ich, und das freute sie sehr. Von Zeit zu Zeit hörte man das helle spanische wiehernde Lachen von Picasso den fröhlichen Kontraaltausbruch von Gertrude Stein, Leute kamen und gingen, ein und aus. Miss Stein sagte mir ich solle mich zu Fernande setzen. Fernande war immer wunderschön aber ein wenig mühsam. Ich setzte mich, es war mein erstes Sitzen neben der Frau eines Genies.
Ehe ich beschloss dieses Buch Meine fünfundzwanzig Jahre mit Gertrude Stein zu schreiben, hatte ich oft gesagt ich würde schreiben, Die Frauen von Genies neben denen ich gesessen habe. Ich habe neben so vielen gesessen. Ich habe neben Ehefrauen gesessen die keine Ehefrauen waren, von Genies die wirkliche Genies waren. Ich habe neben wirklichen Ehefrauen von Genies gesessen die keine wirklichen Genies waren. Ich habe neben Frauen von Genies, von Beinahegenies, von Möchtegerngenies gesessen, kurzum ich habe sehr oft und sehr lange neben vielen Ehefrauen und Ehefrauen von vielen Genies gesessen.
Wie ich schon sagte war Fernande, die damals mit Picasso lebte und schon lange mit ihm gelebt hatte das heißt damals waren sie alle vierundzwanzig Jahre alt aber trotzdem hatten sie schon lange zusammengelebt, Fernande war die erste Frau eines Genies neben der ich saß und sie war nicht im Geringsten amüsant. Wir sprachen über Hüte. Fernande hatte zwei Gesprächsthemen Hüte und Parfums. An jenem ersten Abend sprachen wir über Hüte. Sie liebte Hüte, sie hatte das echte französische Gespür für Hüte, wenn ein Hut dem Mann auf der Straße keine witzige Bemerkung entlockte war der Hut kein Erfolg. Später gingen sie und ich einmal zusammen in Montmartre spazieren. Sie hatte einen großen gelben Hut auf und ich einen viel kleineren blauen. Während wir so dahinspazierten blieb ein Arbeiter stehen und rief, da gehen Sonne und Mond