Autobiografie von Alice B.Toklas. Gertrude Stein

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Autobiografie von Alice B.Toklas - Gertrude Stein

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fort und dann sagte Miss Stein, nun wir müssen gehen, wir sind zum Tee bei Fernande. Ja, ich weiß, erwiderte Picasso. Wie oft siehst du sie, sagte sie, er wurde sehr rot und machte ein verlegenes Gesicht. Ich bin noch gar nicht da gewesen, sagte er verärgert. Sie gluckste, wir gehen jedenfalls hin, sagte sie, und Miss Toklas wird Französischstunden nehmen. Ah die Miss Toklas, sagte er, mit den kleinen Füßen wie eine Spanierin und Ohrringen wie eine Zigeunerin und einem Vater der König von Polen ist wie die Poniatowkis, natürlich wird sie Stunden nehmen. Wir alle lachten und gingen zur Tür. Dort stand ein sehr schöner Mann, oh Agero, sagte Picasso, du kennst die Damen. Er sieht wie ein Greco aus, sagte ich auf Englisch. Picasso fing den Namen auf, ein gefälschter Greco, sagte er. Oh ich vergaß dir die hier zu geben, sagte Gertrude Stein und reichte Picasso ein Bündel Zeitungen, die werden dich trösten. Er öffnete sie, es waren die Sonntagsbeilagen von amerikanischen Zeitungen, es waren die Katzen yammer kids. Oh oui, Oh oui, sagte er mit zufriedenem Gesicht, merci danke Gertrude, und wir gingen.

      Wir gingen dann und stiegen noch weiter den Hügel hinauf.

      Was dachten Sie von dem was Sie sahen, fragte Miss Stein. Nun ich habe etwas gesehen. Ja natürlich, sagte sie, aber haben Sie gesehen, was das mit den beiden Bildern zu tun hatte vor denen Sie neulich so lange bei der Vernissage saßen. Nur dass die Picassos ziemlich scheußlich waren und die anderen nicht. Natürlich, sagte sie, wie Picasso einmal bemerkte, wenn man etwas macht, ist das Machen so schwierig dass es unweigerlich hässlich werden muss, aber die die es nach einem tun brauchen sich nicht den Kopf über das Machen zu zerbrechen und sie können es schön machen, und daher gefällt es allen wenn die anderen es machen.

      Wir gingen weiter und bogen in eine kleine Straße ein und dort war noch ein kleines Haus und wir fragten nach Mademoiselle Bellevallée und wir wurden in einen kleinen Flur geschickt und wir klopften und betraten einen mittelgroßen Raum in dem ein sehr großes Bett war und ein Klavier und ein kleiner Teetisch und Fernande und zwei andere.

      Eine von ihnen war Alice Princet. Sie war ein ziemlich madonnenhaftes Geschöpf, mit großen schönen Augen und entzückendem Haar. Fernande erklärte nachher sie sei die Tochter eines Arbeiters und habe die groben Hände die das typische Merkmal der Arbeiterschicht seien. Sie habe, erklärte Fernande, sieben Jahre mit Princet zusammengelebt der bei der Regierung beschäftigt war und sie sei ihm treu gewesen à la Montmartre, das heißt sie habe in guten wie in schlechten Tagen zu ihm gehalten sich aber nebenbei amüsiert. Jetzt wollten sie heiraten. Princet sei Chef seines kleinen Ressorts im Staatsdienst geworden und nun würde es für ihn unumgänglich sein andere Ressortchefs zu sich einzuladen und so müsse er natürlich das Verhältnis regeln. Tatsächlich heirateten sie ein paar Monate später und im Zusammenhang mit dieser Heirat machte Max Jacob seine berühmte Bemerkung, es ist wunderbar sich sieben Jahre lang nach einer Frau zu sehnen und sie dann endlich zu besitzen. Die von Picasso war da schon praktischer, warum heiraten sie um sich dann scheiden zu lassen. Das war eine Prophezeiung.

      Kaum waren sie verheiratet begegnete Alice Princet Derain und Derain begegnete ihr. Es war was die Franzosen un coup de foudre nennen, oder Liebe auf den ersten Blick. Sie verliebten sich wahnsinnig ineinander. Princet versuchte es zu ertragen aber jetzt waren sie verheiratet und alles war anders. Außerdem war er zum ersten Mal in seinem Leben zornig und in seinem Zorn zerriss er Alices ersten Pelzmantel den sie zur Hochzeit bekommen hatte. Danach war alles aus, und nur sechs Monate nach der Hochzeit verließ Alice Princet und kehrte nie zurück. Sie und Derain verschwanden zusammen und haben sich seither nie getrennt. Ich mochte Alice Derain immer sehr gern. Sie hatte eine gewisse wilde Ursprünglichkeit die vielleicht mit ihren groben Händen zusammenhing und merkwürdigerweise zu ihrem Madonnengesicht passte.

      Die andere Frau war Germaine Pichot, ein ganz andersartiger Typ. Sie war ruhig und ernst und spanisch, sie hatte die breiten Schultern und den starren leeren Blick der Spanierin. Sie war sehr sanft. Sie war mit dem spanischen Maler Pichot verheiratet, der ein ganz wunderbarer Mensch war, er war lang und dünn wie eine jener primitiven Christusgestalten in spanischen Kirchen und wenn er einen spanischen Tanz vorführte was er später bei dem berühmten Bankett für Rousseau tat, dann ging eine erschütternde Frömmigkeit von ihm aus.

      Germaine, erzählte Fernande, war die Heldin manch einer seltsamen Geschichte, sie hatte einmal einen jungen Mann ins Krankenhaus gebracht, er war während einer Rauferei in einem Varieté verletzt worden und seine Kumpane hatten ihn allesamt im Stich gelassen. Germaine stand ihm ganz selbstverständlich bei und kümmerte sich um ihn. Sie hatte viele Schwestern, sie und alle anderen waren geboren und aufgewachsen in Montmartre und sie waren alle von verschiedenen Vätern und mit verschiedenen Nationalitäten verheiratet, sogar mit Türken und Armeniern. Später war Germaine viele Jahre lang schwer krank und sie hatte immer einen anhänglichen Freundeskreis um sich. Sie pflegten sie im Sessel ins nächste Kino zu tragen und sich, sie in ihrem Sessel, die Vorstellung anzusehen. Das machten sie regelmäßig einmal die Woche. Ich glaube sie machen es noch immer.

      Die Unterhaltung an Fernandes Teetisch war nicht lebhaft, keine hatte etwas zu sagen. Es machte Spaß sich zu sehen, es war sogar eine Ehre, aber das war auch ungefähr alles. Fernande jammerte ein bisschen dass ihre Putzfrau nicht gut Staub gewischt und das Teeservice abgewaschen habe und dass der Kauf eines Bettes und eines Klaviers auf Abzahlung gewisse Unannehmlichkeiten mit sich brächte. Sonst hatte wirklich keine von uns viel zu sagen.

      Schließlich einigten wir uns wegen der Französischstunden, ich sollte fünfzig Cents pro Stunde bezahlen und sie sollte mich in zwei Tagen aufsuchen und wir würden anfangen. Erst gegen Ende des Besuchs waren sie ungezwungener. Fernande fragte Miss Stein ob sie noch irgendwelche Witzbeilagen aus den amerikanischen Zeitungen hätte. Gertrude Stein erwiderte dass sie sie gerade eben bei Pablo gelassen habe.

      Fernande fuhr auf wie eine Löwin die ihre Jungen verteidigt. Das ist eine Rohheit die ich ihm nie verzeihen werde, sagte sie. Ich habe ihn auf der Straße getroffen, er hatte eine Witzbeilage in der Hand, ich bat ihn sie mir zu geben damit ich mich etwas ablenken könnte und er weigerte sich strikt. Es war eine Grausamkeit die ich nie verzeihen werde. Ich bitte dich, Gertrude, die nächsten Nummern der Witzbeilage mir persönlich zu geben. Gertrude Stein sagte, natürlich sehr gern.

      Als wir gingen sagte sie zu mir, hoffentlich haben sie sich wieder versöhnt ehe die nächste Witzbeilage der Katzenyammer kids erscheint denn wenn ich sie Pablo nicht bringe regt er sich sehr auf und wenn ich es tue wird Fernande eine fürchterliche Szene machen. Ich glaube wahrhaftig ich werde sie entweder verlieren müssen oder meinen Bruder veranlassen sie versehentlich Pablo zu bringen.

      Fernande erschien sehr pünktlich zur Verabredung und wir begannen mit unserer Stunde. Wenn man Französischstunden nimmt muss man sich natürlich unterhalten und Fernande hatte drei Themen, Hüte, über Hüte hatten wir nicht mehr viel zu sagen, Parfums, über Parfums hatten wir noch allerlei zu sagen. Bei Parfums war Fernande überaus verschwenderisch, ganz Montmartre regte sich über sie auf weil sie einmal eine Flasche Parfum namens Rauch gekauft und achtzig Francs dafür bezahlt hatte was damals sechzehn Dollar waren und es hatte keinerlei Duft dafür aber solch wunderbare Farbe, wie echter in Flaschen gefüllter flüssiger Rauch. Ihr drittes Gesprächsthema waren die verschiedenen Kategorien von Pelzen. Es gebe drei Kategorien von Pelzen, in der ersten Kategorie seien Zobel, in der zweiten Kategorie Hermelin und Chinchilla, in der dritten Kategorie Fuchs und Eichhörnchen. Es war das Erstaunlichste was ich je in Paris gehört hatte. Ich war sprachlos Chinchilla zweite Kategorie, Eichhörnchen als Pelz bezeichnet und Seal überhaupt nicht erwähnt.

      Unser einziges anderes Gesprächsthema waren die Beschreibung und Namen von Hunden die damals Mode waren. Das war mein Lieblingsthema und wenn ich ihr welche beschrieben hatte zögerte sie jedes Mal, ach so, rief sie, als gehe ihr ein Licht auf, Sie meinen einen kleinen belgischen Hund der Griffon heißt.

      Da saßen wir also, sie war sehr schön aber es war ein bisschen mühsam und eintönig, deshalb schlug ich vor wir sollten uns im Freien treffen, irgendwo Tee trinken oder in Montmartre spazieren gehen. Das war besser.

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