Soldaten des Glücks. Richard Harding Davis

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Soldaten des Glücks - Richard Harding Davis

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herrlichen Reihen königlicher Palmen reiten oder Ausflüge auf der Bai machen würde, um die Höhlen zu erforschen und an Bord des Raddampfers zu frühstücken, der für sie neu gemalt und vergoldet werden sollte. Er stellte sich vor, wie er den Führer spielen und sie durch das grosse Bergwerk geleiten, ihre einfachen Fragen über die seltsamen Maschinen, die Arbeiter und die Art, wie er die zweitausend Menschen beherrschte, beantworten würde. Nicht persönlicher Stolz auf die Bergwerke war es, was ihn wünschen liess, dass sie sie sehen möchte, nicht weil er sie entdeckt und erschlossen hatte, wollte er sie ihr gern zeigen, sondern als ein wunderbares Schauspiel, das, wie er hoffte, ihr Interesse erregen würde.

      Aber die grösste Freude empfand er, als der junge Langham vorschlug, für seine Angehörigen auf dem Gipfel des Hügels, der über den Hafen und den zur Verladung des Erzes angelegten Damm vorsprang, ein Haus zu erbauen. Dann, so stellte der junge Langham vor, würde er viel mehr von seiner Familie haben, als wenn diese sich in der fünf Meilen entfernten Stadt niederliesse.

      „Wir können im Geschäftshause an diesem Ende der Eisenbahn wohnen bleiben,“ sagte der junge Mann, „und sind ihnen doch ganz nahe, wenn wir abends von der Arbeit heimkehren. Wohnen sie aber in Valencia, so geht der grösste Teil des Abends mit dem Weg nach der Stadt hin und vor Tagesgrauen kommt man nicht heim, denn aus dem Klub bringt man mich unter drei Stunden nicht wieder heraus. Das Haus wird uns vor Versuchung bewahren.“

      „Sehr richtig,“ entgegnete Clay mit einem schuldbewussten Lächeln, „es wird uns vor Versuchung bewahren.“

      Demnach wurde das Unterholz weggeräumt, und sie stellten eine grosse Zahl von Arbeitern an, die den schönsten und behaglichsten Bungalow am Rande des Hafens erbauen sollten. Die Fussböden wurden mit blauen, grünen und weissen Fliesen belegt und das Dach mit Hohlziegeln gedeckt, die die Luft einliessen, die Wasserspeier waren Drachenköpfe und die Veranden so breit, als das Haus selbst. In der Mitte lag ein offener Hof mit einem plätschernden Springbrunnen, und die Balkone des oberen Stockes gingen nach diesem Hofe hinaus. Zur Ausschmückung dieses Patio wurden die Leute auf Meilen im Umkreise gebrandschatzt und mussten tropische Pflanzen und bunte Matten und Vorhänge hergeben. Clay und seine Freunde selbst fällten die Bäume, die die Aussicht über den langen, sich vom Meere bis nach Valencia erstreckenden Hafen verdeckten, und pflanzten eine Wand von anderen Bäumen, um den unschönen Eisenerzdamm zu verbergen. Die kahlen Stellen wurden mit Rasen belegt, kurz, der ganze Ort so vollständig umgestaltet, als ob eine Fee ihren Zauberstab darüber geschwungen hätte. Eine grosse Ueberraschung sollte es werden, und sie alle drei — Clay, Mc Williams und Langham — nahmen ein so lebhaftes Interesse daran, als ob die Vorbereitungen ihren eigenen Flitterwochen gegolten hätten. Wenn sie durch die Strassen von Valencia schlenderten, kam es oft vor, dass einer von ihnen ausrief: „Das müssten wir fürs Haus haben!“ und dann gingen sie ohne weiteres zusammen in den Laden und bestellten für das Haus des Präsidenten der Bergwerksgesellschaft, was ihnen gefiel. Sie versorgten es mit Wein und Leinenzeug, mieteten eine Volante1) mit sechs Pferden und statteten den Kutscher mit Stiefeln aus, die ihm bis über die Kniee gingen, einer silbergestickten Jacke und einem Sombrero, der so reich verziert war, dass er in der Sonne wie ein Heiligenschein um seinen Kopf erglänzte, aber es wurde ihm bei schwerer Strafe verboten, diese Pracht anzulegen, bevor die Damen angelangt wären. Clay war entzückt, als er fand, dass es nur die schönen und erhabenen Dinge seines täglichen Lebens waren, die den Gedanken an sie in ihm wachriefen, als ob sie in seinem Geiste mit weniger würdigen Dingen nicht verbunden sein könne.

      „Die Aussicht von diesem Ende der Terrasse wird ihr gefallen,“ oder „dies wird ihr Lieblingsspaziergang sein,“ oder „hier wird sie ihre Hängematte aufhängen,“ und „der Teppich, den Weimer ausgesucht hat, wird entschieden nicht nach ihrem Geschmack sein,“ und ähnliches waren die Gedanken, die ihn beständig beschäftigten.

      Während dieser Feenpalast emporwuchs, setzten die drei Männer ihr rauhes Leben in der am Ende der Frachteisenbahn stehenden hölzernen Hütte fort, die dreihundert Schritte unter dem Hause lag und durch eine undurchdringliche Wand von Gebüsch den Blicken von dort entzogen war. Eine holperige Strasse führte von da nach der fünf Meilen entfernten Stadt, und diese Strasse hatten sie verbessert und bis nach der „Palmenvilla“, welchen Namen der junge Langham für das Haus seines Vaters gewählt hatte, ausgebaut. Als endlich alles vollendet war, blieben sie unter dem Wellblechdache ihres Geschäftsgebäudes wohnen und schlossen die Palmenvilla ab, die bis zur Ankunft ihrer rechtmässigen Eigentümer unter der Obhut eines Gärtners und eines Wächters gelassen wurde.

      Es war ein entsetzlich warmer, schwüler Tag gewesen, und selbst jetzt war die Luft noch so heiss, dass einem übel werden konnte, wie in der des Maschinenraumes eines Dampfers. Wetterleuchten zuckte um den Hafen und die Berge und zeigte die leeren Landungsbrücken, die schwarzen Umrisse der Dampfer, die weisse Vorderseite des Zollhauses und den langen Halbkreis der flimmernden Lampen am Staden. Mc Williams und Langham sassen stöhnend auf den untersten Stufen der Veranda des Geschäftsgebäudes und überlegten, ob sie zu träge seien, sich anzuziehen und nach der Stadt zu rudern, wo viel Unterhaltung in Aussicht stand, da es Sonntag abend war. Schon seit einer Stunde versuchten sie, zu einem Entschlusse darüber zu gelangen, und jetzt baten sie Clay, mit seinen Arbeiten aufzuhören und die Frage für sie zu entscheiden. Allein dieser, der im Inneren sass und unter dem grünen Schirm einer Studierlampe rechnete und schrieb, gab keine Antwort. Die Wände von Clays Arbeitszimmer bestanden aus ungehobelten Brettern, die von Splittern starrten, und waren mit Plänen und Karten des Bergwerks behängt. Ueber dem Tische war ein sehr buntscheckiges Bildnis von Madama la Presidenta an die Wand genagelt, der vornehmen und schönen Dame, die Alvarez, der Präsident von Olancho, vor kurzem in Spanien geheiratet hatte. Dieser Tisch mit seiner grünen Wachstuchplatte, die Lampe, die von geflügelten Insekten geräuschvoll umschwirrt wurde, und ein irdener Wasserkrug, von dem das Wasser mit der Regelmässigkeit des Tickens einer Uhr tropfte, bildeten die ganze Ausstattung des Zimmers. Auf einem Bort neben der Thüre lagen die Macheten2) der Leute, ein paar Patronengürtel und ein Revolver in einem Halfter.

      Clay erhob sich vom Tische und erschien im hellen Viereck der Thür, wo er sich behaglich streckte, denn seine Gelenke waren von dem vielen Durchwaten von Flüssen und dem Klettern über Felsen schmerzhaft und steif. Das rote Erz und der gelbe Schmutz der Bergwerke klebte an seinen Stiefeln und Reithosen, denn er hatte knietief im Wasser gestanden, und sein Hemd schmiegte sich ihm an den Leib wie ein Badeanzug, so dass man, wenn er atmete, seine Rippen und die Umrisse seiner breiten, gewölbten Brust sehen konnte. Ein Ring glühenden Papiers und heisser Asche fiel von seiner Zigarette auf seine Brust und brannte ein Loch in sein Wollhemd, aber er liess es ruhig dort liegen und beobachtete es mit einem gleichgültigen Lächeln.

      „Ich wollte sehen,“ erklärte er, als er den neugierigen Blick in Mc Williams’ Augen wahrnahm, „ob es noch etwas Heisseres gäbe, als mein Blut. Es schiesst durch meine Adern wie kochendes Wasser in einem Topfe.“

      „Hört ihr,“ sagte Langham, indem er die Hand erhob, „eben wird im Kloster zum Gebet geläutet, und nun ist es zu spät, noch nach der Stadt zu gehen. Ich bin eigentlich ganz froh darüber, denn ich bin zu müde, als dass ich mich noch lange wach erhallen könnte, und ausserdem verstehen die Leute dort nicht, sich in zivilisierter Art zu unterhalten — wenigstens nicht in einer Art, die mir zusagte. Ich wollte, ich wäre in diesem Augenblick zu Hause; was meinen Sie, Mc Williams? Dies ist etwa die Stunde, wo im Lande Gottes alle Leute im Theater sind, oder sie haben gerade ihr Diner beendet und schlürfen kühle grüne Pfefferminzlimonade, worin kleine Stückchen Eis schwimmen. Am liebsten wäre es mir“ — er hielt inne und sah mit zur Seite geneigtem Kopfe Mc Williams an, der wenig Einbildungskraft hatte — „was ich am liebsten thäte,“ fuhr er nachdenklich fort, „das wäre, in einer komischen Oper auf der ersten Reihe dicht am Mittelgange zu sitzen. Die Primadonna müsste sehr schön sein und meistens mich ansingen; ausserdem müssten drei gute Komiker mitspielen, und der Chor dürfte nur aus Mädchen bestehen. Ich habe überhaupt nie recht begreifen können, weshalb Männer im Chor sind. Kein Mensch sieht sie an. Da möchte ich sein. Und Sie, Mc Williams?“

      Mc

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