Mami Box 1 – Familienroman. Claudia Torwegge

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Mami Box 1 – Familienroman - Claudia Torwegge Mami Box

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sie noch lange auf der Bettkante sitzen, kniff fest die Augen zu und sah viele wunderschöne Bilder vor sich.

      *

      »Sei doch nicht so hektisch, Jenny«, sagte Vera, »eine Viertelstunde wirst du doch wohl mit hereinkommen können.«

      »Ausgeschlossen! Ich will nur die Kinder hier abliefern, dann muß ich gleich ins Geschäft. Übernächste Woche ist die Vernissage, und die Frau Steegen ist ausgefallen. Ausgerechnet jetzt muß sie krank werden! Ich weiß bald nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Du mußt entschuldigen, daß ich dir nicht vorher Bescheid gesagt habe.«

      »Macht doch nichts«, sagte Vera gelassen, die neben dem Wagen stand.

      »Nun steigt schon aus«, herrschte Jenny ihre Kinder an. »Was trödelt ihr so, ihr wißt doch, daß ich es eilig habe. Hach, die beiden sind wirklich unleidlich zur Zeit!«

      »Du schimpfst ja auch immer nur mit uns rum.« Betont langsam kletterte Claus aus dem Auto.

      »Hättest mich ja mit Stefanie fahren lassen können.« Katrin folgte ihrem Bruder. Ihr hübsches Gesicht war ein einziger Vorwurf. »Die ist jetzt schon mit ihren Eltern in Italien, und sie hätten mich mitgenommen.«

      »Hör jetzt endlich damit auf!« sagte ihre Mutter gereizt. »Und daß ihr mir Tante Vera nicht auch noch auf die Nerven geht!«

      »Das werden sie bestimmt nicht tun«, beruhigte Vera ihre Schwester, die ziemlich aufgelöst aussah. Die augenblicklich herrschende Hitze schien ihre Nervosität noch zu steigern. »Wir werden uns schon vertragen, hm?« Sie legte rechts und links einen Arm um die beiden.

      »Also dann, Tschüs, bis heute abend, es kann aber etwas später werden.« Mit aufheulendem Motor brauste sie davon.

      »Ist doch wahr, Tante Vera!« Katrin sah zu ihr auf. »Alle Kinder verreisen jetzt in den Schulferien, manche fliegen auch mit ihren Eltern ganz weit fort, dahin, wo ihr neulich wart, nur wir müssen wegen dem blöden Geschäft zu Hause bleiben.«

      »Ja, und Mama packt uns einfach ins Auto, dabei hätte ich mit Micha schwimmen gehen können«, stimmte das Brüderchen in ihr Klagelied ein.

      »Wißt ihr was? Wir gehen auch schwimmen. Ihr habt doch noch Badezeug bei mir, vom vorigen Jahr.«

      Vera machte die Haustür hinter ihnen zu, damit die Hitze nicht so hereindrang. Sie hielt die Räume nach Möglichkeit kühl, über der Terrasse war die große Jalousie herabgelassen.

      Im Flur blieben die beiden stehen.

      »Was macht denn die hier?« fragte Claus verdutzt und blickte durch die offenstehende Küchentür auf das Kind, das da auf der gepolsterten Sitzbank saß und Buchstaben in ein Heft malte.

      »Ja, ich habe Besuch.« Veras Stimme klang munter. »Das ist Laura, und das sind Katrin und Claus.«

      Das kleine Mädchen schob sich von der Bank. »Guten Tag.« Es wagte aber nicht, näher zu kommen.

      »Hallo.« Claus wußte nicht recht, wie er sich verhalten sollte.

      »Ich denke, du heißt Isabella. Du warst doch neulich schon mal da.« Dabei sah Katrin das fremde Kind von oben bis unten an. Sie bemerkte sofort, daß es jetzt anders aussah als neulich, das Haar war nicht mehr so strubbelig, zur kurzen Hose trug es ein blau-weiß gestreiftes T-Shirt.

      Laura wurde rot unter diesem kritischen Blick. Jetzt bin ich nicht mehr allein mit Tante Vera, dachte sie traurig, denn so durfte sie sie jetzt nennen. Aber vielleicht wollten die beiden größeren Kinder das gar nicht. Sie würde einfach nichts sagen.

      Vera überhörte die Worte ihrer Nichte. »Ich mache uns jetzt einen schönen kühlen Trunk«, schlug sie vor, »und dann fahren wir ins Waldfreibad. Laura, du kommst mit! Du wirst sehen, das wird dir gefallen. Da sind große schattige Liegewiesen.«

      »Aber du kannst sicher noch nicht schwimmen«, warf Katrin etwas von oben herab ein.

      Laura schüttelte den Kopf, sie sah immer noch vor sich nieder.

      »Das macht nichts.« Vera ging an den Kühlschrank, sie füllte Fruchtsaft mit Mineralwasser gemischt in hohe Gläser. »Das große Becken ist ja nicht überall tief, da kannst du plantschen, Laura. Wir kaufen dir unterwegs ein Badehöschen. Einen Ball nehmen wir auch mit.«

      »Ich renn aber nicht rum bei der Knallhitze«, sagte Claus.

      »Brauchst du ja auch nicht.« Heiter lächelte Vera in die Runde und stellte die Gläser auf den Tisch. Laura rührte ihres nicht an.

      »Ich möchte jetzt lieber gehen«, flüsterte sie.

      »Von mir aus kannst du gehen«, sagte Katrin patzig. So linkisch, wie die da stand, die rechte Schulter vorgeschoben, war es sicher nicht lustig mit der, die auf einmal wieder Laura hießt. Komischer Name, sowieso.

      »Och«, machte Claus. So brauchte man ja auch nicht zu ihr zu sein, sie war doch noch klein und so dünn.

      Vera überlegte. Sie spürte die Spannung, die in der Luft lag. Katrin war heute eine Kratzbürste, Claus saß über sein Glas gebeugt, das er mit beiden Händen umfaßt hielt, und sog daran. Sie würde erst einmal mit den beiden reden müssen, aber ohne Laura. Die Kleine, sie fühlte sich unbehaglich und überflüssig, und Vera verstand sie. Laura fand hier, in diesem Haus und bei ihr, die einzige wirkliche Geborgenheit ihres kleinen Lebens. Jetzt war plötzlich etwas Fremdes da, das sich gegen sie richtete und sie ängstigte. Sie fühlte sich unterlegen und abgewiesen.

      »Es ist gut«, sagte Vera sehr ruhig, »du mußt nicht mitkommen, Laura. Ich bringe dich zurück. Morgen kannst du weiterschreiben.«

      »Wieso morgen?« fragte Katrin. »Ist sie denn jetzt jeden Tag da?«

      »Nein, du brauchst mich nicht zu fahren«, wisperte Laura. »Ich kann laufen. Das habe ich doch früher auch getan.«

      Sie fuhr mit den Füßen in die hübschen roten Sandalen, die unter der Bank standen. Die waren auch neu, stellte Katrin bei sich fest.

      »Es ist aber doch so heiß«, wandte Vera ein, doch da sagte Laura schon, und das kam ein bißchen erstickt heraus. »Wiedersehen«, und fort war sie.

      Stille breitete sich aus. Unsicher sah Claus auf seine Tante. Katrin tat unschuldig und guckte in die Luft.

      »Wenn ihr ausgetrunken habt, könnt ihr schon rausgehen«, sagte Vera. »Ich hole nur die Badesachen.«

      »Sie ist sauer«, raunte Claus seiner Schwester mit einem bedeutungsvollen Blick zu. »Du warst aber auch frech zu der Laura.«

      Katrin warf den Kopf zurück. »Ach, ich kann sie nicht leiden. Neulich sah sie doch aus wie ein Bettelkind.«

      »Heute aber nicht«, sagte Claus, der einen Sinn für Gerechtigkeit hatte. Katrin zuckte die Schultern und schwieg verbissen.

      »So, wir können!« Vera kam mit einer großen Badetasche und einer Liegematte. Beides verstaute sie im Gepäckraum ihres Wagens. Die Kinder stiegen ein, und sie fuhren los. Vera mußte an Laura denken, die jetzt in entgegengesetzter Richtung zu ihrem Waisenhaus zurücktrabte. Sie hatte ihre Nichte und ihren Neffen von Herzen gern, aber sie durften nicht glauben, daß sich alles nur um sie drehen mußte.

      Nachdem

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