Perry Rhodan 3100: Sternenruf. Christian Montillon
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 3100: Sternenruf - Christian Montillon страница 5
»Pah!«, machte Gucky. »Das ist ja noch typischer für die gute Anzu. Korrigierst mich und hast zu allem Überfluss recht damit.« Er seufzte theatralisch. »Wo soll das bloß hinführen? Am Ende übernimmst du bald meinen Posten als Retter des Universums.«
»Kein Interesse.«
»Sicher? Ich könnte etwas Ruhe gebrauchen. Ist ja nicht nur lässig, weißt du? Manchmal macht die Verantwortung keinen Spaß.«
»Gucky, das tut mir leid für dich, wenn ...«
»Ha! Quatsch! Ist super, wenn man mal wieder den Karren aus dem Dreck zieht und der Held ist, der der ganzen Menschheit den Hintern rettet.« Im Hintergrund übertönten nun keckernde Vogelrufe das Wellenrauschen. Sie klangen ein wenig nach einem jammernden Kind. »Aber im Ernst, Anzu – was macht deine Paragabe? Gibt es etwas Neues?«
»Zum Glück nicht.«
»Was hast du zuletzt gesehen?«
»Es liegt erst einen Tag zurück. Es war ein Vogel, wie er auf diesem Planeten heimisch ist. Leider habe ich nicht herausgefunden, wie weit entfernt er gerade geflogen ist. Immerhin war er mit seinem regenbogenfarbenen Gefieder wirklich schön – und das ist doch auch was, oder nicht?«
»Und du hast ihn gesehen, während er in Bewegung war?«
»Nur wenige Sekunden lang. Dann ist er aus dem Bild geflogen, wenn du so willst.«
»Will ich nicht. Aber wenn du das nächste Mal etwas siehst, das sich bewegt, versuch dranzubleiben. Es mit deiner Gabe zu verfolgen.«
»Keine Chance.«
Guckys Fell sträubte sich über der Schnauze. »Sag das nicht! Mutantengaben entwickeln sich, und man kann lernen, damit umzugehen.«
»Ich weiß, aber ...«
»Keinen Widerspruch! Hör auf die weisen Worte deines Chefs – schließlich willst du doch garantiert ein stolzer Mitstreiter in meinem Parakorps sein, was?« Gucky hob beide Arme und deutete in einer theatralischen Geste auf sich.
»Bisher gehöre ich jedenfalls nicht dazu. Und daran möchte ich auch nichts ändern.«
»Atlan wollte ja auch nie Ritter der Tiefe sein und ist es trotzdem. Mach dir also keine Sorgen, dass du außen vor bleiben müsstest, Anzu.«
»Ich muss nicht, ich will. Wie viele Leute kennst du eigentlich, deren Paragabe sich je nach Aufenthaltsort verändert?«
»Das kann ich dir ganz genau sagen!« Gucky kam näher an die Aufnahmeoptiken heran, bis seine Augen nahezu das gesamte Bild erfüllten. »Vor dir waren das exakt und auf den Punkt gebracht null Personen. Und das ist noch so ein Grund, warum ich dich mag. Ich entdecke gerne etwas Neues.«
»Hm.« Sie erinnerte sich genau, dass sie an diesem Punkt eigentlich hatte wütend werden wollen, aber die Art des Mausbibers machte es ihr stets unmöglich.
»Bleib dran, Anzu! Und ehe ich es vergesse: Alles Gute zum Neustart! Weißt du inzwischen, auf welchem Schiff du im Tannhäusersystem unterkommst?«
»Auf der PINO GUNNYVEDA in der Explorerflotte. Mein Posten lautet: Unabhängige Beraterin für Kommandantin Ariela Stafoba.«
Gucky lachte schallend. »Ariela Stafoba? Ernsthaft?«
»Du kennst sie? Das ist ja ein Riesenzufall!«
»Ich hatte nie persönlich das Vergnügen. Aber wie sagt man so schön? Ihr Ruf eilt ihr voraus. Wenn man so wie ich die Ohren offen hält, hört man das eine oder andere.«
»Und zwar?«
»Ach, Liebes, lass dich einfach überraschen. Nur versprich mir bitte etwas: Halt mich auf dem Laufenden. Wann trittst du die Stelle an?«
»In zwei Wochen, wenn alles gut geht.«
»Dann reden wir ein paar Tage danach wieder miteinander. Ich hab das Gefühl, du wirst dich mit Stafo gut verstehen.«
»Stafo?«
»Eine Marke wie sie hat einen knackigen Spitznamen verdient. Ich arbeite noch dran. Vielleicht fällt dir ja etwas Besseres ein.« Mit diesen Worten hatte Gucky sich verabschiedet, und das Letzte, das er damals hatte von sich hören lassen, war ein schallendes Lachen gewesen.
Mit dem Ende der Aufzeichnung erlosch das Holo.
Anzu atmete tief ein und tauchte komplett unter. Das heiße Wasser umspülte Kopf und Haare. Die Wärme prickelte auf den Lippen. Sie hörte ihren eigenen Herzschlag.
Sie tauchte wieder auf, stieg aus der Wanne, stellte sich in den Hitzestrahl und trocknete sich ab. Eine kleine Pfütze blieb auf dem Boden zurück. Sie schlüpfte in Unterwäsche und den hässlichen Einteiler, den man an Bord üblicherweise unter der Uniform trug, die auf dem Stuhl neben der Tür lag.
Und einen Augenblick später traf es sie wie ein Schlag.
Ihr wurde schwindlig. Vor ihren Augen, mitten im Raum, riss die Wirklichkeit auf. Sie sah eine schwarze, sphärische Öffnung, dreieinhalb Meter im Durchmesser.
Dreieinhalb Meter? Wie kam sie auf diese seltsam exakte Größenangabe? Selbstverständlich war diese Öffnung viel kleiner – sie hätte sonst die Grenzen ihres kleinen Badezimmers gesprengt.
Und der Riss vor ihren Augen – die Kluft, dachte sie – wuchs, bis er dreieinhalb Kilometer durchmaß.
Anzu konnte sich kaum auf den Beinen halten. Sie blinzelte. Sie fühlte ihren Herzschlag schmerzhaft in der Halsschlagader pochen.
»Bleib ruhig!«, flüsterte sie. »Du kennst das doch.«
Nur war es diesmal völlig anders. Sie streckte die Hand aus, hatte keine Angst, das Phänomen zu berühren, denn sie wusste, dass es gar nicht da war. Nicht hier. Nicht in meiner Kabine, sondern in großer Entfernung.
Sie sah nur einen Abklatsch, etwas, das sie mit ihrer Mutantengabe wahrnahm, und sie begriff, dass es weiter entfernt lag als alles, was sie zuvor mithilfe ihrer verrückten Fähigkeit gesehen hatte. Und dort draußen im All, wo sich das Original in die Wirklichkeit fraß, durchmaß es nun tatsächlich dreieinhalb Kilometer.
Die Hand fuhr durch das Abbild. Es geschah nichts. Sie spürte weder eine energetische Entladung noch das geringste Kitzeln.
»Die Kluft«, sagte Anzu.
Sie fiel in Ohnmacht.
*
Als sie die Augen aufschlug, blickte sie in die Leuchtdiode eines Medoroboters.
»Sie erwacht«, sagte die Maschine.
»Ach, tatsächlich?«, fragte Anzu. Das heißt, sie wollte es fragen; ihr Mund spielte nicht mit und brachte nur ein unverständliches Brabbeln hervor.
»Ruh dich noch einen Augenblick aus«, empfahl der Medoroboter.