Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band). Rosa Luxemburg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band) - Rosa Luxemburg страница 89
Freilich widerspricht sich Rodbertus auch wieder an anderen Stellen und erinnert sich an das konstante Kapital sowie die Notwendigkeit seiner Erneuerung im Reproduktionsprozeß. Er nimmt also statt der Zweiteilung des Gesamtprodukts in v + m die Dreiteilung in c + v + m an. In seinem "Dritten [socialen] Brief" führt er über die Reproduktionsformen der Sklavenwirtschaft aus: "Weil der Herr darauf halten wird, daß ein Teil der Sklavenarbeit darauf verwandt werde, die Felder, Herden und Werkzeuge in der Landwirtschaft und Fabrikation in gleichem Zustande zu erhalten oder auch zu verbessern, so wird das, was heute 'Kapitalersatz' genannt wird, sich so vollziehen, daß ein Teil des nationalen Produkts der Wirtschaft immer gleich unmittelbar und ohne Dazwischenkunft des Tausches und selbst des Tauschwerts zur Instandhaltung des Vermögens verwandt wird."123 Und zur kapitalistischen Reproduktion übergehend: "Es wird also jetzt ein Wertteil des Arbeitsprodukts zur Instandhaltung des Vermögens oder als 'Kapitalersatz' verwandt oder berechnet; es wird ein Wertteil des Arbeitsprodukts in dem Geldlohn der Arbeiter zum Unterhalt derselben verwandt, und es bleibt endlich ein Wertteil desselben in den Händen der Grund-, Kapital- und Arbeitsproduktbesitzer als deren Einkommen oder als Rente zurück."124
Hier haben wir ausdrücklich die Dreiteilung in konstantes Kapital, variables Kapital und Mehrwert, und ebenso formuliert er nochmals ausdrücklich in diesem "Dritten [socialen] Brief als Eigentümlichkeit seiner "neuen" Theorie. "Nachdem also diese Theorie, bei hinreichender Produktivität der Arbeit, denjenigen Teil des Produktwerts, der vom Kapitalersatz zum Einkommen übrigbleibt, infolge des Grund- und Kapitaleigentums unter Arbeiter und Besitzer als Lohn und Rente hat sich teilen lassen" usw.125 Rodbertus hat hier anscheinend einen entschiedenen Schritt in der Wertanalyse des Gesamtprodukts über die klassische Schule hinaus gemacht, ja, er kritisiert etwas weiter direkt das "Dogma" von Smith, und es bleibt nur, sich zu wundern, daß die gelehrten Bewunderer Rodbertus', die Herren Wagner, Dietzel, Diehl u. Co., verabsäumt haben, die " Priorität" ihres Lieblings vor Marx in einem so wichtigen Punkte der ökonomischen Theorie mir Beschlag zu belegen. - In Wirklichkeit sieht es mit der Priorität hier genauso windig aus wie in der Werttheorie überhaupt. Auch dort, wo Rodbertus anscheinend zu einer richtigen Einsicht gelangt, stellt sich dies im nächsten Augenblick als ein Mißverständnis oder mindestens eine Schiefheit heraus. Wie wenig Rodbertus tatsächlich mit der Dreiteilung des Nationalprodukts anzufangen wußte, zu der er sich vorwärtsgetastet hatte, beweist gerade am besten seine Kritik an dem Smithschen Dogma, die wörtlich so lautet: "Sie wissen, daß alle Nationalökonomen schon seit Ad. Smith den Wert des Produkts in Arbeitslohn, Grundrente und Kapitalgewinn zerfallen lassen und daß also die Idee, das Einkommen der verschiedenen Klassen und namentlich auch die Rententeile auf eine Teilung des Produkts zu gründen, nicht neu ist. Allein sofort geraten die Nationalökonomen auf Abwege. Alle - selbst nicht mit Ausnahme der Ricardoschen Schule - begehen zuvörderst den Fehler, nicht das ganze Produkt, das vollendete Gut, das ganze Nationalprodukt als Einheit aufzufassen, an der Arbeiter, Grundbesitzer und Kapitalisten partizipieren, sondern die Teilung des Rohprodukts als eine besondere Teilung, an der drei Teilnehmer, und die Teilung des Fabrikationsprodukts wieder als eine besondere Teilung aufzufassen, an der nur zwei Teilnehmer partizipieren. So sehen diese Systeme schon das bloße Rohprodukt und das bloße Fabrikationsprodukt jedes für sich als ein besonderes Einkommensgut an. - Sie begehen dann zweitens - hier indessen mit Ausnahme Ricardos und auch Smith' - den Fehler, daß sie die natürliche Tatsache, daß die Arbeit ohne Mitwirkung der Materie, also ohne den Boden, kein Gut produzieren kann, für eine wirtschaftliche und die gesellschaftliche Tatsache, daß in Teilung der Arbeit das Kapital im heutigen Sinne dazu gebraucht wird, für eine ursprüngliche halten. So fingieren sie ein wirtschaftliches Grundverhältnis, auf welches sie, bei dem geteilten Besitz des Bodens, des Kapitals und der Arbeit in der Gesellschaft, auch die Anteile dieser verschiedenen Besitzer in der Weise zurückführen, daß die Grundrente aus der Mitwirkung des Bodens, den der Grundbesitzer zur Produktion hergebe, der Kapitalgewinn aus der Mitwirkung des Kapitals, das der Kapitalist dazu verwende, und der Lohn endlich aus der Mitwirkung der Arbeit entspringe. Die Saysche Schule, welche diesen Irrtum am feinsten ausgesponnen hat, schafft sich sogar den Begriff eines dem Produktanteil jener verschiedenen Besitzer entsprechenden Produktivdienstes des Bodens, des Kapitals und der Arbeit, um aus solchem Produktivdienst wieder den Produktanteil zu erklären. - Hieran schließt sich endlich drittens sogar die Ungereimtheit, daß, während doch Arbeitslohn und Rententeile aus dem Werte des Produkts abgeleitet werden, doch wieder der Wert des Produkts aus Arbeitslohn und Rententeilen abgeleitet und so wechselseitig das eine auf das andere basiert wird.