Mami Bestseller Box 1 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Box 1 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Box

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Hollstein hieß und ein kleines Kind hatte. Er schien nett und fürsorglich zu sein, hatte nicht viel gefragt, sondern ihr einfach nur geholfen.

      Doch wo war er jetzt?

      Sie erhob sich und folgte dem Lichtschein, der sie zur Küche führte. Und dort stand er am Tisch, faltete Wäsche zusammen und legte diese in eine Plastikwanne.

      »Es geht mir wieder besser«, begann sie zaghaft, während sie in der geöffneten Tür stehen blieb. »Vielen Dank, Herr Hollstein, dass Sie mir geholfen haben. Ich werde mich gern revanchieren, falls Sie mal Hilfe brauchen sollten.«

      Er lächelte nachsichtig. Diese kleine magere Frau hatte mit sich selbst zu tun, aber direkt abweisen wollte er sie auch nicht. Und deshalb antwortete er: »Es könnte schon mal passieren, dass ich jemanden brauche. Ein alleinstehender Vater hat es auch nicht so leicht.«

      »Nein, bestimmt nicht.« Sie ging zur Garderobe, wo ihre Jacke hing und ihre Schuhe standen, zog sich an, nahm ihre Handtasche, wünschte ihm noch einen schönen Abend und wandte sich zur Tür.

      »Warten Sie, ich bringe Sie nach Hause.« Er warf sich eine Jacke über, während sie protestierte: »Ich kann doch allein gehen, bleiben Sie lieber bei Ihrem Kind.«

      »Reni schläft schon längst und wird mich in diesen paar Minuten nicht vermissen.«

      Gitta sagte nun nichts mehr. Sie ließ sich von ihm bis zu ihrer Wohnungstür bringen und bedankte sich erneut.

      »Schon gut«, erwiderte er und dachte: Vielleicht brauche ich sie wirklich einmal, auch wenn ich mir das jetzt noch nicht vorstellen kann.

      Und sie fragte sich, warum die Eltern des kleinen Mädchens sich wohl getrennt hatten – und warum das Kind nicht bei der Mutter aufwuchs.

      *

      In der Vorweihnachtszeit hatte Gitta zumindest so viel Geld beisammen, dass sie ihren Nebenjob wieder aufgeben und sich Couch und Sessel sowie einen dazu passenden Tisch kaufen konnte. Es gab ja auch preiswerte Modelle. Mit vor Freude geröteten Wangen verfolgte sie zuerst die Arbeit der Möbelträger und machte sich anschließend auf den Weg, um sich, was sehr selten vorkam, etwas Kuchen zu kaufen.

      Unterwegs traf sie Henrik Hollstein, der offenbar auch zum Bäcker gehen wollte. Seine Tochter im Wagen vor sich her schiebend, grüßte er die Nachbarin und stellte dann lächelnd fest: »Sie haben sich gut erholt. Das freut mich.«

      »Ja, es geht mir schon viel besser. Ich muss samstags nun nicht mehr arbeiten. Das war wohl doch zu viel für mich. Und heute habe ich endlich meine – neuen – Wohnzimmermöbel bekommen. Das ist ein Grund zum Feiern. Möchten Sie vielleicht mitkommen und bei mir Kaffee trinken? Ich habe auch Milch für die Kleine.«

      Er lächelte und fragte sein Kind: »Na, Reni, was meinst du, wollen wir die Tante besuchen?«

      Die Kleine gab ein paar unverständliche Laute von sich, und da sie inzwischen vor dem Backwarenladen angekommen waren, kaufte Gitta Kuchen und Brot, Henrik ungefähr das gleiche.

      »Es ist hier bei mir noch nicht alles so, wie es sein soll«, entschuldigte sich Gitta ein wenig verlegen, nachdem sie bei Kaffee und Kuchen saßen. »Ich hatte noch nie einen eigenen Haushalt und muss mir noch viel besorgen.«

      Henrik, der seine Tochter auf dem Schoß zu sitzen hatte, schaute sie daraufhin so erstaunt an, dass sie in bitterem Tonfall hinzufügte: »Das wundert Sie, nicht wahr? Ich bin Ende zwanzig, verdiene mein Geld und habe es dennoch bisher nicht geschafft, mir Möbel zu kaufen.«

      »Sie haben sicher noch bei Ihren Eltern gewohnt.«

      »Nein, bei meinem Freund. Er war lange krank, und ich habe für ihn gesorgt und ihn gepflegt, bis er dann …«

      Als sie nicht weitersprach, vollendete er teilnahmsvoll: »Und dann ist er gestorben.«

      »Aber nein. Als er wieder gesund war, hat er mich gebeten, möglichst schnell auszuziehen, weil er eine andere kennengelernt hat, die er nun für immer und alle Zeit lieben würde. Doch das ist nun schon eine Weile her, und ich habe mich damit abgefunden.«

      »Dann sind wir ja Leidensgenossen«, erwiderte er verhalten. »Ich habe auch versucht, meiner Frau das Leben an meiner Seite leicht zu machen. Aber das hat ihr nicht gereicht. Familie ist nichts für sie. Eines Tages war sie weg. Da war Reni erst ein paar Monate alt.«

      »Und es hat ihr nichts ausgemacht, ihr Kind zu verlassen?«

      »Nein, anscheinend nicht. Sie wollte auch nie ein Kind, was ich allerdings nicht besonders ernst genommen habe. Ich dachte, sie ändert sich, wenn das Kleine erst da ist –, und wird es dann auch lieb haben. Aber so war es leider nicht.«

      »Vielleicht haben wir es zu gut gemeint.«

      »Ja, vielleicht«, bestätigte Henrik und fragte dann: »Darf ich Reni auf den Teppich setzen? Ich glaube, sie möchte sich ein bisschen bewegen.«

      »Ja, tun Sie das nur. Sonst wird ihr noch langweilig.«

      Er stellte die Kleine nun auf ihre noch ziemlich wackligen Beine, Reni tat an seinen Händen ein paar Schritte und erkundete anschließend auf allen vieren die ungewohnte Umgebung. Damit war sie eine Weile vollauf beschäftigt, bis sie zu Gitta krabbelte und sich an ihrem Hosenbein hochzog. Dabei quietschte sie vergnügt.

      »Darf ich sie mal nehmen?« Die junge Frau schaute Henrik bittend an.

      »Sie können es ja versuchen. Reni hat so ihre Eigenheiten und geht nicht zu jedem. Aber sie scheint Sie zu mögen.« Er wies lachend auf sein Töchterchen, das jetzt seinen Kopf an die Brust der Tante legte und überaus zufrieden aussah.

      »Ja, ich glaube, wir werden noch gute Freunde.« Gitta sah lächelnd auf die Kleine, und Henrik dachte: Sie ist nicht so hübsch wie Evelin, ist aber viel mütterlicher und fürsorglicher. Na, mal sehen, was draus wird. Vielleicht sehen wir uns von nun an öfter.

      Und da Gitta Wenzel ähnliche Gedanken hegte, kamen sie sich tatsächlich langsam näher, duzten sich irgendwann und waren doch zurückhaltend. Beide fürchteten sich vor einer erneuten Enttäuschung.

      *

      Gitta verbrachte Weihnachten, Silvester und Neujahr bei ihren Eltern – und wäre doch am liebsten bereits nach zwei Tagen wieder nach Hause gefahren, dorthin, wo ein einsamer Mann mit einem kleinen Mädchen vielleicht auf sie wartete. Aber sie wollte sich nicht aufdrängen. Und vielleicht versöhnte sich Henrik Hollstein auch wieder mit seiner Ehefrau, vielleicht hatte diese doch Sehnsucht nach ihrem Kind.

      An beides war selbstverständlich gar nicht zu denken. Evelin schickte lediglich ein Päckchen mit den üblichen Weihnachts- und Neujahrsgrüßen und einem Strickanzug, der Reni schon viel zu klein war. Henrik schüttelte darüber nur verärgert den Kopf und schenkte den Babyanzug einer alleinerziehenden Mutter, die ein vier Monate altes Kind hatte.

      Er holte die Oma für ein paar Tage zu sich, die ihm das Kochen abnahm und Plätzchen gebacken hatte. Er selbst hatte – mit Renis ›Hilfe‹ – den Tannenbaum geschmückt und fühlte sich alles in allem recht wohl. Seine Frau vermisste er nicht mehr, wohl aber Gitta Wenzel. Irgendwie hatte sie sich mit ihrer stillen und bescheidenen Art in sein Herz und das seiner Tochter geschlichen.

      Am zweiten Januar beendete die Oma ihren Besuch, um sich, wie Henrik mit gutmütigem Spott erklärte, ihrer verwöhnten

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