No such Future. Friederike Müller-Friemauth

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No such Future - Friederike Müller-Friemauth Dein Business

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und Blut übergegangen, dass sie keiner mehr überprüft. Aber selbst wer sich in Kenntnis der Basics entscheidet mitzuspielen, sollte sich genau überlegen, welche Freiräume und Chancen er im Rahmen dieses Regelwerks hat. Ob ihm diese Vorgaben genügen. Ob sie tauglich sind. Angemessen. Oder vielleicht doch überarbeitungsbedürftig.

      »Das war ja schon son Stück weit ›the return of the Alte System‹.« –

      »Man könnte auch sagen: ›Back to the Wurzeln‹.«

      MATTHIAS OPDENHÖVEL – MEHMET SCHOLL zum Team England bei der EM 2012

      Um das entscheiden zu können, machen wir für Sie den Maulwurf und plaudern das Geheimnis des Trainingslagers der BWLer aus. (Das könnte schweißtreibend werden? Ach wo: Sie kiebitzen ja nur!)

      Betriebswirtschaftslehre

      Seit 1898 gibt es in Deutschland Handelshochschulen, die Betriebswirtschaftslehre in ihrem Programm haben – zur Abgrenzung gegenüber der Volkswirtschaftslehre, die damals in den Ruch der Unternehmerfeindlichkeit geraten war. Während die VWL stets dem Wohlstand der Nationen (Adam Smith) hinterherhechelte und zu wissen vermeinte, dass etwa England Portugal Wein (!) im Austausch gegen Tuch (!) verkaufen sollte (so David Ricardos komparativer Kostenvorteil), wollte die neue Betriebslehren-Mannschaft solch internationalen Schabernack nicht mitspielen.

      Ihr ging es vielmehr um ökonomische Grundlagenfragen (Profitlehre) und Systementwürfe.12 Der Fokus der BWL war und ist bis heute nach innen gerichtet. Sie fragt nach Effizienz, Ergiebigkeit und Wirtschaftlichkeit einer Unternehmung. Als Ausweis dafür gilt das Input-Output-Verhältnis, also die Relation von Aufwand und Ertrag, die für jeden Betrieb auszurechnen ist. Strikt im Fokus daher: Zahlen, Daten, Fakten. Folglich besetzen Mathematik, Rechnungswesen und Statistik die Stammplätze im BWL-Werksteam.

      Die drei Führungsspieler geben nicht nur die Richtung vor (Erfolg ist das Einzige, was sich rechnet. Für Schönspielerei kann man sich »nichts kaufen«), sondern auch die Sprache aufm Platz: Kosten, Investitionen, Einnahmen, Cashflow, Return on Investment, EBITDA und so weiter. Daran haben sich alle Mitspieler (Buchhalter, Controller u. a.) zu halten – und gewöhnt. Die glorreichen Drei dominieren nämlich mit ihrer Sichtweise das gesamte Team und wirken wie »grüne Gläser vor den Augen« (Immanuel Kant), die alles und jeden mit ihrer Sicht auf das Spiel einfärben. Sie fungieren als gleichmacherischer Wirklichkeitskonstrukteur. Ihr Ansatz verwandelt ganz unterschiedliche, unvergleichbare Positionen (Stürmer, Sechser, Torwart), genauso wie verschiedene Ereignisse (EM in Polen / Ukraine und WM in Katar) durch Kalkulationsmethoden in vergleichbare Kennzahlen – in Geld bezifferbare Größen. Wie Ablösesummen für Spieler oder Schmiergelder für UEFA oder FIFA für die Vergabe von Ereignissen wie Turnier, Championat, Wettkampf. Alles berechenbar! Und letztlich immer das Gleiche. Nämlich? Genau: Zahlen, Daten, Fakten!

      Zukunft aus dem schwarzen Block – FuturICT

      Beinahe wäre das ein neuer Spieler im Kader geworden! FuturICT (Future Information and Communication Technologies) – so der Name eines Forschungsantrags bei der EU mit einem Volumen von über einer Milliarde Euro, der allerdings unberücksichtigt blieb. Nichts weniger als die »Informations- und Kommunikations-Technologie der Zukunft« sollte hier entwickelt werden. Mit der sich das Morgen berechnen, Ungewissheiten begegnen und allen Krisen zuvorkommen lässt. Zumindest, wenn man den Protagonisten des Ganzen glaubt: Statistikern!

      Geplant war ein »Living Earth Simulator« – computeranimiertes Zukunftsbasteln per Großrechner. Das liegt im Trend13: Prognostiziert und berechnet werden sollen nicht nur künftige Wirtschafts- und Unternehmenskennzahlen, Wege von Tiefdruckgebieten oder die Entwicklung von Unfallzahlen, sondern gleich das ganze Weltgeschehen.

      Durch »Data-Mining« wollten die Antragsteller Gesetze und Prozesse sichtbar machen, die unser Zusammenleben auf der Erde bestimmen; Krisen im Frühstadium inklusive. Politische Unruhen und Ausbrüche von Pandemien sähen wir dann früh genug kommen und von politischen Entscheidungen wüssten wir die Folgewirkungen sogar schon vor ihrer Umsetzung.

      Möglich? Zumindest für Statistiker. Quelle sind die Daten der Internet- und Mobilfunknutzung sowie das, was sich durch Netzwerke, Online-Einkäufe und Blogeinträge heute quasi »von selbst« sammelt. Stattfinden wird diese Rechenpathologie nun zwar ohne EU-Förderung. Aber sie dokumentiert anschaulich die Richtung des aktuellen Big-Data-Hypes: die ungeheure Faszination von Erkenntnissen aus Daten.

      Wie Betriebswirtschaftler »Zukunft« verstehen

      Nun geht es uns hier allerdings nicht um eine Kritik der »Monetarisierung« von allem.14 Auch die präzise Definition einer Firma oder eines Teams wird hier nicht weiter vertieft; denn was jeweils zu Betrieben hinzuzurechnen ist, wandelt sich beständig – nicht nur von Zeit zu Zeit, sondern auch von Land zu Land. Man könnte geradezu von »Liquid Corporations« sprechen – flüssigen Unternehmensgestalten, die in die Zukunft mäandern und sich dabei fortwährend verändern.15 Dabei stehen zum Beispiel dem Zeitgeist unterliegende Rechnungslegungsvorschriften im Mittelpunkt, die zwingend zu berücksichtigen sind. Das hat ebenfalls Auswirkungen auf das Heute und Morgen einer Unternehmung.16 Aber auch das soll hier nicht im Fokus stehen. Unser Interesse ist ein spezielles – die Perspektive auf Zukunft, die sich aus den betriebswirtschaftlichen Basics ergibt.

      Rasenschach der Erbsenzähler

      Beispiel: Die wundersame Wandlung des Rechnungswesens

      Die vom Rechnungswesen statistisch erstellte Unternehmensbewertung ist eine Momentaufnahme. Und es gibt unterschiedliche Methoden, sie zu erstellen. Grob gesagt: Seit 1800 drei entscheidende.17

      1. Im 19. Jahrhundert dominierte zunächst ein statisches Konzept. Der Betrieb wurde zu seinem jeweils aktuellen Unternehmenswert am Bilanzstichtag bewertet, und zwar in der sogenannten Liquidationsperspektive. Was ließe sich für den Betrieb erlösen, wenn er hier und heute verkauft werden müsste? (Die insgeheim dahinter lauernde Frage, um die sich diese Form der Bilanzierung drehte, war: Würden die Kreditgebenden bei Liquidation der Firma ihr Geld zurückbekommen?) Folge: Zukunftsorientierte Positionen, also Investitionen, mussten möglichst schnell abgeschrieben, »amortisiert« werden, da sie im Fall einer Liquidation des Unternehmens schlicht nicht zählten.

      2. Im frühen 20. Jahrhundert löste das sogenannte dynamische Bilanzkonzept das statische ab. Positionen wurden nun gemäß ihrer Anschaffungs- und Herstellungskosten bewertet. Alles, was in der Unternehmensgeschichte einen Beitrag zur Firmentätigkeit leistete, galt als Aktiva. Die Folge: Investitionen wurden nun so aufgeteilt, dass auf jede einzelne Produktion die entsprechenden Zukunftsaufwendungen umgelegt werden konnten.

      3. Seit Einführung internationaler Rechnungslegungsstandards 2005 gilt – Rolle rückwärts – wieder ein statisches Bilanzkonzept. Anschaffungs- und Herstellungskosten gerieten wieder in den Hintergrund. Bilanziert wird heute der Gegenwartswert (Marktwert = Barwert) von Gebrauchswerten – im Sinne von Aktivposten. Es geht um den Wert der Gesamtheit der künftigen Cashflows, den sie voraussichtlich (!) generieren. Dabei ist man natürlich auf Schätzungen angewiesen. (Aber Papier ist, wie schon geschrieben, geduldig …18)

      Das ist Hard Stuff, zugegeben. Aber wichtig! Denn: Hinter jedem Konzept steht ein anderes Bild von Unternehmen. Jedes Konstrukt führt zu unterschiedlichen Sichtweisen auf Realität. Und deshalb: zu ganz verschiedenen Handlungskonzepten in Bezug auf Zukunft.

      Betriebswirtschaftliches Denkmodell

      Das aktuell gültige Gedankenmodell betrachtet den Betrieb als Sammlung kombinierbarer und – mit Blick auf noch Kommendes – bewertbarer Tätigkeiten und Elemente. Das ist fraglos zeitgemäß. Es entspricht

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