Dein nächstes großes Ding. Matthew Mockridge

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Dein nächstes großes Ding - Matthew Mockridge Dein Business

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– grenzenlos.

      Wie ein Kameraobjektiv zoome ich weit raus und sehe alles in der Totalen. Sehe Dinge nicht als das, was sie sind, sondern als das, was sie sein könnten. Ich schaue mir die tobende Meute an, spüre die Energie, die den Raum zum Beben bringt, und die Maschine beginnt zu laufen. Nicht 100 Gäste, sondern 5.000, eine Bühne, eine Show, ein Countdown wie an Silvester, bis zum ersten Mal die Farbe kommt, ein Thema, eine Tournee. Mein Kopf dreht sich und mir wird klar: Das ist das nächste große Ding!

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      2. KREATIV SEIN HEISST FINDEN UND AUFBLASEN UND NICHT IMMER NEU ERFINDEN!

      Die Aufgabe ist klar: Es gibt eine Grundidee, die ich aufblasen muss. Aber wie? Kreativität heißt nicht automatisch erfinden, sondern oft zunächst einfach nur finden und dann richtig nutzen. Ideen bauen immer aufeinander auf; sie sind viel eher Evolutionen als Revolutionen. Die Fixpunkte waren bei unserer ersten wirklich erfolgreichen Killer-Idee NEONSPLASH – Paint-Party® gesetzt: Farbe, Musik, Schwarzlicht. Ich habe sie genau so vorgefunden. Jetzt geht es also darum, den Status quo herauszufordern, neue Elemente zu finden und sie mit der Grundidee zu kombinieren. Muss das Rad hier neu erfunden werden? Nein, aber es muss rollen, und zwar richtig schnell!

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      GEFUNDEN: DIE FARBE IST DER HÖHEPUNKT!

      Aufgeblasen: Wir schaffen eine künstliche Verknappung und konstruieren dabei einen Spannungsbogen, der den Handlungsrahmen vorgibt – einen Countdown, genau wie an Silvester. Am Ende eines Zwei-Stunden-Countdowns kommt zum ersten Mal die Farbe von der Bühne!

      GEFUNDEN: T-SHIRTS

      Aufgeblasen: Weiße T-Shirts werden ab sofort Pflicht für alle Gäste; das hat zwei Gründe:

      1.Die Neonfarbe wirkt auf weißen T-Shirts durch den Kontrast sehr stark.

      2.Wir ziehen die Gäste wie eine Mannschaft an; sie erscheinen sozusagen im einheitlichen Trikot. Das Gemeinschaftsgefühl wird damit auf die Spitze getrieben.

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      GEFUNDEN: GUTER RAHMEN OHNE NAMEN

      Aufgeblasen: Wir geben der Show eine Story, einen Titel, eine Botschaft, genau wie im Kino oder auf großen Konzerttourneen. Warum? Weil Menschen Geschichten lieben und weil immer neue Geschichten die Lebensdauer immer gleichbleibender Handlungen verlängern. So gab es 2011 die LOVE THRU PAINT Tour, 2012/13 die Color Is Creation Tour und 2014 die UTOPIA 3D Tour (ja richtig, mit den rot-blauen Papier-3-D-Brillen aus den Kinos der 90er und 3-D-Bild-effekten auf der Leinwand während der Show). Alles Events mit der gleichen Grundidee: Farbe, Musik, Schwarzlicht. Aber jede Show mit neuer Story und somit neuem Grund zur Teilnahme. Dazu: große Bühne, große Effekte, große Künstler, große Preise.

      Wir identifizieren die Ansatzpunkte extrem erfolgreicher Ausnahmeveranstaltungen, bauen sie in unsere Grundidee ein und schaffen so einen neuartigen Hybriden, der es wirklich in sich hat. Das angewandte kreative Denken ist also kein Prozess der Erfindung, sondern die systematisierte Identifikation und untypische Kombination vergangener Erfahrungen zur Kreation ganz neuer Konfigurationen, die im richtigen Setting Ergebnisse produzieren, die vorhersehbar, aber auch bahnbrechende Killer sein können.

      In seinem Buch Tipping Point spricht Malcolm Gladwell in diesem Kontext vor allem auch vom Timing. Gladwell erklärt am Beispiel eines Glases, in das Tropfen für Tropfen Wasser gefüllt wird, dass der Inhalt irgendwann überlaufen muss. Spannend ist, dass dieser Augenblick, der »Tipping Point«, erst dann eintritt, wenn schon mehr Wasser im Glas ist, als physikalisch betrachtet möglich wäre. Die stetig wachsende Masse hält einander zusammen, bis der »Berg« aus Wasser auseinanderfällt und überläuft.

      TIPPING POINT

      Jeder neue Tropfen repräsentiert neue Player im Markt, die der spürbaren Sogwirkung wirklich guter Ideen folgen und ein Momentum kreieren: Die Masse dehnt sich aus, der Druck wird erhöht, so lange, bis die »Dämme brechen« und der Trend zum festen Bestandteil eines Marktes wird. Hier nicht in den Fluten zu versinken ist essenziell. Wenige überleben bis zum »Tipping Point«, noch weniger gleiten aus diesem Sturm heraus und beherrschen danach ganze Segmente. Die paar Killer-Companys, denen das gelingt, haben schon beim ersten Tropfen ins Glas eine ganz klare Vision und analysieren die Dynamik im Glas so genau, dass sie mit deutlich erhöhter Stabilität und Daseinsberechtigung ins Rennen starten.

      Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Amazon. Mittlerweile der Player im E-Commerce-Segment und meiner Meinung nach immer noch am Anfang seiner Weltherrschaft. Lass uns mal für einen Augenblick nachzeichnen, was der Amazon-Gründer Jeff Bezos 1994 (!) gefunden und aufgeblasen haben muss, wie das Glas des E-Commerce-Marktes damals ausgesehen haben muss und was geschehen ist. Versetzen wir uns mal für einen Augenblick in seine Schuhe (sicherlich Converse Chucks, bevor sie zum dritten Mal cool geworden sind): Er erkennt das Wachstum und die unendlichen Potenziale des Internets, will online Dinge verkaufen. Er findet ein Gerüst, eine Schnittstelle, die seine Idee tragen und transportieren kann, das Spielfeld seiner Idee ist entschieden, das Glas ist damals noch relativ leer. Viel wichtiger aber: Wen schickt er ins Spiel, wer steht in seiner Startelf?

      Wäre Amazon das, was es heute ist, wenn Jeff Bezos sich dazu entschlossen hätte, dieses »neue Internet« dazu zu nutzen, um frisches Obst zu verkaufen? Niemals (nichts gegen die zahlreichen Start-ups aus der Fresh-fruit-Nische, good job, guys, ich mag gesundes Essen)! Jeff Bezos findet etwas vor und denkt es weiter, bläst es auf. Bücher sind ein spannender Artikel für seine neue Idee. Warum? Weil du kein Buch physisch anfassen musst, um zu einer Kaufentscheidung zu gelangen. Sorry noch mal an meine »Fresh-fruit-aus-dem-Internet-Jungs«, aber ich will wissen, ob die Banane, die ich kaufe, matschig ist oder nicht. Bei einem Buch spielt das keine Rolle, es gibt keine Überraschungen. Weiteres Killer-Attribut, das Bezos beim Buch findet: Variantenreichtum. Es gibt unzählige verschiedene Bücher, und er kann sie alle anbieten, weil er sie nicht besitzen muss. Er ist damit besser sortiert als jeder andere Buchladen der Welt. Und der Kicker: Er ist nicht nur besser sortiert, sondern kann seine Bücher auch noch billiger verkaufen, weil seine Fixkosten geringer sind und seine Zielgruppe viel größer ist (das gilt natürlich nicht bei uns in Deutschland, wo Bücher preisgebunden sind und damit überall dasselbe kosten, aber für die Anfänge von Amazon in den USA war das entscheidend). Er tauscht mit dem Kunden den Luxus des »Anfassens« und des augenblicklichen Werteaustauschs gegen minimierte Transaktionskosten (keiner muss mehr zum Buchladen laufen), die größere Auswahl sowie (in vielen Ländern) den besseren Preis. In dieser Zeit tropfen Player aus aller Welt in den E-Commerce-Markt, das Glas füllt sich schnell, aber als es überläuft, ist Jeff Bezos besser aufgestellt als die anderen, er ist ready, die Welle zu reiten, bis zum Weltkonzern, der Amazon heute ist.

      Finde bestehende Potenziale, ordne sie neu an und blase sie auf! Die Konkurrenz wird folgen, Tropfen für Tropfen. Wichtig nur: Sei der Tropfen, der den Sturm überlebt! Look what’s inside the glass, before you think outside the glass!

      3. KANN ICH KREATIVITÄT LERNEN ODER ERBEN?

      Kreativität ist eine Einstellung, viel mehr eine Sichtweise als eine Fertigkeit. Das Produkt, die Idee, ist in den meisten Fällen eine Kombination aus zahlreichen Versuchen und effektiven Bewertungsmechanismen. Meine Oma sagte immer: »Wirf 100 Dinge in die Luft und irgendwas wird schon funktionieren!« Wie viel Mystik um das kreative Genie steckt noch im Staubsauger-Milliardär James Dyson, wenn du hörst, dass er über 15 Jahre lang 5.126 Prototypen baute, bevor er mit seiner Zyklon-Technik einen funktionierenden weltweiten Verkaufshit landete?

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