Akupressur in Pflege und Betreuung. Dorothee Wellens-Mücher

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Akupressur in Pflege und Betreuung - Dorothee Wellens-Mücher

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und setzen vieles selbstständig und kreativ um (image Kap. 3: »Andersherum geht es auch«). Damit dies noch einfacher gelingt, wurden die Leitbahnen in ihren Verläufen als Abbildungen aufgenommen und durch eine Symptomliste ergänzt, in der die häufigsten Symptome und die möglichen Punkte zur Behandlung zusammengefasst worden sind.

      Vor vier Jahren, als die 2. Auflage erschien, war es mein Wunsch, dass das Konzept »begleitende Hände« einen Weg in Altenheime und Behinderteneinrichtungen findet. Dieser hat sich erfüllt, viele Pflege- und Betreuungskräfte und Therapeut/-innen sind geschult.

      Da wir MediAkupress®-Dozentinnen in einem engen Austausch untereinander und mit den Kursteilnehmenden sind, bleiben wir immer nahe an der Praxis und hören die Fragen und Wünsche, die in diesem Zusammenhang geäußert werden. Das inspiriert uns dazu, neue Ideen zu entwickeln, auszuprobieren und weiterzugeben. So ist der neue Basisbaustein »Handakupressur« entstanden und auch die Arbeit mit den Gitterpflastern. Diese habe ich zum Anlass genommen, die Zusammenhänge von Qi, Muskeltonus, Schmerz und Beweglichkeit genauer zu erläutern. Bei allen Veränderungen und Neuerungen ist es uns wichtig, dass die Grundprinzipien – Achtsamkeit, mitfühlender Kontakt, patientenorientiertes Arbeiten und die Grundlagen der traditionellen chinesischen Medizin gewahrt bleiben. Weiterhin ist das Kap. 17 »Zusammenfassung der Punkte nach Regionen und Indikationen« komplett überarbeitet worden.

      Wie vielfältig dieses Konzept einsetzbar ist, lässt sich an den unterschiedlichen Facharbeiten erkennen, die inzwischen geschrieben worden sind und hier zum Teil zitiert werden. Sie sind in ganzer Länge unter (https://www.mediakupress.de/links) zu finden.

      Diese 3. Auflage widme ich meiner Freundin Marga, die im Alter von 78 Jahren an Darmkrebs gestorben ist. Sie hat sich anhand des Buches bei unterschiedlichsten Symptomen selbst behandelt und dadurch viel Linderung erfahren. Damit hat sie mir Mut gemacht die Anleitung von Patienten zur Selbstbehandlung in den Fokus zu stellen.

      Nun wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Anwendung von MediAkupress® und erfüllende Begegnungen.

Dorothee Wellens-MücherOktober 2020

      1 Grundlagen

      Die Anfänge der chinesischen Medizin liegen sehr weit in der Vergangenheit, die ersten Aufzeichnungen sind auf das dritte Jahrhundert v. Chr. datiert. Wie genau sie sich entwickelt hat, lässt sich aus den Texten nicht entnehmen, aber so wie nachfolgend dargestellt, könnte es sich zugetragen haben.

      1.1 Punkte

      image Ort der Einflussnahme image

      Wie überall auf der Welt werden sich wohl auch im alten China die Menschen intuitiv dort berührt haben, wo sie Schmerzen und Unwohlsein im Körper erlebten. Mit Sicherheit wussten sie auch damals schon, wie wohltuend es ist, sich bei Verspannungen den Nacken zu reiben, bei Kopfweh die Schläfen oder die Stirn zu massieren oder den Rücken bei Schmerzen und Schwäche zu stützen. Sie entdeckten dabei, dass es nicht nur die Berührung an sich war, die gut tat, sondern dass es bestimmte kleine Bereiche waren, mit denen sie Beschwerden besonders erfolgreich lindern konnten. Man begann dann wohl, dieses intuitive Handeln und die besonders wohltuenden Stellen, die heute als Akupunktur- und Akupressurpunkte bekannt sind, genauer zu erforschen. Dabei wurde eine ganze Reihe von Entdeckungen gemacht, so zum Beispiel, dass die Punkte anatomisch bei allen Menschen an den gleichen Stellen liegen und dass sich die Beschwerden, bei denen diese gehalten oder gerieben werden, jeweils sehr ähnlich sind. Aufgrund der sich wiederholenden Erfahrungen im Laufe der Jahrtausende wurden die Indikationen für den Einsatz dieser Punkte immer genauer und detaillierter beschrieben. Dabei werden Punkte, die dort liegen, wo auch die Beschwerden sind, Lokal- oder auch Nahpunkte genannt.

      Auch andere menschliche Gesten, z. B. das Reiben der Handflächen bei Nervosität, weckten Aufmerksamkeit. Wie schon bei den Lokalpunkten wurden Zusammenhänge in Bezug auf Beschwerden erkennbar. Immer mehr Punkte, die an Armen und Beinen liegen und von dort aus auf die Symptome von Beschwerden wirken, kamen dazu. Diese werden Fern- oder Distalpunkte genannt. Später wurde begonnen, Lokal- und Fernpunkte miteinander zu kombinieren.

      »Im chinesischen heißen diese Orte shu-xue, was so viel wie ›Loch‹, ›Öffnung‹, ›Vertiefung‹ oder auch ›Ort der Einflussnahme‹ heißt. […] Diese Orte nennen wir Akupunkturpunkte. Es handelt sich bei den Akupunkturpunkten also nicht um beliebige Punkte auf der Haut, sondern um Einlässe zu den sogenannten Energieleitbahnen, über die man auf den energetischen Prozess Einfluss nehmen kann« (Hempen 1988, S. 169–170).

      »In alten Zeiten, als die chinesischen Städte noch von Mauern umgeben waren, wurden die Tore geöffnet, um Versorgungsgüter hineinzulassen, und geschlossen, um Schaden abzuwehren. Die Akupunkturpunkte sind solche Tore, subtile Pforten des Körpers, die geöffnet und geschlossen werden, um seine Dynamik zu regeln« (Beinfield & Korngold 2003, S. 291).

Images

      Abb. 1.1: Ort der Einflussnahme

      image image image

      • Nah- oder Lokalpunkte sind Punkte, die am Ort von Beschwerden bzw. in deren Nähe liegen und Einfluss auf diese haben.

      • Fern- oder Distalpunkte wirken aus der Distanz regulierend auf unterschiedliche Funktionen im Menschen.

      1.2 Leitbahnen

      Einige Menschen beschrieben von den Punkten ausgehend kribbelnde, pulsierende, strömende, warme oder kühle Ausstrahlungen. Es zeigte sich, dass es in den Beschreibungen dieser Phänomene große Übereinstimmungen gab. Durch jahrhundertelange Erfassungen dieser Aussagen wurden immer genauere »Wege« beschrieben, die den Körper durchziehen und die Punkte miteinander verbinden.

      »Der chinesische Begriff jing-luo wird […] mit Leitbahnen übersetzt. […] jing heißt ›durchgehen‹ oder ›der Faden eines Stoffes‹ und luo heißt ›etwas, was verbindet oder anknüpft‹ beziehungsweise ›ein Netz‹ […] In der chinesischen Theorie gelten die Bahnen als unsichtbar; nichtsdestoweniger denkt man sie als eine physische Realität. […] Die Leitbahnen verbinden das Innere des Körpers mit dem Äußeren […] eine Behandlung an der Oberfläche des Körpers gelegener Punkte wirkt sich auf das Innere des Körpers aus« (Kaptchuk 1988, S. 90).

      »Es werden Leitbahnen beschrieben, von denen genau vorhergesagt werden kann, dass hier energetische Prozesse hindurch ziehen, die jedoch mit keinem Mikroskop sichtbar gemacht werden können, die bei keiner anatomischen Sezession gefunden werden. Vergleichbar sind diese energetischen Prozesse auch mit den Bahnen der Planeten, die nach unseren Berechnungsmöglichkeiten exakt bestimmt werden können. Schon seit langem sind genaue Vorhersagen über konkrete Orte des Himmels möglich, an denen zu bestimmten Zeiten ein Planet vorbeikommt. In der übrigen Zeit ist die postulierte Bahn nicht nachweisbar, setzt sich von ihrer Umgebung nicht nachweisbar ab« (Hempen 1988, S. 171).

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