Von den Einrichtungen der Klöster. Johannes Cassianus

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Von den Einrichtungen der Klöster - Johannes Cassianus Die Schriften der Kirchenväter

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Von diesen sagt bekanntlich der Apostel: „Sie wandelten umher in Ziegenfellen, arm, bedrängt, verunglimpft; die Welt war ihrer nicht werth; sie irrten umher in den Einöden, in Gebirgen und Schluchten, in den Höhlen der Erde.“12 Dieses Gewand aus Ziegenfell bedeutet, daß sie ihre Glieder gegen alle fleischlichen Lüste abtödten und mit dem höchsten Ernste sich in der Tugend befestigen sollen, und daß Nichts mehr von dem Ungestüm und der Leidenschaft der Jugend und der früheren Wankelmüthigkeit an ihrem Leibe Platz haben darf.

      9. Der Stab.

      

      Daß jene Männer des alten Bundes einen Stab zu führen gewohnt waren, das zeigt uns z. B. Elisäus, wenn er seinen Diener Giezi ausschickt, um den Sohn eines Weibes zum Leben zu erwecken, und zu ihm spricht: „Nimm meinen Stab, geh’ eilig hin und lege ihn auf das Angesicht des Knaben, auf daß er lebe.“13 Er hätte Dieß gewiß nicht thun können, wenn er nicht die Gewohnheit gehabt, den Stab in seiner Hand zu tragen. Das Führen des Stabes aber hat den geistigen Sinn, daß die Mönche in so vielen Versuchungen, welche sie wie Hunde anbellen, und unter so viel geistiger Bosheit, welche sie gleich wilden Thieren unsichtbar umlagert, niemals unbewaffnet erscheinen dürfen. Darauf nimmt der König David Bezug, wenn er betet: „Gib, o Herr, den wilden Thieren nicht preis die Seele, die dich bekennt!“14 Daher muß ein Mönch auf dieselben losgehen, sie mit dem Zeichen des Kreuzes zurückweisen und weit von sich treiben und durch die stete Erinnerung an das Leiden des Herrn und die Nachahmung seiner Abtödtung sie verscheuchen, wenn sie auf ihn losstürmen.

      10. Die Fußbekleidung.

      

      Schuhe verschmähen sie im Allgemeinen, weil dieselben in gewissem Sinne im Evangelium verboten seien. Nur wenn Krankheit, die Winterkälte am Morgen oder die Sommerhitze am Mittage es nothwendig macht, bekleiden sie ihre Füße mit Sandalen. Sie legen Dieß so aus: durch den Gebrauch derselben, den der Herr selbst gestattet habe, werde angedeutet, daß, wenn wir auch, in dieser Welt lebend, uns der irdischen Sorgen nicht gänzlich entledigen und entäussern können, wir uns doch nur oberflächlich und nur insoweit mit derselben einlassen dürfen, als nöthig ist, um für die nothwendigen Leibesbedürfnisse Sorge zu tragen. Es sollen ferner die Füße unseres Geistes stets bereit sein, die geistige Laufbahn zu vollenden und das Evangelium des Friedens zu verkündigen; wir sollen mit ihnen dem Geruche der Salben Christi nachlaufen15 und mit David sprechen: „Ich bin gelaufen im Durste“16 und mit Jeremias: „Ich bin nicht müde geworden, dir zu folgen.“17 Darum dürfe man sich nicht in die todbringenden Sorgen dieser Welt verwickeln, sondern nur darauf bedacht sein, die nöthigsten Forderungen der Natur zu befriedigen, nicht aber überflüssige und schädliche Vergnügungen zu suchen. Dieß wird man aber dann erst erreichen, wenn man nach dem Gebote des Apostels18 nicht einmal in seinen Wünschen sich irdische Sorgen macht. Wenn auch die Mönche erlaubter Weise sich der Sandalen bedienen, da es ja der Herr gestattet hat, so lassen sie dieselben dennoch durchaus nicht an den Füßen, so oft sie herantreten, um die heiligen Geheimnisse entweder zu feiern oder zu empfangen; denn sie sind der Ansicht, daß man wörtlich beobachten müsse, was Gott dem Moses und Jesu, dem Sohne Nave’s, geboten: „Löse die Riemen deiner Schuhe, denn der Ort, wo du stehst, ist heilige Erde.“19

      Zweites Buch: Die kanonischen Vorschriften über die nächtlichen Gebete und Psalmengesänge.

      

      1.

      

       Der Streiter Christi, wie erwähnt, mit zweifachem Gürtel umgürtet, soll nun wissen, welche Regeln in Betreff der kanonischen Gebete und Psalmen von den heiligen Vätern von Alters her im Oriente festgestellt worden sind. Ueber die innerliche Beschaffenheit derselben, d. h. über die Art und Weise, wie wir nach der Vorschrift des Apostels ohne Unterlaß beten können, werden wir dann mit Gottes Gnade ausführlich reden, wenn wir seiner Zeit die Besprechungen mit den Vätern aufzuzeichnen unternehmen.

      2. Die Anzahl der Psalmen in den verschiedenen Provinzen.

      

      Wir haben in Erfahrung gebracht, daß in verschiedenen Gegenden manche Mönche, welche, wie der Apostel sagt, zwar den Eifer Gottes haben, aber ohne die Einsicht, nach ihrem Verstande der eine diese, der andere jene Regeln aufgestellt haben. Einige sind der Meinung gewesen, man müsse in jeder Nacht zwanzig oder dreissig Psalmen singen und diese noch hinausdehnen durch die Gesänge der Antiphonen und durch das Absingen gewisser anderer Gesangesweisen. Andere haben es versucht, dieses Maß noch zu überschreiten, wieder Andere wollen hiegegen nur achtzehn Psalmen. So bestehen denn, wie wir gesehen haben, an verschiedenen Orten verschiedene Übungen, ja es gibt beinahe ebenso viele Regeln hierüber als Klöster und Zellen. Manche sind sogar der Ansicht, daß in dem Offizium des Tages, nämlich in der Terz, Sext und Non, ebenso viele Psalmen zu singen seien, als die Stunde bezeichnet, in der sie das Gebetsopfer Gott darbringen. Andere wieder wollen bei jeder Gebetsversammlung des Tages sechs Psalmen gebetet wissen. Deßwegen erachte ich es für nothwendig, die ursprüngliche Anordnung der Väter hier auseinander zu setzen, wie sie noch heute in ganz Aegypten von den Dienern Gottes beobachtet wird, damit so das neue Kloster, das noch in seiner Kindheit sich befindet, nur mit den ältesten und ehrwürdigsten Einrichtungen der Väter vertraut gemacht wird.

      3. Die einmüthige Regel, wie sie in ganz Aegypten beobachtet wird, und die Wahl der Vorgesetzten.

      

      Wir wissen mit Bestimmtheit, daß in ganz Ägypten und der Thebais die einzig richtige Weise in den nächtlichen Versammlungen oder Vigilien zu beten bis jetzt beibehalten wird; denn dort werden die Klöster nicht nach dem Gutdünken eines Jeden, der der Welt entsagen will, eingerichtet, sondern nach den Ueberlieferungen der Vorfahren bestehen sie theils bis heute fort oder werden auf dieser Grundlage errichtet. Es wird dort Keinem zugestanden, einer Genossenschaft von Brüdern, ja nicht einmal sich selbst vorzustehen, bevor er sich nicht bloß aller seiner Güter entäussert, sondern bevor er nicht auch hat einsehen gelernt, daß er nicht mehr über sich selbst Herr ist. Wer dieser Welt entsagen will und wenn er auch noch so viele Reichthümer besitzt, der soll um die Aufnahme in das Kloster so nachsuchen, daß er sich weder auf das, was er zurückließ, noch auf das, was er in’s Kloster gebracht hat, Etwas einbildet; er muß in allen Stücken so gehorsam sein, wie es sich für Jene ziemt, die zum Kindesalter Jesu Christi zurückkehren wollen; er darf Nichts vor den Übrigen voraus haben wollen, weder wegen der Achtung, die er in der Welt genoß, noch wegen der größeren Zahl der Jahre, von denen er denken soll, daß er sie in der Welt vergebens zugebracht und verloren habe. Weil er demnach noch in den Anfängen steht und noch ein Neuling ist im Kriegsdienste, den er für Christus übernommen hat, so soll er kein Bedenken tragen, auch einem Jüngeren sich unterzuordnen. Auch wird Jedem Anleitung gegeben, sich an anstrengende Arbeit zu gewöhnen und nach des Apostels Gebot mit seinen eigenen Händen den täglichen Lebensunterhalt zu verdienen, sowohl für sich selbst, als auch für die Gäste und Fremdlinge, damit er durch die Mühe und Abtödtung, welche die Arbeit mit sich bringt, dahin gelange, die Hoffart und Annehmlichkeiten des vergangenen Lebens zu vergessen und sich die Demuth des Herzens zu erwerben. Deßhalb wird Keiner zum Vorsteher einer Genossenschaft von Brüdern gewählt, der nicht vorher durch Gehorsam das gelernt hat, was er später seinen Untergebenen befehlen muß, und der sich nicht selbst erst durch Belehrung von Seiten der Aelteren Alles angeeignet hat, was er den jüngeren Brüdern wieder überliefern

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