Auf alten Kriegspfaden und -steigen durch die Dolomiten. Eugen E. Hüsler
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4. Juni 1916 In Weißrussland starten die Truppen des Zaren ihre Brussilow-Offensive. Die Heeresleitung der Donaumonarchie ist gezwungen, Einheiten von der Italienfront abzuziehen und nach Osten zu verlegen. Dadurch kommt letztlich die Mai-Offensive zum Erliegen.
11. Juli 1916 Die Italiener zünden am Castelletto (Tofana di Rozes) eine Mine. Einen Tag später erobern Alpini die Gipfelstellung.
23. September 1916 Die Österreicher bringen unter dem Gipfel des Monte Cimone (südöstlich des Spitz Tonezza) eine gewaltige Sprengladung zur Explosion, erobern anschließend die von den Italienern besetzte Kuppe.
13. Dezember 1916 Bei einem Lawinenabgang an der Marmolada (Col di Bousc) sterben rund 300 Soldaten.
Der Winter 1916/17 ist einer der schneereichsten überhaupt; Tausende fallen dem »Weißen Tod« zum Opfer, auf beiden Seiten der Front.
22. Mai 1917 Eine gewaltige Sprengung der Österreicher – weit über 100 000 Kubikmeter Gestein donnerten zu Tal – kann die Alpini nicht vom Martini-Band am Lagazuoi vertreiben.
10. Juni 1917 Die Italiener starten mit riesigem Truppen- und Materialeinsatz eine Offensive am Nordrand des Altipiano delle Sette Comuni. Im Mittelpunkt der verlustreichen Kämpfe steht der Monte Ortigara (2106 m), den italienische Truppen vorübergehend in ihren Besitz bringen, dann aber wieder preisgeben müssen. Auf Seiten der Österreicher wird Giftgas eingesetzt. Verluste der Italiener: 9000 Tote, 25 000 Verwundete, 3000 Gefangene.
24. Oktober 1917 Mit einem heftigen Artilleriefeuer, bei dem auch Giftgasgranaten zum Einsatz kommen, beginnt die XII. Isonzoschlacht. Sie bringt den k. u. k. Truppen bei Karfreit (Kobarid) den Sieg. In wenigen Tagen stoßen ihre Einheiten in die Oberitalienische Tiefebene vor.
3. März 1918 Deutschland und Russland unterzeichnen einen Waffenstillstand; dadurch werden große, bisher an der Ostfront eingesetzte Heeresteile für den Kampf an der Westfront frei.
15. Juni 1918 Die k. u. k. Truppen beginnen am Piave eine Offensive, die aber keinen Erfolg bringt.
9. August 1918 Gabriele D’Annunzio überfliegt Wien und wirft Tausende von Zetteln ab, in denen die Bevölkerung zum Widerstand gegen den Krieg aufgerufen wird.
4. November 1918 In der Villa Giusti bei Padua unterzeichnet die Donaumonarchie einen Waffenstillstand mit der Entente.
9. November 1918 Kaiser Wilhelm II. dankt ab. In Berlin wird die Weimarer Republik ausgerufen.
11. November 1918 Waffenstillstand zwischen Deutschland und den Entente-Mächten
Diese italienische Einheit baute am Kleinen Lagazuoi (Tour 18).
Die Maioffensive 1916 Im Frühling flammten die Kämpfe erneut auf, vor allem am Cristallo-Abschnitt, aber auch an der Marmolada, wo die Alpini den Serauta-Kamm besetzten. Zum Hauptschauplatz der Gebirgsfront sollte der Abschnitt zwischen Asiago und dem Monte Pasubio werden, wo Franz Conrad von Hötzendorf eine große Offensive plante – mit deutscher Unterstützung. Doch der Oberbefehlshaber der Westfront, Erich von Falkenhayn, verweigerte ihm die Gefolgschaft. Conrad entschloss sich zu einem Alleingang. Nach vorbereitendem Artilleriefeuer traten die k. u. k. Truppen zum Sturm an. Drei Tage später waren die italienischen Linien überrannt, Ende des Monats fielen Arsiero und Asiago – der Weg in die Po-Ebene schien frei. Doch dann erreichten Katastrophenmeldungen aus dem Osten die vorrückenden Truppen: In Weißrussland hatten zwei russische Armeen die österreichisch-ungarische Linie durchbrochen und waren innerhalb nur weniger Tage über 50 Kilometer weit nach Westen vorgestoßen (Brussilow-Offensive). Um die Front zu stabilisieren, mussten auch Truppenteile abgezogen und in den Osten verlegt werden: das Ende des viel versprechenden Vorstoßes. Die verbliebenen Truppen besetzten neue Stellungen; eine Gegenoffensive Cadornas verpuffte wirkungslos.
Franz Kostner
»Zwei alte Standschützen aus Buchenstein, die sehr ortskundig waren, machten mich aufmerksam, daß das Lager Arabba durch die vom Pitzaz regelmäßig zu Tal fahrende Lawine gefährdet sei. Auf meine Vorstellung beim Kommandanten, das Lager nach Osten zu verlegen, traf ich auf taube Ohren. Auch meine Meldung bei der Brigade, entsprechende Schritte zu unternehmen, war erfolglos. Es ist tragisch, daß zwei Tage später 21 Mann und 40 Pferde in diesem Lager unter die Lawine kamen. Wo die Weisungen der gebirgskundigen Referenten befolgt wurden, konnten in der Zukunft manche drohenden Lawinenereignisse hintangehalten und so mancher bittere Mannschaftsverlust verhindert werden.«
Aus den Erinnerungen von Franz Kostner (1877–1968), im Ersten Weltkrieg Kommandant des Standschützenbataillons Enneberg. Kostner war ein echter Selfmademan: Bergführer, Hotelier – er erwarb das Hotel Posta Zirm in Corvara, heute das erste Haus im Ort –, Fuhrunternehmer und lange Jahre auch Bürgermeister von Corvara. Zusammen mit dem Münchner Gottfried Merzbacher unternahm er 1902 eine Expedition nach Zentralasien.
Der MinenkriegAn der Hochgebirgsfront verlagerte sich das Kriegsgeschehen mehr und mehr in den Berg. Nachdem sich die Verteidigungsstellungen auf beiden Seiten als kaum einnehmbar erwiesen hatten, verfiel man auf die Idee, feindliche Positionen zu unterminieren und in die Luft zu sprengen. Eine erste größere Sprengung entschied am 17. April 1916 den Kampf um den Col di Lana, dessen Gipfel die Italiener zuvor über hundert Mal erfolglos berannt hatten. Wenig Wirkung zeigten dagegen die Sprengungen am Kleinen Lagazuoi, von denen mächtige Geröllkegel am Felsfuß übrig blieben. 35 Tonnen Sprengstoff kamen am Castelletto zur Explosion; sie zerstörten die k. u. k. Stellung teilweise, die in der Folge von den Alpini erobert werden konnte. Nach dem Rückzug der Italiener von der Dolomitenfront als Folge der Niederlage bei Karfreit (heute Kobarid, Slowenien; XII. Isonzoschlacht) konzentrierte sich der Minenkrieg auf das Pasubio-Massiv, wo Kaiserjäger und Alpini je eine Gipfelkuppe besetzt hielten. Im Spätsommer 1917 zündeten die Österreicher eine erste, 500 Kilogramm schwere Mine. Beide Seiten brachten noch mehrere Minen zur Explosion, allerdings mit mäßigem Erfolg. Auch die letzte und gewaltigste Ladung mit 50 Tonnen (!) Sprengstoff (13. März 1918) verwandelte die Frontseite der italienischen Platte zwar in einen Trümmerhaufen, blieb aber letztlich doch weitgehend folgenlos.
Die Festungen auf der Hochebene von Lavarone waren mit großkalibrigen Geschützen ausgerüstet (Tour 26).
RückzugZu einer militärischen Entscheidung kam es weder an der Dolomitenfront noch in den Bergen westlich des Etschtals oder am Karnischen Kamm. Die fiel am Isonzo, wo nach einem beispiellosen Gemetzel von insgesamt zwölf Schlachten Deutsche und Österreicher Cadornas Truppen Ende Oktober vernichtend schlugen. In der Folge zogen sich die Italiener aus den Dolomiten zurück; es gelang ihnen aber mithilfe der Alliierten, die Front am Piave und am Monte Grappa zu halten. Eine letzte Offensive der Österreicher unter Franz Conrad von Hötzendorf scheiterte, nicht zuletzt auch aufgrund heftiger Unwetter, welche das Mündungsgebiet des Piave weitgehend unter Wasser setzten.
FriedeSpätestens