Perry Rhodan 2910: Im Reich der Soprassiden. Uwe Anton

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Perry Rhodan 2910: Im Reich der Soprassiden - Uwe Anton Perry Rhodan-Erstauflage

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wusste, ich konnte mich auf ihn verlassen. Er war nur 1,60 Meter groß, aber fit, zäh, klug und originell. Er gab nie auf, so aussichtslos die Lage sein mochte. Mit seinem immer vorgereckten Hals hatte er etwas Schildkrötenhaftes.

      Auch jetzt kaute er auf irgendwelchen Nüssen oder Mandeln herum. Diese Angewohnheit hatte ihm den Spitznamen »Cashew« eingebracht. Ich fragte mich, woher er nach dieser langen Zeit in der Fremde noch immer welche hatte. Wahrscheinlich schleppte er in seinen Anzugtaschen Unmengen davon mit sich.

      Der ebenfalls 40 Jahre alte Oxtorner Báron Danhuser pfiff leise vor sich hin, wie immer, wenn er sich konzentrierte. Wegen seiner sonstigen Haarlosigkeit stachen seine buschigen Augenbrauen besonders hervor. Er war Raumlandesoldat, Technoanalytiker und ein exzellenter Pilot. Wie Cashew suchte er nach Überwachungsgeräten, fand jedoch auf Anhieb keine.

      Auch er sah mich fragend an, und ich schüttelte leicht den Kopf. Wir trugen unsere Spezial-SERUNS, auch SERUN-Slender oder SERUN-SR genannt. Der SERUN-SR erreicht nicht ganz die Leistungswerte eines schweren SERUNS, kam dem aber dank der Miniaturisierung ziemlich nah, ohne dass die Aggregate sichtbar hervortraten. Der SERUN-SR war sozusagen als normale Raumkombination verkleidet. Wir sahen in den SERUN-SR ein wenig wie eine elegante Abendgesellschaft aus, die gleich zum Büfett gehen und ein paar Cocktails schlürfen würde.

      Penelope »Pen« Assids SERUN-SR fiel farblich aus dem Muster: Er war lila, wie fast alles, was sie trug. Dazu lila Lippen, lange, glatte lila Haare und lila Augen.

      Pen war zur Hälfte Terranerin und zur anderen Báalol. Sie war Xenolinguistin und Xenosemiotikerin, hatte sich also darauf spezialisiert, fremde Sprachen und fremde Zeichensysteme zu analysieren und zu entschlüsseln.

      Und sie gebot über gewisse Parafähigkeiten: Sie war eine suggestive Zuhörerin. Dadurch offenbarten ihr Menschen mehr, als sie eigentlich wollten. Es handelte sich um eine sehr schwache Begabung, die keineswegs bewirkte, dass Fremde ihr ihre größten Geheimnisse enthüllten. Es ging lediglich ein wenig mehr um Alltagsdinge, über die sie mehr als sonst erzählen würden. Penelope suggerierte ihnen einfach Vertrauen.

      Sie war 35 Jahre alt, sehr schlank, fast hager, und hatte einen blassen Teint. Mit ihren überaus filigranen und ausdrucksstarken Händen gestikulierte sie wie eine Zauberin.

      Sorgen bereitete mir hinsichtlich Pens der Umstand, dass sie während des Anschlags auf den Gondu am 11. Oktober verletzt worden war. Aber die Mediker hatten mir versichert, dass nichts davon zurückgeblieben war.

      Tunbridge und Danhuser deuteten mein Kopfschütteln richtig. Sie sollten gar nicht erst versuchen, gezielt nach Überwachungsgeräten zu suchen.

      Dem Technoanalytiker Danhuser fiel es schwerer, diese Anweisung zu befolgen, als dem Befehlshaber Tunbridge.

      Die Thoogondu mochten sehr von sich überzeugt sein, aber sie waren alles andere als dumm. Sie hatten Überwachungsgeräte in unseren Suiten angebracht, aber das so geschickt, dass wir sie nicht finden würden, wenn wir nicht gezielt nach ihnen suchten. Das aber würde auffallen und uns als Misstrauen ausgelegt werden können.

      Letzten Endes war es irgendwie ein Spiel. Sie wussten, dass wir wussten, dass sie uns überwachten, aber sie rechneten damit, dass wir die Überwachung akzeptierten. Sie waren die Herren dieses Schiffes, und es stand ihnen frei, uns abzuhören. Wäre der Gondu an Bord der RAS TSCHUBAI gewesen, hätte ich ebenfalls die Anweisung erteilt, sein Quartier zu verwanzen.

      Irgendwie fühlte ich mich in ein technologisch neu überformtes, im Grunde aber altes, in sich selbst verschränktes Imperium versetzt. Das Goldene Reich strotzte vor Riten, Symbolen und Ornamenten, die über- und durcheinandergewuchert waren, ein barocker Überbau, in dem alles seinen Platz fand. So ähnlich waren sich wohl Besucher des imperialen Ostroms der Antike oder des arkonidischen Kristallimperiums zu seiner Blütezeit vorgekommen.

      Ja, das Goldene Reich war ein sehr alter Staat mit kontinuierlicher Geschichte, der alte Bräuche mit sich schleppte, deren Sinn womöglich nicht mehr in jedem Einzelfall ganz einzusehen war. Es war voller Pracht und Pomp und duldete hier und da auch mal ein überflüssiges Detail, einen kleinen Widerspruch oder Schnörkel.

      »Also dann, Penelope, meine Herren«, sagte ich, »begeben wir uns in unsere Gemächer und genießen den Luxus, den wir hier vorfinden. Ein ausgiebiges Bad mit einer kleinen Massage, einem Glas Champagner, Erdbeeren und Schokofrüchten, die uns auf das Kommende einstimmen. Erfrischt und erholt finden wir uns dann wieder hier zusammen.« Ich grinste breit. Nun hörte ich mich ein wenig an wie Atlan, dem sein begnadeter Redenschreiber Sennah da Lefienk die Worte in den Mund gelegt hatte, als er Imperator von Arkon gewesen war.

      »Aber nicht zu ausgiebig.« Ich riss mich zusammen. »Das Soprasystem liegt sehr nahe, lediglich eintausendneunundachtzig Lichtjahre von hier entfernt. Wir werden es also ziemlich bald erreichen. Und ich möchte meine Haut dann nicht noch von angenehm temperiertem Badewasser aufweichen lassen. In einer Stunde treffen wir uns wieder hier in diesem anheimelnden Wohnzimmer.«

      Penelope, Dean und Báron verdrehten die Augen. Sie hatten eben Atlan nie leibhaftig kennengelernt.

      *

      »Wir fliegen das Soprasystem nicht direkt an«, sagte der Ghuogondu in der Zentrale der DAAIDEM. »Unser Ziel ist das benachbarte Verrzsystem.«

      Ich runzelte die Stirn. Diese Aussage war typisch für die Thoogondu. Nichts lief bei ihnen völlig glatt, immer wieder taten sich kleine Hindernisse auf, die klar ausgearbeitete Vorhaben durchkreuzten und zu Umwegen zwangen.

      Aber halt ... Steigerte ich mich in etwas hinein? Suchte ich nach Indizien, die darauf hindeuteten, dass etwas faul im Gondunat war? Einige Seltsamkeiten gab es, die Erinnerungsmanipulationen, das Justizsystem ... Aber dieses Ausschauhalten nach kleinen Mosaiksteinchen, die mit mehr oder weniger Zwang und Druck in mein Indizienbild passten, konnte durchaus kontraproduktiv sein.

      Vielleicht gab es eine plausible Erklärung.

      »Warum fliegen wir unser Ziel nicht direkt an?«, fragte ich Puoshoor.

      »Die Soprassiden sind ein stolzes Volk«, antwortete der Ghuogondu. Er klang leicht amüsiert. »Sie möchten in der Regel unter sich bleiben. Das Soprasystem ist nur in Ausnahmefällen für Nicht-Soprassiden zugänglich.«

      »Und das nehmt ihr einfach so hin?« Denn trotz seines Alters war das Goldene Reich schlagkräftig, machtbewusst und energisch. Es verfügte über starke Muskeln, auch wenn sie unter den üppigen Gewändern nicht immer sichtbar waren. So viel hatte ich mittlerweile herausgefunden. Das Gondunat hatte sein Hegemonialstreben mir gegenüber keine Sekunde lang verschleiert.

      »Wir respektieren es als Eigenheit der Soprassiden.« Puoshoor zog den Kopf und den Oberkörper zurück, ein Ausdruck seiner Belustigung. »Du magst unsere Gesellschaft als hierarchisch und straff durchorganisiert empfinden, doch das Gondunat ist eine große Gemeinschaft mit Platz für allerlei Spielarten und Freiheiten.«

      »Ihr habt diese Soprassiden also vor dem Untergang gerettet und sie dann sich selbst überlassen?«

      »Das nicht gerade«, gestand der Ghuogondu ein. »Hätten wir sie sich selbst überlassen, hätten sie den zuvor eingeschlagenen Weg weiterhin beschritten und sich irgendwann selbst ausgelöscht. Das konnten wir nicht zulassen.«

      Ich lächelte schwach. Die Thoogondu sahen sich als sanfte, aber gerechte Herrscher. Ihre Vorherrschaft über Sevcooris währte nun schon so lange, dass sie zu einer ehernen Selbstverständlichkeit geworden war. Wer oder was auch immer ihre Dominanz, die Hegemonie des Goldenen

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