Perry Rhodan 1276: Kodexfieber. Arndt Ellmer
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 1276: Kodexfieber - Arndt Ellmer страница 3
»Unsinn!«, meldete sich die ÄSKULAP. »Der Prozess ist nicht umkehrbar!«
»Da hörst du es«, schrillte Kido. »Und jetzt lass uns in Ruhe mit deiner verrückten Idee!«
»Sie ist nicht verrückt!«, begehrte Shilling auf. Seine Stimme wurde um mehrere Phon lauter. »Die Konstruktionszeichnung ist in Ordnung. Was wir benötigen, sind Maschinen und andere Hilfsmittel, um das Ding bauen zu können.«
»Ich habe nichts in meinem Labor, was euch helfen könnte«, sagte Irmina Kotschistowa. »Wendet euch an Bully. Oder an Stronker Keen!«
»Darum geht es nicht«, flehte Doc Shilling. Er trat näher an die Terranerin heran und sah sie von unten herauf an. »Mit einer kleinen Spende wäre uns schon gedient!«
Die Terranerin lachte laut auf.
»Eine Spende! Wohl noch in Galax!«
»Oder eine der üblichen Währungen ESTARTUS, bitte schön!«
Shilling streckte ihr verlangend eine Hand empor und nach kurzem Zögern beide. Entschlossen schritt sie zum Computer, entnahm ihm die Folie und drückte Shilling die Folie in die Hände.
»Das Virenschiff versorgt mich mit allem, was ich zum Leben und für meine Arbeit brauche, Doc. Ich bin ohne Geld von der Erde aufgebrochen, und ich führe auch jetzt keines bei mir. Mit anderen Worten, ich kann dein dubioses Perpetuum viribile nicht unterstützen!«
Als sich die Virenschiffe nach den Wünschen ihrer Besitzer geformt hatten, da waren die Viren eine Zeitlang formbar geblieben. Dieser Prozess hatte jedoch nur etwa zwei Wochen gedauert. Danach waren die Virengebilde erstarrt. Sie konnten nicht mehr verändert werden. Der Plan, ein Gerät zu bauen, das dies rückgängig machte, war mehr als hirnrissig, zumal die Virenschiffe deutlich machten, dass die Konsistenz der Viren nicht mehr veränderbar war.
»Schade!«, brummte Shilling nachdenklich. »Wirklich schade. Gerade von dir hatte ich mir Unterstützung erhofft, Irmina Kotzendoofa!«
»Kotschistowa!« Die Terranerin wurde langsam böse. »Und jetzt raus!«
Kido machte einen Satz und trieb den Vironauten damit von der Metabio-Gruppiererin weg.
»Winzling!«, keifte der einen Meter große Kobold. »Du störst uns bei wichtiger Arbeit!«
»Überlege es dir noch einmal!«, sagte der Vironaut unter der Tür. »Über tausend Vironauten stehen hinter mir. Sie alle wollen verformbare Viren. Viele haben neue Ideen über die Gestaltung der Virenschiffe, die sie verwirklichen wollen!«
»Tut mir leid!«
Doc Shilling ging endgültig, und Irmina setzte sich mit Bully in der EXPLORER in Verbindung. Mit ihr war die ÄSKULAP direkt verbunden, da Irmina ihr Virenschiff an Bullys Grundzelle angekoppelt hatte. In der Zwischenzeit hatten sich mehrere Segmente hinzugesellt, die mit der ÄSKULAP verbunden waren, unter anderem die LYTRAM.
Bully nahm die Meldung nachdenklich entgegen.
»Wir haben Siom Som erreicht, ohne dass bei den vier eine Veränderung eintrat. Das ist kein gutes Zeichen«, stellte er fest. »Was sollen wir tun? Umkehren und den Hoheitsbereich der Ewigen Krieger verlassen, in der Hoffnung, dass die Wirkung der Kodexmoleküle dann von allein erlischt?«
»Nein, das ist keine Lösung«, pflichtete Irmina ihm bei.
Erneut machte sie sich an die Arbeit, und wieder war es Kido, der nach einer Weile sagte:
»Wieder eine Veränderung. Möchte wissen, was es diesmal ist!«
Irmina nahm sich die beiden männlichen Hanse-Spezialisten vor. Eine halbe Stunde war seit der Unterbrechung durch Doc Shilling vergangen. Jetzt zeigte der Scanner ihr, dass die Menge der Kodexmoleküle im Blutkreislauf zugenommen hatte. Eine Überprüfung der beiden Frauen bestätigte es.
Irmina löste sich aus der Konzentration und starrte den Scanner an. Sie wusste, dass es keinen Irrtum gab. Der Vorgang jedoch widersprach allem, was sie bisher über die Kodexmoleküle in Erfahrung gebracht hatte. Bisher war sie davon ausgegangen, dass die Kodexmoleküle nach einiger Zeit zerfielen. Deshalb mussten die Ewigen Krieger und ihre Gefolgsleute regelmäßig Molekülduschen nehmen.
»Ein unerklärliches Phänomen, nicht wahr?«, sagte Kido.
Sie nickte fahrig.
»Wir müssen herausfinden, was dahintersteckt. Vi, sind alle Geräte des Labors einsatzbereit?«
»Sie sind es immer, Irmina!«
»Kopplung mit dem Scanner. Auch den Computer anschließen!«
»Ist soeben geschehen.«
»Der Virencomputer soll die Messwerte speichern. Ich brauche hinterher Diagramme über alle Vorgänge!«
Von Kido assistiert, machte sie sich an die Aufgabe, die sie für die schwerste ihres Lebens hielt. Noch nie hatte sie es mit so etwas wie den Kodexmolekülen zu tun gehabt. Sie sprengten den Rahmen des Gewohnten. Irmina begann, Messungen vorzunehmen. Sie begann in den Beinen und drang bis zum Gehirn vor. Nach drei Stunden lagen die Ergebnisse in Form einer Holographie vor.
»Die größte Moleküldichte ist im Gehirn vorhanden«, flüsterte die Terranerin. »Von dort scheint die Vermehrung auszugehen. Kido, nächste Stufe. Wir suchen den Ursprung!«
Absolute Lautlosigkeit trat im Meta-Forming-Labor ein. Irmina begann das Gehirn von Agid Vendor systematisch auseinanderzunehmen. Sie begann bei den Blutbahnen, setzte die Abtastung bei den Nervenbahnen fort und checkte schließlich die Funktionen der Drüsen durch.
»Es sind biochemische Veränderungen«, stellte sie fest. »Sie betreffen alle Drüsen, vor allem die Zirbeldrüse. Es muss die Folge der Überdosis sein. Es ist unvorstellbar, aber es muss so sein. Die Zirbeldrüse hat mit der Produktion von Kodexmolekülen begonnen!«
Die Zirbeldrüse, auch Ephiphyse oder Pinealdrüse genannt, lag auf der Vierhügelplatte des Mittelhirns und stand mit der hinteren Region des Zwischenhirndachs über einen Stiel in Verbindung. Diese Region wurde auch als die Limbische Region bezeichnet, die das Zentrum der sensorischen, motorischen und vegetativen Funktionen darstellte und mit dem Hypothalamus in Verbindung stand. Über ihn liefen Steuerung und Rückmeldung des vegetativen Nervensystems wie auch die des Stoffwechsels, des Hormonhaushalts und der Sinnesbahnen.
Die Aktivitäten der Zirbeldrüse hatten hier neue Gegebenheiten geschaffen, und hier war irgendwo auch die Ursache für das Koma zu suchen und zu finden.
Irmina wurde die Wirkung der Kodexmoleküle langsam klar. Was sie bisher darüber gewusst hatte, erschien ihr nun in einem viel größeren Rahmen.
Die Anhänger der Lehre vom Permanenten Konflikt eigneten sich den Kodex durch die so genannten Kodexmoleküle an. Dabei handelte es sich um eiweißähnliche Moleküle, die als Peptide bezeichnet wurden und Gedächtnisstoffe im weitesten Sinn darstellten. Irmina selbst kannte eine Scotophobin genanntes Peptid, das die Information »Meide die Dunkelheit« in sich trug. Injizierte man es einem Wesen, so begann dieses sich vor dunklen Räumen zu fürchten. Die Kodexmoleküle waren identische Stoffe mit anderen Botschaften. Sie vermittelten die Inhalte des Kodex, der in speziellen Situationen das Verhalten derer