Perry Rhodan 2405: Pakt gegen das Chaos. Horst Hoffmann
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Die Spezialisten für Datenverarbeitung hatten erfolgreich das teilweise funkgestützte Lao-Netz der LAOMARK angezapft, dem Datenverkehr der Laosoor gelauscht und ihn mit der Hilfe des Rechnerverbunds NEMO weitgehend entschlüsselt. Da die Laosoor-Truppen in der JULES VERNE wiederholt Funkkontakt nach außen hatten, hatte der Standort eines nahen Relaispunktes ausfindig gemacht werden können. Die Spezialisten waren somit in der Lage gewesen, durch Simulation der Zugangsimpulse Zugang zum Netz zu erhalten und zahlreiche Datenbanken der LAOMARK einzusehen.
»Insgeheim«, hatten sie im Schiff gehofft. Mondra war nicht sicher. Die Galaktiker waren gewieft, die Mannschaft ausgesucht und erprobt, aber wer konnte behaupten, dass ausgerechnet die Hightech-Diebe ihnen in dieser Hinsicht nachstanden?
Auf jeden Fall hatte man in der VERNE mittlerweile ein recht präzises Bild, wer ihre »Gastgeber« waren und wie die Kunstwelt aussah, sowohl innen als auch außen oder dazwischen. Man kannte die Architektur und Struktur der LAOMARK und wusste einiges über Infrastruktur, Lebensgewohnheiten der Laosoor, Klima, Verkehr und so weiter.
Oberflächliche Informationen waren das. Ans Innerste des Panthervolks kamen sie nicht. Was bewegte sie, was trieb sie an, welche Geheimnisse barg die LAOMARK…?
Und vor allem wussten sie nicht, wieso man sie festgesetzt hatte und was die Laosoor ausgerechnet von Perry Rhodan wollten. Alle vordergründig abgegebenen Erklärungen und Statements konnten nur die halbe Wahrheit sein. Um verstehen zu können, was hier um sie vorging, welche Motive wirklich zählten, und sich anschließend darauf einzustellen und zu reagieren, bedurfte es mit Sicherheit mehr als belauschte Funksprüche und Zugang zum Netz der Laosoor.
Mondra wartete. Alle taten es. Etwas stand bevor, und es dauerte nicht mehr lange. Ein »Paukenschlag«. Etwas ganz Großes, vielleicht Ungeheuerliches. Es kam, war eigentlich schon da …
Jeden Moment. Mondra hielt den Atem an …
Dass da etwas im Busch war, hatte ihnen eine eher am Rande wahrgenommene Information im Wust der Lao-Netz-Meldungen gezeigt. Die Kunstsonnen der Hohlwelt wurden seit etlichen Tagen nur mehr in niedrigen Orbits von bis zu dreihundert Metern über der Innen-Oberfläche der Mond-Sphäre eingesetzt statt wie bisher in ihrem Zentrum. Das hatten sie alle gesehen beziehungsweise gewusst.
Das Kontracomputer-Segment von NEMO hatte den Vorgang dahin gehend interpretiert, dass die »Ankunft eines Objekts von bis zu 1400 Kilometern Durchmesser« bevorstehe, das »ins Innere der LAOMARK transferiert« werde.
Sie hatten es zur Kenntnis genommen und versucht, etwas daraus zu machen. Es als Möglichkeit in ihre Überlegungen einbezogen. Sechsmal am Tag trafen sie sich in Mondras Kabine, die Mitglieder der Schiffsführung und die Expeditionsleitung. Die Kabine nahe der Zentrale diente ihnen als ihr Widerstandsnest. Hier heckten sie ihre Pläne und Strategien aus, ohne dass sich bisher einer der Laosoor-Teleporter dabei hätte sehen lassen.
Mondra rieb die Finger aneinander. Ihre Hände waren feucht. Sie versuchte, den Herzschlag zu normalisieren, während sie auf die Holos starrte, die verschiedene Teile des Innenraums der LAOMARK zeigten.
Dort schien die Zeit stillzustehen. Auf den ausgedehnten Feldern der Laosoor schien sich kein Getreidehalm zu bewegen. Kein Wind, kein Atemhauch. Nichts.
Alles schien zu warten …
Es passiert … jetzt!, dachte die ehemalige Zirkusartistin.
Sie vermisste Norman. Ihr indischer Zwergelefant war in der Kabine. Er scheute die Nähe der Laosoor. Sie konnte ihn nicht zwingen, bei ihr zu sein, doch jetzt hätte sie ihn gerne gesehen. Norman konnte Dinge spüren, die einem Menschen verborgen blieben.
Etwas Großes, Gewaltiges. Bis zu 1400 Kilometer groß …
Der Innendurchmesser der LAOMARK betrug weniger als 2072 Kilometer. Da blieb nicht viel Raum dazwischen …
Und es kam …
Jetzt gleich …
Mondra Diamond spürte, wie ihre Augen brannten. Jemand neben ihr stöhnte. Sie sah nicht hin. Das Innere der Kunstwelt, riesig. Und dieses gewaltige Nichts sollte sich füllen? Mit was für einem Giganten? Und würde dieser Gigant eine harmonische runde Form haben oder …?
Plötzlich eine Berührung an ihrer Hand. Sie sah hin und blickte in Guckys Augen.
»Jemand ist hier«, lispelte der Mausbiber. »Ein Fremder. Oder … etwas Fremdes …«
Sie nickte unwillkürlich, obwohl sie ihn nicht verstand.
Es gab einen Alarm. Natürlich. Das passte ja. Es hatte nicht ausbleiben können. Was immer geschah, es war unterwegs. Es kam, es war …
Paukenschlag!
Die Datenrechercheure der JULES VERNE, die »durch die Hintertür« die LAOMARK erforschten, meldeten das Anmessen geradezu unglaublicher Energiemengen aus dem Innern der Hohlwelt. Es wurden Zahlenwerte genannt.
Mondra starrte in die Holos, die zusammen zu wachsen und sich zu einem einzigen, übergroßen Bild zu vereinen schienen …
Es waren völlig absurde Zahlen. Sie ergaben keinen Sinn, konnten nicht richtig sein.
Mondra sah mit brennenden, tränenden Augen ins Innere einer Welt, die kein Gott geschaffen hatte.
Und die in diesem Moment in einem entsetzlichen, ultrahellen Gleißen verging.
3.
Aphaitas
Er konnte die Situation nicht beschreiben. Es gab in keiner ihm bekannten Sprache Begriffe dafür. Einem anderen wie ihm hätte er es vielleicht vermitteln können, denn zwischen ihnen bedurfte es längst keiner Worte mehr.
Wenn sich zwei Wesen ihrer Art begegneten, irgendwo und irgendwann an den Stränden der Dimensionen, öffneten sie sich füreinander und ließen den anderen teilhaben an dem, was sie »sahen«, fühlten und dachten. Ihr Sein verschmolz, bis sie sich wieder lösten und ihrer Wege gingen.
Das hier … war selbst auf diese Art schwer zu vermitteln. Es gab so vieles, was er synchron zu bewältigen hatte, und das in einem mehr als geschwächten Zustand. Wenn nicht ein Wunder geschah, würde er verwehen in der Unendlichkeit der Zeiten und Räume. Alles war … anders und nichts, wie es sein sollte …
Aphaitas versuchte, sich auf die LAOMARK und die Laosoor zu konzentrieren, von deren Psi-Potenzial er bereits tankte. Sie nahmen es nicht einmal wahr. So sollte es sein. Er war kein Parasit, der an der Kraft anderer Geschöpfe zehrte. Er nahm nicht, sondern er teilte. Sie mochten ihre Ideale haben – er hatte die seinen.
Vielleicht machte ihm ja gerade das so sehr zu schaffen, denn was er mit Gucky tat, war definitiv nicht in Ordnung, auch wenn er es gar nicht wollte und nie gewollt hatte. Es passierte einfach, und er wusste nicht, wie er es stoppen konnte.
Die Laosoor brauchte er, um sich weiter in den Räumen und Zeiten bewegen zu können und den D’habranda nicht zu verpassen, zu dem jeder gerufen war, der nicht bereits jenseits der Erreichbarkeitsschwelle trieb. Sie besaßen das Potenzial, das er geespert hatte, ein psionisches Leuchtfeuer in der Wüste des Todes. Sobald er sich daran vollgesogen hatte, würde er sich den Impuls geben und in seine Räume zurückkehren können, hin zum Sammelpunkt und zum D’habranda,