Perry Rhodan 3059: Der transuniversale Keil. Leo Lukas

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Perry Rhodan 3059: Der transuniversale Keil - Leo Lukas Perry Rhodan-Erstauflage

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gemeint sein konnte.

      Der Begriff Bleisphäre hatte sich im Volksmund als Synonym für das verschlossene Arkonsystem eingebürgert. Den ursprünglichen Namen mied man, er wurde geradezu tabuisiert. Schon der Gedanke daran rief unangenehme Gefühle hervor – ähnlich wie beim Terranischen Odium, jenem bislang ungeklärten Einfluss, der dafür sorgte, dass über Terra selbst als Mythos nur ungern gesprochen wurde.

      Das Phänomen der Bleisphäre erschien normaloptisch als ein abgrundtiefes, wiewohl undurchdringliches, silbrig-bleigraues Wabern. Es umschloss das komplette System bis zur Bahn des äußersten Planeten Mutral, der die Sonne Arkon in einer mittleren Entfernung von 16,96 Milliarden Kilometer umkreiste.

      Insgesamt durchmaß dieser Diskus etwa 35 Milliarden Kilometer. Mit 137 Millionen Kilometern Dicke war er jedoch relativ flach.

      Die Messdaten der Bleisphäre selbst zeigten überwiegend chaotische und widersprüchliche Werte. Manchmal erfassten die Orter gar nichts, als wäre das System nicht mehr vorhanden oder ortungstransparent. Die Assoziation drängte sich auf, dass die Bleisphäre sich quasi »von der Realität abwenden« würde.

      Allerdings changierten die wirklichkeitsabgewandten und die chaotisch messbaren Phasen. Die Wissenschaftler vor Ort hatten dafür den Ausdruck Realitätsgezeiten geprägt, wobei die Abwechslung weder exakt noch verlässlich vorhersagbar war.

      Da in der Phase der De-Realisierung oder Realitätsabwendung im Umfeld der Bleisphäre der Halbraum verzerrt war, verbaten sich während dieses Zeitraums Linearflüge. Transitionen verliefen hingegen komplikationsfrei.

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      Illustration: Swen Papenbrock

      Umgekehrt waren Raumschiffe während der Realisationsphase bei dem Versuch, die Bleisphäre im Hypersprung zu durchqueren, deformiert worden oder völlig verschwunden.

      *

      Ich war mir schon lange sicher, dass mein Heimatsystem in seiner verwandelten, unkalkulierbaren Form das Erbe mindestens der Arkoniden, wenn nicht aller galaktischen Völker war. Eines nicht allzu fernen Tages würde es wieder eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Milchstraße spielen.

      Chariklis Kavalis Prophezeiung verknüpfte mein Schicksal allerdings enger als gedacht mit der Bleisphäre. Diese sei hermetisch, hatte die Erbtochter gesagt. Deswegen würden die Cairaner und Ladhonen alles nur Erdenkliche versuchen, um mich als den letzten Ritter der Tiefe in ihre Gewalt zu bekommen.

      »Aus diesem Grund werden sie dich jagen«, hatte Kavali mich gewarnt. »Denn du bist der Einzige, der ihnen das Transuniversale Tor öffnen kann. Sie werden dich jagen und dazu zwingen. Und wenn du es tust, wirst du bei diesem Vorgang sterben.«

      Mich den Cairanern freiwillig zu stellen, kam nicht infrage. Es war nun mal nicht meine Art, angedrohte Todesurteile widerspruchslos zu akzeptieren. Nach der Weigerung des regierenden Thantur-Barons Larsav da Ariga, mich auszuliefern, war am 26. März der arkonidische Bürgerkrieg ausgebrochen.

      Jarak da Nardonns Aufständische stellten keinen bedeutsamen Faktor mehr dar. Aber die mit ihnen verbündeten Naats unter Admiral Mumon verfügten immer noch über weit mehr als 10.000 Schlachtraumer, und die unter Kommandeur Pekkut Pebu vereinigten Flotten der Ladhonen zählten ungefähr gleich viele Einheiten.

      Dem standen etwa 17.000 baronietreue Arkonidenschiffe gegenüber. Die Situation war also keineswegs entspannt.

      Aro Ma-Anlaan schätzte die strategische Kompetenz Pekkut Pebus, des Oberbefehlshabers der Invasionsflotte in Thantur-Lok, als äußerst hoch ein. Auf Dauer gegen ihn zu bestehen, würde nicht einfach sein.

      2.

      Vergangenheit: Flucht vor dem Posizid

      Die Antigravschächte, Materietransmitter und Expresslifte waren außer Betrieb. Wir mussten Sunset Beta zu Fuß durchqueren.

      Um schneller voranzukommen, nahm ich Evlyn Kurum huckepack und sicherte sie mit dem linken Handlungsarm. Auf den Boulevards und Plätzen herrschte reger Betrieb, obwohl die Holoreklamen erloschen waren und die Notbeleuchtung nur mattes Dämmerlicht spendete.

      Etwa ein Viertel der Rollstege funktionierte noch. Man machte uns bereitwillig Platz, auch in den durchsichtigen Transportröhren.

      Von der Galerie, einer in Form eines Kunstfelsens erbauten Luxus-Appartementanlage am Rande der Kuppel, gelangten wir zum Venusianischen Garten. Er lag im rötlichen Halbdunkel der untergehenden Sonne, da die bunten Lampiongirlanden desaktiviert waren. Die berühmten, künstlerisch gestalteten Springbrunnen und Wasserspiele hatte man ebenfalls abgeschaltet.

      Wir passierten den in einer Flussschleife liegenden Eispalast, einen Wohnturm, dessen Grundriss und vielfältig verzweigte Geschosse an Schneeflocken erinnerten. Über die im Winkel von 45 Grad geneigte Verbindungsröhre erreichten wir schließlich die Zitadelle.

      *

      Die Krisensitzung war bereits in vollem Gang.

      Bürgermeister Olec Tau begrüßte Evlyn und mich mit einem Kopfnicken. Ich signalisierte ihm, keine Rücksicht auf uns zu nehmen und einfach fortzufahren.

      Das Wort hatte gerade Gamo Ordaboy, der Leiter der Metapositronischen Abteilung. »... eine völlig neue Art Virus freigesetzt, das sich durch die Hyperfunkkanäle rasend schnell in den interstellaren Datennetzen ausbreitet. Perfiderweise reist es mit denselben Nachrichten, die vor ihm warnen oder von den verursachten Schäden berichten.«

      »Als da wären Löschung oder Veränderung fast aller Daten in den Speichern der befallenen Rechner«, ergänzte Odette Buhesh, die Sicherheitschefin der Stadt. »Es gibt bereits einen Namen für das Phänomen: ›Posizid‹.«

      »Ist es so schlimm?«, fragte ich.

      »Die Technosphäre der gesamten Milchstraße scheint dem Untergang geweiht. Niemand kennt ein Gegenmittel. Auf zahlreichen betroffenen Planeten herrscht nackte Panik.«

      »Wir haben daher veranlasst«, sagte der Bürgermeister, »dass in ganz Sunset City die positronischen Anwendungen und insbesondere der Datenaustausch auf das absolut lebensnotwendige Minimum gedrosselt werden. Hyperfunk empfängt nur noch eine Kurierkorvette als Relaisschiff im Orbit.«

      »Die empfangenen Meldungen werden per Bote weitergegeben«, ergänzte Buhesh. »Als Nacherzählungen oder Briefe, damit sie garantiert keine verborgenen Mikro-Konstrukte enthalten können.«

      »Trotzdem ist es vermutlich bereits zu spät«, sagte Stanislao DeHaan, der führende Hyperphysiker von Sunset City. »Zumal eine andere Theorie davon ausgeht, dass die Schadprogramme schon über längere Zeit hinweg verbreitet wurden. Bis vor Kurzem hatten sie unbemerkt in den Rechnern geschlummert. Dann wurde sie aktiviert, durch eine Art flächendeckenden Triggerimpuls.«

      Eine solche kryptische Cyberwaffe, führte er weiter aus, könnte sich den Positroniken gegenüber als Gastprogramm ausgegeben haben. Es blieb zunächst unauffällig, eine geduldete Geringfügigkeit. Eventuell tarnte es sich als hilfreicher Symbiont, der das eine oder andere Verfahren beschleunigte oder eleganter durchführen ließ.

      Sobald diese scheinbar substanzlose Marginalie aber getriggert wurde, entstand ein Virus mit gewaltiger destruktiver Kraft. Teilweise zerstörte es auch die Betriebssysteme

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