Atlan 547: Deccon gegen Deccon. Falk-Ingo Klee

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Atlan 547: Deccon gegen Deccon - Falk-Ingo Klee Atlan classics

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einfach etwas – nicht nur ihr, sondern auch mir. Ich weiß, dass ihr genauso empfindet, deshalb verspreche ich euch, alles in meiner Macht stehende zu tun, diesem Zustand ein Ende zu bereiten.«

      Wieder kam Beifall auf.

      »Natürlich kann unser Unbehagen über den derzeitigen Zustand nicht Selbstzweck sein. Tausende der Unsrigen befinden sich an Bord – auch Atlan. Wir müssen ihm und den anderen einfach zu Hilfe eilen, das ist unsere Pflicht. Seit etwa zwei Monaten haben wir keinen Kontakt zur SZ-2. Ich weiß nicht, mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hat, doch wir werden das klären. Wer auch immer versucht, eine Teileinheit zu bedrängen, wird es mit der ganzen SOL zu tun bekommen.«

      Niemand wusste, dass der falsche High Sideryt zu ihnen sprach, und niemandem ging auf, dass eine Politik der Stärke propagiert wurde, die den Realitäten nicht entsprach. Der Angriff der Ysteronen-Station hatte das deutlich gemacht. Eher beiläufig ging der Hüne darauf ein.

      »Es hat sich gezeigt, dass unsere derzeitige Position nicht ungefährlich ist. Wenn wir diesen Standort verlassen und der SZ-2 folgen, hat das gute Gründe, erfüllt aber auch gleichzeitig noch den Zweck, die Rumpf-SOL einer denkbaren weiteren Auseinandersetzung zu entziehen. Mein Bestreben und oberster Leitsatz ist es, dass die SOL wieder zu einer Einheit wird. Unsere Heimat muss wieder symmetrisch werden!«

      Das Aufzeichnungsgerät schaltete ab. Das feine Klicken ging im allgemeinen Jubel unter. Begeistert wurde die Entschlossenheit des High Sideryt gefeiert. Zumindest vorerst hatte er der Teil-SOL wieder eine Zukunft, ein Ziel gegeben – die Vereinigung mit der abgekoppelten Kugel.

      »Ich nehme alles zurück, was ich in der letzten Zeit Negatives über den High Sideryt gesagt habe«, brabbelte Nangt ten Syl. Er kniff die Augen zusammen. »Ich wusste gar nicht, dass du eine Zwillingsschwester hast, Bora.«

      »Ich habe auch keine. Was redest du denn da, Nangt?«

      »Helzut hatte Recht, die SOL dreht sich.« Der Buhrlo stand auf, er schwankte. »Ich werde nachsehen, was es damit auf sich hat.«

      »Was hast du vor?«

      Die Frau versuchte, ihn festzuhalten, doch er entwand sich ihrem Griff.

      »Warte es ab, Bora!«

      Schwankenden Schrittes entfernte sich der Mann. Sie wollte ihm nacheilen, doch ihre Popularität verhinderte das. Um sie herum hatte sich ein regelrechter Kordon gebildet, der nicht ohne weiteres zu durchbrechen war. Freunde, Bekannte und Mitstreiter umringten sie.

      »Mach keine Dummheit!«, rief sie, dann verlor sie ten Syl aus den Augen, weil die Umstehenden sie derart stark in Anspruch nahmen.

      Der Gläserne kümmerte sich nicht um das, was um ihn herum vorging. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, nachzusehen, warum sich die SOL drehte, und er wollte es vom Raum aus tun. Dass dieses Vorhaben in seinem derzeitigen Zustand den sicheren Tod bedeuten würde, ging ihm nicht auf. Mit der Beharrlichkeit des Betrunkenen machte er sich daran, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

      Torkelnd hielt er auf den Ausgang zu, dabei hatte er Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Mal kreiste alles um ihn, dann wieder verschwamm die Umgebung vor seinen Augen oder er sah doppelt. Auch die Beine wollten ihm manchmal einfach den Dienst versagen. Halt suchend krallte er sich dann an Personen oder stützte sich an Tischen ab, wobei er mehr als einmal Gläser und Flaschen umriss, ohne es zu merken.

      Endlich stand er draußen auf dem Gang. Erleichtert lehnte er sich an die Wand und schloss die Augen, riss sie aber sofort wieder auf, weil der Boden zu rotieren begann. Als er erschreckt nach unten blickte, war alles wie immer.

      »Hier stimmt doch was nicht«, stieß er undeutlich hervor. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund, doch der Nebel in seinem Gehirn wich nicht, dafür hätte er um ein Haar das Gleichgewicht verloren. »Aber ich werde es herausfinden.«

      Nangt ten Syl stützte sich ab, wartete, bis er das Gefühl hatte, sicher zu stehen und tappte dann den Flur entlang. Er kam nur langsam voran. Das lag nicht nur an seinem unsicheren Gang, bei dem es auch schon mal einen Schritt zurück ging, sondern vor allem daran, dass sein Wahrnehmungsvermögen deutlich getrübt war und die Perspektiven verzerrt wurden. Mal hatte er den Eindruck, dass der Korridor sich krümmte oder verengte, dann wieder sah er ihn mehrfach und verschwommen; mal verformte sich die Decke und ließ die Lichter tanzen, oder Wände und Boden kreisten.

      Mehrmals kam er zu Fall und hatte dann jedes Mal erhebliche Mühe, wieder in die Senkrechte zu kommen. Es dauerte eine Weile, bis ihm endlich aufging, dass es das beste war, sich an der Wand entlangzutasten. Das ging auch ganz gut, bis er auf eine Nische traf. Bevor die Information, dass seine Hände ins Leere fassten, vom Gehirn verarbeitet wurde, hatte er bereits den Halt verloren und stürzte vornüber. Den Schmerz nahm er nicht wahr, als er mit dem Kopf anschlug.

      Der Wunsch, einfach liegen zu bleiben und zu schlafen, wurde schier übermächtig, doch er kämpfte dagegen an und rappelte sich wieder auf. In seinem umnebelten Hirn hatte sich die fixe Idee festgesetzt, nachzusehen, was mit der SOL war.

      Der Bezirk, in dem er sich nun aufhielt, war menschenleer. Anfangs hatte er noch einige Freunde und Bekannte getroffen, allerdings auf ihre Ansprechversuche nicht reagiert. Da die anderen ebenfalls nicht mehr ganz nüchtern waren, hatten sie sich nicht weiter um ihn gekümmert und angenommen, dass ten Syl sich in seine Unterkunft begeben wollte. Sie ahnten nicht einmal, was er wirklich vorhatte, denn sonst hätten sie ihn notfalls mit Gewalt vor einer solchen Dummheit bewahrt.

      Der Buhrlo wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war, aber er erkannte, dass er von seinem Ziel nicht mehr weit entfernt war. Sein Ziel – das war eine kleine Personenschleuse, die bei Reparaturarbeiten an der Außenhaut benutzt wurde und einen Ausstieg besaß, der sich von Hand betätigen ließ. Er wusste nicht, ob es einen Kontakt gab, der das Öffnen in der Zentrale anzeigte, es war ihm auch egal.

      In seinem Zustand bereitete es ihm erhebliche Mühe, die richtigen Schalter zu betätigen, doch endlich öffnete sich das Schott. Taumelnd betrat er die Kabine.

      Sein Versuch, die Schleusenpumpe in Betrieb zu nehmen, scheiterte. Er probierte es noch mehrmals, bis ihm dämmerte, dass er etwas falsch gemacht haben musste. Mit stierem Blick betrachtete er die winzige Kontrolltafel, die er in doppelter Ausfertigung sah und die zugleich vor seinen Augen verschwamm. Es dauerte fast eine Minute, bis ihm die Bedeutung des roten Warnlichts aufging.

      »Klarer Fall von Fehlbedienung«, brabbelte er vor sich hin. »Zuerst ist der Durchlass wieder zu schließen.«

      Unsicher tastete er über die Schaltelemente. Das Schott schloss sich wie von Geisterhand bewegt. Als er es nun erneut versuchte, sprang auch die Absauganlage an. An einem Manometer war abzulesen, dass der Luftdruck rapide sank.

      Der Körper eines Buhrlos ist – wie jeder andere lebende Organismus auch – eine höchst komplizierte und komplexe Einheit, filigran und doch verzahnt, sensibel und robust zugleich.

      Man wusste genau, was sich im Körper abspielte, kannte die Zusammenhänge von Leib und Seele, wusste über Hormone und Stoffwechsel Bescheid, aber verstandesmäßig erfassbar war es eigentlich nicht.

      Dieses Konglomerat aus über neunzig Prozent Wasser (H2O), anderen Molekülen, Elementen und Verbindungen daraus war – wollte man es trotz richtigem Mischungsverhältnis nachvollziehen – tote Materie, doch von der Natur zusammengesetzt war es Leben. Alles war fein ausgewogen, alles war genau austariert, und alles funktionierte trotz minimalem Einsatz optimal.

      Eine Drüse, die eine zusätzliche Hormonmenge in der Größe eines

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