Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton

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Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband) - Uwe Anton Perry Rhodan-Taschenbuch

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solche Zuschauermassen gebaut. Die Veranstalter des Schaukampfturniers wollten so viele Hathors wie möglich mitnehmen und hatten die Zuschauerkapazität rücksichtslos erhöht, die Sperrsitzreihen für die Tefroder zusammengerückt und die Logen für Extremweltbesucher verkleinert.

      Raye Corona fühlte sich einerseits abgestoßen von den Kämpfen, andererseits konnte sie sich der brutalen Faszination, die sie ausstrahlten, nicht entziehen. Sie verabscheute die schiere Gewalttätigkeit, das maskuline – und eigentlich völlig sinnlose – Messen der Kräfte, das Blut, das floss, und die Verletzungen, die es zu behandeln galt.

      Gleichzeitig hingegen schienen diese Aktivitäten tatsächlich irgendwelche Duftstoffe auszuschütten, Pheromone, Lockstoffe, die bis in ihr Innerstes griffen und sie auf eine Weise ansprachen, die sie selbst anwiderte. Sie mochte es sich nicht eingestehen, aber irgendwann hatte sie Gefallen an den Kämpfen der Forrils gefunden.

      Nein. Keinen Gefallen, eher ...

      Sie wusste es nicht. Vielleicht ein animalisches Interesse.

      Und sie saß bei diesen Kämpfen zu allem Überfluss in der ersten Reihe.

      Was tue ich eigentlich hier?, fragte sich Raye Corona. Ich bin Medizinerin, mit dem Schwerpunkt Implantat-Chirurgie. Ich bin darauf spezialisiert, Tefroder, aber auch Angehörige anderer Völker mit maschinellen, computerisierten Implantaten zu versorgen, und kein Feldscher, den es irgendwie auf ein archaisches Schlachtfeld verschlagen hat, auf dem er mehr Schaden als Nutzen anrichtet.

      Sie seufzte leise. Sie wusste genau, was sie hier tat. Mit 21 Jahren war sie eine der jüngsten Medizinerinnen, die im letzten Jahrtausend in Hathorjan zur Praxis zugelassen worden waren. Genkonditionierung hin, Hypnoschulung her – um in so frühen Jahren tatsächlich Lebewesen behandeln zu dürfen, war durchaus einiges an Begabung erforderlich.

      Sie durfte zwar schon praktizieren, aber ihre Ausbildung war längst noch nicht abgeschlossen. Oder ihre Fortbildung. Sie musste Erfahrungen gewinnen, aus erster Hand Angehörige fremder Völker kennen lernen und sie auch behandeln, wenn sich die Gelegenheit dazu bot.

      Und wann bot sich schon mal die Gelegenheit, einen Forril zu behandeln?

      So gut wie gar nicht. Diese seltsamen Wesen hatten ursprünglich als Techno-Sklaven der Maahks auf einer Ausweichstation der Weltraumbahnhöfe der Methanatmer gelebt. Nachdem sie vor fast 2500 Jahren während des Kriegs gegen die Meister der Insel befreit worden waren, waren sie erst einmal dort geblieben. Dann jedoch waren sie in die Fänge gewisser Veranstalter geraten, über deren Moral und Ethik Raye nicht nachdenken wollte. Sie hätte sich nur sinnlos aufgeregt.

      Seitdem zogen die Forrils durch Hathorjan und boten auf zahlreichen Welten, zumeist aber im Randgebiet, ihre traditionellen Kämpfe dar. Und vor einigen Jahren waren diese Veranstaltungen so richtig in Mode gekommen.

      Die meisten Sippen hatten sich geweigert, ihre Heimat zu verlassen. Sie zogen es vor, weiterhin in den etwa 3000 Raumschiffen zu leben, die auf der riesigen Station gestrandet waren und die sie zu einem obskuren, stadtähnlichen Gebilde verschweißt hatten.

      Aber sie hatten einzelne Angehörige ausgeschickt, die in der großen, weiten Galaxis Hathors verdienen und direkt wieder in Technologie investieren sollten, die wiederum die Lebensqualität der zurückgebliebenen Sippenangehörigen verbessern sollte. Und die leichteste Möglichkeit, schnelles Geld zu machen, war das Angebot eines Sportveranstalters gewesen, der die Forrils ihre traditionellen Kämpfe vor Publikum abhalten ließ. Wobei dieser Veranstalter natürlich kräftig mitverdiente.

      Der Haken dabei war: Der Kampf der Sippen untereinander war seit Jahrtausenden Lebensinhalt der Forrils. Hier ging es nicht darum, den Zuschauern eine Schau zu bieten, hier ging es hart zur Sache. Deshalb waren bei jeder Veranstaltung auch mehrere Mediker anwesend.

      Raye ließ den Blick durch die Wettkampfkuppel schweifen. Auf den fünf Bühnen des erhöhten Podests im Zentrum fand vor dem großen Endkampf, dem Höhepunkt des Abends, zurzeit ein eher uninteressantes Zwischenprogramm statt. Eine Gruppe von Twonosern versuchte mit nur geringem Erfolg, das Publikum bei der Stange zu halten.

      Die etwa zwanzig seltsamen Wesen jonglierten mit ihren jeweils beiden Armen und Rüsseln unterschiedliche Gebilde aus Formenergie, die explodierten und sich in reale Energie umwandelten, wenn sie sie versehentlich fallen ließen. In Feuer, das etwa zehn Sekunden lang loderte und den Artisten keine schwerwiegenden, aber durchaus schmerzhaften Verletzungen zufügen konnte. Nichts, was man nicht innerhalb von wenigen Minuten mit einem entsprechenden Verband ohne Nachwirkungen heilen konnte, was aber verdammt weh tat, wenn man ihm nicht ausweichen konnte. Und die Twonoser hatten sich vertraglich verpflichtet, die Bühne sogar bei solchen Fehlversuchen nicht zu verlassen.

      Die Wesen faszinierten Raye irgendwie. Sie erreichten dieselbe Größe wie ein durchschnittlicher Tefroder, die Beine und der Rumpf waren durchaus humanoid geformt. Aber schon die zwei dünnen Schulterarme wichen von der Norm ab: Sie waren etwa einen halben Meter lang und wirkten zerbrechlich, ebenso wie die kleinen, weißen, vierfingrigen Hände. Auf dem starken Hals, der kaum noch als solcher zu erkennen war, saß ein 40 Zentimeter langer kegelförmiger Kopf mit nur einem großen Facettenauge in der Mitte.

      Direkt unterhalb des Kopfes kamen zwei Rüssel, durch die die Geschöpfe atmeten. Jeder der Rüssel hatte vier kräftige Greiffinger, die wesentlich stärker als die Hände der verkümmerten Arme waren.

      Dort auf der Bühne versuchten lediglich Weißrüssel, die immer schneller rotierenden Sphären aus Formenergie an einer Berührung mit dem Boden zu hindern.

      Typisch, dachte Raye.

      Das Gesellschaftssystem der Twonoser war in drei Kasten aufgeteilt, die der Rot-, Blau- und Weißrüssel. Die Twonoser wurden in ihre Schicht hineingeboren, gleich nach Geburt wurde ihnen die Zeichnung der entsprechenden Kaste eingefärbt, eine Prozedur, die in regelmäßigen Abständen wiederholt werden musste. Nur die unterste Schicht behielt die natürliche Farbe ihrer Rüssel, weiß. Je niedriger die Kaste, um so schlechter waren die Lebensbedingungen. Im Lauf der Zeit war das Ritual der Einfärbung tabuisiert worden, so dass keine der unteren Kasten auf die Idee kam, sich die Rüssel einzufärben.

      Doch nicht diese Teilung in drei Kasten faszinierte Raye am meisten, sondern das seltsame Schicksal dieser Spezies.

      Die Meister der Insel hatten die Twonoser vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden ausgerottet. Doch vor knapp 900 Jahren waren sie wie durch ein Wunder wieder in Hathorjan aufgetaucht. Rund zwanzig Milliarden Twonoser hatten eine vorübergehende Bleibe in einer vorgelagerten Kleingalaxis gefunden. Maahks wie Tefroder hatten sich um dieses Volk gekümmert, das gar nicht wusste, wie ihm geschehen war. Und in den über acht Jahrhunderten, die seitdem vergangen waren, hatte sich das Leben der Rüsselwesen erst ansatzweise normalisiert. Noch immer ging der Aufbau einer sinnvollen Kultur nur schleppend voran.

      Die Twonoser waren Entwurzelte, die sich ihre Beine von explodierenden Kugeln aus Formenergie verbrennen ließen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Je länger die Pause dauerte, desto mehr Kugeln explodierten. Die Darbietung kam trotzdem nicht besonders gut an. Die Zuschauer johlten zwar, wenn die Twonoser hüpften und sprangen, um den Flammen auszuweichen, doch immer mehr ungeduldige Rufe wurden laut.

      Raye hatte den Eindruck, dass das Publikum tatsächlich Blut sehen wollte.

      Die beiden Forrils, die es bis in die Endrunde – den Höhepunkt des Abends – geschafft hatten, ließen noch auf sich warten. Wahrscheinlich pflegten sie ihre Wunden und sammelten alle Kräfte für den letzten Kampf.

      Warum tue ich das?, fragte sich Raye

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