Perry Rhodan 26: Kontrollstation Modul (Silberband). Clark Darlton
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 26: Kontrollstation Modul (Silberband) - Clark Darlton страница 25
Bradon machte ein paar Schritte auf den Offizier zu. »Aber ich bin doch Herr meiner eigenen Sinne«, protestierte er. »Ich kann immer noch frei entscheiden.«
Auf Redhorses kantigem Gesicht erschien ein schwaches Lächeln.
»Sind Sie glücklich, Chard?«, fragte er.
Verwirrt breitete Bradon die Arme aus.
»Ja«, sagte er.
»Sehr glücklich?«
»Ich weiß nicht, was das bedeuten soll«, brachte Bradon hervor. Er versuchte, Redhorses scharfem Blick auszuweichen. Schließlich gab er zögernd zu: »Also gut, Captain! Ich bin sehr glücklich! Ist das ein Fehler?«
Ohne sichtbare Kraftanstrengung stand Redhorse auf. Obwohl seine Bewegungen träge wirkten, erkannte man die Leichtigkeit, mit der er sie ausführte.
Vor Bradon machte Redhorse halt.
»Dieses Glücksgefühl wird sich noch steigern, Chard«, sagte er. »Sie und die drei anderen werden vor Wohlbefinden zu träumen beginnen. Auch ich bin dagegen nicht gefeit. Die Gleamors schläfern uns ein. Sie wenden die unglaublichste Methode gegen ihre Feinde an, von der ich bisher gehört habe: sie sind zum Erbrechen freundlich und hilfsbereit.«
Bradon spürte den verhaltenen Zorn in Redhorses Stimme.
»Ist es ein Verbrechen, freundlich zu sein?«, fragte er.
»Sie unterwerfen sich«, sagte Redhorse. »Sie machen sich zu Sklaven, bereit, jede noch so erniedrigende Arbeit auszuführen. Und dabei lachen und singen sie, als würde ihnen die ganze Sache Spaß machen. Wahrscheinlich warten sie nur darauf, bis wir satt, müde und glücklich unsere Waffen wegwerfen und voller Erwartung zu ihnen kommen. Dann, Bradon, dann wird das bittere Erwachen für uns kommen.«
»Ihr Misstrauen kann ich nicht teilen, Sir«, beharrte Bradon auf seiner Meinung.
»Sie sind bereits so weit, dass Sie die Sumpflandschaft dort draußen für ein Paradies halten«, sagte Redhorse. »Käme jetzt eine Riesenschlange aus dem Morast, wären Sie bereit, sie für einen harmlosen Regenwurm zu halten. Das hat die unwahrscheinliche Nächstenliebe der Gleamors fertiggebracht.«
Redhorse sah erschrocken, dass seine Worte bei Bradon keine Resonanz fanden, es war, als spräche er gegen eine Wand. In seinem Leben war Redhorse unzähligen Menschen begegnet, und er besaß einen sicheren Instinkt für ihre Gefühle. Bradon, das spürte der Captain, fühlte nichts als verständnislosen Zorn, wie ein Kind, dem man ein Spielzug wegnehmen will, das man ihm kurz zuvor geschenkt hat.
Schließlich sagte Bradon mit verkniffenem Gesicht: »Warum starten wir nicht, wenn Sie diesen Planeten für so gefährlich halten, Sir?«
»Wir sind gelandet, um den Hypersender der Meister der Insel zu finden«, sagte Redhorse. »Die Station befindet sich wahrscheinlich irgendwo im Tri-System. Gleam ist unsere einzige Chance, Anhaltspunkte zu finden.«
»Was wollen Sie jetzt unternehmen, Captain?«
»Ich werde die Mannschaft hier in der Jet zusammenrufen«, kündigte Redhorse entschlossen an. »Ich muss Ihnen allen verbieten, sich noch länger mit den Eingeborenen zu beschäftigen.«
»Wenn die Gleamors der Schlüssel zu diesem Sesam-öffne-dich sind, ist das keine kluge Entscheidung, Sir.«
Das, dachte Redhorse mehr erstaunt als ärgerlich, war eine offene Kritik. Er musste jetzt handeln, bevor es unmöglich wurde, die vier Männer von den Eingeborenen zu trennen.
»Folgen Sie mir!«, befahl er Bradon. »Wir gehen zum Lager hinüber.«
Gemeinsam verließen sie die Space-Jet. Es war später Nachmittag. Am Horizont zogen Regenwolken auf. Drückende Schwüle lag über dem Land. Einige Eingeborene sangen. Inzwischen war auch Surfat ins Lager getragen worden. Der Korporal hockte jetzt neben Gilliam und Doutreval und ließ sich füttern. Redhorse verbot Bradon, sich von den beiden wartenden Gleamors tragen zu lassen.
Bevor Redhorse und Bradon das Lager der Gleamors erreichten, begann das Erdbeben. Redhorse spürte das schwache Vibrieren des Bodens, mit dem sich das Beben ankündigte. Er blieb stehen und legte eine Hand auf Bradons Arm.
Der Boden zitterte wie ein erwachendes Riesentier. Redhorse sah, wie Bradon den Mund öffnete, ohne irgend etwas zu sagen. Die Eingeborenen im Lager sprangen auf. Verständnislos saßen die drei Raumfahrer zwischen den Gleamors.
Für einen Augenblick, vielleicht nur für eine Sekunde, beruhigte sich der Planet. Dann kam die zweite Welle. Der Stoß ließ Redhorse taumeln.
Vor seinen Augen begann alles zu wackeln, als beobachte er seine Umgebung durch zersprungenes Glas. Bradon stieß einen schrillen Warnruf aus. Mit gespreizten Beinen stand Redhorse da, sich seiner Hilflosigkeit gegenüber diesen Naturgewalten bewusst. Die Hälfte der Gleamors fiel zu Boden, als habe sie eine unhörbare Salve niedergestreckt. Noch immer saßen Gilliam, Doutreval und Surfat auf ihren Plätzen. Vor ihnen lagen Stoffbeutel mit essbaren Pilzen.
Plötzlich verschwand ein Teil des Pilzwaldes aus Redhorses Blickfeld. Bei einer Varietévorführung hatte Redhorse einmal gesehen, wie ein Magier seine Partnerin von der Bühne hatte verschwinden lassen. Still und blitzschnell hatte sie sich unter den Händen des Zauberkünstlers aufgelöst. Daran musste der Captain jetzt denken. Auch das Waldstück war mit einer unheimlichen Geschwindigkeit verschwunden.
Nur langsam wurde sich Redhorse der Tatsache bewusst, dass die Pilzbäume in eine klaffende Bodenspalte gestürzt waren. Das Beben wurde heftiger. Redhorse hatte das Gefühl, als stoße ihm jemand eine Faust in die Magengrube. Im Eingeborenenlager herrschte völlige Verwirrung. Die Gleamors fielen zu Boden und versuchten immer wieder aufzustehen. Sie torkelten durcheinander, ohne ein sichtbares Ziel zu haben, nur von ihrer Angst getrieben. Ihr Selbsterhaltungstrieb war also weitaus besser entwickelt, als Redhorse zunächst geglaubt hatte. Der Captain fragte sich, warum er ausgerechnet jetzt solche Überlegungen anstellte.
Hinter sich hörte er einen Entsetzensschrei. Er fuhr herum. Der Boden bäumte sich unter ihm auf und schleuderte ihn einige Meter seitwärts. Im Fallen sah er die Space-Jet. Sie war seitwärts in eine kleinere Spalte abgerutscht. Zwei der Landestützen waren verbogen und ragten wie die Krallen eines toten Riesenvogels gen Himmel. Bis auf die Kanzel war der gesamte Diskus von Schlamm, Erde und zerfetzten Pflanzen bedeckt.
Bradon lag zwischen Redhorse und der SJ-4C. Er hatte den Kopf gehoben und blickte unverwandt zur Jet hinüber, als könnte er jede weitere Gefahr durch seine Blicke bannen. Redhorse kroch über den bebenden Untergrund auf den Offiziersanwärter zu.
Bradon blickte sich zu ihm um. Sein Gesicht sah seltsam alt und zerfallen aus. Das Moos hatte zu schäumen begonnen. Die nach Pfefferminz riechende Substanz klebte an Bradons Uniform. Redhorse wollte Bradon ermutigend zulächeln, doch er brachte nur ein verzerrtes Grinsen zustande. Die Erschütterungen ließen nicht nach. Inmitten des Sumpfes entstanden einige Geysire. Metergroße Blasen stiegen an die Oberfläche und zerplatzten.
Die heftigen Stöße erschütterten Redhorses Körper. Bradon wippte wie eine Stoffpuppe vor ihm auf und nieder, beide Hände in das schäumende Moos gekrallt. Die Space-Jet wackelte, als wäre sie aus Pappe. Bradon schrie: »Die Jet, Sir!«
Redhorse kroch weiter über das klebrige Moos auf den jungen Raumfahrer