Frühstück am Eiffelturm. Sylvie C. Ange
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Читать онлайн книгу Frühstück am Eiffelturm - Sylvie C. Ange страница 6
André klopfte Eric auf die Schulter. »Liest du neuerdings Romane, oder wo hast du diesen poetischen Ausdruck her. Tief schlafendes Herz – Deines ist ganz bestimmt hyperaktiv.«
Eric legte seinen Kopf schief und grinste. »Natürlich, mein großer Bruder lenkt ab. Er ist viel zu beschäftigt, um zu erkennen, wann sein Herz spricht. Du solltest dich wieder mehr um dich und deine Bedürfnisse kümmern. Salut.« Er zwinkerte ihm zu und verließ den Raum.
André fuhr mit den Fingern durch sein Haar, trank sein Glas leer und sah aus dem Fenster. Eric hatte ihn durchschaut. Kate Hamilton gefiel ihm. Er mochte intelligente Frauen, die dennoch zurückhaltend und natürlich wirkten. Ob Kate Hamilton anders als Chantal war? Bitterkeit stieg in ihm hoch, als er an die Frau dachte, von der er überzeugt war, dass sie ihn liebte.
Ihr schönes maskenhaft perfektes Gesicht konnte ihren wahren Charakter nur kurze Zeit vertuschen. Schnell verdrängte er den unschönen Gedanken, aber so ganz wollte ihm dies nicht gelingen. Chantal hatte ihn von Anfang an belogen. Plötzlich fragte er sich, ob er sie je geliebt hatte. Wäre sie wirklich die Frau gewesen, mit der er sich ein Leben vorstellen hätte können?
In der Fensterscheibe spiegelt sich schemenhaft sein Spiegelbild. Im Gegensatz zu Eric war er nicht der Typ für oberflächliche Beziehungen, obwohl es ihm an Angeboten dieser Art nicht mangelte. Die Damen fielen ihm förmlich um den Hals, aber er war auch real genug, um zu erkennen, dass das Vermögen und der damit verbundenen Lebensstil der Bergeracs nicht unattraktiv wirkte.
Plötzlich fühlte er sich seltsam befreit. Er kam immer mehr zu der Erkenntnis, dass er sich nur eingebildet hatte, Chantal zu lieben. Kate Hamilton hatte bewirkt, dass er nach einem Jahr zu dieser Einsicht kam. Ihre Ausstrahlung, ihre ganze Erscheinung weckten in ihm tiefe Gefühle. Gefühle, die er diesmal nicht ignorieren wollte. Zumindest nicht ganz. Vielleicht war die Zeit gekommen, um alte Gedanken loszulassen und sein Herz aus dem Tiefschlaf zu befreien, wie Eric so poetisch und spöttisch bemerkte. Er musste endlich wieder klarer sehen.
André starrte auf das leere geschliffene Glas, in dem noch ein kleiner Rest Cognac war. Er fühlte sich zwar befreit und er konnte von sich sagen, dass er mit so gut wie allen Situationen souverän fertig wurde, doch die Gedanken an Chantal riefen erneut einen Rest von Ärger hervor, der noch immer irgendwo tief in ihm vergraben war.
Kate spürte etwas Warmes an ihrem Arm. Sie schlug die Augen auf und blickte in das drollige Gesicht einer schwarzweißen Katze, die es sich im Bett gemütlich gemacht hatte.
»Na so was, was machst du hier?« Die Antwort war ein sanftes Schnurren. Kate schlug die Bettdecke zur Seite, stand mit einem Schwung auf und erforschte auf bloßen Füßen den Raum. Wie im Traum, dachte sie. Die aufgehende Sonne sandte ihre Strahlen durch die Fenster des Zimmers, wanderten über den weißen Schrank, ließen die kleinen rosa Rosen des Bettüberwurfs leuchten. Auf dem Tisch stand eine Vase mit Rosen, die denen auf dem Überwurf fast glichen. Durch das geöffnete Fenster drang frischer, würziger Duft. Über all dem hing auch der Wohlgeruch der Rosen, die sie von ihrem Fenster in Hülle und Fülle in präzisen Anordnungen sehen konnte.
Aus ihrem Elternhaus in Cornwall war die Aussicht ebenso herrlich gewesen, aber von ihrem derzeitigen Apartment, das in Leeds lag, hatte sie nur Sicht auf ein Backsteinhaus. Die alte Dame, die ihr jeden Tag vom Fenster aus gegenüber zuwinkte, war der einzige Lichtblick, der sie etwas aufmunterte.
Kate streckte sich, und die Katze tat es ihr gleich. Sie lachte. »Du hast es gut, kannst noch ein wenig ausruhen, aber ich muss mich beeilen, sonst komme ich wieder zu spät. Am ersten Arbeitstag ist das überhaupt nicht gut.« Aber anstatt sich zu beeilen, öffnete sie das große Flügelfenster, beugte sich hinaus und ließ ihre Blicke schweifen. Die Natur hatte hier die Gelegenheit sich üppig auszubreiten. Die ganze Landschaft, die ihr zu Füßen lag, zeigte sich in den verschiedensten Färbungen. In der Ferne lagen Hänge und Ebenen, bei denen es sich um die Weingärten und Olivenplantagen handeln musste.
»Hast du ein Glück, Katze. Du kannst den ganzen lieben langen Tag durch diese herrliche Landschaft wandern. Nicht wahr? Bedeutet dein Miauen ja oder nein?« Es klopfte und gleich darauf kam Odette mit einem Tablett in den Raum.
»Ich bringe Ihnen Frühstück, Mademoiselle. Monsieur lässt ausrichten, dass er Sie in einer halben Stunde im Büro erwartet.«
»Merci.« Als Odette die Tür hinter sich schloss, ließ Kate sich mit einem duftenden noch warmen Croissant wieder auf das Bett fallen und streichelte die Katze. »Weißt du, dass du im Paradies wohnst, Katze?«
Kate ging die Treppe hinunter. Das Château wirkte leer. Kein Mensch weit und breit. Aber bei der Größenordnung war dies auch keine Wunder. Gut für ihr Vorhaben. Demnach würde es wohl einfacher sein, als gedacht. Sie musste so bald als möglich mit der Suche nach diesem ominösen Bild beginnen. Ob sie in Anbetracht dieses riesigen Anwesens Erfolg haben würde, sei dahingestellt. Der Plan ihrer Tante war detailliert, aber so umfangreich, dass sie kaum daran glaubte, mit ihrer Suche erfolgreich zu sein. Wenn sie das Bild nicht fand, dann musste sie ihr derzeitiges Leben so weiterführen. Nein, verdammt nein! Das würde sie auf keinen Fall tun. Wehmütig dachte sie, wie fast andauernd, an ihr Elternhaus. Mit dem Erbe ihrer Tante könnte sie das Anwesen zurückkaufen und sie bräuchte nicht mehr auf den fixen Job im Museum warten. Der Termin zögerte sich aus allen möglichen Gründen immer wieder hinaus. Restauratoren mit ihrem Spezialgebiet waren derzeit nicht sehr gefragt.
Warum nur tauchte nun das Gesicht von André Bergerac in ihren Gedanken auf? Er brauchte nicht in ihrem Kopf herumzugeistern, sie würde ihn gleich sehen. Sie atmete tief durch, versuchte ein Lächeln, klopfte und ging in das Büro.
Es war niemand in dem riesigen, lichtdurchfluteten Raum, der mit den engen Büros, die Kate kannte, nichts gemein hatte. Eine Tasse Tee, aus der es intensiv nach verschiedenen Früchten duftete, stand auf dem Schreibtisch. Kate drehte sich in alle Richtungen. Jetzt hatte sie die Gelegenheit alles genauer anzusehen. Sollte sie es wagen? Sie betrachtete die Utensilien auf dem Schreibtisch, der sehr aufgeräumt wirkte. André Bergerac liebte Ordnung, das war nicht zu übersehen. An der freien Wand hingen einige riesige Bilder impressionistischer Maler. Die großen Schränke sahen sehr interessant aus. Hinter den zahlreichen Schranktüren und Schubfächern verbarg sich sicher viel unnötiges Zeug, das nicht beachtet wurde. Aber so leicht hatte es ihr Tante Victoria sicher nicht gemacht. Sie wandte sich einem Glasschrank zu, in dem eine beachtliche Sammlung Miniaturskulpturen stand. Sie beugte sich hinunter, um die untersten Figuren zu betrachten.
»Gefallen sie Ihnen.«
Kate fuhr hoch, schwankte und landete geradewegs in Andrés Armen. Sie hatte ihn nicht kommen hören. Wie fatal. Wenn sie nun einen der Schränke geöffnet hätte. Nicht auszudenken. Sie musste besser aufpassen. Seine Miene wirkte amüsiert, aber in seinen Augen flackerte für Sekunden ein verlockendes Licht. Schnell machte Kate sich frei.
»Pardon, Monsieur.«
»Habe ich Sie schon wieder erschreckt?«
»Nein, nein … alles in Ordnung. Ich finde Ihre Skulpturensammlung sehr beeindruckend«, wich Kate aus.
»Ich habe leider kaum Zeit meine Sammlungen ausreichend zu bewundern. Irgendwann einmal werde ich dahinterkommen, dass ich versteckte Schätze besitze, die ich noch gar nicht richtig betrachtet habe. Die meisten Skulpturen sind Geschenke meines Bruders. Er reist oft rund um den Erdball und bringt die unglaublichsten Dinge mit. Zuletzt brachte er eine ziemlich scheußlich aussehende Inka-Fruchtbarkeitsgöttin mit überdimensionalen Brüsten mit.«
Kate verschränkte plötzlich die Arme und dachte an die erste Begegnung mit André. Ein Schauer lief über ihren Rücken, als sie an die brennenden Spuren