Frühstück am Eiffelturm. Sylvie C. Ange

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Frühstück am Eiffelturm - Sylvie C. Ange

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die Uhr. »Vermutlich eine Vorliebe vieler Frauen. Meine Mutter hat ebenfalls ein Faible für solche filigranen Kostbarkeiten. Bei Gelegenheit zeige ich Ihnen die Sammlung, wenn Sie möchten.«

      »Gerne. Werde ich Ihre Mutter kennenlernen?«, hakte sie nach und fragte sich im gleichen Moment, ob sie zu neugierig wirkte.

      »In der nächsten Zeit leider nicht. Sie hat sich vor Kurzem aus dem Geschäftsleben zurückgezogen und beschlossen die Welt zu bereisen. Mein Vater starb vor drei Jahren. Das hat sie zunächst völlig aus der Bahn geworfen, aber sie hat sich nach und nach erholt.«

      Kate dachte daran, dass es bei ihren Eltern genau umgekehrt gewesen war. »Es ist schrecklich, wenn man mit ansehen muss, wie jemand leidet. Meinem Vater erging es so, als meine Mutter starb.«

      André berührte kurz ihren Arm und Kate kam zu der Erkenntnis, dass sie den Verstand verloren haben musste, denn diese kleine Berührung weckte ein Gefühl der Vertrautheit in ihr. In seinem Blick lag eine seltsame Mischung aus Frage und Amüsement.

      »Alles in Ordnung? Sie wirken eine wenig abwesend, oder bringt sie etwas durcheinander?«

      Verflixt. War ihr Mienenspiel so leicht zu durchschauen? Sie straffte ihre Schultern. »So schnell bringt mich nichts durcheinander.« Bisher war das auch so. Er hatte etwas an sich, das sie in Trance zu versetzen schien.

      »Für einen Moment sahen Sie etwas abwesend aus, aber sicher habe ich mich getäuscht. Können wir? Sind Sie bereit für die Gemälde und ihren neuen Arbeitsbereich?«

      Sie nickte und fragte sich, warum er sie so eingehend ansah. Sie war garantiert nicht der Typ Frau, die ihn anzog? Vermutlich sah sie in seinen Augen ziemlich langweilig aus.

      »Nun, was meinen Sie? Was sagt Ihr geschulter erster Blick zum Zustand der Bilder?«

      »Um Ihnen genauere Informationen geben zu können, muss ich jedes Bild genauer untersuchen. Bei einigen Gemälden genügt es die oberflächliche Verschmutzung zu entfernen, damit sie wieder die ursprüngliche Farbkraft erhalten. Bei einigen fürchte ich, dass sich Mikroorganismen im Material angesiedelt haben. Wie bei diesem hier.« Kate zeigte auf einige Stellen eines großen Landschaftsbildes.

      »Hört sich schlimmer an, als ich gedacht habe. Was bedeutet das?« André krauste die Stirn.

      »Leider bedeutet es, dass der Bildträger brüchig ist. Daran sind Mikroorganismen, wie Bakterien und Schimmelpilze schuld, die man entfernen muss. Vielleicht ist auch nötig das Raumklima zu regulieren. Hier in der Galerie scheint hohe Luftfeuchtigkeit zu sein. Und wie ich sehe, beginnt sich bei einigen Gemälden das Gewebe rund um die Spannnägel durch Oxidation zu zersetzen. Hier muss man chemische Stoffe einbringen, um den Prozess zu verlangsamen. Teilweise werde ich eine Doublierung machen müssen.«

      Plötzlich glättete sich Andrés Stirn und er grinste. Kate war irritiert. »Es scheint Ihnen nicht viel auszumachen, dass die Bilder so beschädigt sind.«

      André lachte, legte seine Hand auf ihren Arm und führte sie weiter.

      »Doch es macht mir sehr viel aus. Ich hätte mich schon viel früher zu einer Restaurierung entschließen müssen.«

      »Sie sehen aber gar nicht so aus, als ob Sie die Schäden stören.« Kate spürte, dass sich der Druck auf ihrem Arm verstärkte. Die Berührung irritierte sie erneut, denn es fühlte sich an, als würde seine Hand Impulse über ihren ganzen Körper verteilen und sie unter Strom setzen. Wie stellte er das nur an? Georges Kuss hatte ihr nicht einmal Gänsehaut verursacht, geschweige denn, hatte sie seine Berührung elektrisiert.

      André blieb vor einer Tür stehen. Sein Blick war durchdringend. »Eigentlich fände ich es gut, wenn alle Bilder Schäden aufweisen würden.«

      Kate versuchte seinem intensiven Blick standzuhalten. »Warum wollen Sie denn das? Sie sollten froh sein, dass nicht mehr beschädigt ist.«

      »Mehr Schäden bedeuten, dass Sie länger bleiben müssen, und ich führe gerne aufschlussreiche Gespräche mit interessanten Menschen.«

      Kates Pulsschlag beschleunigte sich. Wie sollte sie diese Antwort verstehen? War sie nur eine Form von Höflichkeit oder … fühlte er sich zu ihr hingezogen? Hingezogen … träumst du Kate, fragte sie sich spöttisch. Vielleicht fühlte er etwas, aber dies, was immer es für ein Gefühl sein mochte, war bestimmt oberflächlich und auf Zeit begrenzt. Warum sollte sich André Bergerac auch gerade für sie interessieren? Das war abwegig. »Dann haben wir etwas gemeinsam. Auch ich mag interessante Menschen.«

      Seine Hand wanderte von ihrem Arm auf die Schulter, und er ging mit ihr in den Raum, der eine Weile ihr Arbeitsbereich sein würde. Beim Anblick der umfangreichen Ausstattung stellte Kate fest, dass sie sich auf die Arbeit freute. Dieses zunehmende angenehme Gefühl bereitete ihr hingegen Sorge, denn sie genoss in vollen Zügen seine Berührungen, die sie so sehr aufwühlten, auch wenn sie beschlossen hatte, ihn für oberflächlich zu halten. Das passte nicht in den Plan. Damit hatte sie nicht gerechnet.

      Warum war André Bergerac auch nicht so, wie ihr Vater reiche Leute beschrieben hatte? Alles wäre wesentlich einfacher, wenn er ein alter, unsympathischer, eingebildeter Griesgram wäre. War er aber nicht. Er war unverschämt sympathisch, besaß einen umwerfenden Charme, in den man sich verfing. Er war ein Mann, der … aufhören, protestierte Kate, und versuchte ihre Gedanken zum Schweigen zu bringen. Er war kein Mann für Frauen wie sie. Punkt. Sie musste sich einfach vor Augen halten, dass sie nicht hier war, um sich zu verlieben, was sowieso völlig albern wäre. Sie war in eine Rolle geschlüpft, um die sonderbaren Bedingungen eines Testaments zu erfüllen. Und diese Rolle hatte sie zu spielen. Sie musste ihr Vorhaben nun durchziehen, und niemand konnte sie daran hindern. Wirklich nicht?

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