Die großen Eroberer. Helmut Neuhold
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die großen Eroberer - Helmut Neuhold страница 5

Auf dem Rückweg überfiel der Kriegerkönig mit 1.000 Elitekämpfern Musasir, das im Grenzgebiet zwischen Assyrien und Urartu lag. Er erbeutete enorme Schätze, da die Herrscher von Musasir große Reichtümer angehäuft hatten, und ließ die gesamte Bevölkerung verschleppen.
Babylon, das bereits unter der Kontrolle der Assyrer gestanden hatte, hatte während der Wirren um den Machtwechsel von Salmanassar V. zu Sargon II. die Unabhängigkeit erringen können und beharrte nun auf seiner Autonomie. Sargon gestand den Babyloniern zunächst in einem Friedensvertrag diese Unabhängigkeit zu, da er sich als noch nicht stark genug für einen erfolgreichen Waffengang mit ihnen fühlte. Doch er verlor den Plan einer erneuten Unterwerfung der Babylonier nie aus den Augen. Als ihm im Jahre 710 v. Chr. die Gelegenheit günstig erschien, ging Sargon in die Offensive und unterwarf das Babylonische Reich in mehreren Feldzügen. Babylon wurde schließlich besetzt und der babylonische König floh in das Reich Elam. Erst nach dem Tod Sargons wagte er es, den Versuch einer Rückeroberung zu unternehmen.
Historisch ungeklärt ist weiterhin, ob es Sargon oder sein Vorgänger Salmanassar V. gewesen ist, der das israelitische Königreich Samaria eroberte. Die Bibel setzt sich zwar sehr intensiv mit den Assyrern als Feind auseinander, dabei bleibt aber unklar, ob es sich bei dem erwähnten assyrischen König um Sargon oder seinen Vorgänger handelt. Höchstwahrscheinlich hat Salmanassar das Königreich Samaria zunächst nur seiner Herrschaft unterworfen und zu Tributzahlungen verpflichtet, während Sargon nach dessen Tod das Gebiet vollends eroberte und zu einer assyrischen Provinz machte. In einem Text von Sargon ist zu lesen: „Die Samarier, die gegen meinen königlichen Vorgänger Groll hegten und, um keine Untertänigkeit zu bezeugen und keinen Tribut zu liefern, Krieg führten – in der Kraft der großen Götter, meiner Herren, kämpfte ich mit ihnen. 27.280 Einwohner nebst Streitwagen und den Göttern, auf die sie vertrauten, rechnete ich als Beute … Leute aus Ländern, die ich mit meiner Hand erobert hatte, ließ ich darin einziehen. Einen General stellte ich als Statthalter über sie ein und zählte sie zu den Bewohnern Assyriens.“
Vielleicht starb Salmanassar sogar während der Kämpfe gegen die Israeliten, was den Machtwechsel in Assyrien zu dieser Zeit erklären würde. Tatsache ist jedenfalls, dass Sargon in der Bibel keinen guten Ruf genießt.
Im Jahre 711 v. Chr. musste Sargon einen neuen Aufstand in Palästina niederschlagen, er eroberte das Land der Philister und verleibte es als Provinz Asdod dem Assyrischen Reich ein. In seinen Aufzeichnungen zum Jahr 709 v. Chr. berichtet Sargon, er habe die „Sieben Königreiche“ auf der Insel Ia im Gebiet von Atnana (vermutlich Zypern) bezwungen.
Der assyrische König verwirklichte einen sehr ambitionierten Plan, als er sich eine neue, eigene Hauptstadt erbauen ließ. Die Arbeiten an Dur-Scharrukin („Die Burg des Sargon“) hatten bereits 717 v. Chr. begonnen und konnten mit Hilfe der Beute aus Sargons Kriegszügen laufend fortgeführt werden. Der König hatte die Besitzer des für den Bau vorgesehenen Gebietes nicht enteignet, sondern ihnen Grund und Boden ordnungsgemäß abgekauft. Als Arbeiter wurden in erster Linie Kriegsgefangene und Deportierte eingesetzt. Die reichlich vorhandenen Urkunden zur Baugeschichte dieser neuen Stadt lassen erkennen, wie groß der logistische Aufwand dabei war und wie perfekt die Administration funktioniert haben muss. Allein die Versorgung der vielen Arbeiter dürfte eine ähnlich große Anstrengung erfordert haben wie beim Bau der ägyptischen Pyramiden.
Als die neue Residenz im Jahre 706 v. Chr. eingeweiht wurde, überführte man die Kultbilder der bedeutendsten Götter von Assur in die neue Hauptstadt. Alle hochrangigen Persönlichkeiten des Reiches und viele Abgesandte ausländischer Herrscher nahmen an dieser prunkvollen Zeremonie teil. Der König hatte die neue Kapitale als Abbild des Kosmos entworfen. Die einzelnen Tore und Mauerabschnitte waren nach Göttern benannt, der Königspalast und die Tempel der wichtigsten Gottheiten standen auf einer künstlichen Terrasse hoch über der Stadt. Die Ausstattung der Hauptgebäude zeigte alles an Pracht, was zu jener Zeit nur möglich war. Doch hatte die Stadt ein trauriges Schicksal: Nach dem Tod Sargons sank sie zum Sitz des Provinzgouverneurs herab und verlor rasch viel von ihrem Glanz.
Im Jahre 705 v. Chr. unternahm Sargon II. einen Feldzug gegen die Kimmerer im Iran. Dabei wurde er, anscheinend aus dem Hinterhalt, getötet und konnte von seinen eigenen Leuten nicht geborgen und bestattet werden, was nach assyrischem Glauben bedeutete, dass dem Toten der Eintritt in die Unterwelt verwehrt blieb. Diese offensichtliche Schmach, mit dem das Leben des ruhmreichen Kriegerkönigs endete, war für Sargons Gegner offenbar eine große Genugtuung. So spielt auch das „Triumphlied über den Sturz des Weltherrschers“ in Jesaja 14 darauf an.
Sargons Sohn Sanherib, der die Thronfolge antrat, gab die neue Hauptstadt, deren Bau noch nicht ganz vollendet war, auf und machte Ninive zu seiner Residenz. Er scheint ein fähiger Nachfolger gewesen zu sein, war er doch schon zu Lebzeiten seines Vaters häufig als dessen Stellvertreter tätig geworden und hatte in dessen Auftrag viele Herrscherfunktionen erfüllt. Er galt als tatkräftig, sorgsam und umsichtig. So folgte auf einen großen und fähigen Herrscher ein ebenso fähiger Sohn, was in der Geschichte relativ selten ist.
ALEXANDER DER GROßE
(356 v. Chr.–323 v. Chr.)
Auf die Frage nach dem erfolgreichsten Eroberer aller Zeiten wird sehr oft der Name Alexanders III. von Makedonien genannt. Ohne Zweifel geht von dem wagemutigen Makedonenkönig, der innerhalb weniger Jahre Eroberungen in einem bis dahin unvorstellbarem Ausmaß machte und ein riesiges Reich hinterließ, eine ganz eigene Faszination aus. Mit ihm tritt für uns der Typus des großen Eroberers endgültig in das Rampenlicht der Geschichte.
Alexander wurde im Jahre 356 vor Christus geboren. Sein Vater Philipp war seit 359 v. Chr. König von Makedonien. Er hatte in einer der dunkelsten Stunden Makedoniens die Macht übernommen und seinen Staat zu bisher nie gekannter Größe geführt. Dazu schuf er eine sehr schlagkräftige und verhältnismäßig große Armee. Man könnte ihn mit gutem Grund einen „Soldatenkönig“ nennen. Er sollte nach seinem Tod ein Heer hinterlassen, das dem Sohn als perfektes Instrument für seine Eroberungen diente. Und er hinterließ Alexander ein Makedonien, das die Vorherrschaft innerhalb der griechischen Staatenwelt errungen hatte.
Abgesehen von einigen Legenden ist nur wenig über die Kindheit und Jugend Alexanders bekannt. Er wurde jedenfalls, gemeinsam mit einigen Gleichaltrigen, von dem berühmten Philosophen Aristoteles in Philosophie, Kunst und Mathematik unterrichtet, was wohl mit ein Grund dafür war, dass Alexander die griechische Kultur sehr bewunderte.
Alexanders Mutter, Olympia, hatte großen Einfluss auf ihren Sohn. Sie war eine sehr starke Persönlichkeit, die auch vor Intrigen und Mord nicht zurückschreckte, um ihren Sohn auf den Königsthron zu bringen. Durch seinen Feldzug nach Asien konnte sich Alexander schließlich ihrer Einflussnahme zu entziehen.
Alexander zeichnete sich militärisch schon in recht jungen Jahren aus, als er mit seinem Vater in den Krieg um die Vorherrschaft in Griechenland zog, der in der Entscheidungsschlacht von Chaironeia am 2. August 338 v. Chr. seinen Höhepunkt erreichte. In dieser Schlacht zeigte der junge Prinz, an der Spitze der adeligen Reiterei, großes militärisches Geschick und Mut im persönlichen Einsatz. Er hat sich damit wohl auch in den Augen der mächtigen Kriegerkaste Makedoniens als Thronfolger qualifiziert.
Die