Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen

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Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen Fürstenkrone

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was nutzt das alles, wenn ein Menschenskind sich Hals über Kopf verliebt hat? Nichts!«

      Graf Tihany schluckte und schwieg betroffen.

      »Wenn es Sie überhaupt noch interessiert, Graf«, fuhr der Baron überlegen fort, »will ich Ihnen kurz berichten, woher Elga Sie kannte.«

      Er erzählte von der Begegnung auf der Post.

      »Bei Elga war es sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Sie hoffte, Sie bei Ihrer Stiefmutter zu sehen, und kam extra deswegen von Erlau nach Hause zurück. Nun, Sie blieben diesem Abendessen bei der Gräfin fern und schrieben ihr auch, warum. Diesen Brief las die Gräfin meiner Tochter vor, und Elga war sicher, dass Sie sie ablehnten, wenn Sie wüssten, wer sie war. Sie wollte Ihnen mit diesem Schwindel beweisen, dass sie ein natürlicher Mensch ist, der sich nicht scheut, zu arbeiten.

      Ich habe sie von Anfang an gewarnt, aber es war schon zu spät. Und den Kredit haben Sie natürlich auch zum Teil der Fürsprache meiner Tochter zu verdanken. Aber ich bitte Sie inständigst, darüber hinwegzusehen! Elga wollte Ihnen die Wahrheit schonend und vor allem noch vor dem Gartenfest beibringen. Sie hoffte, dass Sie ihr verzeihen würden. Ihre Stiefmutter ist dazwischengekommen, was niemand ahnen konnte.

      Sie sind mit Recht empört, das kann ich Ihnen nachfühlen. Und Ihr Verhalten auf dem Gartenfest hat uns auch gezeigt, dass für Sie diese Angelegenheit erledigt ist. Wir akzeptieren Ihren Entschluss. Sie brauchen sich mir und meiner Familie gegenüber keinesfalls verpflichtet zu fühlen, nur weil Ihnen meine Bank einen Kredit eingeräumt hat.«

      Er sah den jungen Grafen an und stellte befriedigt fest, dass seine Worte ihn wie Peitschenhiebe trafen.

      »Ich habe meiner Tochter dringend geraten, die Konsequenzen aus Ihrem Verhalten am Abend des Gartenfestes zu ziehen«, fuhr der Baron sicher und weltmännisch fort, »und Elga hat mir versprochen, es zu tun. Sie wird in der kommenden Woche zu Verwandten ins Ausland reisen. Damit ist Ihnen und auch meiner Tochter ein peinliches Wiedersehen erspart. Ich hoffe, dass ich völlig in Ihrem Sinn die Sache ins Reine gebracht habe. Das Ganze war der unüberlegte und gewagte Schritt eines jungen verliebten Mädchens, das auf diese Weise Gegenliebe erzwingen wollte. Ich habe ihr das gesagt und hinzugefügt, dass jeder Mensch eben einmal eine solche Enttäuschung erleben muss, um reifer zu werden. Ich setze alle Hoffnung in die Vernunft meiner Tochter und hoffe, dass sie bei ihrer Rückkehr aus dem Ausland das Ganze überwunden hat. Elgas kleiner Schwindel Ihnen gegenüber und Ihre Rache auf dem Gartenfest, ich glaube, das gleicht sich nun aus, Graf. Wir sollten nicht mehr darüber sprechen. Übrigens ist die kleine Lindemann ganz reizend. Eine Jugendliebe, wie ich vermute?«

      Graf Tihany war noch wie benommen von dem eben Gehörten. Er zuckte zusammen, als der Baron diese Frage an ihn richtete.

      »Nein«, stammelte er, »wir kennen uns nur von Kindheit an.«

      Ein Kloß saß in seiner Kehle, sodass er die Worte nur stockend herausbrachte. Er wollte noch weitersprechen, aber der Baron wechselte sofort auf das geschäftliche Thema über und kam mit keiner Silbe mehr auf die Sache zurück. Er besah sich den Zustand des Schlosses, stellte Fragen und riet dem Grafen, dies oder jenes zu tun.

      Dann bat er, sich die Grundstücke ansehen zu dürfen. Und jedes Mal wenn der Graf während der Fahrt durch das Gelände anfangen wollte, auf das Fest und seine Empfindungen für Elga zurückzukommen, stellte der Baron eine sachliche Frage über Ackerbestellung oder Viehzucht.

      Graf Tihany spürte betroffen, dass der Baron an die Sache mit seiner Tochter offenbar nicht mehr erinnert werden wollte. Er war wie erschlagen und antwortete manchmal so zerstreut und ungeschickt, dass der Baron ihn verwirrt ansah.

      Die Besichtigung dauerte den ganzen Vormittag. Und als sie schließlich beendet war, hielten sie Ausschau nach Baron Albert und Fräulein Lindemann. Diese waren jedoch nicht zu finden, und der Graf musste schließlich Herrn Braun in den Park schicken, um nach den beiden zu suchen.

      Baron Waldstein konnte sich eines amüsierten Lächelns nicht erwehren, was er jedoch geschickt verbarg. Der Graf kam ihm ziemlich konsterniert vor.

      Ob es nun wegen Fräulein Lindemann war oder wegen Elga, konnte er nicht entscheiden.

      Endlich, nach einer halben Stunde tauchten die beiden mit hochroten Köpfen und unter mehrmaligen Entschuldigungen auf. Fräulein Lindemann war verlegen und senkte den Blick. Baron Albert jedoch berichtete, dass sie eine kleine Kahnfahrt auf dem künstlichen Teich unternommen hätten und vorher im Park spazieren gewesen wären.

      »Ein schöner Besitz«, sagte er zu Graf Tihany.

      Die Waldsteins verabschiedeten sich sofort. Graf Tihany brachte sie bis zu ihrem Wagen. Er wollte noch etwas sagen, eine Erklärung abgeben, aber der Baron ließ ihn absichtlich nicht dazu kommen.

      »Wenn Sie geschäftliche Fragen haben, Graf, stehe ich zu Ihrer Verfügung«, sagte er beim Einsteigen. »In drei Wochen bin ich wieder in meiner Bank zu sprechen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Aufbauarbeit hier.«

      Wie benommen ging der Graf zurück. Margret stand in der Halle.

      »Bist du mir böse?«, fragte sie zaghaft, als er sie zerstreut ansah.

      »Warum?«, wollte er wissen.

      »Nun, ich dachte, weil ich spazieren war, anstatt etwas zu tun.«

      Er lachte knapp auf.

      »Aber du hast doch Ferien. Außerdem kannst du tun, was du willst. Der junge Baron ist nett, nicht wahr?«

      »Ja, sehr. Er hat bedauert, dass ich so früh vom Fest wegging. Ich sagte ihm, dir sei nicht wohl gewesen.« Sie trat nahe zu ihm. »Sandor, darf ich mir erlauben zu fragen, was mit dir los ist? Ist es eine andere Frau? Sage es mir bitte.«

      »Ich kann nicht darüber sprechen. Bitte, nimm es mir nicht übel«, entgegnete er und wandte sich ab.

      »Aber es ist eine andere Frau, nicht wahr?«

      Er gab keine Antwort, sondern ging die Treppe hinauf zu seinem Arbeitszimmer. Margret sah ihm nach. Sie glaubte jetzt genug zu wissen.

      Sandor saß hinter seinem Schreibtisch und hatte den Kopf in die Hände gestützt. Jedes Wort des Barons hatte ihn wie ein Hieb getroffen. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er sich in Erlau unmöglich benommen hatte, dass er seinem Zorn und seiner Rache freien Lauf gelassen und sich damit Elgas Liebe restlos verscherzt hatte.

      Sie hatte ihn geliebt, jetzt wusste er es aus dem Mund ihres Vaters. Sie hatte sich in ihn verliebt, ehe seine Stiefmutter überhaupt davon wusste. Aber konnte er denn anders reagieren auf diesen vermeintlichen Verrat?

      Durfte er Elga fortlassen, ohne vorher noch einmal mit ihr gesprochen zu haben? Konnte er noch die vage Hoffnung hegen, dass die Familie Waldstein ihm verzeihen werde?

      *

      Die nächsten beiden Tage waren für Graf Sandor furchtbar. Er sprach kaum ein Wort, ließ sich nur kurz auf seinem Grundbesitz sehen und ging aufgewühlt in seinen Privaträumen umher, um zu einem Entschluss zu kommen.

      Am dritten Tag in aller Frühe, setzte er sich in seinen Wagen und fuhr nach Erlau. Mochte kommen, was wolle, er war bereit, sich zu demütigen.

      Vor der steinernen Brücke hielt er und stieg aus. Das Hauptportal war noch geschlossen. War sein Eindringen am frühen Morgen nicht taktlos und eines Grafen unwürdig?

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