Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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sich auf der ruhigen Wasseroberfläche des Sees.

      »Ein schöner Ort ist das hier«, stellte Karsten fest.

      Michaela nickte. »Net wahr? Ich war hier früher schon immer recht gern. Tagsüber konnte man hier jede Menge Spaß mit anderen Jugendlichen haben, und abends, da war man meistens allein, war dies der perfekte Platz, um mal in aller Ruhe nachzudenken.«

      »Ja, das kann ich mir vorstellen. Muss schön sein, einen solchen Platz zu haben.«

      »Hatten Sie den denn nie?« Michaela sah ihn fragend an. »Ich mein’, auch in München gibt’s doch Plätze, an denen es ein bisserl ruhiger ist, oder net?«

      »Doch, sicher. Aber ich hab’ mir halt nie die Zeit genommen, mal für mich zu sein und über so einiges nachzudenken. Für mich gab’s immer nur die Karriere, für was anderes war da kein Platz.«

      »Ja, das kenne ich. So ähnlich ging’s mir die letzten Jahre auch.«

      Sie sah ihn an, und in diesem Moment hatte sie nur noch den Wunsch, in seinen wundervollen blauen Augen zu versinken. Einen Augenblick herrschte Stille zwischen den beiden jungen Leuten, sie sahen sich nur an und schwiegen dabei.

      Dann begann es plötzlich zu regnen.

      »Oje«, sagte Michaela. Zwar hatten sie im Radio schon seit Tagen ein heftiges Unwetter angekündigt, dass es jetzt aber so überraschend kam, damit hätte sie dann doch nicht gerechnet. Eben war der Himmel doch noch sternenklar gewesen! »Jetzt werden wir wohl ganz schön nass, wie?«

      »Komm schnell«, sagte er, nahm ihre Hand und zog Michaela mit sich. Die junge Frau verharrte kurz. Diese Berührung löste in ihr etwas aus, das es in ihrem ganzen Körper kribbeln ließ.

      Karsten eilte mit ihr zu den Bäumen, die weiter hinten standen, dort konnten sie sich unterstellen. Doch während sie liefen, schüttete es bereits wie aus Eimern, und als sie den Unterschlupf endlich erreichten, waren sie doch schon ganz schön durchnässt.

      *

      Nebeneinander hockten die beiden sich auf den Boden, der im Schutz des Baumes trocken blieb, und sahen zu, wie es immer weiter regnete. Bald hatten sich überall große Pfützen gebildet, und die Luft roch nach Erde und Wasser.

      Als Michaela plötzlich lachen musste, blickte Karsten irritiert zu ihr herüber. »Was ist denn daran so lustig?«, fragte er.

      »Ich weiß selbst nicht«, antwortete Michaela, weiter amüsiert. »Irgendwie kommt mir das alles so unwirklich vor. Es erinnert mich an früher, als man einfach hin und wieder mal völlig verrückte Sachen gemacht hat. Als man halt noch net erwachsen war.«

      Jetzt nickte Karsten, und auch über seine Lippen huschte ein Lächeln. »Ja, ich muss Ihnen Recht geben. Das hat was.«

      Er sah sie einen Moment schweigend an, dann hob er seine rechte Hand und wischte ihr mit dem Zeigefinger die Regentropfen aus dem Gesicht. Ganz zärtlich, voller Gefühl.

      Michaela stockte der Atem. Plötzlich war ihr, als liefe es heiß und kalt zugleich durch ihre Adern. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihr Atem ging stoßweise.

      Tief sahen die beiden sich in die Augen. Keiner von ihnen war mehr fähig, auch nur ein Wort zu sagen. Sie saßen nur da und sahen sich an.

      Dann zuckte ein Blitz vom Himmel und erhellte die Umgebung für einen winzigen Augenblick, und Michaela fuhr unwillkürlich zusammen.

      »O nein«, stieß sie aus, »net auch das noch!«

      Kaum dass sie die Worte ausgesprochen hatte, bereute sie sie aber auch schon wieder. Ja, sie hatte Angst vor Gewittern, und das schon seit frühester Kindheit. Aber jetzt ärgerte sie sich darüber, denn schließlich war sie längst kein Kind mehr, sondern eine erwachsene Frau! Was sollte der Karsten denn jetzt von ihr denken? Wahrscheinlich würde er sie auslachen.

      Doch genau das tat er nicht. Stattdessen legte er ihr eine Hand auf die Schulter und sprach ihr beruhigend zu. »Keine Angst«, sagte er, »man soll sich zwar bei Gewittern net unter Bäumen aufhalten, aber dieses ist noch viel zu weit weg. Schauen S’, erst jetzt kommt der Donner.«

      Es krachte gewaltig, und wieder zuckte Michaela unwillkürlich zusammen. Dennoch fühlte sie sich jetzt, nach Karstens Worten, schon viel besser.

      Doch beim nächsten Blitz zuckte sie abermals zusammen – und dabei blieb es dieses Mal nicht. Schutz suchend schmiegte sie sich an Karsten, und der hielt sie fest, als wolle er sie nie wieder loslassen.

      Michaelas Körper bebte in seinen starken Armen, in denen sie das Gefühl hatte, sich so sicher und geborgen wie nie zuvor in ihrem Leben zu fühlen. Ganz kurz noch keimten Zweifel auf, als Karstens Mund sich dem ihren näherte, aber Michaela ließ es nicht zu, dass sie die Oberhand gewannen, und scheuchte sie fort.

      Ihre Lippen berührten sich, und Michaela schloss die Augen, vor denen plötzlich tausend Sterne zu explodieren schienen. Es war ein Feuerwerk der Sinne, und Michaela wünschte sich, dass dieser Augenblick nie vorüber ging.

      *

      Karsten dachte nicht mehr nach, folgte nur noch seinem Herzen. Als sich seine Lippen Michaelas Mund genähert hatten, hatte er noch kurz gezögert und sich gefragt, ob es das Richtige war, was er tat.

      Aber jetzt, in diesem Augenblick der Zweisamkeit, waren da keine Fragen mehr. Denn wie konnte etwas falsch sein, das sich so gut und so richtig anfühlte?

      Sanft küsste er Michaela und spürte, wie sie den Kuss genoss. Sie schmiegte sich noch enger an ihn, und nachdem sie seine Küsse zunächst nur zugelassen hatte, erwiderte sie sie nun auch.

      Karsten hatte nur noch einen Wunsch: Er wünschte sich, dass dieser Augenblick nie verging. Wie lange war es her, dass er sich einer Frau so nah gefühlt hatte? Viel zu lange.

      Doch sein Wunsch sollte sich nicht erfüllen, denn plötzlich und völlig unerwartet löste Michaela sich von ihm und wandte sich ab.

      »Nein!«, rief sie aufgeregt. »Ich kann das net!«

      Die Worte waren wie von allein aus Michaela herausgesprudelt. Jetzt sprang sie auf, und auch Kars­ten erhob sich.

      »Bitte«, wiederholte sie. »Ich kann das net.«

      Karsten hob abwehrend die Hände.

      »’s tut mir leid«, sagte er. »Wenn ich etwas falsch gemacht habe, tut es mir ehrlich leid. Ich wollte net…«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein«, sagte sie, »du hast nix falsch gemacht. Ganz im Gegenteil, wenn, dann war es meine Schuld. Aber du musst verstehen, dass das einfach net geht. Und jetzt möcht’ ich gern nach Hause.«

      »Natürlich.« Karsten nickte. »Wart’, ich bring’ dich zu deinem Wagen.«

      Doch sie schüttelte den Kopf. »Net nötig, wirklich. Ich würd’ das Stück gern allein gehen.«

      Mit diesen Worten fuhr sie auch schon herum und begann zu laufen. Jetzt endlich, da Karsten sie nicht mehr sehen konnte, ließ sie ihren Tränen, die sie die ganzen letzten Minuten seit dem Kuss unterdrückt hatte, freien Lauf.

      Als sie einige Zeit später zu Hause in ihrem Zimmer war,

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