Süffiger Single Malt für MacDonald. Frank Winter

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Süffiger Single Malt für MacDonald - Frank Winter Mord und Nachschlag

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Geld erstattete. MacDonald studierte weiter den Katalog. Gien Garioch war nicht vertreten, dafür aber alle anderen schottischen Single Malts des Beam-Suntory-Konzerns: Laphroaig, Ardmore und Bowmore. An der nächsten Auktion in drei Tagen würde er teilnehmen und gleich noch einige Telefonate machen. Master Blender Alastair Carnegie von der Whisky-Firma McVicar and Whitelaw in Glasgow war der Erste auf seiner Liste. Seit ihrem gemeinsamen Abenteuer in Pitlochry war er ihm noch mehr ans Herz gewachsen.3

      »Hier spricht Alastair Carnegie«, sagte sein Freund in einer Tonlage, die manchen Schauspieler neidisch machen würde.

      »Hallo, Alastair, ich bin es, Angus.«

      Pause. »Schön, deine Stimme zu hören, mein Freund.«

      »Kannst du gerade reden?«

      »Im Prinzip ja, aber lieber wäre es mir in fünf Minuten. Darf ich dich zurückrufen?«

      »Natürlich, überhaupt kein Problem. Ist mit deiner Nase alles in Ordnung?«, fragte MacDonald.

      Carnegie lachte. »Ja, Angus. Seit der Episode in Pitlochry hat es mich glücklicherweise nicht mehr erwischt. Toi, toi, toi. Bis gleich, mein Lieber.«

      Aus den fünf Minuten wurden zehn, fünfzehn, schließlich zwanzig.

      »Tut mir leid, dass ich dich so lange habe warten lassen. Geht es dir gut, Angus?«

      »Blendend, ja, sieht man von dem falschen Whisky ab, der in Umlauf ist.«

      »Äh, wie bitte?«

      »Ich habe in meinem Hotelzimmer zwei Flaschen Auchentoshan und eine Flasche Glen Garioch, jeweils als Imitat, stehen.«

      »Bist du auf Reisen?«

      »Schöne Vorstellung. Doch war es ein Wasserrohrbruch, der mich ins Braid Hills führte. Einer der drei Whiskys, von Auchentoshan, ist 24 Jahre alt. Die Verbrecher sind also in beiden Segmenten tätig.«

      »Woher weißt du, dass es dieselben Personen sind?«

      »Es ist nur eine Vermutung, Alastair. Warum ich dich anrufe: Hattet ihr bei McVicar and Whitelaw in der letzten Zeit Probleme mit gefälschtem Whisky?«

      »Angus, unsere Produkte verlassen das Haus nur nach strengsten Qualitätsprüfungen.«

      »Also nein? Das ist schön.«

      »Wo hast du die Flaschen gekauft?«

      »Die jungen Tropfen bei Kevin Wordie auf der High Street und den alten Auchentoshan in der Destillerie. Kannst du mir etwas Sachdienliches mitteilen, Alastair?«

      »Mit Imperial Whiskys kennst du dich als Edinburgher besser aus.«

      »Auchentoshan? «

      »Eigentlich dürfte ich es dir nicht sagen. Auchentoshan erwarb ein großes Kontingent an raren Whiskys. Solche, die sie selbst nicht mehr besaßen. Die Authentizität ist zum Teil, hm, zweifelhaft.«

      »Bei wem wurde denn gekauft, bitte?«

      »Gute Frage. Nach allem, was ich weiß, waren es einzelne Personen, die ihre Sammlung veräußerten.«

      »Wie viele Personen? Zwei, drei, fünf?«

      »Das entzieht sich leider meiner Kenntnis.«

      »Könntest du nachfragen?«

      »Mehr wird der Herr mir nicht sagen, lebt er doch bereits in Angst. Wenn es mit der Destillerie den Bach runtergeht, verliert der Mann seinen Job und ob er in seinem Alter etwas Neues findet, ist fraglich.«

      »Wieso kauft Auchentoshan denn so viele alte Whiskys?«

      »Sie möchten die Flaschen verkaufen und wittern auch Morgenluft im Replika-Markt.«

      »Das hat uns gerade noch gefehlt.«

      »Was soll das heißen?«

      MacDonald, kein Fan von Replika-Whiskys, hatte Carnegies »Whisky für die Engel«, den wiederentdeckten Flaschen der Antarktis-Expedition von Shackleton nachempfunden, für einen Moment vergessen. Wie peinlich, wo er diesen Scotch doch liebte. »Ich, äh, meinte, auf Fälschungen können wir verzichten. Außerdem sind deine Kreationen nicht zu übertreffen.«

      »Replikas sind keine so schlechte Idee, Angus. Whiskys, die vor dem Krieg produziert wurden, bilden eine Klasse für sich. Damals gab es mehr Personal und Zeit. Das Mälzen der eigenen Gerste war Ehrensache und die Fermentation dauerte bis zu einer Woche. Verschiedene Hefen kamen zum Einsatz, Bäckerhefe, leichte Hefe, Brauerhefe. Sherryfässer waren Standard. Die Whiskys schmeckten unverkennbar ölig, nicht so stark torfig wie heute. Es war eine dezente, fragile Torfigkeit.«

      »Plant ihr einen Whisky in der Art?«

      »Eher nein, ich meine nur, das Projekt von Auchentoshan ist kein schlechter Einfall.«

      »Stimmt. Es wird allerdings schwierig sein, nach Fälschungen Replikas zu kreieren.«

      »Niemand hat gesagt, dass sie ausschließlich Fakes kauften.«

      »Wie hat man festgestellt, dass unter den Ankäufen Fälschungen sind? Mit Labortests oder durch eigene Expertise?«

      »Man vertraute wohl auf die eigene Anschauung. Aber Angus, ich habe dir bereits mehr erzählt, als ich durfte.«

      »Es gibt nicht allzu viele Personen, die bereits vor dem Krieg guten Whisky tranken und es immer noch tun. Wer erkennt also durch Augenschein, ob ein alter Whisky gefälscht ist? Beam-Suntorys Master Blender ist versiert, redlich noch dazu, nicht wahr?« Mehr war aus Carnegie nicht herauszubekommen. Das musste man akzeptieren. »Ich danke dir für das Gespräch, Alastair.«

      »Sehr gerne. Wie hast du den Geschmack der falschen Whiskys verdrängt? Mit Laphroaig?«

      »Exakt. Der Zehnjährige war mir eine große Hilfe.«

      »Natürlich. Angus, noch etwas …«

      »Ja?«

      »Da der Markt für seltene Whiskys ein verhältnismäßig junges Phänomen ist, könnte es theoretisch sein, dass zwei ältere Damen, sagen wir in Elgin, kürzlich ihre Keller mit seltenen Whiskys auflösten und an Auchentoshan verkauften.«

      Eine deutliche Kritik am Destillerie-Management, das sämtliche Flaschen vor dem Ankauf hätte überprüfen lassen müssen! Die Replika-Serie erklärte, warum die Firma sich wegen gefälschter Whiskys weder an die Polizei noch an die Scotch Whisky Asscociation wenden würde. Ob sie einen privaten Ermittler beauftragt hatten?

       »Ich muss verrückt sein. Oder war es der Whiskey?«

      F. Scott Fitzgerald (1896-1940),

      US-Schriftsteller

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