Heiteres rund um Gottes Bodenpersonal. Willi Fahrmann

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Heiteres rund um Gottes Bodenpersonal - Willi  Fahrmann

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      „Oma hat die Eier auch immer mit der Hand geschlagen“, antwortete Gret.

      „Oma hin, Oma her. Wenn die eine Küchenmaschine gehabt hätte, sie hätte sie ganz bestimmt eingesetzt. Meine Oma war nämlich stets für neue Ideen zu haben.“

      „Versuchen wir es“, sagte Hildegard Herbst.

      „Es gibt nur ein Hindernis“, wandte Fräulein Siebenbaum ein, „wir haben nämlich gar keinen Mixer im Pfarrhaus. Der Pfarrer meint, man dürfe sich nicht zu abhängig machen von der Technik.“

      Hildegard Herbst lachte und sagte: „Das sieht ihm ähnlich. Denn von der Technik hat er keine Ahnung. Wenn sein Auto mal streikt, dann öffnet er die Haube, schaut wütend auf den Motor und schimpft vor sich hin. Aber meist hilft das nichts.“

      „Und mir wollte er sogar einen automatischen Kerzenanzünder mit Flüssiggas beschaffen“, meinte Paul verwundert.

      „Wir werden es nicht daran scheitern lassen, dass unser Pfarrer die Technik aus der Küche verbannen will. Ich besitze eine sehr schöne Küchenmaschine. Meine Mutter hat sie mir vor ein paar Jahren vererbt. Ich verwende sie allerdings nur selten, denn sie ist für meinen Einpersonenhaushalt einfach viel zu groß“, sagte Hildegard Herbst.

      Dann ging es los. Die Eier wurden aufgeschlagen, das Weiße vom Gelben getrennt, und alles stand schließlich bereit. Der Brauprozess konnte beginnen. Hildegard Herbst wohnte in der Nachbarschaft. Deshalb dauerte es nur ein paar Minuten, bis sie die Küchenmaschine geholt hatte. Sie keuchte ein wenig, denn die Maschine war nicht leicht. Paul begutachtete das Gerät. Auf einem Unterteil, in dem der Motor untergebracht war, stand ein ziemlich großes, trichterförmiges Glas. Das war mit einem Kunststoffdeckel verschlossen.

      „Älteres Modell, wie?“, schmunzelte er. „Aber solide gebaut.“

      „Stimmt. Sie läuft ganz wunderbar.“ Hildegard blätterte in dem dazugehörigen Rezeptbuch, aber von Eierlikör war nichts erwähnt.

      „Ich nehme an“, sagte Paul, „wenn wir das Eigelb zwei Minuten schlagen lassen und die Maschine auf vollen Touren läuft, dann wird es gut sein.“

      „Ganz bestimmt“, sagte Hildegard Herbst. „Wir haben nämlich mal Spinat darin zerkleinert. Nur eine halbe Minute hat meine Mutter das Ding laufen lassen. Der Spinat sah anschließend aus wie grüne Lackfarbe. Keiner hat davon gegessen.“

      „Also los“, befahl Paul. Das Eigelb füllte das Gefäß zu zwei Dritteln. Paul setzte den Deckel auf das Glas. Der Pfarrer kam auch in die Küche, aber er brummte nur: „So, so, eine Küchenmaschine“, und schaute sich das Gerät interessiert an.

      „Haben Sie gesehen, dass man den Mixer auf zwei verschieden schnelle Touren stellen kann?“, fragte er.

      „Wir nehmen Stufe zwei“, entschied Paul. „Genau zwei Minuten soll die Maschine arbeiten. Ich werde auf meine Uhr schauen.“

      „Geben Sie das Einsatzkommando“, sagte der Pfarrer. „Ich werde einschalten.“ Offensichtlich war er fasziniert von dem Gerät.

      Paul wartete, bis der Sekundenzeiger seiner Armbanduhr auf die Zwölf zulief und rief dann: „Auf die Plätze, fertig, los!“

      Der Mixer brummte, kam auf Touren und sirrte durchdringend. Das Eigelb wallte im Trichter.

      „Noch keine zwei Minuten herum?“, fragte der Pfarrer ungeduldig.

      „Noch nicht einmal eine Minute ist vergangen“, antwortete Paul.

      „Scheint aber doch schon gut zu sein“, vermutete Fräulein Siebenbaum.

      „Zwei Minuten sind ausgemacht“, gab Paul zurück, ohne den Blick von seiner Uhr zu wenden. Vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte zu Pfarrer Schulte-Westernkotten hinübergeschaut. Vielleicht hätte er so das sich anbahnende dramatische Ereignis noch verhindern können. Pfarrer Schulte-Westernkotten vermutete nämlich auch, dass das Eigelb längst sämig zerrührt war, wie seine Haushälterin gesagt hatte. Er wollte das näher überprüfen und hob, ehe sich irgend jemand versehen hatte, den Kunststoffdeckel von dem Glastrichter.

      Starr stand er und blickte wie versteinert auf das, was sich nun ereignete. Das Eigelb wuchs in einer sich stetig verbreiternden Säule aus dem Glas, drehte sich, floss in Höhe des Küchen­schranks schirmförmig auseinander, schien einen Augenblick in der Luft stillzustehen und senkte sich dann nieder auf Tisch und Stühle, auf Schrank und Bank, auf Haar und Kleid. Nichts und niemand blieb unbesprüht. In langen Fäden tropfte das Eigelb vom Lampenschirm herab.

      Sprachlos schauten sich die Likörbrauer an. Der Pfarrer hielt immer noch den Deckel in der Hand.

      „Schalten Sie ab“, sagte Paul. „Die zwei Minuten sind längst herum.“

      Hildegard Herbst brach den Bann, schlug die flachen, klebrig gewordenen Hände gegeneinander, zog sie wieder auseinander und sagte: „Eineinhalb Minuten waren genug. Das Eigelb ist wunderbar sämig.“

      Und dann begann sie zu lachen, dass die Tränen kullerten. Erst wollte der Pfarrer sagen: „Nun seien Sie doch nicht so albern.“ Aber dann fiel sein Blick auf Fräulein Siebenbaum, die sich eine Haarsträhne aus der Stirn strich und jammerte: „Gestern war ich erst beim Friseur. Und nun ist alles für die Katz.“ Aber dann kicherte auch sie, Paul und Gret ließen sich anstecken, und endlich hatte auch der Pfarrer den Schock überwunden und lachte dröhnend.

      „Wir müssen alles abwaschen, bevor das Eigelb eintrocknet“, sagte Fräulein Siebenbaum, als sie wieder zu Atem gekommen war. Und so geschah es.

      Beide Duschen im Pfarrhaus liefen auf Hochtouren, Fräulein Siebenbaum lieh Gret, Paul und Hildegard einen buntgeblümten Kittel, und dann gingen sie mit Lauge und Leder ans Werk. Selbst Pfarrer Schulte-Westernkotten hatte sich eine Schürze umgebunden und wischte und schrubbte. Nach fast zwei Stunden blinkte die Küche wieder, und nichts klebte mehr. Fräulein Siebenbaum verschwand für eine Weile und kehrte dann zurück. In der Hand trug sie eine Flasche Eierlikör. Nicht vom selbst gebrauten, versteht sich. Aber geschmeckt hat er doch einigermaßen.

      Es war wirklich ärgerlich. In der Sakristei wurde gestohlen. Aus Jacken und Mänteln wurde seit Wochen Geld entwendet. Die Messdiener beklagten den Verlust eines Teils ihres Taschengeldes. Pfarrer Schulte-Westernkotten, der nie genau im Bilde war, wie viel Geld er eigentlich in seiner Geldbörse bei sich trug, vermisste eines Tages einen druckfrischen Hundertmarkschein. An den konnte er sich allerdings genau erinnern. Er hatte ihn eigens in die Tasche gesteckt, um ihn unauffällig an Frau Baum weiterzugeben. Die hatte zwar ihre drei Kinder für das Ferienlager angemeldet, aber Pfarrer Schulte-Westernkotten wusste, dass Adolf Baum seit über einem Jahr arbeitslos war.

      Genau dieser blaue Schein fehlte nun nach der Acht-Uhr-Messe. Wie bei den vorhergegangenen Diebstählen war nicht das ganze Geld aus der Börse genommen worden, sondern nur ein Teil. Eben einhundert Deutsche Mark.

      „Katholisch muss er sein, der Dieb“, knurrte der Pfarrer.

      Paul schaute ihn groß an. Der Pfarrer als messerscharfer Krimidenker, das war ein bisher unentdeckter Zug an dem geistlichen Herrn.

      „Wieso?“, fragte er also und kam sich vor wie Dr. Watson vor Sherlock Holmes.

      „Der hat noch

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